Lebensdaten
1879 – 1960
Geburtsort
Koblenz
Sterbeort
Frankfurt/ Main
Beruf/Funktion
Historiker ; Archivar ; Museumsdirektor ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117293865 | OGND | VIAF: 67239240
Namensvarianten
  • Wentzcke, Friedrich Wilhelm Heinrich Paul
  • Coblenz, Hermann (Pseudonym)
  • Wentzcke, Paul
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Zitierweise

Wentzcke, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117293865.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1839–1914), Proviantamtsdir. u. a. in Straßburg;
    M Elise Stecher;
    Berlin-Charlottenburg 1912 Erna (1888–1977), T d. Friedrich August Ernst gen. Ruscha v. Fiedler (um 1825–1903), aus Pillau (Ostpr.), preuß. Major in Danzig, u. d. Maria Berta Hett ( n. 1912);
    1 T Maria (* 1912);
    Gvv d. Ehefrau Friedrich August v. Fiedler (1781–1838), preuß. Hptm. (s. Gotha. Geneal. Tb. d. Briefadeligen Häuser 6, 1909, S. 241).

  • Biographie

    Bedingt durch die häufigen Versetzungen seines Vaters wuchs W. in Verden/ Aller, Wesel und seit 1886 in Straßburg auf, wo er das prot. Gymnasium besuchte. 1897 übersiedelte die Familie nach Rastatt. Nach dem Abitur am dortigen Ludwig-Wilhelm-Gymnasium 1899 studierte W. Geschichte, Geographie, Germanistik und Staatswissenschaften in Straßburg und Berlin. 1904 wurde er bei Friedrich Meinecke (1862–1954) in Straßburg mit der Arbeit „Johann Frischmann, ein Publizist des 17. Jahrhunderts“, zum Dr. phil. promoviert, arbeitete danach für die Kommission zur Herausgabe elsäss. Geschichtsquellen und war seit 1906 als wiss. Hilfsarbeiter am Straßburger Bezirksarchiv tätig. 1912 wurde W. erster hauptamtlicher Direktor des Stadtarchivs in Düsseldorf und 1926 zugleich Leiter des Stadtmuseums. Seit 1933 lehrte er als Honorarprofessor für Neuere und Rhein. Geschichte an der Univ. Köln, seit 1935 an der Univ. Frankfurt/M.; 1942 übernahm er einen Lehrauftrag in Heidelberg. Unterbrochen wurden seine Tätigkeiten durch den Einsatz als Oberleutnant der Reserve an der Westfront 1914–18 sowie eine kurzzeitige Inhaftierung wegen des Verdachts der Agitation gegen die franz. Besatzungsbehörden in Düsseldorf 1923. 1935 wechselte W., der 1924 erfolglos für die DVP (Mitgl. 1918–33) für ein Reichstagsmandat kandidiert hatte, als Leiter an das „Wissenschaftliche Institut der Elsaß-Lothringer im Reich“ in Frankfurt/M. (ELI) (Ruhestand 1959). Obwohl kein Mitglied der NSDAP, kam W. 1945, vermutlich aufgrund seiner Haltung gegenüber Frankreich, kurzzeitig in Gefangenschaft. 1949 wurde er vollständig rehabilitiert.

    W.s politische und historische Auffassungen waren das Ergebnis seiner anti-sozialistischen, ansatzweise anti-kath., v. a. aber dezidiert anti-franz. Prägung. So leitete er in „Der deutschen Einheit Schicksalsland, Elsass-Lothringen und das Reich im 19. u. 20. Jahrhundert“ (1921), in seinen populärwissenschaftlichen Büchern „Rheinkampf“ (2 Bde., 1925) und „Ruhrkampf, Einbruch und Abwehr im rheinisch-westfälischen Industriegebiet“ (2 Bde., 1930 / 32), in kleineren Gelegenheitsschriften sowie in Vorträgen die angeblich dauerhafte Konfrontation zwischen Deutschen und Franzosen aus einer historischen Tradition her, deren Anfang er in der Eingliederung Lothringens in das Dt. Reich 925 sah. In diesem Zusammenhang gilt W. als wohl wirkmächtigster Initiator der „Rheinischen Jahrtausendfeier“ 1925. Seitdem wurde sein Beharren auf einer angeblich historisch wie kulturell begründbaren dt. Vorherrschaft im Grenzgebiet zu Frankreich von den geopolitischen Theorien seines Freundes Karl Haushofer (1869–1946) gestützt. Die Überhöhung des dt. Liberalismus des 19. Jh., dem W.s vertieftes Interesse galt, korrelierte mit seinen publizistischen Bemühungen um Traditionspflege als aktives Burschenschaftsmitglied und seit 1930 als Vorsitzender der 1909 von ihm mitbegründeten Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung (bis 1929 Burschenschaftl. Hist. Komm.). In der von W. 1910–39 herausgegebenen Reihe „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung“ erschien 1927 auch sein eigenes Werk „Die deutschen Farben, Ihre Entwicklung und Deutung sowie ihre Stellung in der deutschen Geschichte“ (erw. Neuausg. 1955), mit dem er die umstrittene Flaggenfrage in der Weimarer Republik und der Gründungsphase der dt. Staaten nach 1945 maßgeblich beeinflußte.

    Nachdem W. sich in der Weimarer Zeit als einer der populärsten Propagandisten des german.-roman. „Volkstumskampfs“ etabliert hatte, boten seine Schriften viele Anknüpfungspunkte zur völkischen Deutung des von ihm vertretenen Nationalismus. W. hielt an seinem ambivalenten Verhältnis zum Nationalsozialismus fest, obwohl er dessen Durchsetzungskraft gegen die vermeintliche Dauerbedrohung Deutschlands durch fremde Mächte anerkannte. In seinem Werk und Nachlaß finden sich bislang für eine Parteinahme im Sinne der NS-Rassenauffassung und -politik sowie des totalitären Führerprinzips keine substantiellen Belege.

  • Auszeichnungen

    |E. K.;
    Zähringer Löwe mit Eichenlaub u. Schwertern;
    Mitgl. d. Alemannia Straßburg-Hamburg (1899);
    Ehrenmitgl. d. Marchia Köln u. d. Germania Würzburg;
    Vors. d. Düsseldorfer Gesch.ver. (1927–35);
    silberne Leibniz-Medaille d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1929);
    Senator d. Dt. Ak. (1936);
    Lacomblet-Plakette d. Düsseldorfer Gesch.ver. (1959).

  • Werke

    |u. a. Regg. d. Bischöfe v. Straßburg bis z. J. 1202, 1908;
    Die tausendj. Jubelfeier d. dt. Reiches, in: Preuß. Jbb. Jan.-März 1923, S. 69–87;
    Dt. Liberalismus im Za. Bismarcks, Eine pol. Briefeslg., 2 Bde., 1925 / 26 (mit J. Heyderhoff);
    Im neuen Reich 1871–1890, Pol. Briefe aus d. Nachlaß lib. Parteiführer, ausgew. u. bearb. v. P. W., 1926;
    1848, Die unvollendete dt. Rev., 1938;
    Heinrich v. Gagern, Vorkämpfer f. dt. Einheit u. Volksvertretung, 1957;
    Heinrich v. Gagern, Briefe u. Reden 1815–1848, 1959 (Bearb. mit W. Klötzer);
    Ideale u. Irrtümer d. ersten dt. Parl. 1848–1849, 1959;
    Hg.: Düsseldorfer Jb., 1919–35;
    Minerva, 1927–33;
    Elsaß-Lothring. Jb., 1935–43;
    Bibliogr.: In memoriam P. W., hg. v. d. Ges. f. Burschenschaftl. Gesch.forsch., 1963;
    W. Klötzer, 1963 (s. L), S. 31–60;
    Nachlaß: StadtA Düsseldorf (P);
    StadtA Frankfurt/M.;
    Univ.bibl. Frankfurt/M.;
    Univ.archiv Köln.

  • Literatur

    | W. Klötzer, Hist. d. dt. Einheit, P. W., in: Burschenschaftl. Bll. 74, 1959, S. 192–94;
    ders., P. W., Drei Stufen dt. Bewußtseins, Straßburg, Düsseldorf, Frankfurt a. M., in: ders. u. a. (Hg.), Darst. u. Qu. z. Gesch. d. dt. Einheitsbewegung im 19. u. 20. Jh., Bd. 4, 1963, S. 9–64;
    Ch. Cornelißen, Vom „Ruhrkampf“ z. Ruhrkrise, Die Historiogr. d. Ruhrbesetzung, in: G. Krumeich u. J. Schröder (Hg.), Der Schatten d. Weltkriegs, Die Ruhrbesatzung 1923, 2004, S. 25–45;
    H. Lönnecker, Die Burschenschafterlisten (…), Zur Entstehung u. Entwicklung e. Gesamtverz. dt. Burschenschafter, 2009, S. 3–18;
    St. Laux u. S. Woelke, in: M. Fahlbusch u. a. (Hg.), Hdb. d. völk. Wiss., ²2017, S. 590–93;
    NDBA 40;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Leesch, Archivare;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Photogr. (StadtA Düsseldorf).

  • Autor/in

    Stephan Laux
  • Zitierweise

    Laux, Stephan, "Wentzcke, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 790-791 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117293865.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA