Lebensdaten
1785 – 1866
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Paläontologe ; Gymnasialprofessor in Stuttgart ; württembergischer Obermedizinalrat
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117052906 | OGND | VIAF: 20447113
Namensvarianten
  • Jäger, Georg Friedrich (bis 1851)
  • Jäger, Georg Friedrich von
  • Jäger, Georg Friedrich (bis 1851)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Jäger, Georg Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117052906.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Friedrich (s. 1);
    M Luise Frieder. Sonntag; Halb-B Karl Christoph Friedrich (s. 5);
    - 1) Stuttgart 1812 Charlotte (1793–1818), T d. Univ.stallmeisters Heinr. Frdr. Hoffmann u. d. Johanne Kreß, 2) 1819 Charlotte (1794–1874), T d. Philosophen Joh. Christoph Schwab ( 1821) u. d. Philippine Frieder. Rapp; Schwager Gustav Schwab ( 1850), Dichter;
    2 S, 2 T aus 1), 4 S, 5 T aus 2), u. a. Georg (Ps. Frdr. Waldhaus, 1826–1904, Hauptm. a. D., Schriftsteller (s. Brümmer), Oskar (1830–1910), Gymnasialprof. in Köln, Prof. d. Päd. u. Gesch. in Bonn (s. L), Charlotte (1823–91), Silhouettenschneiderin (s. ThB).

  • Biographie

    J.s naturwissenschaftliche Interessen, durch den Vater und durch Bruder Karl Christoph Friedrich bereits während der Gymnasialzeit (Stuttgart) gefördert, wurden während des Medizinstudiums (1803–07 in Tübingen) wesentlich durch die zusätzlichen Vorlesungen über Chemie, Physik, Zoologie und Botanik vertieft. Nach Promotion und ärztlicher Approbation (beides Febr. 1808) trat J. bis Sept. 1809 eine wissenschaftliche Reise an, die ihn über Göttingen und Paris nach Südfrankreich und in die Schweiz führte. Besonders bedeutungsvoll war für ihn der Aufenthalt in Paris, wo ihm Cuvier sowohl den Zugang zu den Sammlungen im Jardin des Plantes wie auch zu denen fossiler Säugetiere ermöglichte. J. nahm nach seiner Rückkehr in Stuttgart die ärztliche Praxis auf, in der er sich einen bedeutenden Ruf erwarb. Er gehörte dem Medicinal-Kollegium bis 1852 an (1834 ao., 1836 o. Mitgl.) und wurde 1841 Obermedizinalrat. Daneben beschäftigten ihn auch weiterhin naturwissenschaftliche Fragen, über die er zahlreiche Beiträge verfaßte, darunter die bereits 1805 in Tübingen begonnene, 1814 abgeschlossene Arbeit über die Mißbildungen der Gewächse, die ihm von Goethe einen anerkennenden Brief eintrug. J. wurde 1817 – als Nachfolger seines Bruders – zum Aufseher des Naturalienkabinetts und 1822 zum Professor der Chemie und Naturgeschichte am Oberen Gymnasium in Stuttgart berufen. Beide Institutionen boten ihm reichlich Stoff zu neuen Veröffentlichungen. Durch das Naturalienkabinett zunehmend beansprucht und in Praxis wie Lehre durch sein nachlassendes Gehör immer mehr gehemmt, trat J. 1846 zunächst von der Professur am Gymnasium zurück und schränkte dann auch seine Arztpraxis mehr und mehr ein, bis er schließlich 1856 auf eigenes Ersuchen hin auch die Leitung des Naturalienkabinetts aufgab. J., der in fruchtbarem und dauerhaftem Kontakt mit den führenden in- und ausländischen Wissenschaftlern einen breit angelegten, auf seine engere Heimat bezogenen paläontologisch-geognostischen Themenkreis bearbeitete, trug mit den z. T. grundlegenden Befunden seines Wirkens wesentlich zur Festigung und Weiterentwicklung dieses Gebietes bei. J. war auch in den heimatlichen Künstlerkreisen heimisch; mit Ludwig Unland und Justinus Kerner verband ihn seit der Studentenzeit eine enge Freundschaft, mit Gustav Schwab trat er durch seine 2. Heirat zudem in verwandtschaftliche Beziehungen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1824, seit 1846 Adjunkt), d. Bayer. Ak. d. Wiss., d. Ac. Royale de Médecine zu Paris u. d. Ak. z. Catania. Ihm zu Ehren wurden mehrere Versteinerungen sowie eine südamerikan. Pflanzengattung („Jaegeria“, auf Vorschlag von Kunth) benannt. Ehrenbürger v. Stuttgart (1835).

  • Werke

    De effect. arsenici albi in varios organismos, Diss. 1808;
    Anleitung z. Gebirgskde., 1811, ³1816 u. d. T. Das Wissenswürdigste a. d. Gebirgskunde;
    Fossile Knochen, welche b. Stuttgart u. Cannstatt gefunden worden waren, 1821;
    De Ichthyosauri seu Protosauri speciminibus prope Boll (in agro Bollensi) in Wirtembergia repertis, 1824;
    Über d. Pflanzenversteinerungen, welche in d. Bausandstein (Schilfsandstein) v. Stuttgart vorkommen, 1827;
    Über d. fossilen Reptilien, welche in Württemberg aufgefunden worden sind, 1828;
    Über d. fossilen Säugethiere, welche in Württemberg in versch. Formationen aufgefunden worden sind, nebst geognost. Bemerkungen üb. diese Formationen, 1835, ³1850;
    |Beobachtungen u. Unterss. üb. d. regelmäß. Formen d. Gebirgsarten, 1846;
    Über d. Fortpflanzungsweise d. Ichthyosaurus, in: Münchener Gel. Anz. 1852;
    Über fossile Säugethiere d. Donauthales u. d. Bohnerzgruben, 1853;
    Über e. neue Species v. Ichthyosaurus, 1856.

  • Literatur

    ADB 13;
    J.hh. d. Ver. f. vaterländ. Naturkde. in Württemberg 20, 1864, S. 315 (W-Verz.);
    ebd. 23, 1867, S. 31-38 (Nekr., Biogr.). - Zu S Oskar: F. Marcks, O. J., 1930.

  • Porträts

    Ölgem. v. S. Stirnbrand (im Bes. v. Frau Margarethe Jäger, Münster, Heerdestr. 21);
    Lith. (im Bes. v. Frau Marie Storz, Tübingen, Haußerstr. 101).

  • Autor/in

    Karl Staesche
  • Zitierweise

    Staesche, Karl, "Jäger, Georg Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 268-269 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117052906.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Jaeger: Dr. Georg Friedrich v. J., württembergischer Obermedicinalrath, bekannt als Geognost hauptsächlich durch seine paläontologischen Arbeiten. J., geb. am 25. Decbr. 1785 zu Stuttgart, war der Sohn des Professors der Medicin, späteren Leibarztes Dr. Christ. Friedr. J., der sich auch mit naturwissenschaftlichen Studien befaßte, und jüngerer Bruder des als Naturforscher nicht unberühmten Obermedicinalrathes Dr. Karl Christoph J. Seine Jugendbildung erhielt er in seiner Vaterstadt. Später besuchte J. behufs des Studiums der Medicin die Universität Tübingen (1803—1807) und promovirte mit der Inauguraldissertation „De effect. arsenici albi in varios organismos“, 1808. Zu seiner weiteren Ausbildung begab sich J. alsdann auf Reisen, besuchte Göttingen und Paris, wo er namentlich an Cuvier durch seinen Vater, welcher mit dem berühmten Anatomen in Folge seiner Beschäftigung mit der Untersuchung fossiler Knochen vielfach verkehrt hatte, gut empfohlen und von diesem freundlich unterstützt in den naturwissenschaftlichen Sammlungen ausgiebige Studien machte. Von Paris aus bereiste er das südliche Frankreich, die Schweiz, und kehrte nach seiner Vaterstadt zurück, um sich der ärztlichen Praxis zu widmen. Nebenbei fuhr er emsig fort, sich mit Naturwissenschaft zu beschäftigen. 1817 trat er hier als Nachfolger seines obengenannten älteren Bruders die Stelle eines Inspectors an dem Naturaliencabinete, dessen Verwaltung auch schon sein Vater geführt hatte, an und wurde 1822 zugleich auch Professor der Chemie und Naturwissenschaft am oberen Gymnasium in Stuttgart. In dieser Stellung betrieb J. besonders fleißig geognostische Studien. Bereits 1811 war ein kleines Buch von ihm erschienen: „Anleitung zur Gebirgskunde“, dessen Brauchbarkeit daraus hervorgeht, daß es rasch zwei neue Auflagen 1815 und 1816 erlebte, wobei es den Titel „Das Wissenswürdigste aus der Gebirgskunde“ annahm. Von 1821 an folgten rasch aufeinander mehrere geschätzte Abhandlungen über paläontologische Gegenstände, zuerst über: „Fossile Knochen, welche bei Stuttgart und Cannstatt gefunden worden waren“, dann 1824: „De Ichthyosauri seu Protosauri speciminibus prope Boll in Wirtembergia repertis“. Besonders bemerkenswerth ist die Schrift, in welcher J. 1827 die schönen Pflanzenreste aus|dem Schilfsandstein von Stuttgart vortrefflich beschrieb und abbildete. Zahlreiche andere Aufsätze handeln über die in Württemberg gefundenen „Knochenreste von Säugethieren und Sauriern. Mit Vorliebe befaßte sich J. mit den Mißbildungen bei Pflanzen, Thieren und Menschen. Eine Schrift über die Mißbildungen der Gewächse brachte ihn in nähere Berührung mit Goethe, der sich damals mit der Metamorphose der Pflanzen beschäftigte. Auch auf dem Gebiete der Medicin und pathologischen Anatomie war J. schriftstellerisch thätig. Im medicinischen Fache fortarbeitend wurde er 1834 zuerst außerordentliches, dann 1836 ordentliches Mitglied des Medicinalcollegiums und erhielt 1841 den Titel eines Obermedicinalrathes. Seit 1842 war er von seiner Lehrthätigkeit zurückgetreten. Aus dieser Zeit stammt eine fleißige geognostische Arbeit: „Beobachtungen und Untersuchungen über die regelmäßigen Formen der Gebirgsarten“, 1846. Daran reihen sich als bemerkenswerth die Publicationen: „Ueber die Fortpflanzungsweise des Ichthyosaurus“ (Münchener Gelehrt. Anzeig. 1852) und „Ueber einige fossile Zähne und Knochen von Säugethieren aus dem Diluvium von Langenbrunn und aus dem Bohnerz“ (Das. 1856). Aus späteren Jahren sind unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen als die wichtigeren hervorzuheben: „Ueber eine neue Specis von Ichthyosaurus“ (Nov. act. Ac. Car. Leop. Bd. 25); „Bemerkungen über die Veränderung der Zähne von Säugethieren im Verlauf ihrer Entwicklung"; „Ueber fossile Pflanzen im Keuper und deren lebende Analogien in Chili"; „Bemerkungen über Sumpfschildkröten im fossilen Zustande"; „Bemerkungen über die Organisation des Gavialis gemgeticus“ etc. J. stand durch eine ausgedehnte Correspondenz mit den weitesten wissenschaftlichen Kreisen in Verbindung und konnte sich der Mitgliedschaft von 35 gelehrten Gesellschaften, so namentlich der Akademie der Wissenschaften in München, der Acad. royale de Médecine in Paris, der Akad. zu Catania etc. rühmen. Auch bekleidete er die Würde eines Adjunctus bei der Academia Car. Leop. nat. curios. Seine vielfachen Verdienste um die Paläontologie wurden dadurch anerkannt, daß zahlreiche Arten von Versteinerungen ihm zu Ehren genannt wurden; eine südamerikanische Pflanzengattung aus der Gruppe der Synanthaceen wurde von Kunth mit der Bezeichnung Jaegeria beehrt, um ihm auch in dieser Richtung die Anerkennung der Wissenschaft auszusprechen. 1850 ertheilte ihm sein König den Orden der württembergischen Krone; auch wurde er mit dem Ritterkreuz des baierischen Ordens vom heil. Michael ausgezeichnet. J. starb in hohem Alter am 10. Septbr. 1867 zu Stuttgart. Im 20. Bande der Jahresh. d. V. f. v. Naturk. in Württ. S. 315 findet sich ein Verzeichniß von den in diesen Jahresheften enthaltenen Aufsätzen Jäger's.

    • Literatur

      Nekrolog in Württemb. naturw. Jahreshefte, Bd. 23. S. 31.

  • Autor/in

    Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Jäger, Georg Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 648-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117052906.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA