Lebensdaten
1853 – 1940
Geburtsort
Barmen
Sterbeort
Niedri (Leukas, Griechenland)
Beruf/Funktion
Archäologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118672169 | OGND | VIAF: 106965312
Namensvarianten
  • Dörpfeld, Friedrich Wilhelm
  • Dörpfeld, Wilhelm
  • Dörpfeld, Friedrich Wilhelm
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Orte

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Zitierweise

Dörpfeld, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118672169.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Wilh. s. (1);
    Berlin 1886 Anna, T des Frdr. Adler ( 1908), Architekt u. Archäologe (s. NDB I);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    D. studierte 1873-76 an der Berliner Bauakademie, wo er durch seine Kenntnisse in der griechischen Architektur die Aufmerksamkeit Friedrich Adlers auf sich lenkte. Durch dessen Vermittlung wurde er 1877 zu den deutschen Ausgrabungen nach Olympia geschickt und erwarb sich in der gemeinsamen Arbeit der hier mit preußischer Präzision vorgehenden Gelehrten und Architekten die Schulung, die ihn zum erfolgreichsten Ausgräber seiner Zeit machte. Als Schliemann im Frühjahr 1881 die Ausgrabungen in Olympia unter Führung D.s besichtigte, machte die sachliche Klarheit und die methodische Sauberkeit auf ihn, der seine Ausgrabungen in Troja, Tiryns und Mykene mit einer gewissen Hast ausgeführt hatte, einen so starken Eindruck, daß er versuchte, D. dauernd für sich zu gewinnen. Als dann das Deutsche Archäologische Institut und die griechische archäologische Gesellschaft sich gleichzeitig um ihn bewarben, entschied D. sich für jenes und wurde nach einigen Jahren dessen erster Sekretär. So war er im großen Zeitalter der Archäologie in Griechenland 25 Jahre lang Leiter des Institutes, an fast allen Entdeckungen, besonders auch an denen der Griechen, tatkräftig mitwirkend. Mit Schliemann ging er nach Troja, um durch die neue Methode der Schicht- statt der Tiefgrabungen dessen glänzenden Entdeckungen den rechten wissenschaftlichen Wert zu geben. Erst nach dem Tode Schliemanns (1890) entdeckte er das von diesem so inbrünstig gesuchte homerische Troja. Grundtatsachen der Archäologie, wie der vorpersische Tempel der Akropolis, der Urparthenon, der ursprüngliche Plan der Propyläen und das attische Maßsystem gehen auf seine Entdeckungen zurück. Daneben entfaltete er eine erfolgreiche Lehr- und glänzende Vortragstätigkeit. Generationen von Gelehrten aus den verschiedensten Ländern verdanken ihm ihre wissenschaftliche Schulung. Die von ihm geleiteten Peloponnesfahrten vereinigten jedes Jahr eine Elite von Altertumsforschern zu gemeinsamer Arbeit.

    Im Leben Athens, bei Griechen und Fremden galt seine Persönlichkeit so viel, daß das Auswärtige Amt Protest erhob, als er sich 1909 zur Ruhe setzen wollte. Nach der Pensionierung 1912 kannte er keine Rast, grub auf Korfu mit Kaiser Wilhelm II., auf Leukas, wo er das homerische Ithaka vermutete, und in Olympia aus, veröffentlichte kühne Forschungen über die Anfänge der griechischen Kultur und über Homer, hielt viel bewunderte öffentliche Vorträge und Diskussionen mit den Gegnern seiner Theorien. 1921-24 las er als Honorarprofessor in Jena. Sobald die politischen Verhältnisse es nach dem 1. Weltkrieg gestatteten, war D. wieder Jahr für Jahr in Griechenland. Er baute seine Forschungen auf Leukas aus, vollendete ein neues Werk über Olympia, setzte sich mit den Ausgrabungen der Amerikaner, die ihn nach Troja einluden, auseinander, hielt Führungen für weiteste Kreise und blieb trotz schwindenden Augenlichtes rastlos bis ins höchste Alter tätig.

    D. ist der erfolgreichste deutsche Ausgräber im Zeitalter der großen archäologischen Entdeckungen gewesen. Als Baumeister geschult, sah er sofort die großen architektonischen Zusammenhänge und hat in Olympia, Troja, Pergamon und als Berater der griechischen archäologischen Gesellschaft auf der Akropolis, in Eleusis und Epidaurus Großes geleistet. Seine Forschungen über das griechische Theater sind grundlegend. Die Klarheit und schlichte Sachlichkeit seines Vortrages machten ihn zu einem vorzüglichen Lehrer und auch zu einem in weitesten Kreisen bewunderten Redner. Seine architektonischen Entdeckungen sind Allgemeingut der Wissenschaft geworden, während das, was er über den phönizischen Einfluß auf die mykenische Kunst, über die Folge der frühgriechischen Stile und über die homerische Frage mit einer gewissen Hartnäckigkeit bis ins Alter vertrat, von der Altertumswissenschaft meist abgelehnt wird. – Ehrenmitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften; korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie.

  • Werke

    Troja, 1894; Das griech. Theater, 1896;
    Homers Odyssee, 1925;
    Altithaka, 1927;
    Altolympia, 1935; W-Verz. in: Archäolog. Anz. 65/66, 1950/51, S. 381.

  • Literatur

    W. D., Festschr. z. 80. Geburtstag, 1933;
    C. Praschniker, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien, 90, 1940, S. 279-86;
    B. Schweitzer, Die Antike, 1941 (F);
    P. Goeßler, W. D., 1951 (P);
    L. Curtius, Lebenserinnerungen, 1951, S. 168, 267.

  • Porträts

    Büsten v. H. Isenstein in d. dt. archäol. Instituten Berlin u. Athen, Abb. b. Schweitzer (s. L).

  • Autor/in

    Gottfried von Lücken
  • Zitierweise

    Lücken, Gottfried von, "Dörpfeld, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 35-36 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118672169.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA