Kirch, Maria (verheiratete)
- Lebensdaten
- 1670 – 1720
- Geburtsort
- Panitzsch bei Leipzig
- Beruf/Funktion
- Astronomin ; Astrologin
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 116181591 | OGND | VIAF: 74596654
- Namensvarianten
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- Kirch, Maria Margaretha
- Winkelmann, Maria Margaretha (geborene)
- Winckelmann, Maria (geborene)
- Kirch-Winkelmann, Maria Margaretha
- Kirch, Gottfried (Pseudonym)
- Fabricius, Georgius (Pseudonym)
- Schmid, Nicolaus (Pseudonym)
- Freund, Marcus (Pseudonym)
- Kirch, Maria (verheiratete)
- kirch, maria
- Kirch, Maria Margaretha
- Winkelmann, Maria Margaretha (geborene)
- winkelmann, maria margaretha
- Winckelmann, Maria (geborene)
- winckelmann, maria
- Kirch-Winkelmann, Maria Margaretha
- Kirch, Gottfried (Pseudonym)
- kirch, gottfried
- Fabricius, Georgius (Pseudonym)
- fabricius, georgius
- Schmid, Nicolaus (Pseudonym)
- schmid, nicolaus
- Freund, Marcus (Pseudonym)
- freund, marcus
- Circh, Maria (verheiratete)
- Circh, Maria Margaretha
- Circh-Winkelmann, Maria Margaretha
- Circh, Gottfried (Pseudonym)
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- Adler, Georg Christian
- Gading, Johann Georg
- Gading, Theodora / verheiratete
- Kirch, Christfried
- Kirch, Gottfried
- Kirch, Gottlieb
- Margaretha (1703 – n. 1759)
- Töllner, Johann
- Töllner, Justin
- Töllner, Justin
- Töllner, Sara Elisabeth / verheiratete
- Töllner, Tobias
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Winckelmann (Winkelmann), verheiratete Kirch, Maria Margaretha
| Astronomin, Astrologin, * 25.2.1670 (alten Stils) Panitzsch bei Leipzig, † 29.12.1720 Berlin. (evangelisch)
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Genealogie
V →Matthias Win(c)kelmann (1630–1682), aus Mühlberg (Thür.), 1652 Katechet in Paunsdorf, 1657 Pfarrer in P.;
M Maria († 1683), T d. →Johann Töllner, Buch- u. Tuchhändler in Schleiz;
1 B →Johann Friedrich († 1733), Handelsmann in Hamburg, 2 Schw →Sara Elisabeth (1663–1706, ⚭ 1682 →Justin[us] Töllner, 1656–1718, 1682 Pfarrer in P., 1697 Insp. u. Rechnungsführer d. Waisenhauses in Halle, S d. →Tobias Töllner, 1623–1710, Schreib- u. Rechenmeister in Gera, s. J. Bulisch, J. T.s Weggang aus P., Ein Btr. z. Frühgesch. d. Pietismus in Sachsen, in: Herbergen d. Christenheit 21/22, 1997/98, S. 69–86), Anna Magdalena (zw. 1663 u. 1670 – n. 1697, ⚭ 1] Heinrich Töllner, † 1692, B d. →Justin[us] Töllner, s. o., 2] N. N. Schubarth, Bürger in Guben);
– ⚭ Leipzig 1692 →Gottfried Kirch (1639–1710, ⚭ 1] Maria Lang, † 1690), Astronom (s. NDB XI;
Pogg. II;
W);
2 Stief-S →Gottlieb Kirch (1669-ca. 1697), Pietist, Heilmann Kirch (1679 – n. 1698), 1 Stief-T →Theodora Kirch (1683–1757, ⚭ →Johann Georg Gading, 1679–1715, Kantor in d. Garnisonskirche in B.), 1 S →Christfried Kirch (1694–1740), Astronom (s. NDB XI;
W), 5 T (2 früh †) Christina (1697–1782), Johanna (1700–71, ⚭ →Georg Christian Adler, 1674–1741, 1708 Diakon in d. Altstadt Brandenburg, 1714 Archidiakon, 1732 Pfarrer u. Prediger in d. Neustadt Brandenburg), Margaretha (1703 – n. 1759). -
Biographie
Seit 1680 wurde W. mit ihren Geschwistern durch ihren späteren Schwager →Justinus Töllner unterrichtet, der nach dem Tod des →Vaters 1682 dessen Pfarrstelle erhielt. Als im Jahr darauf die Mutter verstarb, wuchs W. im Haushalt Töllners auf. Bei →Christoph Arnold (1650–1695), Astronom und Bauer in Sommerfeld, erwarb sie erste astronomische Kenntnisse; vermutlich über diesen lernte sie ihren späteren Ehemann →Gottfried Kirch, Astronom und Kalendermacher, kennen. Kirch sah sich als radikaler Pietist in Leipzig Anfeindungen ausgesetzt und zog deshalb im Okt. 1692 in seine Geburtsstadt Guben. W. dagegen war in ihrer Religiosität dem Sozinianismus verbunden. Als Kirch 1700 zum kgl. Astronom der Brandenburg. Sozietät der Wissenschaften berufen wurde, zog die Familie nach Berlin.
W. unterstützte ihren Mann bei astronomischen Beobachtungen und der Kalenderarbeit. 1696 versuchte sie vergeblich, sich in Halle/Saale als erste Frau an einer Universität zu immatrikulieren. Nach Kirchs Tod bat sie die Berliner Akademie erfolglos, an Stelle ihres Mannes die Arbeit an den Akademie-Kalendern fortsetzen zu dürfen. Im Okt. 1712 mußte W. die akademische Astronomenwohnung verlassen und fand Aufnahme bei →Bernhard Friedrich Frhr. v. Krosigk (1656–1714) in Berlin. Nach dessen Tod kamen sie und|drei ihrer Töchter im März 1715 in Danzig bei Nachfahren von →Johannes Hevelius (1611–1687) unter. Im Sept. 1716 zogen sie wieder nach Berlin, wo der Sohn →Christfried zum Observator der kgl. Sozietät gewählt worden war und von seiner Mutter und seinen Schwestern bei astronomischen Beobachtungen unterstützt wurde. Ihren Lebensunterhalt erwirtschaftete W. mit Hilfe des Sohnes durch das Kalendermachen, wobei sie in Nürnberg, Breslau und seit 1714 auch in Dresden und 1716 für Ungarn drucken ließ. 1697–1720 notierte W. fast täglich das Wetter und entdeckte am 21.4.1702 einen Kometen.
Daß W. in der Historiographie als eine auf dem Niveau ihrer Zeit selbständig wissenschaftlich arbeitende Astronomin bezeichnet wird, geht auf frühe, glorifizierende Äußerungen zurück, z. B. von →Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). W. war bei den Observationen geschickt, doch mußten diese mit einfachsten Instrumenten ausgeführt werden und entsprachen nicht dem wissenschaftlichen Niveau der Sternwarten in Paris, Greenwich und Kopenhagen. Obwohl W. das Umrechnen der Ergebnisse von einem Bezugsort auf einen anderen beherrschte, war sie bei der Vorbereitung und Auswertung der Beobachtungen sowie bei den astronomischen Daten für die Kalender auf Hilfe angewiesen. In ihre seit 1712 gestalteten Kalender fanden astrologische Mutmaßungen verstärkt Aufnahme, wobei die astronomischen Diskurse herausfielen, die wesentlich für die Kirchschen Kalender bis 1711 waren. Auch als Astrologin trat sie mit dem Anfertigen von Horoskopen und Flugschriften hervor.
Als gelehrte Frau um 1700 wurde W. in der Literatur stets gewürdigt, jedoch im Zuge der genderorientierten Wissenschaftsgeschichtsschreibung in ihren wissenschaftlichen Leistungen überhöht dargestellt und ihre Wirkung auf Zeitgenossen v. a. als Astrologin zu wenig beachtet. Eine neuere Untersuchung unter Einbeziehung von Briefen, Sozietätsprotokollen, astrologischen Schriften und zeitgenössischen Zeitschriftenartikeln zeigt, daß W. zwar eine gebildete Frau war, aber keine Gelehrte von überdurchschnittlicher Bedeutung, da ihre astronomisch-wissenschaftlichen Fähigkeiten begrenzt waren.
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Auszeichnungen
A Asteroid (9815) Mariakirch.
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Werke
W Himmlische Illumination, 1709;
Vorstellung d. Himmels bey d. Zusammenkunfft Dreyer Grossmächtigsten Könige, welche geschehen ist am 2. Iulii, Anno 1709, [1709];
Vorbereitung z. gr. Opposition, oder Merckwürdige Himmels-Gestalt im 1712. J., worauf im folgenden 1713. J. d. dreyfache Gegen-Standt, Saturni u. Jovis folget, [1711];
– Kal. (mit Christfried Kirch) Christen-, Jüden- u. Türcken-Kal., Nürnberg, 1712–21 (unter d. Namen Gottfried Kirch);
Wahrhafftiger Himmels-Bothe, Nürnberg, 1712–21 (unter d. Namen Georgius Fabricius);
Alm., Schreib-Kal., Nürnberg, 1712–21 (unter d. Namen Nicolaus Schmid);
Zeit- u. Wunder-Calender, Nürnberg, 1712–21 (unter d. Namen Marcus Freund);
Johannis Neubarthii continuirter Schreib-Calender, Breslau, 1712–21;
Haus-, Wirthschafts- u. Schreib-Calender v. Valentini Hanckens Continuatorem, Breslau, 1712–21;
Schreibkal. auf d. Dresdener Horizont, [Dresden?], 1714–21;
Schreibkal. auf d. Horizont Ungarns, 1716[?]-21 (vermutl. n. Art Bernhard Krackers);
– nicht als Mitautorin genannt in: G. Kirch, Observationes Cometae Novi, habitae Berolini a d. 21 April. 1702, in: Acta Eruditorum, 1702, S. 256–58;
ders., Brevis Descriptio clari cujusdam Luminis, Anno 1707. die 6. Martii, Dominica quinquagesimae, Berolini vespeperi, versus septemtrionem visi, in: Miscellanea Berolinensia, 1710, S. 135–37;
ders., De cometa Anno 1702. Berolini observato, ebd., S. 212–15;
– Das älteste Berliner Wetter-Buch 1700–01 v. Gottfried Kirch u. seiner Frau Maria Margaretha geb. Winkelmann, hg. v. G. Hellmann, in: Jber. d. Berliner Zweigver. d. Dt. Meteorol. Ges. Berlin, 1893;
– Nachlaß: Archiv d. Ak. d. Wiss. Berlin;
Bibl. d. Royal Observatory Edinburgh. -
Literatur
L Acta Eruditorum, 1712, S. 77–79;
Des Secretarius 9. Expedition, 1712, S. 847–52, bes. S. 848 u. 1713, S. 234–39, bes. S. 234;
A. des Vignoles, in: Bibl. Germanique ou hist. littéraire de l’Allemagne 3, 1722, S. 168–83;
ders., Eloge de M. Kirch le Fils, Astronome de Berlin, in: Journ. littéraire d’Allemagne 1, 1741, S. 300–51;
Neuer Ztgg. v. Gel. Sachen, auf d. J. 1722, 1722, S. 644–47;
H. Battré u. D. B. Herrmann, Astronomennachlässe u. -teilnachlässe im Archiv d. Dt. Ak. d. Wiss. z. Berlin, in: Mitt. d. Archenhold-Sternwarte 104, 1970, S. 531–40;
P. Aufgebauer, Die Astronomenfam. Kirch, in: Die Sterne 47, 1971, H. 6, S. 241–47;
D. Wattenberg, Z. Gesch. d. Astronomie in Berlin im 16. bis 18. Jh., 1973;
L. Schiebinger, M. W. at the Berlin Ac., Turning Point for Women in Science, in: Isis 78, 1987, H. 1, S. 174–200;
dies., Schöne Geister, Frauen in d. Anfängen d. modernen Wiss., 1993, S. 128–48;
M. Mommertz, Schattenökonomie d. Wiss., Geschlechterordnung u. Arb.systeme in d. Astronomie d. Berliner Ak. d. Wiss. im 18. Jh., in: T. Wobbe (Hg.), Frauen in Ak. u. Wiss., Arb.orte u. Forsch.praktiken, 1700–2000, 2002, S. 31–63;
S. Kühn, Wissen, Arb., Freundschaft, Ökonomien u. soz. Beziehungen an d. Akademien in London, Paris u. Berlin um 1700, 2011, S. 105–122;
K.-D. Herbst, Die Korr. d. Astronomen u. Kal.machers Gottfried Kirch, 3 Bde., 2006;
ders., Wer half d. Astronomen Gottfried Kirch?, in: K. Hentschel (Hg.), Unsichtbare Hände, Z. Rolle v. Laborassistenten, Mechanikern, Zeichnern u. a. Amanuenses in d. physikal. Forsch.- u. Entwicklungsarb., 2008, S. 51–68;
ders., Die Astronomin u. Astrologin M. M. Kirch, geb. W., in: J. Hamel u. W. R. Dick (Hg.), Btrr. z. Astronomiegesch. 15, 2021, S. 191–242;
Brandenburg. Gel. II.–Qu Landeskirchl. Archiv Berlin;
Archiv d. Franckeschen Stiftungen;
Bibl. d. Sternwarte Paris, d. Univ. Basel, d. Univ. Leipzig u. Univ. Hannover;
– zuGottfried Kirch: K.-D. Herbst, Zum 300. Todestag d. Astronomen u. Kal.machers G. K., in: J. Hamel (Hg.), G. K. (1639–1710) u. d. Berliner Astronomie im 18. Jh., 2010, S. 22–33. K.-D. Herbst, in: Vf.-Lex. Frühe Neuzeit II. -
Autor/in
Klaus-Dieter Herbst -
Zitierweise
Herbst, Klaus-Dieter, "Winckelmann (Winkelmann), verheiratete Kirch, Maria Margaretha" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 219-221 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116181591.html#ndbcontent