Lebensdaten
1890 – 1975
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Woodland Hills (Los Angeles, Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Filmproduzent ; Regisseur ; Drehbuchautor ; Schauspieler
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 124979513 | OGND | VIAF: 14967883
Namensvarianten
  • Thiele, Wilhelm J.
  • Thiele, William (seit 1933)
  • Thiele, William J.
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Quellen(nachweise)

Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Thiele, Wilhelm (bis 1933), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124979513.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Samuel Issersohn (1861–1920), aus Zagrobella (Galizien), Agent u. Kassierer, seit 1889 in Wien;
    M Johanna (1856–1942), aus Groß Meseritsch (Mähren), T d. Josef Spitz u. d. Rösy Gottlieb;
    2 B Bert(h)old Issersohn (1894–1972), Eugen (bis 1933 Issersohn) (1897–1938), Regisseur in Berlin (s. K. Weniger, Zw. Bühne u. Baracke, Lex. d. verfolgten Theater-, Film- u. Musikkünstler 1933–1945, 2008), 2 Schw (1 früh †) Ida Issersohn (1892–1966);
    1) 1916 Vladamira Ruzicka (Ps. Valeria Dohlen) (1889?–1928), Schausp., 2) 1930 (?) Barbara Ann Arlt (1907?-1994);
    2 S aus 1) Friedrich Wilhelm (Frederick William) (1919–2002), Ing., Johann (John) Christian (1923?–2004), Regisseur, S aus 2) Fred ( 2002), Ing., 1 T aus 2) Doris Rosemarie (1930–2013, 1] Richard Rush, * 1929, Regisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor in Hollywood,|2] James Taylor, Anwalt, Autor), Dramatikerin, Drehbuchautorin.

  • Biographie

    Anstelle des für ihn vorgesehenen Chemiestudiums zog es T. zur Bühne; 1908/09 schrieb er sich an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst ein. Durch den dt. Schauspiellehrer Ferdinand Gregori (1870–1928) erhielt er ein Burgtheaterstipendium, seine ersten Engagements führten ihn seit 1909 nach Karlsbad, Stuttgart und Hermannstadt. Im 1. Weltkrieg diente T. im niederösterr. Infanterie-Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4, wo er u. a. für die Inszenierung von Revuen zur Truppenbetreuung zuständig war. Seit 1918 Schauspieler und Spielleiter im böhm. Šluknov (Schluckenau), unterzeichnete er einen Vertrag als Spielleiter am Volkstheater in München. Anfang der 1920er Jahre begann T. in Wien zuerst als Darsteller, dann als Regisseur für den Stummfilm zu arbeiten, seine ersten Produktionen – Mischformen aus Bühne und Film – waren zeittypische Experimente. 1922 drehte er „Carl Michael Ziehrer, der letzte Walzerkönig“, ein „Lebensbild mit Film, farbigen Lichtbildern, Sologesang und Orchestermusik“, an dessen Entstehung der damals fast 80jährige Komponist Ziehrer (1843–1922) noch mitarbeitete. 1923 porträtierte T. mit „Franz Lehár, der Schöpfer der modernen Operette“ einen anderen zeitgenössischen Komponisten, der ebenfalls im Film mitwirkte. Seit Mitte der 1920er Jahre arbeitete T. zudem als Drehbuchautor und Regisseur in Berlin für die Ufa, wo er in der frühen Tonfilmzeit seine größten Erfolge verbuchte (Liebeswalzer, Die Drei von der Tankstelle, beide 1930, Die Privatsekretärin, 1931). Da vor der internationalen Anwendung der Synchronisation Filmproduktionen in fremdsprachigen Versionen nachgedreht wurden, adaptierte T. seine Erfolgsfilme auch für Frankreich und Großbritannien, darunter „Le bal“ (1931) und – frei nach Johann Strauß’ Operette „Die Fledermaus“ – „Waltz Time“ (1933). Zehn Jahre nach der ersten Zusammenarbeit mit Lehár drehte T. in Wien 1933 „Großfürstin Alexandra“ nach dessen Vorlage. Weitere Filmangebote konnte er seiner jüd. Herkunft wegen im dt.sprachigen Raum nicht mehr annehmen.

    1933 emigrierte T. in die USA, wo er 1934 von der „20th Century Fox“ nach Hollywood engagiert wurde. Der Mißerfolg seines Erstlingswerks „The Lottery Lover“ (1935) führte zu seiner Entlassung. Daraufhin nahm T. ein Engagement bei „Universal“ an; eine Regieassistenz- und Produzentenfunktion brachte ihn dort wieder in das von ihm geschätzte Operettenmilieu zurück: „The King steps out“ (1936), eine amerik. Version von Fritz Kreislers 1932 entstandener Operette „Sissy“. Achtungserfolge wie der Kurzfilm „Carnival in Paris“ (1937) verschafften T. Engagements bei „Metro-Goldwyn-Mayer“ und „RKO-Pictures“. In zwei vom US State Department angeregten Tarzanfilmen, „Tarzan Triumphs“ und „Tarzan’s Desert Mystery“ (beide 1943, Titelrolle Johnny Weissmüller) ließ er den Urwaldmenschen in Afrika gegen die dt. Wehrmacht kämpfen. Seine nächste Regiearbeit übernahm T. mit „The Madonna’s Secret“ (1946) erst nach dem Krieg, daneben stellte er u. a. für das State Department und die University of California Dokumentar- und Werbefilme her, bis er sich Anfang der 1950er Jahre dem aufstrebenden Medium Fernsehen zuwandte.

    1960 kehrte T. nach Deutschland zurück, um dort wieder Filme zu machen: „Der letzte Fußgänger“ mit Heinz Erhardt (1909–79), und „Sabine und die 100 Männer“ (beide 1960), ein Remake des amerik. Musikfilms „Hundred Men and a Girl“. Letztgenannte Produktion bot T. die Möglichkeit, noch einmal für das von ihm bevorzugte Musikgenre zu arbeiten, dabei unterstützt von Yehudi Menuhin und den Berliner Philharmonikern unter Ferenc Fricsay (1914–63). Abseits der obligaten Unterhaltungsthematik behandelte der Film auch dt. Nachkriegsschicksale, blieb jedoch – wie die weiteren Filme T.s dieser Jahre – ohne Erfolg. Die meisten Würdigungen seiner filmhistorischen Verdienste um das Genre des Musikfilms erfolgten postum, nachdem Filmhistoriker seit den 1990er Jahren T.s Pionierleistungen ihren entsprechenden Stellenwert zuerkannten.

  • Auszeichnungen

    A Filmband in Gold (1974).

  • Werke

    Weitere W u. a. Filme: Orientexpress, 1927 (Drehbuch u. Regie);
    Madame hat Ausgang, 1931 (Drehbuch u. Regie); – Fernseharbb.: Gastregien b. unterschiedl. Serien;
    zahlr. Inszenierungen f. Folgen d. hist. Anthologie „Cavalcade of America“, 1952–57, u. d. Abenteuerserie „The Lone Ranger“, 1954–55.

  • Literatur

    L C. Schnauber, W. T., störrisch u. zufrieden, in: NZZ v. 15. 4. 1982;
    K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992;
    R. Ulrich, Österreicher in Hollywood, 2004;
    Hdb. Exiltheater;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Personenlex. Österr.;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    H. Morgenstern, Jüd. Biogr. Lex.;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; CineGraph (W-Verz.)

  • Autor/in

    Günter Krenn
  • Zitierweise

    Krenn, Günter, "Thiele, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 116-117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124979513.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA