Lebensdaten
1847 – 1923
Geburtsort
Bonndorf (Baden)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Pathologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117640778 | OGND | VIAF: 10628692
Namensvarianten
  • Thoma, Richard Andreas
  • Thoma, Richard
  • Thoma, Richard Andreas

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Zitierweise

Thoma, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117640778.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas (* 1811), RA;
    M Maria F. Alwine Siegel (* 1815);
    Freiburg (Br.) 1881 Ida Elisabeth Schmid;
    3 S Dieter (s. 2), Wilhelm (* 1885), Dr. med., Arzt in H., Hans (Johannes Wolfgang) (1887–1973, Else, T d. August Föppl, 1854–1924, o. Prof. f. Techn. Mechanik an d. TH München, s. NDB V), Dr.-Ing., o. Prof. f. Elektrotechnik an d. TH Karlsruhe u. München, Pionier d. Hochdruck-Ölhydraulik, Rudolf-Dieselmedaille 1965 (s. Pogg. VI– VIII; NDB 20*).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Heidelberg studierte T. 1866–72 Medizin in Berlin und Heidelberg, wo er 1872 zum Dr. med. promoviert wurde. Zu seinen Lehrern gehörten der Physiker Hermann v. Helmholtz (1821–94) und der Pathologe Julius Arnold (1835–1915). T. nahm freiwillig als Arzt am Dt.-Franz. Krieg teil. Zurück in Heidelberg arbeitete er 1872 am Pathologischen Institut, habilitierte sich 1873 und war seit 1877 ao. Professor für pathologische Anatomie. 1884 folgte er der Berufung zum Ordinarius für Pathologie an der damals dt. geprägten Univ. Dorpat (Tartu) in Estland. Hier entstanden zahlreiche Fachpublikationen, insbesondere zur Anatomie und Physiologie des Gefäßsystems. Mit wachsendem russ. Einfluß in Dorpat gab T. 1894 seine dortige Position auf und wirkte anschließend, finanziell unabhängig, ehrenamtlich als Prosektor an der Univ. Magdeburg. Einen Ruf nach New York lehnte er ab. 1906 kehrte T. nach Heidelberg zurück, wo er als wohlhabender Privatgelehrter seinen Lebensabend verbrachte.

    T. war mathematisch-technisch hochbegabt, arbeitete bevorzugt experimentell und konstruierte wissenschaftliche Apparate. Seine Habilitationsschrift über Blut- und Lymphbewegung war Auftakt zu jahrzehntelanger Erforschung der biophysikalischen Eigenschaften der Blutströmung (Hämodynamik) und der Gewebe, fokussiert auf physikalisch-mathematische („histomechanische“) Gesetzmäßigkeiten. Er erkannte die Bedeutung mechanischer Prinzipien wie Dehnung, Spannung, Elastizität, Zug und Druck, Reibung oder Viskosität für die physiologische Funktion, etwa von Gefäß- und Stützgewebe (Knochen). Er kritisierte den etablierten Entzündungsbegriff als zu unspezifisch und forderte die induktiv spezifische Ursachenfindung. In den 1870er Jahren entwickelte T. ein Gerät zur Herstellung hauchdünner histologischer Paraffinschnitte zur mikroskopischen Begutachtung. Dieses Schlittenmikrotom (T.-Mikrotom) wurde seit 1881 von dem Heidelberger Feinmechaniker Rudolf Jung in Serie produziert und wird bis heute nahezu unverändert gebaut. 1881 stellte er eine Apparatur zur Zählung von roten und weißen Blutkörperchen in definierten Blutvolumina vor. Die Labormedizin benutzt noch heute eine Mischpipette und mikroskopische Zählkammer (T.-Zählkammer) zur quantitativen Analyse von Blutproben. 1897 beschrieb er ein automatisiertes Verfahren zur Gewebeeinbettung.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1886);
    russ. Staatsrat (1894);
    Gründungsmitgl. d. Dt. Pathol. Ges. (1897).

  • Werke

    W Die Ueberwanderung farbloser Blutkörper v. d. Blut in d. Lymphgefäßsystem, Habil.schr. Heidelberg 1873;
    Ueber d. Methode d. Blutkörperchen-Zählung, in: Virchow’s Archiv f. pathol. Anatomie, Physiol. u. klin. Med. 84, 1881, S. 131–54 (mit J. F. Lyon);
    Ueber e. Mikrotom, ebd., S. 189–91;
    Unterss. über d. Grösse u. d. Gewicht d. anatom. Bestandtheile d. menschl. Körpers im gesunden u. im kranken Zustande, 1882;
    Sliding Microtome, in: Journ. of the Royal Microscopical Soc. 3, 1883, S. 289;
    Über d. Problem d. Entzündung, 1886;
    Unters. über d. Histogenese u. Histomechanik d. Gefässsystems, 1893;
    Lehrb. d. allg. pathol. Anatomie, 1894;
    Ein Apparat z. raschen Fixieren u. Erhärten v. Gewebstheilen, in: Zs. f. wiss. Mikroskopie 14, 1897, S. 333;
    Die experimentell-math. Behandlung d. Blutkreislaufs, in: Abderhaldens Hdb. d. Biol. Arbeitsmethoden, Abt. 5, 1927.

  • Literatur

    L P. Ernst, in: Dt. Archiv f. Klin. Med. 145, 1924, S. I–IV;
    O. Lubarsch, in: Virchow’s Archiv 250, 1924, S. 1;
    F. Walter, in: H. Freund u. A. Berg (Hg.), Gesch. d. Mikroskopie, 1964, S. 389–96 (L, P);
    Pagel (P);
    BLÄ;
    Bad. Biogrr. NF III (L);
    Drüll, Heidelberger Gel.lex., Heidelberger Gelehrtenlex. I; Biogr. Enz. Med.

  • Autor/in

    Eberhard J. Wormer
  • Zitierweise

    Wormer, Eberhard J., "Thoma, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 168-169 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117640778.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA