Lebensdaten
1855 – 1938
Geburtsort
Imshausen bei Bebra
Sterbeort
Bebra
Beruf/Funktion
preußischer Kammerherr ; Staatsminister ; Oberpräsident von Brandenburg und Hessen-Nassau
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117424447 | OGND | VIAF: 62326087
Namensvarianten
  • Trott zu Solz, August Bodo Wilhelm Klemens Paul von
  • Trott zu Solz, August von
  • Trott zu Solz, August Bodo Wilhelm Klemens Paul von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Trott zu Solz, August von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117424447.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 13. Jh. nachweisbarer hess. Adelsfam.;
    V Werner Levin (1819–58), kurhess. Legationsrat, S d. August (1783–1840), württ. Staatsrat, Gesandter z. BT (s. ADB 38), u. d. Elisabeth v. Drechsel (1785–1865);
    M Sophie (1831–80), T d. Carl August v. Lehsten-Dingelstedt (1794–1863), Gutsbes. in Schlesien, u. d. Klementine v. Trott zu Solz (1800–57);
    Kassel 1901 Eleonore (1875–1948), T d. Lothar v. Schweinitz (1822–1901), preuß. Gen. d. Inf., dt. Botschafter in Wien u. St. Petersburg (s. NDB 24), u. d. Anna Jay (1849–1925), aus New York;
    3 S u. a. Werner (1902–65, seit 1942 kath.), pol. Schriftst., Adam (s. 2), 5 T;
    Urur-Gvm d. Ehefrau John Jay (1745–1829), Jur., Pol., Dipl., Secretary for Foreign Affairs, Chief Justice d. Supreme Court, Gouverneur d. Staates New York (s. ANB).

  • Biographie

    T., der früh seinen Vater verlor, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Die Annexion seiner kurhess. Heimat durch Preußen 1866 empörte das Kind. Als Erwachsener entwickelte T. jedoch eine positive Einstellung zum preuß. Staat, dem der bekennende Hesse jahrzehntelang diente. Nach dem Besuch des Vitzthumschen Gymnasiums in Dresden und des Gymnasiums Fridericianum in Kassel studierte er 1875–78 Rechts- und Staatswissenschaften in Würzburg, Heidelberg und Leipzig (Mitgl. d. Corps Rhenania Würzburg u. Guestphalia Heidelberg). Nach dem 2. iur. Staatsexamen wurde er 1884 Regierungsassessor in Oppeln. 1885/86 und 1888 begleitete er den hess. Lgf. Friedrich Wilhelm (1854–88) auf Reisen nach Frankreich, durch den Vorderen Orient und nach Java. Seit 1886 war T. Landrat des neu geschaffenen Kreises Höchst/Main, seit 1892 in Marburg. 1894 folgte seine Versetzung in das preuß. Innenministerium nach Berlin, wo er noch im selben Jahr zum Geheimen Regierungs- und Vortragenden Rat befördert wurde. 1894–98 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. Seinen fachlichen Fähigkeiten und Leistungen verdankte T. den weiteren Aufstieg: 1898 wurde er Regierungspräsident in Koblenz, 1899 in Kassel, 1905 Oberpräsident der Prov. Brandenburg sowie des Stadtkreises Berlin in Potsdam.

    1909 berief der preuß. Ministerpräsident Theobald v. Bethmann Hollweg T. als Kultusminister in sein Kabinett. Ein programmatisches Zeichen setzte T. 1911 mit der Begründung der staatlichen Jugendpflege in Preußen. Der Weltkrieg behinderte die Realisierung dieses Vorhabens, an das in der Weimarer Republik wieder angeknüpft wurde. Bis heute gültig ist T.s Erlaß von 1911, der die Dauer einer Schulstunde von 60 auf 45 Minuten reduzierte. Dies kam den Fahrschülern zugute und nahm Rücksicht auf die zeitlich begrenzte Konzentrationsfähigkeit. Unter T.s Ägide wurde ebenfalls 1911 nach Plänen Friedrich Althoffs und Adolf v. Harnacks die Ks.-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet. Entscheidenden Anteil hatte T. an der Gründung der Stiftungsuniversität Frankfurt/M. 1914. Besonderheiten dieser Universität waren die Mitwirkung der Stifter an ihrer Verwaltung sowie die Besetzung der|Lehrstühle unabhängig vom religiösen Bekenntnis. Somit konnten auch Wissenschaftler jüd. Glaubens berufen werden. 1916 holte T. mit dem Bonner Professor Carl Heinrich Becker (1876–1933) einen seiner späteren Amtsnachfolger als Hochschulreferenten in sein Ministerium. Aufschlußreich für T.s Führungsstil ist seine Dienstanweisung für Schuldirektoren, gegenüber Lehrern „das Verhältnis des Vorgesetzten nicht ohne Not zu betonen“ und auch „jedem die Freiheit zu lassen, nach seiner Eigenart sein Bestes zu tun“, um dadurch „das Gefühl der Verantwortung und die Freude am Gedeihen des gemeinsamen Werkes zu kräftigen“ (1910).

    Da der politisch konservative T. die Entscheidung des Ministerpräsidenten für die Einführung des gleichen Wahlrechts in Preußen nicht mittragen wollte, reichte er im Juli 1917 seinen Abschied aus dem Kabinett ein. Danach wurde er Oberpräsident der Prov. Hessen-Nassau, legte dieses Amt aber als lebenslang überzeugter Monarchist im Sommer 1919 nieder. Dennoch war er auch in der Weimarer Republik zum Staatsdienst bereit und vertrat 1921–26 Hessen-Nassau im Reichsrat. Den Nationalsozialismus lehnte er ab.

  • Auszeichnungen

    A Ehrenrr. (1887), Rechtsrr. (1902) u. Kommendator (1921–26) d. Johanniter-Ordens;
    preuß. Kammerherr (1891);
    Dr. theol. h. c. (Berlin 1910);
    Dr. iur. h. c. (Breslau 1911);
    Dr. rer. pol. h. c. (Kiel 1913);
    Ehrenmitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1914);
    Dr.-Ing. h. c. (Charlottenburg 1917);
    Dr. rer. nat. h. c. (Frankfurt/M. 1917);
    Rr. d. Schwarzen Adler-Ordens (1917);
    Senator d. KWG (1917–33);
    Vizemarschall d. Althess. Rr.-schaft (1920–32).

  • Werke

    W Die Gde.vfg.gesetze f. d. Prov. Hessen-Nassau mit d. neuen Verw.gesetzen, 1898;
    Teilnachlaß: Hess. StA Marburg.

  • Literatur

    L Zbl. f. d. ges. Unterr.verw. in Preußen, 1909 ff.;
    R. Lüdicke, Die preuß. Kultusminister u. ihre Beamten 1817–1917, 1918, S. 13;
    P. Kluke, Die Stiftungsuniv. Frankfurt am Main 1914–1932, 1972;
    B. v. Krusenstjern, „daß es Sinn hat zu sterben – gelebt zu haben“, Adam v. Trott z. Solz 1909–1944, 2009 (Qu, P);
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I (fehlerhaft);
    Nassau. Biogr. (fehlerhaft); Nassau. Parl. (P).

  • Porträts

    P Ölgem. v. L. Kolitz, 1905 (Fam.bes.), Abb. in: B. v. Krusenstjern, „daß es Sinn hat …“ (s. L); Büste v. L. Tuaillon, 1918 (Nat.gal. Berlin).

  • Autor/in

    Benigna von Krusenstjern
  • Zitierweise

    Krusenstjern, Benigna von, "Trott zu Solz, August von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 457-458 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117424447.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA