Lebensdaten
um 1568 – 1622
Geburtsort
Rendsburg
Sterbeort
Magdeburg
Beruf/Funktion
Alchemist ; Mediziner ; Publizist
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 119287064 | OGND | VIAF: 103210603
Namensvarianten
  • Maier, Michael von
  • Mayer, Michael von
  • Mayer, Michael
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Zitierweise

Maier, Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119287064.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Familie wohl in Kiel ansässig;
    V Petrus Meier ( vor 1590), Goldsticker in Diensten Heinr. Rantzaus, dän. Statthalters in Schleswig-Holstein;
    M N. N.;
    N. N.

  • Biographie

    Aufgewachsen wahrscheinlich in Kiel – M. nennt sich gewöhnlich „Chiloniensis“ – nahm er im Februar 1587 an der Univ. Rostock ein Studium der Philosophie auf. Seinem späteren literarischen Schaffen nach zu urteilen, hat ihn das dort herrschende, vom Späthumanismus geprägte geistige Klima nachhaltig beeinflußt. Zum Sommersemester 1592 wechselte er nach Frankfurt/Oder über, wo er zum Magister graduierte und vermutlich auch Medizin zu studieren begann. Etwa in diese Zeit fällt auch seine Krönung zum Poeta Laureatus. Beraten von Matth. Carnarius, Leibarzt in Gottorf, ging M. im Herbst 1595 nach Padua, besuchte im Mai 1596 auch Bologna. Zum Wintersemester 1596 schrieb er sich in Basel ein und wurde am 27.10.1596 bei dem Humanisten und Botaniker C. Bauhin zum Dr. med. promoviert. Anschließend scheint M. nach Norddeutschland zurückgekehrt zu sein und dort als fahrender Arzt praktiziert zu haben; offenbar vertrieb er auch selbstgefertigte Medikamente. Ende 1601 hielt er sich in Königsberg und Danzig auf. Eigenen Angaben zufolge ging er um 1608 nach Prag und fand Zugang zum Hof Kaiser Rudolfs II. Am 19.9.1609 nahm ihn der Kaiser in Dienst (Adel 29.9.). Ausschlaggebend für diese rasche Beförderung dürfte das ausgeprägte Interesse M.s wie des Kaisers an den hermetischen Wissenschaften gewesen sein: Erste, im Autograph erhaltene, Abhandlungen M.s sind wohl in den Prager Jahren konzipiert worden. Als Leibarzt scheint er Rudolf nur ehrenamtlich gedient zu haben. Noch vor der endgültigen Entmachtung des Kaisers im April 1611 hatte M. den Prager Hof wieder verlassen und Landgf. Moritz von Hessen mehrfach seine Dienste angeboten, zunächst allerdings vergeblich, denn er reiste über Amsterdam weiter nach England. Dort führte er sich im Dezember 1611 am Hof Kg. Jakobs I. ein. Während seines knapp fünfjährigen Aufenthaltes hatte M. Kontakt zu namhaften Gelehrten, intensivierte vermutlich auch seine schriftstellerische Tätigkeit. Mitte 1616 auf den Kontinent zurückgekehrt, brachte M. in rascher Folge bei den Frankfurter Verlegern Joh. Th. de Bry und L. Jennis d. J. seine Werke heraus, z. T. in Zusammenarbeit mit dem Kupferstecher Matth. Meriand. Ä. Etliche davon machte er im April 1618 Moritz von Hessen zum Geschenk, der ihn im selben Jahr zum „Medicus und Chymicus von Haus aus“ bestallte. Inzwischen verheiratet, aber immer noch viel auf Reisen, versuchte M. 1618 in Frankfurt ansässig zu werden, doch ohne Erfolg. Vor 1620 übersiedelte er nach Magdeburg. Noch unmittelbar vor seinem Tod trachtete er den dän. Erbprinzen Friedrich III. als Mäzen zu gewinnen, um nach Holstein heimkehren zu können.

    M.s literarische Hinterlassenschaft ist, zumal angesichts seines unsteten, von der Suche nach Geldgebern bestimmten Wanderlebens recht beachtlich. Sie umfaßt rund 30 größere, fast ausschließlich lat. Werke, neben frühen Gedichten und medizinischen Facharbeiten vor allem Schriften und Dichtungen zur Alchemie z. T. mit starkem wissenschafts- bzw. literarhistorischem Einschlag. Etliche wurden umgehend, sicher nicht ohne Mitwirkung des Autors, ins Deutsche übertragen. Ferner betätigte sich M. auch als Herausgeber und Übersetzer (Tripus aureus, 1618) und nicht zuletzt als engagierter Apologet der Rosenkreuzer-Bewegung (Silentium post clamores, 1617; Themis aurea, 1618). Das Werk zeugt durchwegs von profunder humanistischer Bildung, großer Belesenheit und einem guten Gespür für den literarischen Geschmack der Zeit. Seine in mehreren Schriften (De Theosophia Aegyptiorum, ungedr.; Arcana arcanissima, o. J.) vertretene These, die Sagen der antiken Mythologie seien – ganz im Sinn der zeitgenössischen alchemistischen Allegorese – als Darstellungen chemischer Prozesse zu deuten, stieß schon bei Zeitgenossen auf Ablehnung. Von dieser Auffassung ist auch M.s wichtigstes Werk, die „Atalanta fugiens“ (1617) geprägt. Darin wird, ausgehend von der in Ovids „Metamorphosen“ erzählten Geschichte der Nymphe Atalanta, eine einzigartige Verbindung von alchemistischer Allegorik, Dichtung und Musik hergestellt. Fünfzig emblematische Kupferstiche sind jeweils mit deutschem und lateinischem Epigramm, einem Begleittext und einer Fuge verknüpft, welcher die lateinische Reimversion als Text zugeordnet ist. Mit den von Merian hervorragend gestalteten Emblemata wurde die mittelalterliche Tradition der Vermittlung chemischen Wissens durch Bilder fortgesetzt. Die Kombination bildlicher Darstellungen mit musikalischen Kompositionen ist ansonsten im Bereich der Alchemie kaum anzutreffen. Die (umstrittene) Annahme, daß in der alchemistischen Praxis die Musik eine wichtige Rolle gespielt haben könnte, stützt sich überwiegend auf M.s Werk. Die wegen kompositorischer Mängel schwierige Fugenfolge wurde z. B. 1935 in England aufgeführt. Die „Atalanta fugiens“ zählt zu den Hauptwerken der esoterischen Alchemie des 17. Jh. und ist bis heute Gegenstand wissenschaftshistorischer Forschung.|

  • Auszeichnungen

    Hofpfalzgraf (1609).

  • Werke

    Weitere W u. a. De epilepsia, 1596;
    Ad pestem remedia, 1601;
    Civitas corporis humani, 1621;
    De circulo physico, 1616;
    Examen fucorum pseudochymicorum, 1617;
    Viatorium de montibus planetarum, 1618;
    Septimana philosophica, 1620;
    Verum inventum, 1619;
    Symbola aureae mensae, 1617 (P).

  • Literatur

    ADB 21;
    J. Moller, Cimbria litterata I, 1744, S. 376-80;
    J. Ferguson, Bibliotheca chimica II, 1906, S. 66;
    J. B. Craven, Count M. M., 1910 (W, L);
    L. Thorndike, A Hist. of Magic and Experimental Science, VII, 1958, S. 167, 171-73, VIII, S. 113, 194;
    D. J. Duveen, Bibliotheca Alchemica et chemica, 1965, S. 380 (W, L);
    H. M. E. de Jong, M. M.s „Atalanta fugiens“, Sources of an Alchemical Book of Emblems, 1969;
    R. J. W. Evans, Rudolph II. and his World, 1973 (dt. 1980);
    K. Figala u. U. Neumann, Ein früher Brief M. M.s an Heinr. Rantzau, in: Archives internat. d'hist. des sciences 35, 1985, S. 303-29;
    dies., Anmerkungen zu Leben u. Werk d. Alchemisten M. M., ebd. (W-Verz., in Vorbereitung);
    B. T. Moran, The Hermetic-Alchemical Circle of Moritz of Hessen-Kassel, in: Ambix 32, 1985, S. 110-26;
    C. Meinel, Alchemie u. Musik, in: ders. (Hrsg.), Die Alchemie in d. europ. Kultur- u. Wiss.gesch., 1986, S. 201-27;
    W. Hubicki, in: Dict. of Scientific Biogr. IX, 1974, S. 23 f. (W, L).

  • Porträts

    Kupf. v. M. Merian d. Ä. in: M. M., Symbola aureae mensae, 1617.

  • Autor/in

    Ulrich Neumann
  • Zitierweise

    Neumann, Ulrich, "Maier, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 703-704 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119287064.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mayer: Michael v. M., geb. zu Rendsburg, studirte 1568 zu Rostock Medicin und wurde nach seiner Promotion Leibarzt und Rath Kaiser Rudolf II., welcher ihn wegen seiner bedeutenden Leistungen auf dem Gebiete der Chemie in den Adelsstand erhob. Nach des Kaisers Tode wurde er Leibarzt des Landgrafen von Hessen. M. starb in Magdeburg 1622. Er schrieb zahlreiche Werke namentlich über Chemie, Medicin und Philosophie.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Maier, Michael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 126 unter Mayer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119287064.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA