Lebensdaten
1885 – 1973
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Dirigent
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118563181 | OGND | VIAF: 7574364
Namensvarianten
  • Klemperer, Otto
  • Klemperer, Otto Nossan
  • Клемперер, Отто

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Zitierweise

Klemperer, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563181.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nathan (* 1846), Inh. e. Galanterie- u. Kurzwarengeschäfts in B. 1869–89, dann Buchhalter in Hamburg, S. d. Rel.lehrers Abraham in Prag u. d. Rachel Leipen;
    M Ida (* 1849), T d. Nathan Salomon Nathan (1803–78), aus Eutin, Tabakmakler in Hamburg, u. d. Marianne Rée;
    Groß-Om Israel Rée (1819–83), Musiklehrer;
    - 1919 Johanna Geißler ( 1956) aus Köln, Opernsängerin;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    K., der Sohn musikalisch interessierter Eltern, verbrachte seine Jugendzeit in Hamburg. Nach dem Besuch des dortigen Johanneum-Realgymnasiums und privatem Klavierunterricht studierte er 1901 in Frankfurt/Main am Hochschen Konservatorium bei J. Kwast (Klavier) und I. Knorr (Theorie), 1902 in Berlin, wo er am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium bei Ph. Scharwenka und W. Berger arbeitete und seine Ausbildung 1905 am Sternschen Konservatorium abschloß. 1906 debütierte er als Dirigent einer von M. Reinhard inszenierten Berliner Aufführung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Auf G. Mahlers Empfehlung wurde er ein Jahr später Kapellmeister und Chordirektor am|deutschen Landestheater in Prag. 1910-12 wirkte er an der Hamburger Oper, dann 1913/14 als leitender Kapellmeister in Barmen und 1914-17 in Straßburg. Anschließend übernahm er für 7 Jahre das Amt des Generalmusikdirektors der Kölner Oper und 1924-27 die gleiche Position an der Oper in Wiesbaden. Während dieser Jahre gastierte er auch erstmals in Rußland und Amerika. 1927 begann die bedeutendste Zeit seines damaligen künstlerischen Wirkens mit der Berufung zur musikalischen Leitung der Berliner Krolloper. Hier setzte er sich besonders für Werke zeitgenössischer Komponisten (Hindemith, Krenek, Strawinsky, Schönberg) ein, bot aber auch aufsehenerregende Neuaufführungen älterer, namentlich Mozartscher Opern. 1929-33 war er daneben auch Leiter des Philharmonischen Chors. Die beiden letzten Jahre seiner Tätigkeit in Berlin führten ihn an die Staatsoper Unter den Linden. 1933 verließ der eben noch mit der Goethe-Medaille Ausgezeichnete Deutschland unter dem Druck der antisemitischen Verfügungen des NS-Regimes. Im gleichen Jahr fand er jedoch in den USA ein neues Arbeitsfeld als ständiger Dirigent des Philharmonischen Orchesters in Los Angeles, dem er sich bis 1939 verpflichtete, widmete sich (1938) auch der Reorganisation des Symphonieorchesters in Pittsburgh und absolvierte in der Folgezeit zahlreiche Gastspiele, die ihn auch nach Südamerika, Rußland und Europa führten. 1947 kehrte er nach Europa zurück, leitete bis 1950 die Budapester Oper und erlebte während der beiden nächsten Jahrzehnte einen neuen glänzenden Aufstieg als Konzertdirigent. 1959 wurde er Chefdirigent des Londoner Philharmonischen Orchesters; 1964 übernahm er die gleiche Stellung bei den New Yorker Philharmonikern. Nachdem er lange Zeit in Zürich gewohnt hatte, übersiedelte er 1970 nach Jerusalem und erwarb dort die israel. Staatsangehörigkeit. Erst 1972 entsagte der oft von Krankheiten und schweren Unfällen heimgesuchte und in seinen späten Jahren körperlich schwer behinderte Künstler dem öffentlichen Wirken. Unter den Dirigenten seiner Generation war K. eine der bedeutendsten und markantesten Persönlichkeiten: ein außerordentlicher Könner, der seine Begabung und Kraft mit größter Energie und verantwortungsbewußtem Ernst ganz in den Dienst einer gleicherweise sachlich genau wie leidenschaftlich auf geistige Durchdringung und Erschließung der Werke zielenden Interpretationskunst stellte. Als Musiker fühlte er sich am stärksten von Mahler, Strawinsky und Schönberg geformt. Mit seinem Namen verbindet sich die Erinnerung an den Rang und die Ausdrucks gewalt seiner Aufführungen der Symphonien von Beethoven, Brückner, Brahms und namentlich von Gustav Mahler. Viele seiner Interpretationen sind in Schallplattenaufnahmen erhalten.|

  • Auszeichnungen

    Gr. Bundesverdienstkreuz mit Stern (1958), Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1967);
    Dr. h. c. (amerikan. Universitäten);
    Ehrenpräs. d. Londoner u. New Yorker Philharmonie;
    Mitgl. d. Berliner Ak. d. Künste.

  • Werke

    f. Orch.: 6 Symphonien, entstanden zw. 1962-69;
    Adagio, 1969;
    Fuge, 1970;
    Serenata, 1968/69. -
    Kammermusik: 9 Streichquartette, davon 8 zw. 1968-70 komp.;
    Andante f. Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn u. Violoncello, 1968. -
    Vokalmusik: Missa sacra f. Soli, Chor u. Orch., 1919;
    42. Psalm f. Baß, Orgel u. Orch. 1920;
    „J'accuse“ (Text v. O. K.) f. Chor u. Orch., 1933;
    - Opern: Das Ziel, 1915/70;
    Juda, 1960;
    Der verlorene Sohn, 2. Fsg. 1968. -
    Weltl. u. geistl. Gesänge f. 1 Singstimme u. Orch.;
    etwa 100 Lieder mit Klavier. -
    Meine Erinnerungen an Gustav Mahler u. a. biograph. Skizzen, 1906 (ungar. 1964, engl. 1964, erweitert als „Minor Recollections“), sowie in Auszügen in „Gustav Mahler, 1966 (russ. in: Sowjetskaja musyka 28, 1964, u. in: Betchoveniana, 1967).

  • Literatur

    P. Herzfeld, in: Magie d. Taktstocks 1953 (P);
    M. Hürlimann, Die großen Dirigenten, 1953;
    W. Bollert, in: Musica 9, 1955;
    R. Freyse, in: Neue Zs. f. Musik 126, 1965;
    S. R. Grubb, in: Phonoprisma 8, 1965;
    H. C. Schonberg, in: The Great Conductors, 1968, dt. 1970;
    P. Heyworth, Conversations with K., 1973, dt. 1974 (Verz. d. Schallplattenaufnahmen, P);
    Rhdb. (P);
    Enc. Jud. (P);
    MGG VII (W, L) u. Erg.bd.;
    Riemann.

  • Porträts

    Büsten v. A. Mahler, 1946 (Los Angeles, New Hall of the Philharmonic), v. N. Konstam, 1967;
    Holzschn. v. E. L. Kirchner, 1915/16, v. E. Dülberg, 1917;
    Zeichnung v. O. Dix, 1923, Abb. b. Heyworth, s. L.

  • Autor/in

    Anton Würz
  • Zitierweise

    Würz, Anton, "Klemperer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 37-38 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563181.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA