Lebensdaten
um 1418 – 1495
Geburtsort
Speyer
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
scholastischer Theologe ; Propst in Urach
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118510703 | OGND | VIAF: 19692948
Namensvarianten
  • Biel, Gabriel
  • Beiel, Gabriel
  • Biel, Gabriele
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Biel, Gabriel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510703.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Als Primissar von St. Peter in Speyer war B. 1432 in Heidelberg immatrikuliert; dort wurde er Magister artium und in Erfurt lic. theol. Als Domprediger in Mainz stand er in der Bistumsfehde auf der Seite Adolfs von Nassau und damit des Papstes (1462). Er begründete seinen Standpunkt in „Defensorium oboedientiae apostolicae ad Pium Papam II“, 1468 trat er bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben (Stift Marienthal) ein und wurde bald Propst von St. Markus in Butzbach. Seit 1476 wirkte er mit an der kirchlichen Reform Württembergs unter der Initiative des Grafen Eberhard im Barte. Er wurde 1479 Propst des von diesem gegründeten Stiftes Urach und 1484 Professor an der Universität Tübingen (bis 1491?). 1492 leitete er das neue Stift St. Peter in Einsiedel bei Tübingen, wo er 1495 starb. - Seine Werke sind Kompilationen, fanden aber wegen ihrer praktischen Brauchbarkeit große Verbreitung. Die „Expositio canonis missae“ ist eine Bearbeitung der Meßerklärung des Egeling Becker von Braunschweig ( 1481) und sein Sentenzenkommentar folgt bewußt und weitgehend Wilhelm von Ockham, daher Collectorium oder Epitoma, dessen Lehren B. harmonisiert. In dieser nominalistischen Darbietung wurde Luther mit der Scholastik bekannt und von ihr beeinflußt, insofern der Ockhamismus, dessen einflußreichster Vertreter B. am Ende des 15. Jahrhunderts war, Gnade nicht als seinshafte Erhöhung des Menschen, sondern einseitig als Huld Gottes faßte, bei der Rechtfertigung den Schwerpunkt in die Akzeptation durch Gott legte und die Folge der Sünde in der Strafverfallenheit, ihre Nachlassung in der Nichtimputation sah. Auf der anderen Seite mußte der Ockhamismus bei Luther auf heftige Kritik stoßen, wenn die Ockhamsche Lehre, daß der Mensch ex puris naturalibus Gott über alles lieben kann, bei B. sich mit dem Satz verband: Facienti quod est in se, deus non denegat gratiam, der Mensch also, wenigstens de congruo, sich die Gnade verdienen kann.

  • Werke

    Sermones, 4 Bde., Tübingen 1499/1500 ff., mit Defensorium oboedientiae apostolicae;
    Sacri canonis missae tam mystica quam litteralis expositio … ex viri clarissimi Eggelingi de Brunszwig … lectura, Reutlingen 1488 ff.;
    Epitoma expositionis sacri canonis missae, Tübingen 1499, später auch Speyer;
    Sacri canonis missae expositio brevis et interlinearis, ebenda 1499, später auch Antwerpen;
    Collectorium sive Epitoma super IV libros Sententiarum, Tübingen 1501, später auch Basel (Auszug daraus: De potestate et utilitate monetarum, 1516);
    Gabrielis B. questiones de justificatione, hrsg. v. C. Feckes, 1929.

  • Literatur

    ADB II;
    F. X. Linsemann, G. B. u. d. Anfänge d. Univ. Tübingen, in: Theol. Quartalschr. 47, 1865, S. 195-226;
    G. Plitt, G. B. als Prediger, 1879;
    A. Franz, Die Messe im dt. MA, 1902, S. 550-55: Otto Meyer, Die Brüder d. gemeinsamen Lebens in Württ. 1477-1517, in: Bll. f. württ. Kirchen-Gesch. 17, 1913, bes. S. 109-38;
    C. Feckes, Die Rechtfertigungslehre d. G. B. u. ihre Stellung innerhalb d. nominalist. Schule, 1925;
    H. Degering, Luthers Randbemerkungen z. G. B.s Collectorium in IV lib. Sent. u. z. dessen Sacri canonis missae expositio 1514, 1933;
    A. Pasquale, La Dottrina di G. B. sull'Eucaristia, Mailand 1937;
    R. Weijenborg, La Charité dans la première théologie de Luther (1509–1515), in: Revue d'hist. ecclésiastique 45, Löwen 1950, S. 617-69;
    PRE;
    RGG;
    LThK;
    J. Koch, in: Vf.-Lex. d. MA I, Sp. 233 f.;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques VIII, 1935, Sp. 1429-35 (L);
    Enc. Catt. II, 1949.

  • Autor/in

    Erwin Iserloh
  • Zitierweise

    Iserloh, Erwin, "Biel, Gabriel" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 225-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510703.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Biel: Gabriel B., häufig der letzte Scholastiker genannt, geb. gegen 1430 in Speier, Domprediger zu Mainz, wo er in der Bischofsfehde energisch Partei für den päpstlichen Candidaten nahm, dann als Propst der Priestercongregation vom gemeinsamen Leben in Butzbach und später in Urach, wo er in hohem Maße das Vertrauen Herzog Eberhards von Würtemberg genoß, seit 1484 Professor der Philosophie und Theologie an der neu errichteten Universität Tübingen, 1495. Von ihm: das 1462 veröffentlichte „Defensorium obedientiae apostolicae ad Pium Papam“ (eine rein sachlich gehaltene, aber sehr entschiedene Vertheidigung der Hoheitsrechte des Papstes; die ihm von Pius II. zugedachte Belohnung lehnte B. ab), verschiedene Predigtsammlungen, eine oft gedruckte Erläuterung des Meßcanons und ein Commentar zu den „Sentenzen“ des Petrus Lombardus, welcher sich enge an das gleiche Werk Occam's anschließt. B. vertritt darin, doch ohne ihn selbständig weiterzubilden, den von Occam begründeten sogenannten neueren Nominalismus, welcher sich im Gegensatze gegen die classische Periode der Scholastik durch das Zurückweichen der philosophischen Speculation von den Lehren der Offenbarung, die Verengung ihres eigenen Erkenntnißgebietes und den Zweifel an der absoluten Gültigkeit der Aristotelischen Bestimmungen charakterisirt, dadurch zum Verfall der mittelalterlichen Philosophie beiträgt und eine verstärkte Hinneigung zur Mystik hervorruft, zugleich aber auch durch die Betonung der|intuitiven Erkenntniß des Einzelnen in der äußeren und inneren Wahrnehmung die philosophische Richtung der Folgezeit vorbereitet.

    • Literatur

      Linsenmann in der Tübinger theol. Quartalschr. 1856. Ueber Biel's für seine Zeit sehr bedeutende volkswirthschaftlichen Lehren vgl. W. Roscher, Gesch. d. Nationalökonomik in Deutschland München 1874) S. 21—28. G. Plitt, Gabriel Viel als Prediger geschildert. Erlangen 1879.

  • Autor/in

    v. Hertling.
  • Zitierweise

    Hertling, von, "Biel, Gabriel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 622-623 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510703.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA