Lebensdaten
1847 – 1922
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Neurologe ; Anatom ; Pathologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117083410 | OGND | VIAF: 51806862
Namensvarianten
  • Obersteiner, Heinrich
  • Obersteiner, H.

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Zitierweise

Obersteiner, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083410.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1820–91), Arzt in W., Mitbes. u. Leiter d. Privatheilanstalt f. Gemütskranke in Oberdöbling b. W. (gemeinsam mit Maximilian Leidesdorf), S d. Benedict ( 1862), Arzt in W.;
    M Virginie (1827–1922);
    ⚭ Helene (1851–1941), T d. Maximilian Leidesdorf (1816–89, s. NDB 14), Prof. für Psychiatrie in W.

  • Biographie

    O. studierte Medizin an der Univ. Wien und arbeitete schon vor seiner Promotion (1870) im Laboratorium des Physiologen Ernst Brücke, wo er insgesamt fünf Jahre blieb. Dort entstanden noch in der Studienzeit seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten. Er konnte sich bereits 1873 für Physiologie und Pathologie des Gehirns habilitieren; 1880 wurde er ao. und 1898 tit. o. Professor der Anatomie und Pathologie des Nervensystems an der Univ. Wien. O. gründete 1882 das private „Institut für Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems“ (seit 1905 „Neurologisches Institut“) und damit das weltweit erste Hirnforschungsinstitut, das er bis zu seiner Emeritierung 1919 leitete. Das „Obersteiner-Institut“ befaßte sich mit der morphologischen Hirnforschung und der normalen, vergleichenden und pathologischen Anatomie sowie Physiologie des Nervensystems und wurde bald eine Lehr- und Forschungsstätte internationalen Rangs. O.s Lehrtätigkeit zog Schüler aus dem In- und Ausland an, zahlreiche Gastforscher aus allen Teilen der Erde arbeiteten in seinem Institut. O. verwirklichte damit auch bereits die Idee der postpromotionellen Ausbildung. Die auf seine Anregung erfolgten Gründungen von Hirnforschungsinstituten im medizinischen Bereich gehen auf das Wiener Vorbild zurück. 1905 schenkte er Sammlungen und Einrichtungsgegenstände seines noch immer privaten Institutes der Univ. Wien ebenso seine umfangreiche Fachbibliothek (etwa 60 000 Bände), die die Grundlage der Institutsbibliothek bildete, und finanzierte zusätzlich mit privaten Geldmitteln weitere Forschungsvorhaben des Institutes. Seit 1872 führte er die Privatheilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke in Oberdöbling bei Wien gemeinsam mit seinem Schwiegervater, nach dessen Tod 1889 bis zu der von ihm verfügten Auflassung 1917 allein.

    Die Bedeutung O.s liegt vor allem in der Strukturierung und Systematik der theoretischen Neurologie und Hirnforschung und deren Nutzanwendung für die klinische Neurologie und Psychiatrie. Sein Lehrbuch „Anleitung beim Studium des Baues der nervösen Zentralorgane im gesunden und im kranken Zustande“ (1888, engl., russ., franz., ital. Überss.) wurde zum Standardwerk. Von seinen zahlreichen Einzelarbeiten seien nur die Erstbeschreibung des Status epilepticus, des Phänomens der Allocheirie (scheinbare Wahrnehmung eines Sinnesreizes auf der adäquaten Stelle der entgegengesetzten Körperseite), der Korrelation von Syphilis und Paralyse, sowie die Auseinandersetzung mit Intoxikationspsychosen, ferner Stoffwechsel und Funktionsstörungen des Zentralnervensystems, oder die Anwendung der Hypnose in der Medizin angeführt.|

  • Auszeichnungen

    Vors. d. Ver. f. Neurol. u. Psychiatrie Wien (seit 1902), Dr. med. h. c. (Oxford);
    Mitgl. d. Leopoldina (1885);
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien;
    Ehrenmitgl. d. med. Ges. zu St. Petersburg, Tokio, Brüssel, Paris, London, Gent, New York, Konstantinopel;
    Vizepräs. d. Internat. Brain Commission.

  • Werke

    Btrr. z. Kenntnis v. feineren Bau d. Kleinhirnrinde, mit bes. Berücksichtigung ihrer Entwicklung, in: SB Ak. d. Wiss. Wien, 1869;
    Über einige Lymphräume im Gehirn, ebd., 1870;
    Über d. Status epilepticus. in: Wiener med. Wschr. 1873, S. 544 ff.;
    Über patholog. Veranlagung am Zentralnervensystem, ebd. 26, 1913;
    Chronic morphinism, in: Brain 2, 1879/80, S. 449-65;
    On allochiria, A peculiar sensory disorder, ebd. 4, 1881/82, S. 153-63;
    Syphilis u. Dementia paralytica, in: Mschr. f. prakt. Dermatol., 1882;
    Die Lehre v. Hypnotismus, 1893;
    Über d. Wesen u. Pathogenese d. tab. Hinterstrangserkrankung, in: Arbb. aus d. Neurolog. Inst. 2, 1894 (mit E. Redlich);
    Über d. hellgelbe Pigment in d. Nervenzellen, ebd. 10, 1903;
    Funktionelle u. organ. Nervenkrankheiten, 1900. – Hg: Arbb. aus d. Neurolog. Inst. d. Wiener Univ. (1892–1922, 22 Bde.).

  • Literatur

    F. Seitelberger, in: K. Kolle (Hg), Gr. Nervenärzte, III, 1963;
    ders. H. O. and the Neurological Inst., in: Brain Pathology 2, 1992, S. 163-68;
    E. Stransky, in: Allg. Zs. f. Psychiatrie 74, 1918, S. 184-86;
    ders., Erinnerungen an H. O., in: Wiener klin. Wschr. 69, 1957, S. 537 f.;
    ders., in: NÖB 11, 1957;
    F. Seitelberger, in: Wiener klin. Wschr. 74, 1962, S. 682-84;
    H. Hoff u. O. Marburg, Zur Gesch. d. Wiener Neurolog. Inst., in: Arbb. a. d. Neurolog. Inst. 15, 1907, S. VI-XXIII (P);
    ders., ebda. 24, 1923, S. V-XXXII (W-Verz.);
    ders., in: Wiener med. Wschr. 67, 1917, S. 2013-16;
    ders., in: Feierl. Inauguration, 1923/24, S. 24 f.;
    A. Pilcz, in: Psychiatr. neurolog. Wschr. 24, 1922/23, S. 239-42;
    DBJ IV, S. 206-09 u. Tl.;
    Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, hg. v. A. Kreuter, 1996 (W-Verz.);
    E. Lesky, Wiener med. Schule, 1965;
    Fischer;
    ÖBL;
    Univ.-Archiv Wien.

  • Autor/in

    Helmut Gröger
  • Zitierweise

    Gröger, Helmut, "Obersteiner, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 399-400 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117083410.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA