Lebensdaten
um 1453 – nach 1518
Geburtsort
vermutlich Göppingen
Sterbeort
vermutlich Göppingen
Beruf/Funktion
Wundarzt
Konfession
-
Normdaten
GND: 100964559 | OGND | VIAF: 34810922
Namensvarianten
  • Syff, Hans
  • Syffer, Hans
  • Súff, Hans
  • mehr

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Zitierweise

Seyff, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964559.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    ⚭ Ann Heuler(in) ( vor 1518), aus Eislingen;
    3 S bezeugt, u. a. Ulrich, 1497/98 Stadtwundarzt in Frankfurt/M., seit 1527 Wundarzt in G., württ. Wundarzt, Hans d. J., Wundarzt, 1493 traumatol. tätiger Assistent b. d. Operation Ks. Friedrichs III. in Linz, Bernhard, studierte Artes bzw. Medizin an mehreren Universitäten;
    E Johannes, studierte seit 1522 Artes bzw. Med. in Tübingen, Ingolstadt u. Wien, 1538–60 württ. Wundarzt, Andreas, studierte Artes bzw. Med. an mehreren Universitäten.

  • Biographie

    Als Sohn leibeigener Eltern erhielt S. schulische Grund- und Lateinkenntnisse bei den Göppinger Chorherren von Oberhofen an der dortigen Scholastrie, arbeitete als Bader und ließ sich 1461 durch Gf. Ulrich V. von Württemberg mit der Göppinger Badstube belehnen. Kurz danach folgte er Gf. Ulrich als Feldarzt in den Krieg gegen die Kurpfalz, wurde nach der Schlacht von Seckenheim am 30.6.1461 gefangengenommen und nach Heidelberg verbracht, wo er im Haus des Leibarztes und Chirurgen Heinrich Münsinger (Mynsinger, um 1397–um 1476) seinen verletzten Herren wundärztlich versorgte und pflegte. Von Münsinger als Operationszögling ausgebildet, wurde S. nach elf Monaten aus der Gefangenschaft entlassen und nahm seine Tätigkeit als Bader wieder auf. Daneben behandelte er zunehmend auch Verletzungen, was 1477 zum Namenswechsel führte (Hans Scherer statt Hans Bader, wobei beide Namen als Berufsbezeichnungen stehen, Seyff sich dagegen auf den Familiennamen bezieht) und ihn als Chirurg berühmt machte. Hzg. Albrecht IV. von Bayern-München berief S. 1481 als seinen Leibarzt nach München und versuchte, ihn als Stadtwundarzt zu bestallen, was zunächst am Widerstand von S.s württ. Leibherrn Gf. Eberhard d. J. scheiterte, der seinen Eigenmann als unabkömmlich erklärte und ihm erst nach zwei Jahren die befristete Ausreise gestattete. S. nutzte sein hohes ärztliches Können geschickt, um für sich und seine Familie 1481 die Aufhebung der Leibeigenschaft zu erwirken und ein hohes Gehalt durchzusetzen. Bereits bei seiner ersten Münchner Dienstverpflichtung überstieg sein Einkommen mit mehr als 100 fl. das Jahresgehalt von akad. Stadtärzten und hzgl. Räten. Als gesuchter Operateur unterzog er sich, begleitet von Assistenten und unter Mitnahme der notwendigen Instrumente, weiten Reisen, die ihn bis nach Antwerpen an den Hof Maximilians I. führten. Seit 1488 verfügte S. über einträgliche Bestallungen als Leib(wund)arzt sowohl am bayer. wie am württ. Hofe und vermochte seine Hoffähigkeit in München und bald auch in Stuttgart durchzusetzen. Er besaß in Göppingen ein stattliches Haus, das er nach dem Vorbild Münsingers gestaltete und 1484/85 um einen Anbau mit Krankenzimmern erweiterte. Erfolgreiche Operationen und gelungene Rehabilitationsmaßnahmen machten ihn so berühmt, daß er als führender Chirurg Deutschlands galt und u. a. 1493 mit der Beinamputation Ks. Friedrichs III. betraut wurde, die erfolgreich verlief. Die fachliche Ausbildung von Wundärzten förderte er mit Fragenkatalogen für Prüfungen, Kasuistiken, Operationsanleitungen und durch Standeskritik. Auf das Medizinalwesen von München nahm er zudem über die Bestallungsordnung von 1488 Einfluß; an der Entwicklung und Verrechtlichung des württ. Gesundheitswesens beteiligte er sich gemeinsam mit dem Leibarzt Nikolaus Bälz ( nach 1502). Ob und inwieweit er an der württ. (1482) und der Münchner Apothekerordnung (1488) mitgewirkt hat, ist bisher nicht geklärt. S. konnte gegen Ende seines Lebens als reich gelten.|Sein Testament zählt zahlreiche Liegenschaften auf und summiert die jährlichen Zinseinkünfte auf über 140 fl. Teile seines Vermögens brachte er in fromme Stiftungen ein, die auch karitativ wirkten.

    S.s „Wundärztliches Manual“, zwischen 1482 und 1518 in zwei Stufen entstanden, weist ihn als Kompilator, Übersetzer, Redaktor und Autor aus. Aufschlußreich sind die Kasuistiken und Operationsberichte, die den Pioniercharakter von S.s invasiver Chirurgie belegen und ihn als geschickten Tumor-Operateur erkennen lassen, der selbst bei der Behandlung von Rezidiven Erfolg hatte. Wie die „Wündärznei“ Heinrichs von Pfalzpaint (1460) und die 100 Jahre jüngere „Practica copiosa“ Caspar Stromayrs (um 1530–nach 1567) ist S.s „Wundärztliches Manual“ als illustriertes chirurgisches Geheimbuch angelegt, das versucht, innovatives operatives Wissen vor dem Zugriff von Scharlatanen zu schützen und auf einen kleinen Kreis von Operationszöglingen bzw. Familienmitgliedern zu beschränken. Insofern blieb S.s Nachwirkung begrenzt. Das Wenige jedoch, was von ihm bekannt wurde, veranlaßte noch Paracelsus zu höchster Anerkennung.

  • Werke

    M. Gröber (Hg.), Das wundärztl. Manual d. Meisters H. S. v. Göppingen, 1988;
    Ms.:
    Württ. Landesbibl. Stuttgart, Cod. med. et phys. fol. 8.

  • Literatur

    K. Sudhoff, Btrr. z. Gesch. d. Chirurgie, II, 1918, S. 466 f., 473 f., 500–04, 588 u. 592–616;
    ders., in: Sudhoffs Archiv 14, 1923, S. 133–35;
    M. Gröber, Meister H. S. v. Göppingen, Ein Wundarzt am Übergang v. MA z. Neuzeit, in: Hohenstaufen/Helfenstein, Hist. Jb. f. d. Kreis Göppingen 13, 2003 (2005), S. 31–56 (P);
    B. D. Haage, W. Wegner u. G. Keil, Dt. Fachlit. d. Artes in MA u. Früher Neuzeit, 2007, S. 240–44 u. ö.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Vf.-Lex. MA² VIII, Sp. 1130–33;
    Enz. Med.gesch., III, 2007, S. 1325.

  • Porträts

    Deckfarbenmalerei auf Pergamentbl., unbek. dt. Meister, wohl Ende 15. Jh. (Wien, Albertina, Nr. 22.475, urspr. in S.s Ms. Württ. Landesbibl. Stuttgart, Cod. med. et phys. fol. 8, fol. 71r), Abb. in: Gröber (s. L), S. 37, hierzu s. G. Wacha, Der Gedenkraum f. Ks. Friedrich III, in: Hist. Jb. d. Stadt Linz 1986, S. 48.

  • Autor/in

    Gundolf Keil
  • Zitierweise

    Keil, Gundolf, "Seyff, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 295-296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964559.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA