Wittgenstein, Ludwig
- Lebensdaten
- 1889 – 1951
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Cambridge (England)
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Ingenieur ; Pädagoge ; Architekt ; Hochschullehrer
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 118634313 | OGND | VIAF: 24609378
- Namensvarianten
-
- Wittgenstein, Ludwig Joseph Johann
- Wittgenstein, Ludwig
- Wittgenstein, Ludwig Joseph Johann
- Wittgenstein
- Wittgenstein, Ludwig Josef Johann
- Wittgenstein, Ludwig J.
- Wittgenstein, Ludovicus
- Wittgenstein, Ludvig
- Wittgenstein, L.
- Wîtgenšṭain, Lûdwig
- Witgenšṭeyn, Lûdwîg
- Wītginšitāyn, Lūdwīg
- Vitgenšteins, Ludvigs
- Vitgenštajn, Ljudvig
- Vitgenštajn, Ludvig
- Vitgenšteinas, Liudvigas
- Vitgenštejn, Ljudvig
- Vitogenshutain, Rūtovihi
- Vitogenshutain
- Uitogenshutain, Rūtovihi
- Uitogenshutain
- Bittnkenstaïn, Luntbich
- Fitǧinštaīn, Lūdfīǧ
- Witgjenshtjejn, Ljudwig
- Bi teu gen syu ta in
- וויטגנשטיין, לודויג
- ויטגנשטיין, לודויג
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- Ficker, Ludwig
- Frazer, James George
- Frege, Gottlob
- Freud, Sigmund
- Goethe, Johann Wolfgang von/seit 1782
- Hebel, Johann Peter
- Hertz, Heinrich
- Hänsel, Hermann
- Hänsel, Ludwig
- James, William
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- NDB 23 (2007), S. 79 in Artikel Schlick (Schlick, Friedrich Albert Moritz)
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-
Wittgenstein, Ludwig Josef Johann
| Ingenieur, Philosoph, * 26.4.1889 Wien, † 29.4.1951 Cambridge (England), ⚰Cambridge (England), Ascension Parish Burial Ground. (katholisch)
-
Genealogie
V →Karl (s. 1);
M →Leopoldine Kal(l)mus;
4 B u. a. →Paul (s. 2), 4 Schw (1 früh †);
– ledig;
Gr-Cousin 2. Grades →Friedrich August v. Hayek (1899–1992), Ökonom, Sozialphilos., Vf. e. biogr. Entwurfs zu W. (s. L). -
Biographie
Nach Privatunterricht in Wien und dem Besuch der Oberrealschule in Linz seit 1903 begann W. 1906 eine Ingenieursausbildung an der TH Charlottenburg. Seit dem Herbst 1908 beschäftigte er sich in England am Manchester College of Technology mit Flugtechnik und meldete 1910 ein Patent auf einen Flugzeugpropellerentwurf an. Technische Berechnungen, →Horace Lamb und der Besuch der Vorlesungen →John E. Littlewoods verstärkten W.s Interesse an Philosophie, Mathematik und Logik. Prägend wurde die Lektüre von →Bertrand Russells „The Principles of Mathematics“ (1903) und →Gottlob Freges (1848–1925) „Grundgesetze der Arithmetik“ (2 Bde., 1893/1903). Nach einem Treffen mit Frege in Jena besuchte W. seit Okt. 1911 Russells Vorlesungen in Cambridge, wo er neben Russell auch →George Edward Moore und →John Maynard Keynes kennenlernte. 1912 als Student in das Trinity College aufgenommen, verfaßte er 1913 für Russell die „Notes on Logic“.
Mitte Okt. 1913 zog sich W. nach Skjolden (Norwegen) zurück, um über Logik zu arbeiten. Im April 1914 erhielt er Besuch von Moore und diktierte ihm seine neuesten Erkenntnisse. Noch vor der Abreise nach Österreich gab er →Halvard Drægni (1869–1950) den Bau eines eigenen Hauses über dem Eidsvatnet-See zwischen Skjolden und Fortun in Auftrag, das im Herbst fertig stand. Im Juli 1914 spendete W. von der Erbschaft seines im Jan. 1913 verstorbenen →Vaters 100 000 Kronen an den Herausgeber der Halbmonatsschrift „Der Brenner“, →Ludwig v. Ficker (1880–1967), zur Verteilung an mittellose österr. Künstler, darunter →Georg Trakl (1887–1914) und →Rainer Maria Rilke (1875–1926). In Wien lernte er →Adolf Loos (1870–1933) kennen und meldete sich bei Kriegsbeginn als Freiwilliger. Nach Einsätzen v. a. in Galizien und seit 1918 an der ital. Front war W. 1918/19 in Kriegsgefangenschaft in Monte Cassino, wo er den späteren österr. UNESCO-Mitarbeiter →Ludwig Hänsel (1886–1959) und den Bildhauer →Michael Drobil (1877–1958) sowie den Lehrer →Franz Parak (1896–1985) kennenlernte. Nach seiner Rückkehr setzte er den Versuch fort, die während eines Fronturlaubs in Oberalm bei Hallein im Sommer 1918 vollendete und in Wien diktierte, aus sechs Jahren Schreib-, Auswahl-, Anordnungs- und Korrekturarbeit hervorgehende „Logisch-Philosophische Abhandlung“ zu veröffentlichen. Russells Empfehlung und Einleitung verhalfen W. schließlich zu einer (fehlerhaften) Ausgabe in Ostwalds „Annalen der Naturphilosophie“ (14, 1921, S. 184–262, erschienen 1922). Wissenschaftliche Anerkennung fand erst die korrigierte und von Russell wieder unterstützte dt.-engl. Veröffentlichung u. d. T. „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1922, hg. v. C. K. Ogden, übers. v. dems. u. →F. P. Ramsey, korr. Neuaufl. 1933, neu übers. v. D. F. Pears u. B. F. McGuinness in e. korr. Neuaufl. 1961; zahlr. Überss. u. Nachdrr.).
Mit dem „Tractatus“ hielt W. sein philosophisches Schaffen für abgeschlossen und wurde – nach der Verteilung seines restlichen Vermögens unter den Geschwistern 1919 und dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Wien 1919/20 wie auch kurzer Beschäftigung als Gärtner im Stift Klosterneuburg –Volksschullehrer in Niederösterreich (1920–22 Trattenbach, 1922 Haßbach, 1922–24 Puchberg am Schneeberg u. 1924–26 Otterthal). In Puchberg stellte er mit seinen Schülern ein „Wörterbuch für Volksschulen“ (gedr. 1926) zusammen, gab aber im April 1926 den Lehrerberuf auf. Nach erneuter Gärtnerarbeit und einem Aufenthalt bei den Barmherzigen Brü|dern in Hütteldorf baute er bis 1928 mit →Paul Engelmann (1891–1965) ein Haus nach eigenen Entwürfen für seine Schwester Margarethe in der Kundmanngasse in Wien. Der Kontakt mit Ramsey (ab 1923) und Mitgliedern des Wiener Kreises, v. a. →Moritz Schlick (1882–1936, ab 1924, erstes Treffen 1927) und →Friedrich Waismann (1896–1959, ab 1927), Keynes’ Ermutigung zur Fortsetzung seiner philosophischen Laufbahn sowie der Besuch eines Vortrags von →Luitzen Brouwer 1928 in Wien bewogen W., an das Trinity College zurückzukehren. Im Jan. 1929 zurück in Cambridge, gewann er unter Kollegen und Studenten weitere Freunde und Gesprächspartner, darunter →Piero Sraffa, →Maurice O’Connor Drury, →Francis Skinner, →John Wisdom, →Yorick Smythies, →Ben Richards, →Rush Rhees, →G. H. v. Wright, →G. E. M. Anscombe und →Norman Malcolm. Nach der Promotion zum Ph. D. bei Russell und Moore erhielt W. im Juni 1929 ein Stipendium, das im Juni 1930 erneuert wurde, bevor er im Dezember eine fünfjährige Anstellung als Research Fellow antrat. 1939 mit Unterstützung von →Charlie D. Broad zum Professor für Philosophie berufen, trat er 1947 zurück, um sich ganz seinem philosophischen Schaffen zu widmen. Während des 2. Weltkriegs arbeitete W. zusätzlich freiwillig 1941–44 als Portier und Forschungsassistent am Guy’s Hospital in London (brit. Staatsbürger 1939).
W.s Leben war durch eine intensive Reisetätigkeit gekennzeichnet: in den Ferien nach Österreich (Familiensitze in Wien, auf d. Hochreith u. in Gmunden), innerhalb Englands (1908–11 n. Glossop zu W. Eccles, 1937–40 zu N. Bachtin in Birmingham, 1950–51 n. Oxford zu E. Anscombe), nach Jena zu Frege (1911–13), nach Island (1912 mit →D. Pinsent), Øystese (1913 mit D. Pinsent) und Skjolden in Norwegen (1913–14), Italien (1933 mit M. Schlick), Rußland (1935), Frankreich (1936 mit →G. Pattisson, 1939), Irland (wiederholt 1936–49 zu M. C. Drury, 1948 Rosro), Wales (1942–47 wiederholt zu Rhees in Swansea) und in die USA (1939 u. 1949 zu Malcolm).
W. hatte fünf Aufenthalte in seinem Haus in Skjolden (1921, 1931, Herbst 1936–Frühjahr 1937, Herbst 1937, 1950), z. T. gemeinsam mit →Arvid Sjögren (1921) sowie mit Besuchen von →Marguerite Respinger und Gilbert Pattison (1931), Skinner und →Hermann Hänsel (1937) und Richards (1950).
Nach der Veröffentlichung des „Tractatus“ und des „Wörterbuchs“ beschränkte sich W.s öffentliche Wirksamkeit fast ausschließlich auf seine Vorlesungen in Cambridge (1930–36, 1938–43, 1944–47) sowie ca. 20 Vorträge und Diskussionsbeiträge im Moral Science Club. W. hinterließ einen Nachlaß von rund 20 000 Seiten mit philosophischen Arbeiten und (z. T. chiffriert) Aphorismen zu Kunst, Religion und Kultur, ferner Tagebuchaufzeichnungen und Traumberichte, autobiographische Bemerkungen und, v. a. in den Tagebüchern aus dem 1. Weltkrieg, auch Stoßgebete.
W.s Vorlesungen sind z. T. in eigenen Entwurfsnotizen, z. T. in detaillierten Mitschriften (u. a. v. Moore u. Smythies) dokumentiert.
Ziel von W.s „Tractatus“ (Krit.-genet. Ed., hg. v. B. McGuinness u. J. Schulte, 1989; Entstehungsgesch. u. Hg. d. Typoskripte u. Korrekturexemplare, hg. v. G. Grasshoff u. T. Lampert, 2004) ist es, den Leser über eine „Leiter“ von (im strengen Sinne „unsinnigen“) „Erläuterungen“, darunter die sog. Abbildtheorie (no. 1–5), zur Erkenntnis der allgemeinen Satzform (no. 6) zu führen. Die Abbildtheorie beschreibt Sprache und Denken als logisch bestimmte Darstellung (Abbildung) von Sachverhalten durch Elementarsätze, aus denen durch logische Operationen zusammengesetzte Sätze entstehen. Die Elementarsätze haben die Struktur von Funktionen, sind voneinander logisch unabhängig und bipolar: Obwohl jeder Elementarsatz am Ende entweder wahr oder falsch ist, kann er im Ausgangspunkt sowohl wahr als auch falsch sein. Dies gilt nicht für die Sätze der Logik und Mathematik, die entweder nur wahr (Tautologien) oder nur falsch (Kontradiktionen) sein können. Ebensowenig gilt dies für die Sätze der Philosophie, Ethik, Ästhetik und Religion, die weder wahr noch falsch sein können, und daher auch nicht darstellen. Nur bipolare Sätze können darstellen und sind daher sinnvoll.
Philosophie ist keine Lehre, sondern ein Klärungswerk, das helfen soll, philosophische Probleme aufzulösen, um die Welt richtig zu sehen. Freilich wird man dann auch sehen, wie wenig damit getan ist, daß die philosophischen Probleme gelöst sind (Vorwort), und erkennen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ (no. 7).
Während die Abbildtheorie, das Programm der logischen Analyse sowie die Annahmen von der Bestimmtheit des Satzsinnes und einer allgemeinen Satzform für den „Tractatus“ zentral sind, werden diese in dem Hauptwerk der Spätphilosophie, den 1953 postum erstveröffentlichten „Philosophischen Untersuchungen“ (Krit.-genet. Ed., hg. v. J. Schulte zus. mit H. Nyman, E. v. Savigny u. G. H. v. Wright, 2001), als Mitträger philosophischer Probleme ausgemacht und selbst zu Hauptangriffspunkten. Sprache wird nicht|mehr als logisch exakt zu analysierende Abbildung der Welt, sondern als Teil von Verhalten und Handeln beschrieben. Die Rolle des Exaktheitsideals für die Philosophie wird kritisch hinterfragt und der traditionelle Wesensbegriff durch den der Familienähnlichkeit (§67) ergänzt. Das spezifisch alltagssprachliche Handeln – das „Sprachspiel“ (§7) – wird in seiner Vielfalt und Gebundenheit an Gepflogenheiten und „Lebensform“ (§23) wie auch die durch Erziehung und Abrichtung erreichte Übereinstimmung im Urteilen und Handeln untersucht. W. schlägt jetzt vor, die großen philosophischen Fragen durch die „Sprachspielmethode“ anzugehen: (Er)finde einen (alltäglichen) Sprachhandlungszusammenhang, in dem die philosophisch problematischen Begriffe einfache und übersichtliche Anwendung finden. Auf diese Art wird in §1 auf die Frage „Was ist Bedeutung?“ mit dem sog. Einkaufsbeispiel geantwortet. W. bestimmt auch in seinem Spätwerk die Philosophie – wenn auch nunmehr nicht mehr über eine „Abhandlung“ und „Leiter“, sondern durch ein „Album“ von „Bemerkungen“ aus seinen philosophischen „Untersuchungen“ seit 1929 (Vorwort) – als Begriffsklärung zur Beseitigung irreführender Auffassungen und Bilder und damit der philosophischen Probleme selbst. Es ist jedoch umstritten, ob W. dieses Ziel durch reine Begriffsklärung erreichen kann, und ob er letztlich nicht auch selbst wieder philosophische Thesen vertritt und in sein Klärungswerk auch außerhalb des Sprachspiels und der „Grammatik“ (siehe PU §§ 90, 383) liegende Fakten einbringen muß.
W. sagte 1932, daß er spezifische Weisen der „Gedankenbewegung“ von →Ludwig Boltzmann (1844–1906), →Heinrich Hertz (1857–1894), →Arthur Schopenhauer (1788–1860), Frege, Russell, →Karl Kraus (1874–1936), Loos, →Otto Weininger (1880–1903), →Oswald Spengler (1880–1936) und Sraffa übernommen habe und für sein Klärungswerk verwende. Weitere wichtige Einflüsse und Inspirationen kamen von →Augustinus, →Friedrich Nietzsche (1844–1900), →Sigmund Freud (1856–1939), →William James, →Ernst Mach (1838–1916), Moore, →J. G. Frazer, Ramsey, weiteren Logikern und Mathematikern, aber auch von Dichtern wie →Dostojewski, →Tolstoi, →Goethe, →Wilhelm Busch, →Lichtenberg, →Keller,→ Uhland, →Sterne, →Hebel, →Mörike, und nicht zuletzt Musikern und religiösen Schriften.
W. versuchte, seine philosophische Tätigkeit bewußt auf das zu begrenzen, was begrifflich geklärt werden kann; zu seinen Hauptuntersuchungsgebieten gehörten dabei die Logik, Grundlegung der Mathematik, Sprachphilosophie, Philosophie des Geistes und Epistemologie.
Die W.-Rezeption ist durch unterschiedliche Auffassungen zu Wesen und Aufgabe der Philosophie geprägt. Während z. B. die analytische Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes von W. stark beeinflußt worden sind, trifft W.s Konzeption der Philosophie als rein begriffsklärend bei vielen analytischen Philosophen auf starken Widerstand.
-
Auszeichnungen
|Österr. L. W. Ges. (1974);
Internat. L. W. Ges. (als Dt. L. W. Ges. 1994);
British W. Soc. (2007);
Nordic W. Soc. (2009). -
Werke
|Logik, Sprache, Philos., hg. v. G. P. Baker u. B. McGuinness unter Mitwirkung v. J. Schulte, 1976;
W.s Vorlesungen über d. Grundlagen d. Math., Cambridge 1939, hg. v C. Diamond, 1978;
Vorlesungen 1930–1935, hg. v. J. Schulte, 1984;
Vortr. über Ethik, hg. v. dems., 1989;
Vorlesungen über d. Philos. d. Psychol. 1946/47, 1991;
Vorlesungen u. Gespräche über Ästhetik, Psychol. u. Rel., hg. v. C. Barrett, ³2005;
– W.ausgg.: Werkausg., 8 Bde., 1984;
Wiener Ausg., 15 Bde., 6 Reg.bde. u. 1 Einf.bd., hg. v. M. Nedo, 2000;
– Tagebücher u. Briefe: Geh. Tagebücher 1914–1916, hg. v. W. Baum, ²1992;
Denkbewegungen, Tagebücher 1930–1932/1936–1937, hg. v. I. Somavilla, 2 T., 1997;
Licht u. Schatten, Ein nächtl. (Traum-)Erlebnis u. e. Brief-Fragm., hg. v. ders., 2004;
Gesamtbriefwechsel, Innsbrucker Electronic Ed., hg. im Auftrag d. Forsch.inst. Brenner-Archiv, 2011;
– Bibliogr.: G. Frongia u. B. McGuinness, W., A Bibliogr. Guide, 1990;
P. Philipp, Bibliogr. z. W.-Lit., 1996;
A. Pichler, M. A. R. Biggs u. S. A. Uffelmann, Bibliogr. d. dt.- u. engl.sprachigen W.-Ausgg., 2011;
– Nachlaß: Trinity College, Cambridge;
Österr. Nat.bibl., Wien;
Bodleian Library, Oxford;
Bertrand Russell Archive, Ontario;
Cambridge Univ. Library;
Noord-Hollands Archief, Haarlem (s. W.s Nachlaß, The Bergen Electronic Ed., 6 CD-ROMs, 1998, auch im Internet Bergen Nachlass Ed., seit 2015 [Faks. u. Text-Ausg. d. Nachlasses]). -
Literatur
|K. Wuchterl u. A. Hübner, L. W., 1979 (P);
G. P. Baker u. P. M. S. Hacker, An Analytical Commentary on the „Philosophical Investigations“, 4 Bde., 1980–96, neu bearb. v. P. M. Hacker, 2009;
dies., Scepticism, Rules and Language, 1984;
G. H. v. Wright, W., 1986;
A. Kenny, W., 1987;
R. Rhees (Hg.), Porträts u. Gespräche, 1987;
N. Malcolm, Erinnerungen an W., 1987;
B. McGuinness, W.s frühe J., 1988 (P);
ders., Approaches to W., 2002;
E. v. Savigny, W.s „Phil. Unterss.“, 2 Bde., 1988/89;
ders. u. O. Scholz (Hg.), W. über d. Seele, 1995;
J. Schulte, Chor u. Gesetz, 1990;
ders., W., Eine Einf., 2001;
ders., L. W., Leben, Werk, Wirkung, 2005;
K. Buchheister u. D. Steuer, L. W., 1992;
G. Gabriel, Grundprobleme d. Erkenntnistheorie, 1993;
M. Kroß, Klarheit als Selbstzweck, 1993;
K. S. Johannessen u. a. (Hg.), W. and Norway, 1994;
D. H. Pinsent, Reise mit W. in d. Norden, 1994;
K. Wünsche, Der Volksschullehrer L. W., 1995;
W. Vossenkuhl, L. W., 1995;
R. Haller, Fragen zu W. u. Aufss. z. Österr. Philos., 1996;
M. B. u. J. Hintikka, Unterss. zu W., 1996;
P. M. Hacker, W. im|Kontext d. analyt. Philos., 1997;
W. Kienzler, W.s Wende zu seiner Spätphilos. 1930 bis 1932, 1997;
ders., L. W.s „Phil. Unterss.“, 2007;
A. Janik u. St. Toulmin, W.s Wien, 1998;
R. Monk, Das Handwerk des Genies, 1999 (P);
B. Leitner, Das W. Haus, 2000;
St. Majetschak, L. W.s Denkweg, 2000;
ders., W. u. d. Folgen, 2019;
P. Wijdeveld, L. W., Architekt, 2000;
H.-J. Glock, W.-Lex., 2000;
ders. u. J. Hyman (Hg.), A Companion to W., 2016;
U. Arnswald u. A. Weiberg (Hg.), Der Denker als Seiltänzer, L. W. über Rel., Mystik u. Ethik, 2001;
M. Iven, Die Ethik im Leben L. W.s, 2002;
ders., L. sagt … Die Aufzz. d. Hermine Wittgenstein, 2006;
A. Pichler, W.s Phil. Unterss., 2004;
E. Leinfellner u. S. Windholz, L. W., Ein Volksschullehrer in Niederösterr., 2005 (P);
V. Munz, Satz u. Sinn, 2005;
K. Buchholz, L. W., 2006;
S. A. Kripke, W. über Regeln u. Privatsprache, 2006;
R. Raatzsch, L. W. z. Einf., 2008;
S. Schroeder, W. lesen, 2009;
H. Tetens, W.s „Tractatus“, 2009;
F. Mühlhölzer, Braucht d. Math. e. Grundlegung?, Ein Kommentar d. T. III v. W.s „Bemm. über d. Grundlagen d. Math.“, 2010;
A. Waugh, Das Haus W., 2010 (P);
W. Child, W., 2011;
O. Kuusela u. M. McGinn (Hg.), The Oxford Handbook of W., 2011;
N. Immler, Das Fam.gedächtnis d. Wittgensteins, 2011;
J. Rothhaupt u. W. Vossenkuhl (Hg.), Kulturen u. Werte, 2013;
H. Biesenbach, Anspielungen u. Zitate im Werk L. W.s, 2014;
I. Somavilla (Hg.), Hermine Wittgenstein, Fam.erinnerungen, 2015 (P);
C. Erbacher, Formen d. Klärens, 2015;
ders., Friedrich August v. Hayek’s Draft Biogr. of L. W., 2019;
ders., W.s Heirs and Editors, 2020;
F. A. Flowers III u. I. Ground (Hg.), Portraits of W., 2016 (P);
E. Anscombe, Eine Einf. in W.s „Tractatus“, 2016;
H. O. Mounce, W.s „Tractatus“, Eine Einf., 2016;
H. Sluga u. D. G. Stern (Hg.), The Cambridge Companion to W., 2017;
H. Vatne, L. W. og skjoldingane, 2017;
S. A. Uffelmann, Vom System z. Gebrauch, 2018;
R. Schweitzer, L. W., Die Tractatus Odyssee-Ausst., 2018 (P);
I. Somavilla u. a. (Hg.);
W.s Denkbewegungen aus interdisziplinärer Sicht, 2019;
– Periodika: Philosophical Investigations, seit 1978;
Wittgensteiniana, seit 2006;
W. Stud., seit 2010, u. On W., seit 2012 (beides im Auftrag d. Internat. L. W. Ges.);
Publications of the Austrian L. W. Soc., New Series, seit 2013 (im Auftrag d. Österr. L. W. Ges.);
Nordic W. Review, seit 2012, u. Nordic W. Studies, seit 2017 (im Auftrag d. Nordic W. Soc.);
Anthem Studies in W., seit 2019 (in Zus.arb. mit d. British W. Soc.). -
Porträts
|Porträtslg. im W. Archive, Cambridge (online-Kat.), Abb. in: L. W., Ein biogr. Album, hg. v. M. Nedo, 2012.
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Autor/in
Alois Pichler -
Zitierweise
Pichler, Alois, "Wittgenstein, Ludwig Josef Johann" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 341-344 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118634313.html#ndbcontent