Lebensdaten
1905 – 1969
Geburtsort
München
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Schriftstellerin ; Conférencière
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118747436 | OGND | VIAF: 46777706
Namensvarianten
  • Gründgens, Erika (verheiratete 1925-29, geschiedene)
  • Mann, Erika
  • Gründgens, Erika (verheiratete 1925-29, geschiedene)
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Zitierweise

Mann, Erika, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118747436.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas (s. 2);
    Ov Heinrich (s. 1);
    B Klaus (s. 4);
    1) 1926 ( 1929) Gustaf Gründgens ( 1963), Schauspieler, Regisseur (s. NDB VII), 2) 1935 Wystan Hugh Auden (1907–73), Dichter; kinderlos.

  • Biographie

    Schon in jungen Jahren fühlte sich M. zum Theater hingezogen. 1919 gründete sie mit dem um ein Jahr jüngeren Bruder Klaus eine Kinderbühne, den „Laienbund deutscher Mimiker“, bei dessen Aufführungen das gesamte literarische München „hochmutig“ zu Gast geladen war. Achtzehnjährig bekam sie ein erstes Engagement bei Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin, wo sie u. a. die Rolle der „ersten Schauspielerin“ in Pirandellos „Sechs Personen suchen einen Autor“ erhielt. 1924 bestand sie das Abitur am Münchener Luisen-Gymnasium. Zwischen 1924 und 1932 trat sie mit wechselndem Erfolg in Bremen, Hamburg und München auf. Nach Teilnahme an einer Demonstration der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ in München geriet sie in Konflikt mit der SA. In den Karikaturen und Invektiven der rechtsradikalen Presse wurde sie als „Zuhälterin der jüdischen Sklavenhalter“ und als „pazifistische Friedenshyäne“ beschimpft. Im Juni 1932 wurde ihr Auftreten bei den „Weißenburger Festspielen“ durch die Androhung von Gewalttaten verhindert. Dies alles bedeutete für sie das Ende ihrer Theaterlaufbahn. Seit 1926 betätigte sich M. auch als Journalistin, unter anderem für die „Münchner Neuesten Nachrichten“ und das Berliner Unterhaltungsmagazin „Tempo“. Gelegenheitsartikel, wie vergnügte Kindheitserinnerungen an „Erste Begegnungen mit Berühmtheiten“ im Hause Mann, gehörten ebenso zu ihrem Themenkreis wie eine „Modebetrachtung in Berlin“ oder die Reportage über ein 10 000-Meilen-Rennen durch Südeuropa, bei dem sie selbst am Steuer eines Ford saß. Eine 1927 mit Klaus Mann unternommene Reise durch drei Kontinente beschrieben beide in dem Buch „Rundherum, Das Abenteuer einer Weltreise“ (1929, 1982). Zusammen mit dem Bruder verfaßte sie auch das „Buch von der Riviera“ für die Serie „Was nicht im Baedeker steht“ (1931). Zwei Theaterstücke und zwei Kinderbücher entstanden bis 1934.

    Am 1.1.1933 gründete M. mit ihrem Bruder Klaus, der Schauspielerin Therese Giehse und dem Musiker Magnus Henning in München das literarische Cabaret „Die Pfeffermühle“. Es entstand in der Nachfolge der „Elf Scharfrichter“ und des „Simpl“ sowie der Berliner „Katakombe“. Als literarische Vorbilder galten Morgenstern, Klabund und Ringelnatz; auch der Einfluß des „Varieté“ und des „Café Concert“ ist nicht zu verkennen. Im Mittelpunkt des Programms stand die Sorge um die „Opfer der Zeit“ und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit. M. war die Verfasserin der meisten Texte und Lieder und wirkte zudem als „Conférencière“ auf der Bühne mit. Nach ihrer Emigration in die Schweiz am 13.3.1933 eröffnete sie die „Pfeffermühle“ in der Züricher Altstadt wieder. Bis 1936 wurden 1034 meist stark besuchte Vorstellungen in sieben europ. Gastländern gegeben. Nach ihrer Ausbürgerung aus Deutschland 1935 wurde|M. durch ihre Heirat mit dem engl. Dichter Wystan H. Auden brit. Staatsbürgerin.

    In den ersten Exiljahren wuchs ihr Einfluß auf den Vater, der immer noch zögerte, sich von seinem Verlag in Deutschland und von seinem deutschen Publikum loszusagen. Thomas Manns offizielle Solidarisierung mit der literarischen Exilfront im Januar 1936 war auf diesen Einfluß zurückzuführen. 1937 ging M. als erstes Mitglied der Familie auf Dauer in die USA. Bekannt wurde sie dort vor allem durch den Bestseller „School for Barbarians“ (1937, dt. u. d. T. Zehn Millionen Kinder, 1938, 1986), ein Pamphlet über die Erziehung der Kinder im NS-Staat. Dem folgte „The lights go down“ (1940), eine Sammlung von „zehn wahren Geschichten aus dem Dritten Reich“, die die amerikan. Öffentlichkeit über die Auswirkungen der in Deutschland herrschenden Diktatur aufklären sollte. Gleichzeitig hielt sie zahlreiche Vorträge über Erziehung und Situation der Jugend in Deutschland, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge, Wesen und Zielsetzungen des literarischen Exils. Mit Klaus Mann veröffentlichte sie zwei engl. Bücher: „Escape to Life“ (1939), eine Art „Who is Who“ der prominenten Emigranten, und „The other Germany“ (1940), eine Auseinandersetzung mit der innerdeutschen Situation, sowie die Augenzeugen-Berichte über den span. Bürgerkrieg „Back from Spain“ (1938). Mit dem Aufenthalt in England im Sommer 1940, wo sie bei den Deutschlandsendungen der BBC mitwirkte, begann ihre Tätigkeit als Korrespondentin an exponierten Kriegsschauplätzen von Ägypten bis Frankreich und Belgien für amerikan., brit. und kanad. Zeitungen. Diese Tätigkeit setzte sie in der Nachkriegszeit im besetzten Deutschland, unter anderem bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, und in Osteuropa fort. Die publizistischen Arbeiten, vor allem jene aus den Jahren des beginnenden Kalten Krieges, trugen durch die engagierte, unkonventionelle Art der Argumentation dazu bei, sie mißliebig zu machen. 1952 übersiedelte M. infolge der Kampagne Senator Joseph McCarthys gegen Liberale und Kommunisten aus den USA in die Schweiz. In jener Zeit schrieb sie fünf Kinderbücher, darunter die vierbändige Serie „Die Zugvögel“ (1953-55). Die 1947 mit den Kürzungen am „Doktor Faustus“ begonnene Zusammenarbeit mit ihrem Vater wurde enger und nahm sie immer stärker in Anspruch. M. galt als die „kongeniale Mitarbeiterin“ Thomas Manns, der sie u. a. bei der Fortsetzung des Romanfragments „Felix Krull“ und bei der Vorbereitung seiner Reden zu Rate zog. Sie wurde außerdem seine „Hilfssekretärin“ sowie Bevollmächtigte für die Verfilmungen der Werke von Thomas Mann und nach seinem Tod für den literarischen Nachlaß. Der Band „Das letzte Jahr, Bericht über meinen Vater“ (1956, 1984) und die zwischen 1961 und 1965 besorgte dreibändige Edition seiner Briefe stellen die wichtigsten Arbeiten zur Wahrung seines Andenkens dar.

    Zuletzt widmete sich M. der Herausgabe des Werks von Klaus Mann und der Übertragung einiger seiner Essays aus dem Englischen. Obwohl die literarische Betätigung in M.s späteren Jahren in den Vordergrund rückte, blieb das politische Engagement eine Konstante in ihrem vielseitigen und unruhigen Leben. Sie verstand sich selbst als eine „militante Liberale“, als eine „Konservative mit sozialem Bewußtsein“.

  • Werke

    Weitere W Kinderbücher: Stoffel fliegt übers Meer, 1932;
    Zwolle, 1958;
    Jans Wunderhündchen, 1931 (Kinderstück);
    Muck, d. Zauberonkel, 1934;
    Unser Zauberonkel Muck, 1952;
    Christoph fliegt nach Amerika, 1953. – Plagiat, 1931 (Bühnenstück);
    A Gang of Ten, 1942, 1944. – Briefe u. Antworten. 2 Bde., hrsg. v. A. Zanco Prestel, 1984 f. (darin: G. Mann, Meine Schwester Erika;
    M. Gregor-Dellin, Gedenkrede, P).|

  • Nachlass

    Nachlaß: München, Stadtbibl.

  • Literatur

    W. A. Berendsohn. Thomas Mann u. d. Seinen, 1973 (P);
    G. v. Wilpert, Literatur in Bildern u. A. Gühring, Erstausgg. Dt. Dichtung, 1600–1960, 1967;
    BHdE II, 2;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Anna Zanco Prestel
  • Zitierweise

    Zanco Prestel, Anna, "Mann, Erika" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 50-51 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118747436.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA