Lebensdaten
1878 – 1946
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116996579 | OGND | VIAF: 45068941
Namensvarianten
  • Levy, Arthur (bis 1905)
  • Liebert, Arthur
  • Levy, Arthur (bis 1905)
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Zitierweise

Liebert, Arthur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116996579.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Levi, Kaufm.;
    M Rosa Hirschberg;
    1908 Bertha Behrens;
    1 S.

  • Biographie

    L. schloß seine Schulzeit 1895 mit dem Einjährigen an der Realschule ab und arbeitete danach 6 Jahre als Kaufmann. 1901-05 studierte er Philosophie an der Univ. Berlin bei W. Dilthey, P. Menzer, F. Paulsen, A. Riehl, G. Simmel und K. Stumpf. Neben einer Reihe geisteswissenschaftlicher Fächer widmete er sich auch der Nationalökonomie und der Soziologie. 1907 holte er die Reifeprüfung nach und wurde im selben Jahr bei Paulsen und Riehl promoviert auf Grund einer Arbeit über Pico della Mirandola, von dem er bereits 1905, nachdem er zum Christentum übergetreten war, unter dem Namen Arthur Liebert „Ausgewählte Schriften“ übersetzt und eingeleitet hatte. Entscheidend für sein ferneres Leben und organisatorisches Wirken wurde seine Mitarbeit in der Kantgesellschaft (1910–27 stellvertretender, 1927-33 alleiniger Geschäftsführer), um deren weltweite Ausdehnung er sich verdient machte und deren Publikationsorgane er als Herausgeber und Autor maßgeblich mitgestaltete. L.s frühe Arbeiten zeigen deutlich die Herkunft vom Marburger Neukantianismus. Vom Boden des Kritischen Idealismus aus versuchte er zudem, der Geschichte in ihrer Einmaligkeit, Eigengesetzlichkeit und Relativität im Sinne seiner Lehrer Dilthey und Simmel gerecht zu werden. – Seit 1910 lehrte L. Philosophie und Pädagogik an der Handels-Hochschule in Berlin (ao. Professor 1930), nach seiner Habilitation 1925 auch an der Univ. Berlin (ao. Professor 1928, seit 1931 mit Ordinariatsrechten). 1933 wurde L. seiner jüd. Abstammung wegen entlassen. Mit Hilfe von Freunden konnte er zunächst nach Belgrad emigrieren. Hier entstanden seine „Philosophie des Unterrichts“ (1935) sowie Gesellschaft und Zeitschrift „Philosophia“, die sein ganz persönliches Engagement für den ethischen Idealismus und Humanismus zum Ausdruck bringen; Ideen, die er in Sorge um die geistige und moralische Krise seiner Zeit dem „Brutalismus“ und dem „Absinken in die Barbarei“ („Der Liberalismus als Forderung, Gesinnung und Weltanschauung“, 1938) entgegenhielt. Er widmete sich ganz der „Renaissance des idealistischen Glaubens an die sittliche Macht der Freiheit und des Freisinns“, die für ihn Maßstab aller Politik waren. Neben solchen prinzipiellen Erwägungen beschäftigten L. auch aktuelle Probleme der Zeitgeschichte wie die Arbeitslosigkeit; ihre praktische Bewältigung erhoffte er sich von einem „Weltbund des Humanismus“, den er seit 1939 von Birmingham aus, wohin er u. a. mit Hilfe Stefan Zweigs übergesiedelt war, zu organisieren suchte. 1946 folgte er einem Ruf an die Pädagogische Fakultät der Univ. Berlin, deren erster Dekan er war.

    Systematisch begründete L. seine Leitideen in den Büchern „Das Problem der Geltung“ (1914) und „Wie ist kritische Philosophie überhaupt möglich?“ (1919). Er stellte in ihnen eine Verbindung her zwischen Kritizismus (Kant, Neukantianismus) und spekulativem Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel). Das Bindeglied zwischen beiden sah er in Kants transzendentaler Dialektik und der Antinomie als ihrer tragenden Kategorie. Kants transzendentale Dialektik im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung des Neukantianismus besonders gewürdigt zu haben, ist L.s philosophiehistorisches Verdienst. Seine Deutung Kants als Begründers einer dialektischen Metaphysik erscheint allerdings problematisch und ist wohl die Folge seines eigenen Übergangs vom kritischen zum dialektischen Idealismus, der sich in seiner „Erkenntnistheorie“ (1932) schließlich vollendet ausprägt. Im postum erschienenen Werk „Der universale Humanismus“ (1946) faßt er als „weltanschauliches Vermächtnis“ (Kropp) den Zweck seines Philosophierens zusammen: die Vernunft durch Erziehung in allen Bereichen der Kultur praktisch zur Geltung zu bringen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Geltungswert d. Metaphysik, 1915;
    Vom Geist d. Revolutionen, 1919, ³1925;
    Mythus u. Kultur, 1922;
    Die geistige Krisis d. Gegenwart, 1923;
    Geist u. Welt d. Dialektik I, 1929;
    Von d. Pflicht d. Philos. in unserer Zeit, 1938. -
    Hrsg.: Phil. Vorträge, veröff. v. d. Kant-Ges., 1912-33 (unter Mitwirkung v. E. Cassierer u. M. Frischeisen-Köhler);
    Erg.-Hh. d. Kant-Stud., Nr. 25 ff., 1912 ff.;
    Kant-Stud. (mit H. Vaihinger, M. Friescheisen-Köhler u. P. Menzer, seit 1924), 22-38, 1918-33;
    Qu.-Hdbb. d. Philos., 7 Bde., 1923-31;
    Der phil. Unterricht 1-4, 1930-33;
    Philosophia 1-3, 1936-38.

  • Literatur

    K. Sternberg, Wie ist krit. Philos. überhaupt möglich?, in: Kant-Stud. 24, 1920, S. 291-99;
    die neue schule 2, 1947;
    H. Becker, Der Redner A. L., in: Auditorium 1, 1947, S. 28 f.;
    H. F. Ehlers, in: Phil. Stud. 1, 1949, S. 1 f. (P);
    G. Kropp, in: Zs. f. phil. Forschung 3, 1948, S. 427-35 (W-Verz.).

  • Autor/in

    Peter Müller
  • Zitierweise

    Müller, Peter, "Liebert, Arthur" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 486-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116996579.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA