Lebensdaten
1889 – 1963
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Musikwissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 115452761 | OGND | VIAF: 39643542
Namensvarianten
  • Gurlitt, Willibald Ludwig Ferdinand
  • Gurlitt, Wilibald
  • Gurlitt, Willibald Ludwig Ferdinand
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Zitierweise

Gurlitt, Wilibald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115452761.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Cornelius (s. 2);
    Ov Fritz (s. 3), Ludwig (s. 6);
    Bern 1918 Gertrud (* 1894), T d. Stadtrats u. Großkaufm. Viktor Darmstaedter ( 1923) in Mannheim u. d. Alice Leoni;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    G. studierte in Heidelberg und in Leipzig, wo er 1914 mit einer Dissertation über Michael Praetorius promovierte, – Ausgangspunkt einer auf die Barockzeit zentrierten musikgeschichtlichen Lebensarbeit. Geistige Anregungen verdankt er dem Vater und namentlich W. Windelband und K. Lamprecht, Ph. Wolfrum und K. Straube, vor allem H. Riemann, dessen Leistung er mehrfach durchdachte und würdigte. Nach Kriegsteilnahme 1914-18 und Lehrtätigkeit in Basel wurde er 1920 als außerordentlicher Professor auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau berufen und 1929 zum ordentlichen Professor ernannt. Marksteine des Freiburger Aufbauwerkes – unterbrochen durch Amtsenthebung 1937-45 seitens der Nationalsozialisten und durch Gastprofessuren 1946-48 in Bern, 1955/56 in Basel – waren der Bau der Praetorius-Orgel 1921 (nach Vernichtung 1944 neu entworfen und erbaut 1955), von der die Orgelbewegung starke Impulse empfing, weiterhin die Freiburger Tagung für deutsche Orgelkunst 1926, die durch G.s richtungweisenden Vortrag über „Die Wandlungen des Klangideals der Orgel im Lichte der Musikgeschichte“ (Tagungsbericht 1926) eröffnet wurde, daneben die stilgetreue Pflege älterer Musik durch ein Collegium musicum, das 1922 in Karlsruhe und 1924 in Hamburg erstmals Musik des Mittelalters öffentlich aufführte. Damit wandte er den Gedanken der Eigenständigkeit historischer Musikepochen auch auf die Klanglichkeit der Musik selbst konsequent an. – G. war Mitglied und Vorsitzender der Kommission für Musikwissenschaft der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz seit 1950. Ruhestand 1958. – G.s Werke gruppieren sich um die Themen: Orgel und Orgelmusik als Gegenstand des Forschens und Erneuerns; Tradition und Art der evangelischen Kirchenmusik in Arbeiten über J. Walter (Luther-Jahrbuch 15, 1933), H. Schütz (Jahrbuch Peters 42, 1935), J. S. Bach (1936, ⁴1958, englisch 1957); Begriff und Wesen der Musik in Studien über „Die Musik in Raffaels Heiliger Cäcilia“ (Jahrbuch Peters 45, 1938), „Musik und Rhetorik“ (Helicon 5, 1944), „Zur Bedeutungsgeschichte von musicus und cantor“ (1950) und „Form in der Musik als Zeitgestaltung“ (1954). Darüberhinaus bedachte er die Geschichte seines Faches in den Schriften über H. Riemann sowie in Studien über Fr.-J. Fétis (Kongreß-Bericht Lüttich 1930), A. Schering (Neues Archiv für Sächsische Geschichte 62, 1941), Ph. Spitta (Musik und Kirche 14, 1943) und schrieb wiederholt zu Situation und Aufgaben heutiger Musikerziehung und Schulmusik. Die Wirkung seines Schaffens, das wesentlich zum Aufstieg der Musikwissenschaft als akademischer Disziplin beitrug und weithin auch auf Laienkreise ausstrahlte, gründet in der Gültigkeit einer Konzeption: G. betrachtete das konkrete Einzelne in universalem Zusammenhang und wußte stets das Vergangene als das, was es war, geistig und praktisch zur Gegenwart in Beziehung zu setzen.|

  • Auszeichnungen

    D. theol. (Leipzig 1953).

  • Werke

    Weitere W u. a. H. Riemann, in: Zs. f. Musikwiss. 1, 1918/19;
    Burgund. Chanson- u. dt. Liedkunst d. 15. Jh., in: Kongreß-Ber. Basel 1924;
    Über Prinzipien u. z. Gesch. d. Registrierkunst in d. alten Orgelmusik, in: Kongreß-Ber. Leipzig 1925;
    Musikgesch. als Geisteswiss., in: Verhh. d. 56. Verslg. dt. Philologen u. Schulmänner zu Göttingen, 1928;
    Der kursächs. Hoforgelmacher G. Fritzsche, in: Festschr. A. Schering, 1937;
    Der Begriff d. sortisatio …, in: Tijdschrift der Vereeniging voor nederlandse Muziekgeschiedenis 16, Amsterdam 1942;
    Die Epochengliederung d. Musikgesch., in: Universitas 3, 1948;
    J. S. Bach in s. Zeit u. heute, in: Ber. üb. d. Wiss. Bachtagung Leipzig, 1950;
    Zu J. S. Bachs Ostinato-Technik, ebd.;
    H. Riemann, in: Abhh. d. Mainzer Ak. d. Wiss. u. Lit., geistes- u. soz.wiss. Kl., 1950, Nr. 25;
    R. Schumann u. d. Romantik in d. Musik, in: 106. Nd.rhein. Musikfest in Düsseldorf. Jb. 1951;
    Ein begriffsgeschichtliches Wörterbuch der Musik, in: Kongreß-Ber. Utrecht 1952;
    Die Kompositionslehre d. dt. 16. u. 17. Jh., in: Kongreß-Ber. Bamberg, 1953;
    Über d. Phantasie in d. musischen u. bildenden Künsten, in Revue Belge de Musicologie 8, Antwerpen 1954;
    Vom Klangbild d. Barockmusik, in: Kunstformen d. Barockza., = Slg. Dalp 82, 1956;
    Ars musica, in: Festschr. E. Rothacker, 1958 - Ausgg.: D. Buxtehude, Werke I u. II, 1925 f.;
    M. Praetorius, Bd. 17 d. Gesamtausg., 1930-33;
    G. Binchois, 16 weltl. Lieder, 1930;
    S. Dietrich, Hymnenslg., 1958;
    Archiv f. Musikwiss. seit 1952. – Neubearbb.:
    Riemanns Musiklex., Personenteil 1 u. 2, 121959/61.

  • Literatur

    W. G., Begegnungen mit Hans Thoma (aus Briefen v. H. Thoma an C. G.), in: Die neue Saat, H. 2, 1941;
    F. Schumacher, Stufen d. Lebens, 1955, S. 225 f.;
    H. H. Eggebrecht, in: Archiv f. Musikwiss. 19/20, 1962 f.;
    R. Hammerstein, in: Die Musikforschung 17, 1964 (P);
    H. Besseler, in: Acta musicologica 36, 1964;
    A. Schmitz, in: Jb. 1964 d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. in Mainz (W-Verz., P);
    Riemann;
    MGG V, Sp. 1128 (Selbstbiogr., W, L).

  • Autor/in

    Hans Heinrich Eggebrecht
  • Zitierweise

    Eggebrecht, Hans Heinrich, "Gurlitt, Wilibald" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 330-331 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115452761.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA