Lebensdaten
1898 – 1981
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Gossau (Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
Strömungsforscher
Konfession
26.·März 1981
Normdaten
GND: 118646745 | OGND | VIAF: 46865519
Namensvarianten
  • Ackeret, Jakob
  • Ackeret, J.
  • Ackeret, Jacob
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ackeret, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118646745.html [28.03.2024].

CC0

  • Jakob Ackeret gehört zu den bedeutendsten Strömungsforschern des 20. Jahrhunderts. Seine wichtigsten Arbeiten betrafen die Aerodynamik bei schallnahen und Überschall-Geschwindigkeiten, Kavitation, Gasdynamik und das hydraulische Versuchswesen, v. a. von Schiffs- und Flugzeugpropellern, Turbinen und Überschall-Windkanälen. Als Professor für Aerodynamik an der ETH Zürich erwarb er sich auch als Lehrer hohes Ansehen.

    Lebensdaten

    Geboren am 17. März 1898 in Zürich
    Gestorben am 26. März 1981 in Gossau (Kanton Zürich)
    Jakob Ackeret, ETH-Bibliothek Zürich (InC)
    Jakob Ackeret, ETH-Bibliothek Zürich (InC)
  • Lebenslauf

    17. März 1898 - Zürich

    1903 - 1916 - Zürich

    Schulbesuch (Abschluss: Matura)

    Volkssschule; Sekundarschule; Industrieschule

    1916 - 1920 - Zürich

    Studium des Maschinenbaus (Abschluss: Diplom)

    ETH

    1921 - 1926 - Göttingen

    wissenschaftlicher Mitarbeiter

    Aerodynamische Versuchsanstalt; Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung

    1927 - 1931 - Zürich

    Leiter

    Hydrauliklabor der Escher, Wyss & Cie. AG

    1928 - Zürich

    Habilitation

    ETH

    1930 - Zürich

    Promotion (Dr. phil.)

    ETH

    1931 - 1934 - Zürich

    außerordentlicher Professor für Aerodynamik

    ETH

    1934 - 1967 - Zürich

    ordentlicher Professor für Aerodynamik und Direktor des Instituts

    ETH

    26. März 1981 - Gossau (Kanton Zürich)
  • Genealogie

    Vater Jakob Ackeret Schlossermeister in Seuzach (Kanton Zürich)
    Mutter Anna Maria Ackeret, geb. Oberer
    1. Heirat 1925
    Ehefrau Irmgard Ackeret, geb. Knorr
    Schwiegervater Heinrich Knorr Schlachtereibesitzer
    2. Heirat 1941
    Ehefrau Rosa Ackeret, geb. Rüdenauer
    Schwiegervater Karl Friedrich Rüdenauer
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Ackeret, Jakob (1898 – 1981)

    • Vater

      Jakob Ackeret

      Schlossermeister in Seuzach (Kanton Zürich)

    • Mutter

      Anna Maria Ackeret

    • 1.·Heirat

      • Ehefrau

        Irmgard Ackeret

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Irmgard Ackeret

  • Biografie

    alternativer text
    Jakob Ackeret, ETH-Bibliothek Zürich (InC)

    Ackeret begeisterte sich bereits in der Schlosserwerkstatt seines Vaters für Technik und begann nach dem Erhalt der Matura an der Oberrealschule in Zürich 1916 das Ingenieurstudium an der ETH Zürich. Dort wurde er von Aurel Stodola (1859–1942), Professor für Maschinenbau und Maschinenkonstruktion und einem Pionier der Dampfturbinen, beeinflusst, dessen Assistent er nach dem Diplom als Maschineningenieur 1920 wurde. Seit Herbst 1921 setzte Ackeret auf Empfehlung Stodolas sein Studium bei Ludwig Prandtl (1875–1953) in Göttingen fort, bei dem er an der Aerodynamischen Versuchsanstalt und seit 1925 an dem neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung langjähriger Assistent und Mitarbeiter für das aerodynamische Versuchswesen und die Gasdynamik bei Überschallströmungen wurde.

    1927 kehrte Ackeret in die Schweiz zurück, um als Leiter bei der Escher, Wyss & Cie. AG in Zürich das Labor für Hydraulik und Strömungsmaschinen aufzubauen. Neben seiner Industrietätigkeit habilitierte er sich 1928 an der ETH bei Stodola und dem Physiker Paul Scherrer (1890–1969) mit einer theoretischen Arbeit „Über Luftkräfte bei sehr großen Geschwindigkeiten insbesondere bei ebenen Strömungen“. 1930 wurde Ackeret bei dem Ingenieur Robert Dubs (1880–1963) und Scherrer mit einer Studie über Kavitation zum Dr. phil. promoviert, 1931 zum außerordentlichen und 1934 zum ordentlichen Professor für Aerodynamik an die ETH berufen, wo er nach dem Göttinger Vorbild ein international anerkanntes Institut für Aerodynamik aufbaute und neben einem großen Windkanal für aerodynamische Messungen für vielfältige Anwendungen 1935 den weltweit ersten Überschall-Windkanal mit geschlossener Luftzirkulation installierte. Ackeret blieb bis zu seiner Emeritierung 1967 an der ETH und war zeitlebens als Berater für Industrie und Militär tätig.

    Ackerets wissenschaftlich-technische Pionierarbeiten betrafen zuerst die Gasdynamik. Ackeret hatte dieses Gebiet als Assistent Stodolas aus erster Hand kennengelernt und in Göttingen experimentell und theoretisch weiter erforscht. Prandtl überantwortete ihm dieses Thema auch für eine Übersichtsdarstellung im Handbuch der Physik (1927). Ackeret widmete sich darin besonders den aerodynamischen Kräften im schallnahen Geschwindigkeitsbereich. Bei Überschallgeschwindigkeiten kam er zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass im Rahmen seiner Näherungen (dünner Flügel) der Auftrieb fast gar nicht von der Profilform abhängt. Für den Widerstand fand er einen Restwiderstand, den er als „Wellenwiderstand“ erklärte. Als weiteres Ergebnis fand er, dass die Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte stark von der Geschwindigkeit abhängen und mit zunehmender Überschallgeschwindigkeit abnehmen. 1929 prägte er bei seiner an der ETH gehaltenen Antrittsvorlesung „Der Luftwiderstand bei sehr großen Geschwindigkeiten“ den Begriff der „Machzahl“ für das Verhältnis von Strömungsgeschwindigkeit zu Schallgeschwindigkeit. Diese Bezeichnung wurde für die Hochgeschwindigkeitsaerodynamik ebenso typisch wie die „Reynoldszahl“ in der Hydrodynamik. Ein weiterer Schwerpunkt von Ackerets Forschung betraf das Phänomen der Blasenbildung (Kavitation) an schnell rotierenden Schaufeln von Wasserturbinen und Schiffsschrauben. Für dieses Gebiet legte Ackeret 1931 mit einem Artikel im Handbuch für Experimentalphysik eine grundlegende Gesamtdarstellung vor. Weitere Arbeiten zur Strömungsmechanik betrafen das Grundlagenproblem der Wirbelbildung in reibungslosen Fluiden (1935) und die Grenzschichtturbulenz (1941).

    Ackeret erwarb große Anerkennung mit Einzeluntersuchungen über den Winddruck auf Bauwerke, die Belüftung von Straßentunnels, Propeller mit verstellbaren Rotorblättern und – in Gemeinschaftsarbeit mit seinem Nachfolger Curt Keller (1904–1984) bei der Escher Wyss AG – einen neuartigen Typ von Gasturbinen (Ackeret-Keller-Anlage). Er betätigte sich zudem als Wissenschaftshistoriker, indem er Leonhard Eulers (1707–1783) Arbeiten zur Hydraulik kommentierte und den Nachbau einer von Euler 1754 konzipierten Turbine von seinen Mitarbeitern bei Escher Wyss veranlasste.

    Charakteristisch für die Gesamtheit von Ackerets Arbeiten war ähnlich wie bei Prandtl in Göttingen der Blick auf praktische Anwendungen. Wie Theodore von Kármán (1881–1963), der in den 1930er Jahren am California Institute of Technology in Pasadena (Kalifornien, USA) einen Ableger der Prandtl-Schule gründete, gebührt Ackeret das Verdienst, diese Richtung der modernen Strömungsmechanik in der Schweiz etabliert zu haben. Zu seinen Schülern zählen Keller, Gottfried Dätwyler (geb. 1906), Ernst Preiswerk (geb. 1911), Werner Pfenninger (1913–2003) und Nikolaus Rott (1917–2006).

  • Auszeichnungen

    1949 Ehrenmitglied des Institute of Aeronautical Sciences, New York
    1950 Mitglied des Max-Planck-Instituts für Strömungsforschung, Göttingen
    1952 Dr. techn. wiss., TH Wien
    1953 korrespondierendes Mitglied der Associazione italiana di Aerotecnica, Pisa
    1954 korrespondierendes Mitglied der Accademia delle Scienze, Turin
    1955 Ehrenmitglied der American Society of Mechanical Engineers
    1958 Dr.-Ing. h. c,. TH Karlsruhe
    1958 Ehrenmitglied der Physikalischen Gesellschaft, Zürich
    1959 Ehrenmitglied der Royal Aeronautical Society, London
    1960 Mitglied der Internationalis Astronautica Academia, Paris
    1963 Ehrenmitglied des American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA)
    1964 Ehrenmitglied des Istituto internazionale delle Communicazioni, Genua
    1964 Ludwig Prandtl-Ring der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt, Köln
    1966 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Raketentechnik und Raumfahrt
    1970 Daniel Guggenheim Medal des AIAA (weiterführende Informationen)
    1976 auswärtiges Mitglied der National Academy of Engineering
    1982 Gedenktafel im Institut für Aerodynamik der ETH Zürich
    2006 Ackeret-Preis der Schweizerischen Vereinigung für Flugwissenschaften (weiterführende Informationen)
  • Quellen

    Nachlass:

    Bibliothek der ETH Zürich, Handschriftensammlung. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Briefwechsel mit Ludwig Prandtl u. a.

  • Werke

    Luftkräfte auf Flügel, die mit größerer als Schallgeschwindigkeit bewegt werden, in: Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschifffahrt 16 (1925), S. 72–74.

    Gasdynamik, in: Hans Geiger/Karl Scheel (Hg.), Handbuch der Physik, Bd. 7: Mechanik der flüssigen und gasförmigen Körper, 1927, S. 289–342.

    Über Luftkräfte bei sehr großen Geschwindigkeiten insbesondere bei ebenen Strömungen, in: Helvetica Physica Acta 1 (1928), S. 301–322. (Habilitationsschrift)

    Kavitation (Hohlraumbildung), in: Handbuch der Experimentalphysik, Bd. 4, T. 1: Strömungslehre und allgemeine Versuchstechnik, hg. v. Ludwig Schiller/Wilhelm Wien/Friedrich Harms, 1931, S. 463–485.

    Gallerie aerodinamiche per alte velocitá, Relazione presentata al V. Convegno Volta su Le alte velocità in aviazione, Roma 1935, in: L’Aerotecnica 16 (1936), S. 885–925.

    Das Institut für Aerodynamik im neuen Maschinenlaboratorium der ETH, in: Schweizerische Bauzeitung 111 (1938), S. 73–79 u. 89–93.

    Jakob Ackeret/Curt Keller, Aerodynamische Wärmekraftmaschine mit geschlossenem Kreislauf, in: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 85 (1941), Nr. 22, S. 491–500.

    Eulers Arbeiten über Turbinen und Pumpen, Vorrede zu: Leonhardi Euleri Opera Omnia, Serie 2, Bd. 15, 1957, S. VII–LX.

    Bibliografie:

    Werner Albring/Wallace Dean Hayes (Hg.), Festschrift Jakob Ackeret. Zum 60. Geburtstag, 1958, S. 17–25. (Schriften bis Dezember 1957)

  • Literatur

    Weitere Literatur:

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 15, Bd. 7a, 1956, S. 11 u. Bd. 8, 1994, S. 11–13.

    Fritz Dubs, Nekrolog Jakob Ackeret, in: Schweizer Ingenieur und Architekt 100 (1981), H. 30/31, S. 679 f.

    Fritz Schultz-Grunow, J. Ackeret. Persönliche Erinnerungen, in: Schweizer Ingenieur und Architekt 101 (1983), H. 21, S. 587–594.

    Nikolaus Rott, Jakob Ackeret and the History of the Mach Number, in: Annual Review of Fluid Mechanics 17 (1985), S. 1–9.

    Alexander Flax, Jakob Ackeret 1898–1981, in: Memorial Tributes. National Academy of Engineering, Bd. 8, 1996, S. 2–5. (P)

    Georges Bridel, Jakob Ackeret, in: Schweizer Wegbereiter des Luftverkehrs, 1998, S. 73–92. (P)

    Daniel Vischer, Art. „Ackeret, Jakob 1898–1981“, in: ders. (Hg.) Wasserbauer und Hydrauliker der Schweiz. Kurzbiographien ausgewählter Persönlichkeiten, 2001, S. 269. (P)

    Thomas Fuchs, Art. „Ackeret, Jakob“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2001. (Onlineressource)

    Festschrift:

    Zeitschrift für angewandte Mathematik und Physik 9b (1958). (P)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, 1920–1974, Bildarchiv ETH Zürich. (Onlineressource)

  • Autor/in

    Michael Eckert (München)

  • Zitierweise

    Eckert, Michael, „Ackeret, Jakob“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118646745.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA