Lebensdaten
1869 – 1948
Geburtsort
Stolp (Pommern)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
klassischer Archäologe ; Professor für klassische Archäologie in Frankfurt am Main
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117024244 | OGND | VIAF: 74618559
Namensvarianten
  • Schrader, Johann Herrmann (eigentlich)
  • Schrader, Hans
  • Schrader, Johann Herrmann (eigentlich)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schrader, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117024244.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand, Kreisger.rat, aus Beamtenfam.;
    M Marie Püschel, aus Kaufmannsfam. in Köslin (Pommern); 7 ältere Geschw;
    Berlin 1901 Charlotte (1880–1974), Mitbes. v. Wendisch-Ahlsdorf b. Merseburg, Reinsdorf u. Nonnendorf b. Jüterbog, T d. Georg v. Siemens (1839–1901, preuß. Adel 1899), auf Wendisch-Ahlsdorf, Reinsdorf u. Nonnendorf, Dr. iur., Dir. d. Dt. Bank in Berlin, u. d. Elisabeth Görz (1850–1938), aus Mainz;
    1 S, 3 T;
    Om|d. Ehefrau Hermann Görz (1861–1930), Elektroing., Filialleiter d. Fa. Siemens & Halske in St. Petersburg, dann Betriebsleiter in B., hess. Geh. Baurat, Dr.-Ing. E. h. (s. NDB VI); Schwägerinnen Elisabeth v. Siemens (1875–1946, Ferdinand Kurlbaum, 1857–1927, Dr. phil., Prof. d. Physik an d. TH Charlottenburg, preuß. Geh. Regierungsrat, s. NDB 13), Marie v. Siemens (1876–1960, Theodor Wiegand, 1864–1936, Dr. phil., Archäologe, Geh. Reg.rat, Dir. d. Antikenahteilung d. Berliner Museen, 1932-36 Präs. d. Dt. Arrchäol. Inst. (s. Archäologenbildnisse), Annette v. Siemens (1886–1965, 1] Hans Frhr. v. Müfflinggen. Weiß, 1878-1914 ⚔, Legationsrat, preuß. Oberlt., 2] Karl Helfferich, 1872–1924, Dr. iur., Nat.ök., 1908-15 Dir. d. Dt. Bank, Staatssekr. d. Reichsschatzamtes, dann d. Reichsamtes d. Inneren, Reichsvizekanzler, Prof., s. NDB VIII).

  • Biographie

    S. erwies sich schon früh als künstlerisch hoch begabt, doch trat das zunächst angestrebte Berufsziel eines Bildhauers in der Gynmasialzeit gegenüber altertumswissenschaftlichen Interessen zurück. Er studierte in Marburg und ab 1888 in Berlin, wo ihn besonders die kunsthistorisch ausgerichtete Archäologie seines späteren Doktorvaters Reinhard Kekulé (1839–1911) beeindruckte. Prägend wirkte ferner der Kreis seiner Kommilitonen, u. a. die Freundschaft zu Theodor Wiegand (1864–1936).1893 wurde S. mit einer philologischen Arbeit (Palaephatea, Berliner Abhh. z. klass. Altertumswiss. 1, 1894) promoviert. 1895 trat er zusammen mit Wiegand das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) an. In Athen bezog Wilhelm Dörpfeld (1853–1940) ihn in die Grabungen an der Akropolis ein und betraute ihn mit der Bearbeitung archaischer Marmorplastik, einem Hauptthema seiner künftigen Forschungen. 1896 stieß S. zu der im Vorjahr von Carl Humann (1839–96) begonnenen Ausgrabung im westkleinasiat. Priene, an der auch Wiegand teilnahm. Dieser übernahm nach Humanns Tod die Grabungsleitung und brachte zusammen mit S. das Vorhaben bis 1899 zum Abschluß. Die im wesentlichen von beiden verfaßte Publikation (Priene, Ergebnisse d. Ausgrabungen u. Unterss. in d. J. 1895-1898, 1904, mit Th. Wiegand) galt als mustergültig, da sie mit Blick auf den Gesamtzusammenhang umfassend alle Aspekte und Fundgattungen berücksichtigte. 1899-1901 war S. Direktorialassistent an den Berliner Museen, 1901-05 2. Sekretär des DAI in Athen, 1905 wurde er als o. Professor der Klassischen Archäologie nach Innsbruck berufen, 1908 nach Graz und 1910 nach Wien, wo er zugleich Direktor der Antikensammlung wurde. 1914 nahm er einen Ruf an die neugegründete Univ. Frankfurt/M. an. Dort baute er ein gut ausgestattetes Institut auf, dessen besondere Stärke die (im 2. Weltkrieg zerstörte) Gipsabgußsammlung wurde. Diese diente S. als ein wichtiges Forschungsinstrument für seine Arbeiten über die archaische und klassische Plastik. Seit seiner Mitarbeit in Priene litt S. unter den Folgen der Malaria, später auch an den Nachwirkungen einer Lungenentzündung, weshalb er 1931 emeritiert wurde. In Frankfurt blieb er bis zum Erscheinen des gemeinsam mit Ernst Langlotz (1895–1978) und Walter-Herwig Schuchhardt (1900–76) verfaßten Buches über „Die archaischen Marmorbildwerke der Akropolis“ (1939, Nachdr. 1969), dann zog er 1939 mit seiner Frau nach Reinsdorf (Mark). Wenige Monate vor seinem Tod zog S. nach Berlin-Friedenau.

    Sein wissenschaftliches Werk spiegelt den Übergang von der stärker ganzheitlich und positivistisch ausgerichteten Archäologie des 19. Jh. hin zur Fokussierung auf die Formgeschichte in den folgenden Jahrzehnten. Die nachhaltigste Wirkung entfalteten diejenigen seiner Forschungsergebnisse, die von konkreten Beobachtungen am Einzelwerk ausgingen und in direkter Weise sein künstlerisches Talent und Sehvermögen reflektieren. Dazu gehören die Beiträge zur Rekonstruktion des Pergamonaltars, die Identifizierung der in den 30er Jahren im Piräus gefundenen Reliefs mit Darstellungen von Amazonenkämpfen als röm. Kopien des Schildes der Athena Parthenos des Phidias sowie die endgültige Zusammenfügung des „Kritios-Knaben“ von der Athener Akropolis. Das Gesamtbild der hochklassischen Bildhauerkunst, das S. v. a. in seinem Phidiasbuch entwarf, wurde dagegen schon von Zeitgenossen (L. Curtius) als in vieler Hinsicht nicht stimmig kritisiert.

  • Werke

    Weitere W Die Opferstätte d. pergamen. Altars, SB d. Preuß Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. v. 6.7.1899;
    Die Anordnung u. Deutung d. pergamen. Telephosfrieses, in: Jh. d. DAI 15, 1900, S. 97-135;
    Das Zeusbild des Phidias in Olympia, ebd. 56,1941, S. 1-71;
    Archaische Marmor-Skulpturen im Akropolis-Mus. zu Athen, 1909;
    Auswahl archaischer Marmorskulpturen im Akropolismus., 1913;
    Nekr. Kekulé, in: Bursian-Jberr. 164, 1913, S. 1-40;
    Phidias, 1924;
    Hypnos, 85. Berliner Winckelmannprogramm, 1926;
    Archaische griech. Plastik, 1933;
    Zu den Kopien nach d. Schildreliefs der Athena Parthenos, in: Corolla Ludwig Curtius, 1937, S. 81-88;
    Agorakritos, in: Wiener Jhh. 32, 1940, S. 169-99.

  • Literatur

    L. Curtius, in: Gnomon 1, 1925, S. 3-18;
    ders. u. M. Bieber, in: American Journal of Archaeology 53, 1949, S. 58 f.;
    W.-H. Schuchhardt, in: Gnomon 22, 1950, S. 418-20;
    P. Hommel, in: R. Lullies u. W. Schiering (Hg.), Archäologenbildnisse, 1988, S. 170-72 (L,P);
    U. Schädler, H. S. u. d. Anfänge d. Archäol. Inst., in: Begegnungen, Frankfurt u. d.|Antike, hg. v. M. Herfort-Koch, U. Mandel u. U. Schädler, 1994, S. 337-46 (P);
    Wi. 1935;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1931-40/41;
    ÖBL (W, L).

  • Autor/in

    Wulf Raeck
  • Zitierweise

    Raeck, Wulf, "Schrader, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 508-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117024244.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA