Lebensdaten
1680 – 1749
Geburtsort
Dalwitz (Mecklenburg)
Sterbeort
Dobbertin (Mecklenburg)
Beruf/Funktion
schleswig-holstein-gottorfischer Minister ; Politiker ; Diplomat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 105109541 | OGND | VIAF: 32450727
Namensvarianten
  • Bassewitz, Henning Friedrich Graf von
  • Bassewitz, Henning Friedrich von
  • Bassevič, Genning-Fridrich
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Zitierweise

Bassewitz, Henning Friedrich Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd105109541.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus mecklenburgischer Adelsfamilie;
    V Philipp Kuno von Bassewitz auf Dalwitz (1653–1714), mecklenburgischer Landrat;
    M Catharina Oelgard von Lehsten ( 1709);
    5.10.1703 Anna Maria (1683–1757), T des Bernhard von Clausenheim, Staatsrat, Domherr in Hamburg; 10 K, u. a. Sophie Charlotte ( Gerhard Graf von Dernath, 1700–49, gottorfischer Kammerpräsident), Albertine Elisabeth (1712–87, Friedrich Wilhelm Graf von Graevenitz, 1754, württembergischer Premierminister).

  • Biographie

    B. war bis 1710 am mecklenburgischen Hof tätig, erwarb die Ämter Husum und Schwabstedt, die er aber durch die dänische Okkupation 1713 verlor. Er hatte diplomatische Aufträge der gottorfischen Regierung erst in Berlin (1713), dann in St. Petersburg (1714). Infolge des mißglückten Versuches, Peter den Großen für die Gottorfer zu gewinnen, entzweite er sich mit Minister G. H. Goertz und lebte zurückgezogen auf seinen Gütern. Nach Goertz' Sturz 1719 wurde er gottorfischer Geheimrat und nach der Rückgabe Holsteins (1721) der führende gottorfische Politiker. Er bemühte sich vergeblich, dem Herzog das verlorene Schleswig wieder zu verschaffen oder seine Wahl zum schwedischen Thronfolger durchzusetzen, dagegen erreichte er die Vermählung Herzog Karl Friedrichs mit Anna, der Tochter Peters des Großen. Nach Katharinas I. Tod (1727), der Gemahlin Peters I., kehrten der Herzog und B., die sich seit 1721 in St. Petersburg aufgehalten hatten, nach Kiel zurück. Wegen der mißglückten diplomatischen Mission in Soissons fiel er in Ungnade und verließ die gottorfischen Dienste 1730. Die letzten Jahre lebte er auf seinen Gütern in Mecklenburg. B. war leidenschaftlich, phantastisch und nicht immer zuverlässig, setzte sich aber energisch für den Gottorfer Herzog ein. Wenn die meisten seiner Pläne scheiterten, lag es zum Teil an den geringen zur Verfügung stehenden Machtmitteln.

  • Literatur

    ADB II;
    S. Landahl, H. F. v. B.s Arkiv a Prebbarede, in: Svensk hist. tidskrift, 1938, S. 184-86;
    Dansk Leks. II, 1933, S. 225-27; Qu.:
    Landesarchiv in Oldenburg, Staatsarchiv Schwerin u. Prebbarede (?).

  • Porträts

    Gem. in Gripsholm (Schweden);
    Stich v. C. Fritzsch 1737.

  • Autor/in

    Olaf Klose
  • Zitierweise

    Klose, Olaf, "Bassewitz, Henning Friedrich Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 625 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd105109541.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bassewitz: Henning Friedrich von B., geb. 17. Nov. 1680, 1749, gehört einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlechte an. Sein Vater war der Landrath Philipp Kuno v. B. auf Dalwitz. Er studirte in Rostock und Leyden, wurde darauf Kammerrath am mecklenb. Hofe. Selbst voll starker Leidenschaften begünstigte er die ausschweifenden Neigungen des Herzogs Friedrich Wilhelm,|wodurch er sich den Haß der Herzogin zuzog; er wurde Oberschenk des ersteren („grand buveur“ wie die Spötter ihn nannten), weil er am Hofe die bewegende Kraft war. Voll Satyre und Lebhaftigkeit verschonte er die höchsten Personen nicht; bei einem Gelage mußte auf seinen Antrieb jeder Anwesende ihm einen satyrischen Einfall in die Feder dictiren, woraus v. B. ein Quodlibet verfaßte, welches die Geliebten des Herzogs und die Herzogin selbst verspottete. Der Verräther fehlte nicht; da aber die Schrift von v. B. geschrieben war, so nahm er zur Schonung seiner Genossen die ganze Schuld auf sich und wurde in Folge dessen aus seinen Aemtern entlassen. — v. B. ging nach Holstein und erwarb hier für 13000 Thaler von der damaligen (1710) vormundschaftlichen Regierung von Gottorp die Aemter Husum und Schwabstedt mit dem Etatsraths-Titel. In Folge der dänischen Occupation (1713) verlor er diese Aemter, schlug aber das Anerbieten des Königs Friedrich IV. von Dänemark, unter Beibehaltung seiner Aemter und Besitzungen in dessen Dienste zu treten, aus und ging nach Hamburg, um sich dem Herzog-Administrator Christian August zu Diensten zu stellen. Dessen Minister Görtz sandte ihn nach Berlin, wo er den Tractat vom 22. Juni 1713 verhandelte, welcher zur Besetzung Stettins durch die Preußen führte. 1714 wurde v. B. nach St. Petersburg gesandt, zunächst um die Wiederherstellung der Gottorp’schen Herzogthümer für Karl Friedrich, dann um dessen Thronfolge in Schweden zu behandeln und schließlich um nach einem von v. B. selbst schon 1713 gefaßten Plane dem Herzoge die Hand einer russischen Prinzessin zu gewinnen. Diese Pläne scheiterten, weil durch die Einnahme Tönningen's am 17. Februar 1714 eine Uebereinkunft des Herzogs-Administrators mit dem General Steenbock und andere ähnliche Abmachungen zur Kenntniß Peters d. G. gelangten, so daß dieser ein zweideutiges Spiel des holsteinischen Hofes klar durchschauen konnte. Görtz versuchte unter diesen Umständen seinen Gesandten zu desavouiren, zumal sich das Gerücht verbreitete, daß Karl XII. aus der Türkei zurückkehre, und weil der Herzog Karl Friedrich von Holstein sich in Stockholm aufhielt, für dessen Sicherheit Görtz fürchtete. Er ließ deshalb jenem seine Papiere durch den Legationssecretär Christ rauben, jedoch bemerkte v. B. den Raub alsbald, setzte diesem nach und nahm ihm die Papiere vor Danzig auf der Post wieder ab. Er ging hierauf persönlich nach Berlin und erbat die Verzeihung des Königs wegen seines Angriffes auf die Post; der König billigte seine That und sagte ihm seinen Schutz zu. Er ging jetzt nach Stockholm zum Herzoge Karl Friedrich, von hier auf des letzteren Wunsch, um ihn der Thronfolge wegen majorenn erklären zu lassen, nach Wien, und um Karls XII. Genehmigung zu diesem Schritte einzuholen, wandte er sich nach Bender. Erst auf der Reise hierher erfuhr er, daß Karl XII. zurückgegangen sei, kam demnach zu spät nach Stralsund und vermochte nun nichts mehr von ihm zu erwirken. Er ging deshalb nach Mecklenburg; erst nach Karls XII. Tode (11. Dec. 1718) und des Barons Görtz Verhaftung eilte er im Februar 1719 nach Stockholm zurück, wo Karl Friedrich ihn zum geh. Rath ernannte, und begleitete diesen im Mai 1719 durch Mecklenburg nach Hamburg. Karl Friedrich, seit 1716 Selbstregent in Schleswig, übernahm jetzt auch die Regierung Holsteins; v. B. wurde geh. Raths-Präsident, sein Bruder Otto und seiner Frau Onkel Johannes von Clausenheim wurden geh. Räthe. Um aber dem Herzoge die ihm von den Dänen entrissenen Theile wieder zu verschaffen, verhandelte v. B. mit dem Kaiser und erlangte 1720 die Wiederherstellung Holsteins, welches die Dänen räumten. Jener nahm nun sein früheres Project der Verheirathung des Herzogs mit einer russischen Prinzessin wieder auf, und begaben sich beide 1721 nach Riga. Dennoch wurde Karl Friedrichs im Frieden von Nystädt (10. September 1721) nicht gedacht. v. B. machte Peter d. G. hierüber persönlich Vorwürfe, worauf dieser|versprach, gemeinschaftlich mit Schweden zu handeln. Dazu wurde v. B. im December 1722 nach Stockholm gesandt, wo er viele Anhänger, für den Herzog ein Jahrgeld von 25000 Thlr., den Titel Königliche Hoheit und die Fürsprache der angesehensten Schweden um die Hand einer russischen Prinzessin erwarb. Im Vertrage vom 22. Februar 1724 erwirkte er einen die Gottorp’sche Sache betreffenden Zusatzartikel. Vom Könige erhielt er zum Geschenk die goldenen Medaillen der ganzen Gustavischen Familie, von Peter d. G. dessen kostbar gefaßtes Portrait und die Anwartschaft auf den St. Andreas-Orden, und als am 5. December 1724 des Herzogs Verlobung mit der Prinzessin Anna Petrowna erfolgte, wurde er Premier-Minister des Herzogs. — Als Peter d. Gr. ( 8. Februar 1725) dem Tode nahe war, erhielt v. B. vom General-Procurator Jagosinsky die vertrauliche Warnung sich schnell zu flüchten, wenn er nicht das Schicksal theilen wolle, welches Katharinen und Menschikoff bevorstehe. Er theilte der Czarin diese Botschaft sofort mit und wurde von ihr zu Menschikoff gesandt, und wurden nun sofort die Veranstaltungen getroffen, welche Katharina den Thron sichern sollten und nach Peters Tode wirklich zur Ausführung gelangten. — Am 1. Juni 1725 fand des Herzogs Vermählung statt; v. B. erhielt den St. Andreas-Orden. Unter dem 9. Juni 1726 wurde er vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach Katharinas Tode kehrte der Herzog nach Holstein zurück, wo v. B. auch Oberhofmarschall und Oberhofmeister der Herzogin, Amtmann der Aemter Reinbeck und Trittau, und seine Gemahlin Oberhofmeisterin wurde. — Die Herzogin starb im Kindbett 21. Febr. 1728, als v. B. auf dem Congreß zu Soissons war, um hier die volle Wiederherstellung des Herzogs zu betreiben. Er stand hier entschieden auf der deutschen Seite und versah es durch sein unbeugsames Auftreten mit Frankreich, ja als auf dem Congreß des Herzogs besondere Liebhabereien zur Sprache kamen und verspottet wurden, theilte er ihm dies geradezu mit und beleidigte auch ihn dadurch aufs tiefste. Da v. B. eben dieser Liebhabereien des Herzogs und seiner deutschen Stellung wegen auf dem Congresse nichts weiter als das Versprechen erlangte, daß dessen Angelegenheit auf einem besonderen Congreß in Hamburg behandelt werden solle, dagegen aber auf dem Congreß eine sehr bedeutende Summe verausgabt hatte, so warf der Herzog, auf Einflüsterung seiner Feinde, seinen Groll auf ihn, und enthob ihn seiner sämmtlichen Aemter unter dem Vorwande, daß er seine Sendung nachlässig betrieben habe. Dies geschah zur selben Zeit, wo Kaiser Karl VI. ihn zum geheimen Rath ernannte (1730). Als v. B. diesen Zustand der Dinge bei seiner Rückkehr nach Neustadt erkannte, forderte er sofort seinen Abschied und die Auszahlung der von ihm im Dienste aufgewandten, mehr als 100000 Thlr. betragenden Gelder, wogegen er die ihm gebotene Pension von 2000 Thlr. nicht annahm. Da er aber zugleich noch im Besitze vieler wichtiger Schriften war, wurde er in Neustadt internirt und bewacht, jedoch gelang es ihm, jene durch Beihülfe seiner Gemahlin in Sicherheit zu bringen, worauf auch er selbst sich durch heimliche Entfernung weiteren Unannehmlichkeiten entzog und sich nach Mecklenburg auf seine Güter begab. Hier lebte er bis zu seinem Tode, der am 1. Januar 1749 zu Prebberede erfolgte.

    • Literatur

      Manual-Acten im großh. Geh. und Hauptarchiv zu Schwerin. — Selbstbiographie des Grafen Henning Friedrich von V., Briefschaften und Papiere desselben im Besitze der Familie, z. Th. veröffentlicht im Archiv für Landeskunde des Großh. Mecklenburg, Jahrg. 1864, S. 413.

  • Autor/in

    Fromm.
  • Zitierweise

    Fromm, "Bassewitz, Henning Friedrich Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 127-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd105109541.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA