Lebensdaten
1843 – 1898
Geburtsort
Stäfa (Kanton Zürich)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Professor der Zoologie in Tübingen ; Mediziner
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116424524 | OGND | VIAF: 10597166
Namensvarianten
  • Eimer, Theodor Gustav Heinrich
  • Eimer, Gustav Heinrich Theodor
  • Eimer, Theodor
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Zitierweise

Eimer, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116424524.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinr. (1810–87), Teilnehmer am Frankfurter Wachensturm 1833, Badearzt in Langenbrücken, später Bezirksarzt (s. BLÄ);
    M Albertine (1822–1912), T des Chirurgen Hans Kaspar Pfenninger;
    Würzburg 1870 Anna (1851–1924), T des Ascan Lutteroth (1783–67), Bankier in Hamburg;
    2 S, 2 T, u. a. Helmuth (* 1882), Dr.-Ing., leitender Mitarbeiter v. Junkers in Dessau.

  • Biographie

    E. studierte ab 1862 in Tübingen, Freiburg (Breisgau), Heidelberg und Berlin Medizin und Naturwissenschaften, promovierte unter Virchow zum Dr. med., bestand 1868 das medizinische Staatsexamen, arbeitete danach zoologisch bei A. Weismann (Freiburg), promovierte 1869 unter A. von Kölliker in Würzburg (Dr. phil.) und habilitierte sich dort 1870 für Zoologie; 1874 wurde er Inspektor des Darmstädter Museums und zugleich außerordentlicher Professor am Polytechnikum, 1875 übernahm er das Ordinariat für Zoologie in Tübingen. E. bereiste mehrmals Italien, ferner die Türkei, den Balkan und Ägypten (1878/79). E. arbeitete zunächst morphologisch-physiologisch und histologisch (unter anderem über Fettresorption, Gregarinen, Reptilieneier, Rippenquallen). Die Entdeckung einer durch dunkelblaue Pigmentierung besonders angepaßten Varietät der Mauereidechse auf Capri (1872) veranlaßte ihn, sich vorwiegend Fragen der Artbildung zuzuwenden. Als Gegner der Darwinschen Selektionstheorie führt E. das Variieren der Organismen nicht auf den Zufall, sondern auf Gesetzmäßigkeiten zurück, wonach Abänderungen in bestimmten, aber nur wenigen Richtungen erfolgen. Im Anschluß an W. Haacke (1893) bezeichnete er die gerichtete Entwicklung als Orthogenesis und suchte sie zuerst durch Untersuchungen über die Bildung der Zeichnung bei Tieren, hauptsächlich bei Schmetterlingen, nachzuweisen. Das Entstehen neuer Eigenschaften und der Arten überhaupt beruht nach E. auf physiologisch-chemischen Ursachen, die in der Wechselwirkung zwischen der stofflichen Zusammensetzung des Körpers und äußeren Einflüssen (einschließlich der Veränderungen durch Gebrauch und Nichtgebrauch bestimmter Organe wie der Muskeln) begründet sind, wobei die Vererbung erworbener Eigenschaften vorausgesetzt wird. Die Trennung der „Organismenkette“ in Arten erklärt er unter anderem mit Entwicklungsstillstand auf bestimmten Stufen (Epistase). Diese Vorstellungen führten zu scharfen Auseinandersetzungen mit Weismann, die sich auch in seinem Hauptwerk über die Artbildung (1888–1901) widerspiegeln. E.s Ansichten über die Ursachen der Artbildung sind zwar heute überholt, doch hat er eine Reihe von phylogenetischen Vorgängen richtig erfaßt und sich durch Beschreibung zahlreicher neuer Beobachtungen bleibende Verdienste erworben.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Medusen, 1878; Über d. Variieren d. Mauereidechse, 1881;
    Über d. Zeichnung der Tiere, in: Humboldt 1885-88;
    Die Entstehung d. Arten auf Grund v. Vererben erworbener Eigenschaften, 3 T., 1888-1901 (II u. III mit C. Fickert); Die Artbildung u. Verwandtschaft b. d. Schmetterlingen, 2 T., 1889/95 (II mit dems.).

  • Literatur

    ADB 48; R. v. Hanstein, in: Naturwiss. Rdsch. 13, 1898;
    Leopoldina 34, Nr. 6, 1898;
    M. v. Linden, in: Biol. Zbl. 18, 1898; C. B. Klunzinger, in: Jahreshh. d. Ver. f. vaterländ. Naturkde. in Württemberg, 1899 (W, P).

  • Autor/in

    Georg Uschmann
  • Zitierweise

    Uschmann, Georg, "Eimer, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 393-394 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116424524.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eimer: Gustav Heinrich Theodor E. wurde geboren am 22. Februar 1843 zu Staefa im Kanton Zürich. Er erhielt seine Schulbildung auf den Gymnasien zu Bruchsal und Freiburg i. B. Sein Vater war Arzt, beschäftigte sich in seinen Mußestunden viel mit Naturwissenschaften, namentlich mit der Thier- und Pflanzenwelt und wußte schon in dem Knaben die Liebe zur Natur zu entfachen. Nach Absolvirung des Gymnasiums bezog E. zunächst die Universität Tübingen, um Medicin und Naturwissenschaften zu studiren, dann wandte er sich nach Freiburg und Heidelberg und promovirte 1867 in Berlin. Nachdem er daselbst auch das medicinische Staatsexamen bestanden hatte, kehrte er wieder nach Freiburg zurück, um sich unter Professor Weismann's Führung ganz der Zoologie zu widmen. Den Winter 1869 brachte er zu seiner weiteren Ausbildung in Paris zu und wurde alsdann in dem folgenden Jahre als Professor für Zootomie nach Würzburg berufen. Nachdem er sich dort für Zoologie habilitirt hatte, machte er als Arzt den Feldzug 1870—71 mit. Seine Gesundheit war jedoch den Strapazen des Krieges nicht gewachsen und er sah sich nach seiner Rückkunft genöthigt, zur Kräftigung den Süden aufzusuchen. Er reiste nach Italien und benutzte die Gelegenheit, um auf Capri Studien über die niederen Seethiere anzustellen. 1874 wurde er als Professor der Zoologie und Inspektor der zoologischen Staatssammlung an das Polytechnikum zu Darmstadt berufen. Bald darauf folgte er einem Rufe als Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie nach Tübingen. Er starb am 30. Mai 1898.

    E. war ein sorgsamer, eifriger und unermüdlicher Forscher, der über ein reiches Wissen verfügte. Wir verdanken ihm eine Menge gründlicher Untersuchungen. Seine ersten Arbeiten finden sich in Virchow's Archiv 1867: „Zur Geschichte der Becherzellen" und „Studien zur Fettresorption und zur Entstehung der Schleim- und Eiterkörperchen". Die Lehre von der Zelle förderte er durch zwei Abhandlungen: „Zur Kenntniß vom Bau des Zellkerns" in Schultze's Archiv 1871 und „Ueber amöboide Bewegungen der Zellenkörperchen", ebendaselbst 1875. Besonders bemerkenswerth sind ferner seine Arbeiten über das Variiren und die Zeichnung der Thiere: „Untersuchungen über das Variiren der Mauereidechse“ im Archiv f. Naturg. 1881; „Ueber gesetzmäßige Zeichnung der Reptilien“ im Jahresb. Ver. vat. Naturk. Württemberg 1882; „Ueber die Zeichnungen der Vögel und Säugethiere", ebendaselbst 1883 und „Ueber Zeichnung der Thiere 1. u. 2. Abth.“ im Zoologischen Anzeiger 1882 u. 1883. Diese Abhandlungen waren die Vorläufer zweier umfassender und mit außerordentlicher Gründlichkeit und Einsicht bearbeiteter Werke über den Darwinismus: „Die Entstehung der Arten auf Grund von Vererben erworbener Eigenschaften nach den Gesetzen des organischen Wachsens“, Jena 1888 und „Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmetterlingen“, Jena 1889.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Eimer, Theodor" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 300-301 unter Eimer, Gustav Heinrich Theodor [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116424524.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA