Lebensdaten
1752 – 1822
Geburtsort
Erfurt
Sterbeort
Gotha
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Verlagsbuchhändler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118508121 | OGND | VIAF: 100196542
Namensvarianten
  • Becker, Rudolf Zacharias
  • Becker, R. Z.
  • Becker, Rodolphe Zacharie
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Zitierweise

Becker, Rudolf Zacharias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118508121.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Balthasar Becker, Schullehrer in Erfurt;
    1787 Sophie Karoline (1765–1828), T des Pfarrers Johann Christoph Döbling;
    3 S, 3 T, u. a. Friedrich Gottlieb Becker (1792–1865), Buchhändler, Nachfolger seines Vaters, vereinigte 1830 Nationalzeitung und Anzeiger und wurde Vermittler zwischen der geistig-kulturellen Aufklärung seines Vaters und dem politischen Frühliberalismus, 1848 Abgeordneter in der Paulskirche, Amalie Wilhelmine (1787–1879, Gotha 17.6.1823 Johann Franz Encke, 1791–1865, Astronom, Direktor der Sternwarte Berlin), Charlotte Friederike (1794–1874, 2) Gotha 13.5.1825 Friedrich Perthes, 1772–1843, Buchhändler).

  • Biographie

    Nach ärmlichen, mit Lohnarbeit verbrachten Jugend- und theologischen Studienjahren in Jena war B. als Hauslehrer Erzieher der Karoline von Dacheröden in Erfurt. Freidenkertum, Utilitätsmoral, Kosmopolitismus und Empfindsamkeit bestimmten sein Denken. 1782 ging er ans Philanthropinum in Dessau, trennte sich aber 1783 von J. B. Basedow und C. G. Salzmann. In Gotha setzte er 1785 die|von ihm gegründete Dessauische Zeitung als Deutsche Zeitung, seit 1795 als Nationalzeitung fort, die neben dem von B. 1791 begonnenen „Anzeiger der Deutschen“ (seit 1793 „Reichsanzeiger“, seit 1807 „Allgemeiner Anzeiger der Deutschen“) eine der verbreitetsten moralisch-politischen Zeitungen wurde. Die 1779 unter Förderung J. F. Freiherr von Dalbergs im aufklärerischen Sinne beantwortete Preisfrage der Akademie in Berlin über die Zulässigkeit einer Täuschung des Volkes (französische Ausgabe Berlin 1780, deutsche Ausgabe Leipzig 1781) war der Ausgangspunkt seiner großen schriftstellerischen Erfolge, die ihren Höhepunkt im „Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute“ (2 Teile, Gotha-Leipzig 1788-98 u. ö.) erreichten, in dem die gereifte sozialpädagogische Tendenz die Form des Erziehungsromans sprengt. Seine journalistische Begabung findet im Beispiel und im Essay die wesensgemäße Form. So wird B. der popularisierende Organisator der Aufklärung, die er kaum in ihrer philosophischen Tiefe durchdringt. Der Mensch ist als soziales Wesen durch Verbreitung praktischen Wissens perfektibel. Unter Beibehaltung des ethischen und evolutionistischen Optimismus mäßigte er, nachdem er Voltaire schon früher abgelehnt hatte, seine Haltung und wandte sich in der napoleonischen Zeit dem Nationalismus zu, weswegen er 1811-13 durch L. N. Davoust in Magdeburg gefangen gehalten wurde. - Nach dem großen buchhändlerischen Erfolg seines „Noth- und Hülfsbüchleins“ (eine Million Exemplare bis 1811) gründete er 1797 in Gotha die B.sche Buchhandlung, in der er neben eigenen Werken volkstümliche pädagogische Literatur, leichte Romane (C. E. Graf von Bentzel-Sternau) und Astronomie (F. X. Freiherr von Zach) verlegte. - Als Sammler erwarb er mit der Holzschnittsammlung Derschau (Nürnberg) Originalholzstöcke Dürers u. a. aus dem Nachlaß W. Pirckheimers, die er erneut veröffentlichte (3 Lieferungen, 1808–1816). - Der Verlag ging 1857 an E. F. Thienmann, später an Ehlermann über.

  • Werke

    Weitere W Versuch üb. d. Aufklärung d. Landmannes, Dessau u. Leipzig 1785; Eigentumsrecht an Geisteswerken…, Frankfurt u. Leipzig 1789;
    Vorlesungen üb. d. Pflichten u. Rechte d. Menschen, 2 T, Gotha 1791/92;
    240 Bildnisse d. Urheber u. Beförderer, auch einiger Gegner d. Religions- u. Kirchenverbesserung im 16. Jh. …, 1817;vollst. Verz. in: Gesamtkat. d. preuß. Bibl. XIV, 1939, Sp. 578-83.

  • Literatur

    ADB II (auch f. S Friedr. Gottlieb B.); Nachruf in: (Augsburger) Allg. Ztg., 1822, Beil. Nr. 62 u. 65 (25. u. 28.4.1822);
    Goedeke V, 1893, S. 487; F. Burbach, R. Z. B., Ein Btr. z. Bildungsgesch. unseres Volkes, 1895 (P); A. Stölzel, Z. B.s Freigabe durch Napoleon (25.4.1813), in: Internat. Mschr. f. Wiss., Kunst u. Technik, Bd. 7, 1913, Sp. 817-36;
    Erinnerungen an einen Volksschriftsteller, in: Dresdner Anz., 30.6.1922;
    H. Schulz, R. Z. B. als Volkserzieher, Diss. Königsberg 1926;
    Kosch, Lit.-Lex. I (W).

  • Porträts

    s. Singer I, Bd. 1, 1930, S. 202, Nr. 5787-89.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Becker, Rudolf Zacharias" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 721-722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118508121.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Becker: Rudolf Zacharias B., geb. 9. April 1759 zu Erfurt, 28. März 1822; studirte zu Jena und wurde dann Hofmeister in Erfurt, wo er viel mit Dalberg verkehrte, der einen bedeutenden Einfluß auf seine Ausbildung übte. Im Jahre 1782 als Lehrer an das Basedow’sche Philanthropin nach Dessau berufen, gründete er die „Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde“, welche er 1784 nach Gotha übergesiedelt, unter dem Titel „Deutsche Zeitung für die Jugend" fortsetzte und 1796 zur „Nationalzeitung der Deutschen" erhob. 1791 gab er auch neben der „Deutschen Zeitung" eine Zeitung unter dem Titel „Anzeiger" heraus, welcher im folgenden Jahre durch ein kaiserliches Privilegium zum „Allgemeinen Reichs-Anzeiger“ erhoben wurde und endlich 1806 den Titel „Allgemeiner Anzeiger der Deutschen“ erhielt. Im Jahre 1797 gründete er die Becker’sche Buchhandlung in Gotha, um seine Zeitschriften und Bücher besser betreiben zu können und führte sie auch bis zu seinem Tode fort. 1802 wurde er zum fürstlich schwarzburg-sondershausischen Hofrath ernannt. Am 30. Novbr. 1811 wurde er durch französische Gensd'armen, wegen eines Aufsatzes in der „National-Zeitung“ verhaftet und nach Magdeburg gebracht, wo er bis zum April 1813 blieb, bis ihm die Verwendung des Herzogs von Gotha bei Napoleon I. wieder die Freiheit brachte. Er schrieb außer den genannten Zeitschriften: „Vorlesungen über die Rechte und Pflichten der Menschen", 1791—92. 2 Bde. „Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute oder lehrreiche Freuden- und Trauer geschichte des Dorfes Mildheim", 1787—98. 2 Bde. „Das Eigenthumsrecht an Geisteswerken", 1789. (Mehrere Auflagen, letzte 1838). „Mildesheimisches Liederbuch“, 1799. (Mehrere Auflagen, 8. 1837.) „Mildesheimisches Evan gelienbuch“, 1816. „Leiden und Freuden in 17monatlicher französischer Gefangenschaft“, 1814. „Derschau's Holzschnitte alter deutscher Meister“, 1808—16. 3 Lieferungen. — Sein Sohn Friedrich Gottlieb, geb. 9 Nov. 1792 zu Gotha, 1865, übernahm nach des Vaters Tode die Buchhandlung. Er hatte zu Leipzig und Göttingen, wo er hauptsächlich Sprach- und Geschichtskunde trieb, studirt und schon seit 1814 an den journalistischen und buchhändlerischen Arbeiten seines Vaters theilgenommen. Im Jahre 1830 vereinigte er die beiden in seinem Verlage und von ihm herausgegebenen Zeitschriften: „Nationalzeitung der Deutschen" und „Allgemeiner Anzeiger" unter dem Titel: „Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen“ und änderte den Titel 1849 in „Reichsanzeiger der Deutschen“ um. 1848 und 1849 vertrat er das Herzogthum Gotha als Abgeordneter in der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, wo er der sogenannten Gothaer Partei angehörte. Auch der Direction der Feuerversicherungsbank zu Gotha widmete er seine Thätigkeit.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Becker, Rudolf Zacharias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118508121.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA