Lebensdaten
1916 – 2002
Geburtsort
Saugen (Kreis Heydekrug, Memelland)
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Historiker ; Mediävist
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wenskus, Rudolf Reinhard
  • Wenskus, Reinhard
  • Wenskus, Rudolf Reinhard

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Zitierweise

Wenskus, Reinhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140497.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Fam., zu der Salzburger Emigranten, Hessen, Kuren u. Polen gehören;
    V Rudolf (1882–1941), aus Ayssehnen (Ostpr.), Lt. d. Landwehr, seit 1918 in Tilsit, seit etwa 1920 kriegsblind, S d. Carl (1855–1901), aus Kebbeln (Ostpr.), Schmied in Stankeiten (Ostpr.), u. d. Antonie Riehl (1859–1920), aus Memel;
    M Helene (1890–1975), aus S., T d. Kristof (Christoph) Wallukat (1857–1903), aus Röbsden (Ostpr.), Landwirt in S., u. d. Madline (Madlyne, Magdalena) Lorat(is) (1860–93);
    3 jüngere Geschw;
    Marburg/ Lahn 1951 Hella (* 1921), aus Leipzig, Dr. phil., Anglistin, Univ.-Lektorin, Vf. v. „Das Kriegserlebnis 1939–1945 im Spiegel d. engl. erzählenden Lit.“, Diss. Marburg 1951, T d. Wilhelm Moss (1888–1969), aus Timmerlah, Dipl.-Ing. in Nassau, u. d. Otta-Marie Brandt (1886–1959), aus Gilberton (Adelaide, Südaustralien), Journ. in Leipzig;
    1 S Rupert (* 1957), Dr. rer. nat., Dipl.-Physiker in Hannover, 1 T Otta (* 1955), o. Prof. f. klass. Philol. an d. Univ. Innsbruck.

  • Biographie

    Nachdem die Familie 1918 nach Tilsit übergesiedelt war, besuchte W. dort die Altstädtische Volksschule und ab Ostern 1927 die Herzog Albrecht-Schule, die er Ostern 1933 mit der Mittleren Reife abschloß. Da die finanziellen Mittel beschränkt waren, absolvierte W. danach eine kaufmännische Lehre, 1937 einen zweijährigen Arbeitsdienst. 1939 als Soldat eingezogen, wurde er 1945 aus amerik. Kriegsgefangenschaft entlassen. 1948 legte W. an der städtischen Abendoberschule Hannover das Abitur ab und begann 1949, an der Univ. Marburg Geschichte, Vorgeschichte, Ethnologie und Germanistik zu studieren.

    1954 wurde er bei Helmut Beumann (1912–95) mit „Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt“ (gedr. Münster 1956) zum Dr. phil. promoviert. Die Habilitation folgte 1959 mit „Stammesbildung und Verfassung, Das Werden der frühmittelalterlichen gentes“ (1961, ²1977), einem grundlegenden Werk, das mit der Verknüpfung von Ergebnissen der Geschichtswissenschaft, der Namenkunde und Germanistik, der Ethnologie und der Archäologie die Forschung in neue Bahnen lenkte. 1963 erhielt W. einen Ruf an die Univ. Göttingen, wo er die Nachfolge von Percy Ernst Schramm (1894–1970) als o. Professor für mittelalterliche Geschichte antrat (em. 1981).

    In Göttingen, wo sich auch das „Staatliche Archivlager“ mit den aus Königsberg geretteten Akten und Urkunden des Dt. Ordens befand, veröffentlichte W. zahlreiche Beiträge zur Geschichte des Preußenlandes.

    Ab 1968 gab er mit Hans (1894–1964) und Gertrud Mortensen (1892–1992) den „Historisch-geographischen Atlas des Preußenlandes“ heraus (15 Lfgg.). Intensive Forschungen galten dem sächs. Adel: 1976 erschien seine gewichtige Arbeit „Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel“.

    W.s universales Fachverständnis kam besonders zum Tragen, als er 1971 zum 2. Vorsitzenden der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt wurde (1. Vorsitzender Herbert Jankuhn, 1905–90). In dieser Funktion trug er maßgeblich zur inhaltlichen Gestaltung und personellen Besetzung der folgenden 35 Arbeitstagungen dieser Kommission bei.

    Mit der Altertumskunde Mittel- und Nord-Europas war W. zuvor schon durch ein weiteres Göttinger Projekt verbunden – der Neuauflage des von Johannes Hoops (1865–1949) herausgegebenen „Reallexikons der Germanischen Altertumskunde“ (RGA², 1. Lfg. 1968). Es ist auch W.s Engagement zu verdanken, daß im „neuen Hoops“ Inhalte und Grenzen dieser „Altertumskunde“ grundlegend überdacht wurden: Von dem Bemühen um eine methodische Fundierung zeugt u. a. seine Studie „Über die Möglichkeit eines allgemeinen interdisziplinären Germanenbegriffs“ (in: Germanenprobleme in heutiger Sicht, hg. v. H. Beck, 1986, S. 1–21). Für die ersten neun Bände des Lexikons (1973–95) war W. mit Heinrich Beck (* 1929), Jankuhn, Kurt Ranke (1908–85) u. a. als Mitherausgeber tätig; 2008 konnte das unter der redaktionellen Leitung von Rosemarie Müller (* 1941) stehende „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“ mit 35 Bänden und 2 Registerbänden erfolgreich abgeschlossen werden. W. bestimmte die Arbeiten maßgeblich mit und lieferte selbst mehr als 100 Beiträge. Dem umstrittenen Fach der „Germanischen Altertumskunde“ verhalf er damit zu neuer Geltung.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Hist. Komm. f. ost- u. westpreuß. Landesforsch. (1961, Ehrenmitgl. 1997), d. Hist. Komm. f. Hessen u. Waldeck (1963), d. Konstanzer Arb.kreises f. ma. Gesch. (1967) u. d. Acc. Catania;
    o. Mitgl. d. J. G. Herder-Forsch.rates (1964), d. Ak. d. Wiss. in Götttingen (1969);
    Kulturpreis d. Landsmannschaft Ostpreußen (1985);
    Georg-Dehio-Preis (1995).

  • Werke

    Weitere W u. a. Über einige Probleme d. Soz.ordnung d. Prussen, in: Acta Prussica, Abhh. z. Gesch.|Ost- u. Westpreußens, FS f. Fritz Gause z. 75. Geb. tag, 1968, S. 7–28;
    Das Ordensland Preußen als Territorialstaat d. 14. Jh., in: Der Dt. Territorialstaat im 14. Jh., hg. v. H. Patze, 1970, S. 347–82;
    Der Dt. Orden u. d. nichtdt. Bevölkerung d. Preußenlandes, in: Dt. Ostsiedlung in MA u. Neuzeit, 1971, S. 86–106;
    Pytheas u. d. Bernsteinhandel, in: Abhh. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen, Philol.-Hist. Kl., 3. F., Nr. 143, 1985, S. 84–108, alle erneut in: Ausgew. Aufss. (… ), 1986 (s. u.);
    Der „hunnische“ Siegfried, Fragen e. Historikers an den Germanisten, in: Stud. z. Altgermanischen, FS f. Heinrich Beck, 1994, S. 686–721;
    Ausgew. Aufss. z. frühen u. preuß. MA, Festgabe zu seinem 70. Geb.tag, hg. v. H. Patze, 1986 (W-Verz., P);
    114 Btrr. f. RGA², Bd. 1–10 (Verz. in: RGA², Reg.bd. 1).

  • Literatur

    |J. Schwarz (Bearb.), J. Petersohn (Hg.), Der Konstanzer Arb.kreis 1951–2001, Die Mitgll. u. ihr Werk, 2001, S. 433–38 (W, L, P);
    Nachruf v. H. Beck, in: Jb. d. Ak. d. Wiss. zu Göttingen 2003, 2004, S. 345–52;
    R. Schieffer, Das Reallex. d. German. Altertumskde., in: DA 64, 2008, S. 603–08;
    H. Beck, in: RGA²;
    K. Militzer, in: Altpreuß. Biogr. V/ 2.

  • Autor/in

    Heinrich Beck
  • Zitierweise

    Beck, Heinrich, "Wenskus, Reinhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 789-790 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140497.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA