Lebensdaten
1607 – 1671
Geburtsort
Schöningen (Braunschweig)
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dichter ; Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118516744 | OGND | VIAF: 67256564
Namensvarianten
  • Buchholtz, Andreas Heinrich
  • Buchholtz, Andreas
  • Bucholtz, Andreas Heinrich
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Zitierweise

Bucholtz, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516744.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joachim ( 1622), Pfarrer, S des Kaufmanns und Ratsherrn Andreas in Brandenburg/Havel;
    M Elisabeth ( 1643), T des Generalsuperintendenten und Professor der Theologie Andreas Praetorius (um 1550–86) in Frankfurt/Oder und der Dorothea, T des Professors der Theologie Andreas Musculus (1514–81) in Frankurt/Oder;
    Hannover 1641 Cath. Marg., T des Patriziers Georg von Windheim;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    B. studierte seit 1628 in Wittenberg, wo er 1630 den Magistergrad erwarb. An der Stadtschule zu Hameln war er 1632-34 Konrektor und studierte dann weiter Theologie in Rostock. Seine Tätigkeit als Schulrektor in Lemgo 1637/38 wurde durch die Kriegsereignisse rasch beendet. Er ging an die Universität Rinteln und dozierte dort mit solchem Erfolg, daß er 1641 zum ordentlichen Professor der Poesie und 1645 der Theologie ernannt wurde. 1647 ging er als Prediger nach Braunschweig und wurde 1664 dort Superintendent. Als Schriftsteller veröffentlichte er zunächst geistliche Lieder (gesammelt 1651), daneben Übersetzungen aus Horaz (1639) und Lukian (1659), später (1663-65) Erbauungsbücher mit eingestreuten Liedern. Historisch wirksam wurden seine beiden großen Romane „Herkules“ und „Herkuliskus“. Sie eröffnen die Reihe der höfisch-politischen Heldenromane (sog. „heroisch-galanten“ Romane). Um die Lektüre des „Amadis“ zu verdrängen, behält die erbauliche Absicht das Abenteuerliche bei, gestaltet jedoch die Hauptpersonen als vorbildlich im Ertragen von Schicksalsschlägen im Sinne des christlichen Stoizismus.

  • Werke

    Weitere W Weihnachtsfreude, Rinteln 1639;
    Adventsgesang, ebenda 1640;
    Psalter Davids, ebenda 1640;
    Betrübtes u. getröstetes Sion, ebenda 1640;
    Gelegenheitsgedichte, ab 1642;
    Christl. Weihnachtsfreude u. herzl. Friedenswunsch, 1643;
    Geistl. Teutsche Poemata, 2 T., Göttingen 1651;
    Des christl. teutschen Großfürsten Herkules u. d. böhm. Fräuleins Valiska Wundergesch., 2 Bde., Braunschweig 1659/60 (weitere Aufl. 1676, 1693, 1728, 1744);
    Des christl. Kgl. Fürsten Herkuliskus u. Herkuladesla … anmutige Wundergesch., ebenda 1665 (weitere Aufl. 1676, 1713).

  • Literatur

    ADB III;
    H. Rudolph, Leich-Sermon b. Volckreicher Leichbegängniss Dess Herren A. H. B., Braunschweig 1671;
    Goedeke III, 1887, S. 248 f. (W);
    A. Fischer-H. Tümpel, Das dt. ev. Kirchenlied d. 17. Jh. II, 1905, S. 360 ff.;
    F. Stöffler, Die Romane d. A. H. B., Diss. Marburg 1918;
    Newald, S. 361.

  • Porträts

    Phot. nach Stich v. Ph. Kilian, 1664, in: G. Könnecke, Bilderatlas z. Gesch. d. dt. Nat.lit., 1887, S. 137.

  • Autor/in

    Willi Flemming
  • Zitierweise

    Flemming, Willi, "Bucholtz, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 709 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516744.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Buchholz: Andreas Heinrich B., Theologe und Dichter, ist 25. Nov. 1607 zu Schoeningen im Braunschweigischen, woselbst sein Vater Joachim B. (gest. zu Hameln im J. 1622) Pastor Primarius und Superintendent war, geboren und zu Braunschweig 20. Mai 1671. Auf den Schulen zu Hameln, Brandenburg, Magdeburg und Herford gebildet, bezog er 1628 die Universität Wittenberg und wurde dort am 21. Sept. 1630 Magister. Der Krieg trieb ihn im folgenden Jahre nach Hameln, wohin der Vater von Schoeningen aus als Prediger gezogen war, zurück. Hier wurde B. im J. 1632 Conrector an der Stadtschule, gab jedoch diese Stellung im J. 1634 wieder auf, da seinem weiter strebenden Geist die engen Grenzen seines untergeordneten Amtes nicht genügten. Er ging nach Rostock, wo er zwei Jahre hindurch theologische Vorlesungen hörte und selbst in der Philosophie und Moral Unterricht ertheilte. Im J. 1636 begab er sich nach Helmstädt, wo er der Promotion seines Zwillingsbruders Christian Joachim B. beiwohnte und dann mit diesem nach Hameln zurückkehrte.|Im J. 1637 wurde B. Rector in Lemgo, aber die unruhigen Kriegszeiten erschwerten ihm sein Amt und kürzten seinen Unterhalt derartig, daß er im Jahr 1638 dasselbe wieder niederlegte und sich nach Rinteln wendete, wo er Vorlesungen über Theologie und Philosophie hielt, welche sich solchen Beifall erwarben, daß er im J. 1641 zum ordentlichen Professor der praktischen Philosophie und der Dichtkunst ernannt und daneben im J. 1645 außerordentlicher Professor der Theologie wurde. Im J. 1647 wurde B. nach gehaltener Probepredigt vom Rathe der Stadt Braunschweig als Coadjutor des geistlichen Ministeriums an der Brüderkirche nach der Hauptstadt seines Geburtslandes berufen und 1664 von dem Rathe und dem geistlichen Ministerium zum Superintendenten sämmtlicher Stadtkirchen und zum Schulinspector gewählt. Auch in diesem Amte „erwies er sich ganz fleißig und verrichtete, was ihm als treuem Aufseher oblag, mit guter prudence, führte sich auch bei Hohen und Niedrigen und bei seinen Collegen im Ministerio so auf, daß Niemand über ihn zu klagen Ursache hatte“. Die Würde eines herzoglich braunschweigischen Hofpredigers, wie fälschlich mehrfach behauptet wird, hat B. nie bekleidet. Als Dichter befleißigte B. sich einer möglichst schlichten Redeweise, und suchte seine Lieder dem Verständnisse auch der weniger Gebildeten anzupassen. Seine „Christliche, gottselige Hausandachten, in welchen allerhand inbrünstige Herzensseufzer, Bericht in Glaubenssachen, geistliche Lieder, andächtige Gebete und Reimgebete begriffen", 1663, ist ein Erbauungsbuch mit eingestreuten Gesängen, reich an Bildern, aber einfach in Haltung. Mehrere der in demselben enthaltenen Lieder sind in die Gesangbücher übergegangen. Seine „Geistlichen teutschen Poemata" 1651 versuchten Erbauung mit der „Erlustigung" zu verbinden, denn „ohne die Einmischung solcher Verblümungen würde das Werklein seiner gebührlichen Anmuth beraubet werden“. Seine beste Dichtung ist die am wenigsten bekannte „Christliche Weihnachtsfreude und herzlicher Friedenswunsch“ 1643, welche stellenweise wahre Begeisterung verräth. Hervorragender wie als Dichter ist B. als Prosaist. Er ist der Vater jener dickleibigen, für unsere Zeit völlig ungenießbar gewordenen Romane, bei welchen mit Recht die Frage aufgeworfen wird, ob man mehr die Geduld derer, welche sie schrieben oder derer, welche sie lesen, bewundern müsse. „Des christlichen teutschen Großfürsten Hercules und des böhmischen königlichen Fräulein Valiska Wundergeschichte“ 1659. 2 Thl. u. öfter und „Der christlichen königlichen Fürsten Herculiscus und Herculadesla auch ihrer hochfürstlichen Gesellschaft anmuthige Wundergeschichte“ 1665 u. öfter aufgelegt, sind die beiden umfangreichen Romane, welche B. in der Absicht schrieb, solche den „Amadis-Schätzen, welche nur freche Liebe und Zauberglauben lehren", entgegenzusetzen. Er will eine „Gemüthserfrischung" geben und seine Leser „auf der Bahn der rechtschaffenen Gottseligkeit erhalten". Der abenteuerliche Geist der Ritterromane, welcher „einem Leser allerhand fleischliche Gedanken erregen könnte“, findet sich mit der Intention des pedantischen Gottesgelehrten seinen Lesern „gute Moralia“ zu geben, auf eigenthümliche Weise vermischt. Schon Rehtmeyer in seiner Kirchenhistorie der Stadt Braunschweig, Thl. IV. S. 672 urtheilt von dem Romane, daß „darinnen fürnehmlich der ganze teutzsche Krieg durch Veränderung etlicher weniger Umstände mit eingebracht und fast die ganze Theologie und Philosophie hin und wieder in erbaulichen Discursen fürgebracht sei". Rist preist Buchholz's Romane als eine „Fundgrube alles Wissens, wo Religion und Staatskunst, Kriegswesen und Liebeswalten, alle natürlichen und alle weltlichen Dinge besprochen seien, worüber sich so mancher Gelehrte den Kopf zerbrochen und manche allersubtilste Geister schwere Disputationen schon viele hundert Jahre her gehalten hätten“. B. war auch der erste, welcher den Versuch machte, die Oden und die poetische Kunst des Horaz in deutsche Reime zu bringen: „Erstes verteutschtes Odenbuch des Poeten Q. Horatius“.|1639; auch übersetzte er „Lucians von Samosata aus Syrien sinnreiches Gedicht wahrhaftiger Geschichten und seltsamer Gesichter“ etc. 1659.

    Der Zwillingsbruder von Andreas Heinrich B., Christian Joachim, erhielt mit dem Bruder gleiche Erziehung, studirte in Wittenberg und darauf in Helmstädt Jurisprudenz und promovirte an letzterm Orte zum Doctor der Rechte. Im J. 1642 wurde er Professor der Rechte an der Universität zu Rinteln und hessischer Rath und starb als Bürgermeister zu Hameln am 5. Dec. 1679.

    • Literatur

      Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte. II. S. 63. — Rotermund, Gel. Hannover. I. S. 284 ff., welcher ein genaues Verzeichniß der zahlreichen Schriften beider Brüder anführt.

  • Autor/in

    Spehr.
  • Zitierweise

    Spehr, Ludwig Ferdinand, "Bucholtz, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 478-480 unter Buchholz [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516744.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA