Zirkel, Ferdinand
- Lebensdaten
- 1838 – 1912
- Geburtsort
- Bonn
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Mineraloge ; Geologe ; Geognost
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117006203 | OGND | VIAF: 39740633
- Namensvarianten
-
- Zirkel, Ferdinand
- Zirkel, Fernandus
- Zirkel, F.
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Zirkel, Ferdinand
| Mineraloge, Geologe, * 20.5.1838 Bonn, † 11.6.1912 Bonn, ⚰Bonn, Alter Friedhof. (katholisch)
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Genealogie
V →Peter Joseph (1802–1870), aus Heimerzheim/Swist b. B., Prof. f. Math. am Gymn. in B.;
M →Clara Trimborn (1810–1889);
Schw →Antonia Francisca (1842–1907, ⚭ →Hermann Vogelsang, 1838–74, Prof. f. Mi|neral. u. Geol. am Polytechnikum Delft, s. ADB 40);
– ledig. -
Biographie
Nach dem Abitur am kgl.-preuß. Gymnasium in Bonn studierte Z. 1855–59 – mit Unterbrechungen durch praktische Arbeiten in Bergwerken des Rheinlands–Mineralogie, Geologie und Chemie an der Univ. Bonn bei →Gerhard vom Rath (1830–88), →Jacob Nöggerath (1788–1877) und →Carl Gustav Bischof (1792–1870). Mit →William Preyer (1841–1897) unternahm Z. 1859/60 eine Forschungsreise zu den Färöer-Inseln und nach Island (Eine Reise n. Island, 1862, mit W. Preyer). Die Ergebnisse seiner geologischen Studien in Island bildeten die Grundlage seiner Dissertation „De geognostica Islandiae constitutione observationes“, mit der er 1861 an der Univ. Bonn zum Dr. phil. promoviert wurde. An der geologischen Reichsanstalt und am Hofmineralienkabinett in Wien (1861/62) führte er erste umfangreiche mikroskopische Untersuchungen von Gesteinen und Mineralien im Dünnschliff durch. Dieses Verfahren hatte er bei seinen Begegnungen mit →Henry Clifton Sorby in Sheffield 1861 kennengelernt und es als petrographische Untersuchungsmethode etabliert.
Ohne Habilitation wurde Z. 1863 ao. Professor und 1865 o. Professor für Mineralogie und Geologie an der Univ. Lemberg sowie 1865–70 o. Professor für Mineralogie und Geognosie an der Univ. Kiel. Wichtigste Werke dieser Schaffensperiode sind das „Lehrbuch der Petrographie“ (2 Bde., 1866, 3 Bde., ²1893/94, Nachdr. 2017) und die „Untersuchungen über die mikroskopische Zusammensetzung und Struktur der Basaltgesteine“ (1870). Die gänzlich neuverfaßte 2. Auflage des „Lehrbuchs der Petrographie“ beinhaltet die makroskopische und mikroskopische Klassifizierung von Gesteinen und Mineralien. Im Dez. 1870 trat Z. mit seiner Antrittsvorlesung „Über die Umwandlungsprozesse im Mineralreich“ (1871) die Nachfolge von →Carl Friedrich Naumann (1797–1873) als o. Professor für Mineralogie und Geognosie an der Univ. Leipzig an und bezog 1874 einen nach seinen Plänen entstandenen Neubau, in dem er das Mineralogische Institut und das mineralogisch-geologische Museum eröffnete (Dekan 1880/81, Rektor 1885/86; em. 1909).
Z.s Lehrbuch „Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine“ (1873) behandelt die Grundlagen der mikroskopischen Diagnostik als neuer Untersuchungsmethode der Petrographie. Geologische Studienreisen führten Z. nach Schottland (1868), in die Pyrenäen (1874), nach Nordamerika (1874), Ceylon und Indien (1894/95) sowie Rußland (1897). In Nordamerika untersuchte er die während der Erforschung des 40. Breitengrades von US-amerik. Geologen gesammelten Gesteine mikroskopisch (Report of the Geological Exploration of the Fortieth Parallel, 6. Bd.: Microscopical Petrography, 1876). Nach Naumanns Tod übernahm Z. die Bearbeitung der Auflagen von dessen Buch „Elemente der Mineralogie“ (¹⁰1877, ¹⁵1907) und gab „Die Krystalliten“ (1875) seines 1874 verstorbenen Schwagers →Hermann Vogelsang heraus. Z. trug mit seinen Arbeiten dazu bei, die Polarisationsmikroskopie an Dünnschliffen als wichtigste Untersuchungsmethode der Petrographie zu etablieren.
Seit seiner Tätigkeit in den Bergwerken während des Studiums dem Bergbau verbunden, war Z. 1873–1910 Mitglied der Deputation der „Mansfeldsche Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft“ und setzte sich für die sozialen Belange der Bergarbeiter ein, weshalb er bei seinem Ausscheiden mit einem Ehrenhäckel aus Mansfelder Silber geehrt wurde.
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Auszeichnungen
|Mitgl. d. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig (1874, Sekr. 1904/05), d. Leopoldina (1882);
korr. Mitgl. d. k. k. geol. Reichsanstalt Wien (1867), d. Bayer. Ak. d. Wiss., München (1882), d. Ak. d. Wiss. z. Göttingen (1886), d. Preuß. Ak. d. Wiss., Berlin (1887), d. Nat. Ac. of Sciences (1903) u. d. Ac. des science, Paris (1909);
Geh. Bergrat (1883), ausw. Mitgl. d. Royal Soc., London (1897);
Ehrenmitgl. d. Royal Soc., Edinburgh (1897);
Wollaston Medal d. Geological Soc. of London (1898);
sächs. GR (1899);
Cothenius Medaille d. Leopoldina (1899);
Dr. h. c. (Oxford 1907);
– Gedenkmedaille (1915, s. P);
Mineral „Zirkelit“ (Ti,Ca,Zn)O 2-x (1895);
Kupferbergwerk westl. v. Klostermansfeld, Sachsen-Anhalt „Zirkelschacht“ (1891);
Mount Z. (Rocky Mountains, USA);
Dorsum Z., auf d. Erdmond (1976). -
Werke
Weitere W Mikroskop. Unterss. halbglasiger u. glasiger Gesteine, in: Zs. d. Dt. Geol. Ges. 19, 1867, S. 737–802;
Geol. Skizzen v. d. Westküste Schottlands, ebd. 23, 1871, S. 1–124;
Die Umwandlungsprocesse im Mineralreich, 1871;
Mikromineral. Mittheilungen, in: Neues Jb. f. Mineral., Geol. u. Paläontol., 1870, S. 801–32 u. 1872, S. 1–25;
Über d. kristallin. Gesteine längs d. 40. Breitengrades, in: Berr. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig, Sitzung v. 29.1.1877, 29, 1877, S. 156–243;
Über Uranausscheidungen in rhein. Basalten, in: Berr. über d. Verhh. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig, Math.-Phys. Kl. 28, 1903, S. 103–98. -
Literatur
|R. Brauns, in: Cbl. f. Mineral., Geol. u. Paläontol. 17, 1912, S. 513–21 (P);
F. Wahnschaffe, in: Zs. d. Dt. Geol. Ges., 1912, H. 7, S. 353–63 (P);
B. Sander, in: Verhh. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1912, H. 9, S. 36 f.;
F. Rinne, in: Berr. über d. Verhh. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig, Math.-Phys. Kl. 64, 1912, S. 499–508;
C. P. Schuh, Mineralogy and Crystallography, an Annotated Biobibliography of Books Published 1469 through 1919, Bd. 2, 2007,|S. 1560;
Pogg. III–V;
Mansfelder Kupferspuren d. Ver. Mansfelder Berg- u. Hüttenleute (Internet);
Professorenkat. Univ. Leipzig. -
Porträts
|Bronzemedaillon v. C. Senffner (Bonn, Grabstein);
Gedenkmedaille v. dems., 1915;
Photogr. (Archiv d. Univ. Leipzig), Abb. in: Mitgll. Sächs. Ak. d. Wiss., S. 137. -
Autor/in
Wolfgang Neumann -
Zitierweise
Neumann, Wolfgang, "Zirkel, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 733-735 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117006203.html#ndbcontent