Lebensdaten
1872 – 1918
Geburtsort
Darmstadt
Sterbeort
bei Jekaterinenburg
Beruf/Funktion
Zarin von Rußland
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118648047 | OGND | VIAF: 32018530
Namensvarianten
  • Alexandra von Hessen
  • Alix Victoria Helena Louise Beatrix Prinzessin von Hessen (geborene)
  • Alice von Hessen (geborene)
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Zitierweise

Alexandra Feodorowna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118648047.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig IV. Großherzog von Hessen-Darmstadt (1837–1892);
    M Alice, T der Königin Victoria von Großbritannien;
    26.11.1894 Zar Nikolaus II. v. Rußland;
    1 S, 4 T.

  • Biographie

    A. verlebte den größten Teil ihrer Kindheit in England; die Darmstädter Jahre wurden durch den frühen Tod der Mutter tief überschattet. 1894 vermählte sie sich dem russischen Thronfolger, dem sie in einer auf gegenseitiger Neigung beruhenden überaus glücklichen Ehe bis zum Tode verbunden blieb. Ungleich der Zarin-Mutter vermochte die schöne Frau die Herzen ihrer Untertanen niemals zu gewinnen. Unüberwindliche Scheu vor der Öffentlichkeit und übermäßige Nervosität erschwerten ihr den Umgang mit anderen Menschen und ließen sie mehr und mehr die repräsentativen Pflichten vernachlässigen. Die Zarin galt daher für hochmütig und kalt und blieb die Fremde, die Deutsche, obwohl sie, abgesehen von der Anhänglichkeit an ihre engere Familie, weit mehr Sympathie für England als für Deutschland besaß und bei ihrer angeborenen Neigung zur Mystik sich zur orthodoxen Lehre hingezogen fühlte.

    A.s Leben nahm schon vor dem ersten Weltkrieg eine entscheidende Wendung. 1912 zeigte sich bei dem einzigen Sohn, dem Thronfolger, in voller Stärke das furchtbare Erbe ihrer Familie, die Bluterkrankheit. Über dem Leiden des vergötterten Kindes und über der Angst für sein Leben ging A. die klare Besinnung verloren, so daß sie in völlige Abhängigkeit von Rasputin geriet, den sie seit November 1905 kannte, da er mit seinen magnetischen Kräften eine wohltuende Wirkung auf das kranke Kind ausübte, worin die Zarin die Wunder eines Heiligen zu sehen vermeinte.

    A.s Briefe während des ersten Weltkrieges vermitteln einen erschütternden Eindruck davon, wie sie auch alle politischen Fragen nur noch mit den Augen des „Freundes“, wie sie ihn nannte, anzusehen vermochte. Ihren Gatten, dem sie an Initiative und Energie überlegen war, suchte sie bei dem ultrakonservativen politischen Kurs im Inneren festzuhalten, den Rasputin empfahl. Dieser spielte, trotz gelegentlich vernünftiger Ratschläge, eine verhängnisvolle Rolle und stellte vor allem das Regime durch seinen skandalösen Lebenswandel, an den das Zarenpaar nicht glauben wollte, in ein zweideutiges Licht. Die Zarin verstand ebensowenig wie ihr Gatte die Zeichen der Zeit; der Vorwurf ist jedoch unberechtigt, daß sie an der Revolution die Hauptschuld trage; ihr Einfluß darf nicht überschätzt werden. Auch eine stärkere Regierungsgewalt hätte die allgemeine Unzufriedenheit nur durch einen erfolgreichen Krieg besänftigen können. A.s menschliche Güte, Hilfsbereitschaft und großartige caritative Tätigkeit sind niemals genügend gewürdigt worden. Bereits die Ermordung Rasputins in Dezember 1916 brach ihre Lebenskraft; nach Revolution und Abdankung ertrug sie die schweren Prüfungen mit der Seelenstärke, die ihr ein schwärmerischer Glaube verlieh, bis sie durch die Katastrophe von Jekaterinenburg zusammen mit ihrer Familie erlöst wurde.

  • Literatur

    Piśma Imperatricy Aleksandry Fedorovny k Imperatoru Nikolaju II., engl. Text mit russ. Übers, v. V. D. Nabokov, 2 Bde., Berlin 1922;
    Die letzte Zarin, Ihre Briefe an Nikolaus II. u. ihre Tagebuchbll. v. 1914 bis zur Ermordung, hrsg. u. eingel. v. J. Kühn, 1922;
    Perepiska Nikolaja i Aleksandry Romanovych 1914-1917, 5 Bde., 1922–27;
    Lettres de l'Impératrice A. F. à l'Empereur Nicolas II, hrsg. v. J. W. Bienstock, 1924;
    M. Paléologue, Am Zarenhof während d. Weltkrieges, 2 Bde.,|1925;
    ders., A. F., Impératrice de Russie, Paris 1932;
    V. I. Gurko, Caŕ i Carica, ebenda 1927;
    The Letters of the Tsar to the Tsaritsa 1914-1917, hrsg. v. C. E. Vulliamy, 1929;
    Baronesse S. Buxhoeveden, The Life and Tragedy of A. F., Empress of Russia, 1929;
    Zarin A. v. Rußland, geb. Prn. v. Hessen-Darmstadt, als Zarin im Weltenbrand, Intime Aufzeichnungen aus d. Zeit Rasputins, übertragen u. hrsg. v. A. Maslow, 2 Bde., 1932.

  • Porträts

    |

  • Autor/in

    Otto Graf Stolberg-Wernigerode
  • Zitierweise

    Stolberg-Wernigerode, Otto Graf zu, "Alexandra Feodorowna" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 196-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118648047.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA