Lebensdaten
1874 – 1936
Geburtsort
Vonhausen (Hessen)
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Theologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weinel, Heinrich

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Zitierweise

Weinel, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139919.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adam ( 1911), Volksschullehrer in V.;
    M Katharina Dorothea Henriette Stükerz;
    1908 Adelheid (Ada) (1875–1939), Dr. phil., ev. Theol., Philos. (s. L), T d. Carl Thönes (1843–95), ev. Theol., Autor u. Red. d. Theol. Lit.ztg., 1871 Pfarrer, 1888 Sup. in Lennep, Doz. an d. Univ. Bonn (s. Wenig, Verz. d. Professoren u. Dozenten d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Bonn 1818–1968, 1968), u. d. Agnes Schulze-Berge (1848–1932);
    1 T Katharina (1913–2004, 1] Harald Diem, 1913–41 ⚔, Dr., ev. Theol., Pfarrer in Talheim, Schwaben, B d. Hermann Diem, 1900–75, ev. Theol., Widerstandskämpfer, Prof. in Tübingen, s. BBKL 33, 2] Helmut Franz, 1920–2005, Dr. med., Arzt, ev. Theol., Untern., Publ., Mitgl. d. Rhein. Landessynode, s. Saarländ. Biogrr.), Gymn.lehrerin in Saarbrücken, Schriftst. (s. L).

  • Biographie

    W. studierte seit 1892 Ev. Theologie in Gießen, Berlin und am Predigerseminar Friedberg (Hessen). Prägend wurden der Alttestamentler Hermann Gunkel (1862–1932) sowie die Kirchenhistoriker Adolf Harnack (1851–1930) und Gustav Krüger (1862–1940). 1898 mit der Arbeit „Masah und seine Derivate, Linguistisch-archäologisch untersucht“ (gedr. 1899) in Gießen bei Bernhard Stade (1848–1906) zum Dr. phil. und noch im selben Jahr mit der Untersuchung „Die Wirkungen des Geistes und der Geister im nachapostolischen Zeitalter bis auf Irenäus“ (gedr. 1899) bei Krüger zum Lic. theol. promoviert, habilitierte sich W. 1899 in Berlin für Neutestamentliche Theologie. Seit 1900 lehrte er als Inspektor des Ev. Theol. Stifts in der Ev.-Theol. Fakultät in Bonn. Seine historisch-kritische Haltung gegenüber der neutestamentlichen und überhaupt christlichen Überlieferung provozierte heftige Angriffe prot.-konservativer Kreise. Geprägt von der „Religionsgeschichtlichen Schule“ wurde W. 1904 als ao. Professor in die liberale Fakultät nach Jena berufen. Nach schwierigen Verhandlungen wurde er hier 1907 Nachfolger des altliberalen Ordinarius Adolf Hilgenfeld (1823–1907), eines späten Schülers Ferdinand Christian Baurs (1792–1860), und wechselte 1925 in der Nachfolge Hans Hinrich Wendts (1853–1928) auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie (Rektor 1921 / 22). W. war eine prägende Gestalt der Jenaer Fakultät und lehnte Berufungen nach Gießen (1915) und Marburg (1920) ab.

    W.s weit gespanntes literarisches Œuvre umfaßt neben grundlegenden exegetischen Studien Beiträge zur Systematischen und Praktischen Theologie, Religionspädagogik, Sozialethik und von der klassischen dt. Philosophie, speziell Fichte, inspirierten Religionsphilosophie. Zudem legte W. Analysen der „religiösen Lage der Gegenwart“ und zu den modernen „Gegenwartsreligionen“ vor. Seine „Biblische Theologie des Neuen Testaments, Die Religion Jesu und das Urchristentum“ (1911, ⁴1928) bot eine umfassende, über die kanonische Literatur hinausgreifende, kulturgeschichtlich konzipierte „Religionsgeschichte des Urchristentums“. 1904 initiierte W. als (Vorstands-)Mitglied der „Freunde der Christlichen Welt“ im Verlag Mohr Siebeck die Schriftenreihe „Lebensfragen“.

    W.s eigener Band in dieser Reihe, „Jesus im 19. Jahrhundert“ (1903, ³1914, engl. 1914), erreichte hohe Auflagenzahlen.

    W. zählte aufgrund zahlreicher Führungsämter in dessen Organisationen zu den leitenden Gestalten des liberalen Verbandsprotestantismus. Die von ihm 1909 gegründeten „Ferienkurse für Damen und Herren“ im Jenaer Volkshaus wandten sich v. a. an Religionspädagogen und Kulturbeamte. Zunächst entschiedener Pazifist, engagierte sich W.

    1916–18 freiwillig als Lazarettprediger in Görlitz, wo er 1917 eine Volkshochschule einrichtete. Für die Volkshochschulbewegung warb W., der 1918 mit Reinhard Buchwald (1884–1983) und Herman Nohl (1879–1960) die Volkshochschule Jena gründete und als Mitglied zahlreicher Organisationen der bürgerlichen Gebildetenreformbewegung, etwa des „Dürer-Bundes“, immer wieder den wilhelminischen Obrigkeitsstaat kritisierte, auch in programmatischen Texten. 1918 befürwortete er Walter Rathenaus (1867–1922) Programm einer „Wehrhaftmachung des ganzen Volkes“. Die Weimarer Republik unterstützte der Mitbegründer des „Bundes für Gegenwartschristentum“ als Mitglied des „Weimarer Kreises“, einer Vereinigung verfassungstreuer Hochschullehrer. Im innerprot. Kirchenkampf nach 1933 war W., der schon im 1. Weltkrieg eine „deutsche Reichskirche“ gefordert hatte, um Vermittlung zwischen den in Thüringen besonders starken und radikal antisemitischen Dt. Christen und bekenntniskirchlichen Akteuren bemüht.

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Schwarzburgverbindung Alemannia Jena (1921);
    D. theol.

  • Werke

    |Paulus als kirchl. Organisator, 1899;
    Paulus, Der Mensch u. sein Werk, Die Anfänge d. Christentums, d. Kirche u. d. Dogmas, 1904, ²1915, engl. 1906;
    Die Gleichnisse Jesu, 1904, ⁵1929;
    Ibsen, Björnsen, Nietzsche, Individualismus u. Christentum, 1908;
    Johann Gottlieb Fichte, 1914;
    Das Jesusbild in d. geistigen Strömungen d. letzten 150 J., 1927;
    Die Dt. Ev. Kirche (…), 1933;
    An d. Freunde/ d. Christl. Welt/ , Streng vertraul. d. i. nicht f. d. Öffentlichkeit bestimmte Mitt. (1903–34), Nachdr. mit e. Einl. v. Ch. Schöbel, 1993;
    Nachlaß: Thür. Univ.- u. Landesbibl. Jena.

  • Literatur

    |H. Jursch, H. W. z. Gedächtnis, o. J. (1938);
    E. Koch, Christentum zw. Rel., Volk u. Kultur, Beobachtungen zu Profil u. Wirkung d. Lebenswerks v. H. W., in: J. John u. V. Wahl (Hg.), Zw. Konvention u. Avantgarde, Doppelstadt Jena-Weimar, 1995, S. 127–60;
    F. W. Graf, Der Nachlaß H. W.s, in: Zs. f. KGesch. 107, 1996, S. 201–31;
    Der Briefwechsel zw. Adolf v. Harnack u. Martin Rade, Theol. auf d. öff. Markt, hg. u. komm. v. J. Jantsch, 1996;
    K. Franz, Ada Weinel geb. Thoenes, Eine Lebensgesch. aus d. Anfängen v. Frauenbildung u. Reformpäd., 1998 (P);
    RGG²⁻⁴;
    LThK³;
    BBKL 13 (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Personenlex. Protestantismus;
    Biogr. Hdwb. Erwachsenenbildung;
    Thür. Biogr. Lex. I (P).

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Weinel, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 634-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139919.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA