Lebensdaten
1897 – 1974
Geburtsort
Neu-Kalzenau (Livland, heute Jaunkalsnava, Lettland)
Sterbeort
Hamburg-Bergedorf
Beruf/Funktion
Schiffbauingenieur
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Weinblum, Paul Georg
  • Weinblum, Georg
  • Weinblum, Paul Georg

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Zitierweise

Weinblum, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139899.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl, Oberförster, später Spinnereibes.;
    M Elisabeth Prinz;
    Berlin 1934 Gisela (1899–1982), Konzertsängerin in Berlin, T d. Reinhard Thiess (1869?–1934), u. d. Ella Reinhard (1875–1952);
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wenden (Livland) und St. Petersburg, wo er 1914 das Abitur ablegte, studierte W. Schiffbau an der Staatlichen Polytechnischen Univ. St. Petersburg. Dort wurde er mit den Arbeiten der Schiffbauer und Werkstoffwissenschaftler Iwan G. Bubnow und Alexei N. Krylow sowie des technischen Mechanikers Stepan P. Tymoschenko vertraut. Nach einer Unterbrechung durch die russ. Revolution 1917, der Betätigung im väterlichen Betrieb 1917 / 18 und dem Dienst in der balt. Landwehr setzte er seine Studien 1920 an der TH Danzig fort (Dipl.-Ing. 1923) und wurde Mitglied in der balt. Studentenverbindung Rubonia. Anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwerfen und Schiffstheorie bei Franz Werner (1877–1927) und seit 1927 bei Rudolf Erbach (1880–1957) tätig, wurde W. 1929 mit einer Arbeit über den „Wellenwiderstand von Schiffen“ zum Dr.-Ing. promoviert. 1929–38 arbeitete er als Forschungsingenieur an der Preuß. Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau in Berlin. An der TH Berlin 1931 habilitiert, wurde er hier 1934 Dozent und 1936 apl. Professor. 1938–42 war W. Leiter des zentralen Entwicklungsbüros und Direktor des „Schertel-Sachsenberg-Schnellboot-Konsortiums“ in Dessau-Roßlau, Berlin und Hamburg-Harburg. Seit 1942 hatte W. den Lehrstuhl für Schiffstheorie an der TU Danzig inne. Nach dem 2. Weltkrieg wurde W. nach Großbritannien verbracht, wo er 1947 / 48 die brit. Admiralität in London beriet. Anschließend wechselte er als wissenschaftlicher Berater an das David Taylor Model Basin in Washington, D. C. (USA).

    1952 ging W. als o. Professor und Direktor des Instituts für Schiffbau an die Univ. Hamburg und erhielt gleichzeitig einen Lehrauftrag für das Fachgebiet „Widerstand von Schiffen“ an der TH Hannover (Hon.prof. 1953, em. Hamburg 1962). Da es nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesrepublik keine TH in einer Küstenstadt gab, sicherte eine gemeinsame Schiffbauausbildung an der TH Hannover und der Univ. Hamburg eine Lehre auf hohem Niveau.

    W.s erste grundlegende Arbeit zur Anwendung der Michellschen Widerstandstheorie 1930 fand unter den Theoretikern eine kritische Resonanz. Sein besonderes Interesse galt der theoretischen und versuchstechnischen Ermittlung des Wellenwiderstands, der heute Restwiderstand genannt wird und den Gesamtwiderstand abzüglich des Reibungswiderstands bezeichnet. W.s Vorstellung, über mathematisch definierte Schiffslinien eine ausreichend zuverlässige theoretische Widerstandsprognose zu erhalten, ließ sich, trotz eleganter und anspruchsvoller mathematischer Behandlung, nicht verwirklichen. Die heute sehr erfolgreichen numerischen Rechenverfahren weisen einen anderen Weg.

    W. beschrieb 1950 mit M. St. Denis in seiner bedeutenden Arbeit „On the Motion of Ships at Sea“ (in: Transactions of the Soc. of Naval Architects and Marine Engineers 57, 1950, S. 184–231) die analytischen Schiffsbewegungen im Seegang, die die systematische Forschung auf dem Gebiet der deterministischen Betrachtung der hydrodynamischen Bewegungs- und Erregerkräfte durch den regelmäßigen Seegang und damit auf das Bewegungsverhalten von Schiffen kennzeichnet. Da der Seegang aber unregelmäßig ist, ist heute eine spektrale probabilistische Betrachtung maßgebend. Zu W.s Schülern gehören Heinrich Söding (* 1936) und Rameswar Bhattacharyya.

    W. machte sich nach 1962 um internationale Kontakte verdient, die das Ansehen der dt. Schiffbauforschung im Bereich der Schiffstheorie förderten. Zum Gedächtnis an den international angesehenen Gründer des Instituts für Schiffbau der Univ. Hamburg wurde 1986 aus dem Nachlaß die G.-W.-Stiftung gegründet, die die G.-W.-Gedächtnisvorlesung organisiert und den G.-W.-Preis vergibt.

  • Auszeichnungen

    |silberne (1957) u. goldene Denkmünze (1967) d. Schiffbautechn. Ges. in Hamburg;
    Dr.-Ing. E. h. (TU Berlin 1960, TH Wien 1972);
    korr. Mitgl. d. Braunschweig. Wiss. Ges. (1963);
    Dr. h. c. (Univ. of Michigan 1967);
    BVK (1973);
    korr. Mitgl. d. Ac. des sciences (1974);
    William Froude Medal d. Royal Institution of Naval Architects in London;
    Davidson-Medal d. Soc. of Naval Architects and Marine Engineers in New York (USA);
    Ehrenmedaille d. Ass. Technique Maritime et Aèronautique, Paris.

  • Werke

    Weitere W u. a. Anwendung d. Michellschen Widerstandstheorie, in: Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 31, 1930, S. 389–440;
    Schiffsform u. Wellenwiderstand, ebd. 33, 1932, S. 419–60;
    Unterss. über d. Wellenwiderstand völligerer Schiffsformen, ebd. 35, 1934, S. 164–92;
    Wellenwiderstand auf beschränktem Wasser, ebd. 39, 1938, S. 266–89;
    Systemat. Entwicklung v. Schiffsformen, ebd. 47, 1953, S. 186–215;
    Schiffe geringsten Widerstandes, ebd. 51, 1957, S. 175–214 (mit D. Wustrau u. G. Vossers);
    Unterss. über d. Widerstand e. systemat. entwickelten Modellfam., ebd. 56, 1962, S. 296–324 (mit S. Schuster, Ch. Boës u. R. Battacharyya);
    Bewegungsgleichungen d. Schiffes im Seegang, in: Schiffbau 32, 1931, S. 488–95, 509–11 u. 525–29;
    Schiffsform u. Widerstand, ebd. 40, 1939, S. 27–33, 46–51 u. 66–70;
    Über d. Einfluß d. Schiffsform auf d. Bewegungen e. Schiffes im Seegang, in: Werft Reederei Hafen 14, 1933, S. 269–75 u. 289–92;
    W-Verz.: TU Hamburg-Harburg, G. W. Foundation (Internet).

  • Literatur

    |H. Nowackie, Memories of and Inspirations by G. W. (TU Hamburg-Harburg, G. W. Foundation, Internet);
    Biogrr. Schiffbau (P);
    Hann. Professoren (P);
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Eike Lehmann ,
  • Zitierweise

    Lehmann, Eike, "Weinblum, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 630-632 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139899.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA