Lebensdaten
1498 – 1565
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Nürnberger Patrizier ; Staatsmann
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116067128 | OGND | VIAF: 32739054
Namensvarianten
  • Paumgartner, Hieronymus
  • Baumgärtner, Hieronymus
  • Baumgartner, Hieronymus
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Zitierweise

Baumgartner, Hieronymus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116067128.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gabriel Baumgartner (1449–1507), seit 1478 ordentlicher Professor in Ingolstadt, seit 1498 Ratskonsulent in Nürnberg;
    M Dorothea ( 1510), T des Caspar Stengel aus Ingolstadt;
    Gvv Konrad Baumgartner (der Jüngere, 1406–57), Kaufherr;
    Gmv Kunigunde, T des Caspar Haller aus Bamberg und der Gruber;
    23.1.1526 Sibilla (ca. 1510–66), T des Bernhard Dichtel aus München, herzoglich bayerischer Beamter, und der Barbara von der Rosen;
    1 S, 6 T.

  • Biographie

    B. bezog, nachdem er 5 Jahre lang in Ingolstadt u. a. bei dem Humanisten J. Locher (Philomusus) ausgebildet worden war, 1518 - nach kurzem Besuch der Hohen Schule in Leipzig - die Universität Wittenberg, um sich dem Studium der Philosophie, Mathematik und Rechtswissenschaft sowie der Alten Sprachen zu widmen. Nach einer Begegnung mit Melanchthon und Luther wurde er überzeugter Anhänger des neuen Glaubens, den er nach der Rückkehr in seine Vaterstadt eifrig förderte. So nahm er als junger Ratsherr 1525 am Nürnberger Religionsgespräch teil, war bei der Kirchenvisitation 1528 sowie bei der Einführung der Reformation in den pfalzneuburgischen Pfandämtern Heideck, Hilpoltstein und Allersberg (1542) führend tätig. 1533 wurde ihm als erstem Kirchenpfleger die Leitung des gesamten Kirchen- und Schulwesens anvertraut. Neben Lazarus Spengler war er die treibende Kraft zur Gründung der „Oberen Schule“, des späteren Melanchthongymnasiums (1526) und legte 1538, zusammen mit Erasmus Ebner, den Grund zur Neuorganisation der Stadtbibliothek, die später durch seine eigene Büchersammlung vermehrt wurde. Die einflußreichsten reichsstädtischen Ämter wurden ihm zuteil, und der Rat betraute ihn mit wichtigen diplomatischen Sendungen, u. a. auf den Reichstagen zu Speyer 1529, Augsburg 1530 und in Schmalkalden 1536. Auf der Rückreise vom Speyerer Reichstag 1544 geriet er bei Sinsheim/Elsenz in die Gefangenschaft des Ritters Albrecht von Rosenberg und wurde erst nach 14 Monaten gegen hohes Lösegeld freigelassen. B.s Eintreten für die neue Lehre und seine humanistisch geprägte Bildung kamen am eindringlichsten zum Ausdruck in seinem vertrauten Umgang und Briefwechsel mit den Reformatoren und den führenden in- und ausländischen Gelehrten seiner Zeit, die ihn mit vielen Dedikationen ehrten.

  • Werke

    Eigenhändiger Ber. üb. seine Gefangennahme v. J. 1544 (Bibl. d. German. Mus. Nürnberg), hrsg. v. H. W. Caselmann, in: Jber. d. Hist. Ver. v. Mittelfranken 33, 1865, S. 103 ff.

  • Literatur

    ADB II (unter Baumgärtner); G. E. Waldau, Lebensgesch. d. ersten Kirchenpflegers z. Nürnberg, in: Neue Btrr. z. Gesch. d. Stadt Nürnberg I, Nürnberg 1770, S. 233 ff., 297 ff. (P); ders., Joachimi Camerarii de vita H. B. narratio, ebenda 1785; Ph. Melanchthonis Opera, hrsg. v. K. G. Bretschneider, I ff., 1834 ff., = Corpus Reformatorum (Briefe Melanchthons an H. B.; vgl. bes. Index Bd. 28);
    E. van Hout, Zum Briefwechsel d. älteren H. B., = Gymnasial-Progr. Bonn 1877;
    N. Müller, Btr. z. Briefwechsel d. älteren H. B. u. seiner Familie, in: Mitt. d. hist. Ver. Nürnberg 10, 1893, S. 241 ff.;
    O. Albrecht u. P. Flemming. Das sog. Manuscriptum Thomasianum, in: Archiv f. Ref.-Gesch. 12, 1915, 13, 1916 (Briefe v. u. an H. B.); H. Steiger, Das Melanchthongymnasium, 1926;
    A. Engelhardt, Die Ref. in Nürnberg, in: Mitt. d. Hist. Ver. Nürnberg 33, 1936, 34, 1937, 36, 1939;
    P. Meinhold, Die Genesisvorlesung Luthers u. ihre Hrsgg., 1936, S. 36 ff., 437 ff.;
    K. Schornbaum, Zum Briefwechsel Ph. Melanchthons, in: Ztschr. f. bayer. Kirchengesch. 13, 1938, S. 102 ff.;
    ders., Zum Briefwechsel V. Dietrichs, in: Mitt. d. hist. Ver. Nürnberg 38, 1941, S. 189 ff. (L).

  • Porträts

    Verschiedene Medaillen v. J. Deschler, 1553 (u. a. German. Mus. Nürnberg, Münzslg. K 580 [Silber], Wittenberg Lutherhalle), Abb. in: G. Habich, Die dt. Schaumünzen d. 16. Jh.s I/2, 1931;
    Kupf. v. J. Pfann mit Darst. d. Gefangennahme (u. a. Staatsarchiv, Stadtbibl., German. Mus. Nürnberg, Dresden);
    Kupf. v. unbek. Künstler, 1564 (u. a. Stadtbibl. Nürnberg);
    Radierung d. Gefangennahme v. M. Zündt (German. Mus. Nürnberg, Kupf.-Kab,).

  • Literatur

    zum Gesamtartikel: F. H. Hofmann, Die Donatoren auf Dürers P.-Altar (mit Stammwappen), in: Die christl. Kunst I, 1905, S. 169 ff., 205 ff.;
    -
    W. Krag, Die P. v. Nürnberg u. Augsburg (L. Waren- u. Handelszeichen), = Schwäb. Gesch.qu. u. F I, 1919; E. H. Kneschke, Neues allg. dt. Adelslex. I, 1929;
    K. O. Müller, Welthandelsbräuche 1480-1540 (mit Waren- u. Handelszeichen), Aufzeichnungen d. B.schen Handelsstube, = Dt. Handelsakten d. MA u. d. Neuzeit V, 1934;
    J. Strieder, Zur Genesis d. modernen Kapitalismus, ²1935, bearb. v. F. Frhr. Karaisl v. Karais (mitTabellen d. Vermögensentwicklung d. B. v. 1479 bis 1540);
    G. Frhr. v. Pölnitz, Jakob Fugger I, 1949, II, 1951;
    Schottenloher II, 1935; G. Wolff, Bücherkde. d. fränk. Gesch. II, 1939, Sp. 306 f. (P-Ausgaben);
    - Qu.: Hauptstaatsarchiv München (bes. Familienkodex d. H. B. d. J.);
    Staatsarchiv Nürnberg (bes. z. Geneal.); Frhr. v. Stromer’sches Archiv, Schloß Grünsberg b. Altdorf; Fürstl. Waldburg-Zeil’sches Archiv (u. a. Usancenbücher, Großteil d. B.schen Archivalien), hierzu: R. Rauh, Systemat. Übersicht über d. Bestände d. Fürstlich v. Waldburg-Zeil’schen Ges.archivs in Schloß Zeil vor 1806, Würrt. Archivinventare 24, 1953.

  • Autor/in

    Otto Puchner
  • Zitierweise

    Puchner, Otto, "Baumgartner, Hieronymus" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 664-665 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116067128.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Baumgärtner: Hieronymus von B. auf Lonerstadt, verdienstvoller Senator der Stadt Nürnberg und eifriger Förderer des Protestantismus, geb. 9. März 1498 zu Nürnberg, 8. December 1565 daselbst. Nach einer sorgfältigen Ausbildung zu Ingolstadt unter Leitung des Jakob Lochner, zu Leipzig und seit 1518 zu Wittenberg, wo er neben Georg Maior und Joachim Camerarius häufig im Hause Melanchthon's verkehrte und Luther kennen lernte, kehrte er nach Nürnberg zurück, um sich ganz dem Dienst seiner Vaterstadt zu widmen. 1525 erlangte er die Würde eines Senators, 1533 trat er in die Reihe der älteren Bürgermeister, 1549 wurde er Mitglied des Septemvirats und 1558 des Triumvirats der Stadt. Seine eminente politische Begabung zeigte er bei der Besorgung der schwierigsten Missionen an den zahlreichen Reichstagen, Conventen und Städtetagen der damaligen Zeit. So vertrat er die Stadt auf den Reichstagen zu Speier 1529, zu Augsburg 1530, und 1536 auf dem Tage zu Schmalkalden. Als er 1544 von dem Reichsconvent zu Speier heimkehrte, wurde er am 31. Mai von dem Ritter Albrecht von Rosenberg in einem Walde bei Seinsheim wegen alter Streitigkeiten des schwäbischen Bundes mit Nürnberg gefangen genommen. Ein Jahr und 62 Tage blieb er in der harten Gewalt des Ritters, der ihn erst am 21. August 1545 gegen ein Lösegeld von 800 Goldgulden und Leistung der Urfehde entließ. Seinen regen Sinn für das Reformationswerk bekundete er durch seine Theilnahme an dem Nürnberger Religionsgespräch 1525 und an mehreren Kirchenvisitationen, durch die freilich wider Willen übernommene Durchführung des Interims, endlich durch einen ausführlichen meisterhaften Bericht über das Religionsgespräch, das wahrscheinlich auf seine Veranlassung zwischen Johann Agricola und mehreren nürnbergischen protestantischen Theologen veranstaltet wurde. Auch die Pflege der Schule und allgemeiner Bildung lag ihm am Herzen. So war er bei der Umwandlung der niederen Schule zu St. Aegid in Nürnberg in ein Gymnasium besonders thätig und hatte die Freude, diese Anstalt 1526 durch eine Rede Melanchthon's eröffnet zu sehen. 1538 legte er den Grund zur Nürnberger Stadtbibliothek, der später Baumgärtner's eigene Büchersammlung zuwuchs. Luther's Frau, Katharina Bora, war ursprünglich ihm als Gemahlin bestimmt. Wir wissen nicht, weshalb sich die Sache zerschlug. Thatsache ist, daß B. am 23. Januar 1526 mit Sybilla Dichtlin, der Tochter eines bairischen Oberamtmanns, sich verheirathete, die ihm sechs Töchter und einen Sohn Hieronymus, der zur Unterscheidung den Beinamen der Jüngere führt, schenkte.|B. stand mit den berühmtesten Zeitgenossen in lebhaftem Briefwechsel. So mit Melanchthon, Kaspar Peucer, mit Camerarius, der auch eine Vita H. Baumgartneri (edid. Waldau Nor. 1785) schrieb. J. F. Koth theilt in Kiefhaber's Anzeigen 1802 einen Auszug aus Baumgärtner's eigenhändiger Relation über seine Gefangenschaft mit.

    • Literatur

      Will-Nopitsch, Nürnb. Gelehrten-Lexikon, III. Theil 1757. VII. Theil 1806. Eine Medaille mit Portrait (abgeb. in Will's Münzbelustigungen und bei Camerarius) und nach diesem gefert. späterer Kupferstich im Nürnb. Germ. Museum. v. Liliencron, Histor. Volkslieder IV. S. 255 ff.

  • Autor/in

    Victor v. Kraus.
  • Zitierweise

    Kraus, Victor von, "Baumgartner, Hieronymus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 168-169 unter Baumgärtner [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116067128.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA