Lebensdaten
1876 – 1939
Geburtsort
Detern bei Aurich (Ostfriesland)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118701657 | OGND | VIAF: 27865922
Namensvarianten
  • Harms, Christoph Bernhard Cornelius
  • Harms, Bernhard
  • Harms, Christoph Bernhard Cornelius
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Harms, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701657.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Menno (* 1844), Kaufm.;
    M Anna (1844-1921), T d. Kaufm. Wilh. Ries in Aurich u. d. Hilka Garrels;
    Chemnitz 1902 Gertrud Dor., T d. Industriellen Carl Frdr. Benndorf u. d. Emma Franziska Oehme;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach Erlernung des Buchbinderhandwerks studierte H. Nationalökonomie in Leipzig und Tübingen und promovierte 1901 in Tübingen zum Dr. sc. pol. Sein Studium stand stark unter dem Einfluß der historischen Schule der Nationalökonomie; seine wichtigsten Lehrer waren Friedrich Julius Neumann, W. Stieda und G. Schönberg, bei dem er sich 1903 in Tübingen habilitierte. Politisch hat in dieser Zeit Friedrich Naumann starken Einfluß auf ihn ausgeübt. 1906 wurde H. als außerordentlicher Professor auf die Ernst-Abbe-Professur der Universität Jena berufen, 1907 als ordentlicher Professor an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim, 1908 nach Kiel, wo er sein entscheidendes Wirkungsfeld fand. Ursprünglich vor allem mit wirtschaftsgeschichtlichen und sozialpolitischen Arbeiten beschäftigt, wandte er bald sein Hauptinteresse den internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu und bemühte sich um die Entwicklung einer „Weltwirtschaftslehre“ als wirtschaftswissenschaftlicher Sonderdisziplin, womit er freilich in der Fachwelt auf vielfache Kritik stieß. Dieses Bemühen fand seinen Niederschlag in seinem Hauptwerk „Volkswirtschaft und Weltwirtschaft. Versuch der Begründung einer Weltwirtschaftslehre“ (1912, ³1925). Auch seine späteren Veröffentlichungen bewegen sich hauptsächlich auf diesem Gebiet, auf dem H. durch eine große Zahl von Studienreisen im Ausland auch tiefe Kenntnisse der wirtschaftlichen Wirklichkeit gewann.

    Die Hauptbedeutung H. lag jedoch auf dem Felde der Wissenschaftsorganisation, für die er ungewöhnliche Fähigkeiten besaß. Er erkannte als erster in Deutschland, daß für die Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine entsprechende Apparatur in Form eines großen Institutes geschaffen werden müsse. Aus dieser Einsicht heraus gründete er 1911 das „Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft“ an der Universität Kiel (zuerst als Abteilung des „Staatswissenschaftlichen Instituts“ der Universität Kiel, seit 1914 als gesondertes Institut), das unter|seiner Leitung das größte wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitut in Deutschland und eines der angesehensten der ganzen Welt wurde. Ähnlichen internationalen Rang gewann auch die von H. 1912 gegründete Zeitschrift „Weltwirtschaftliches Archiv“. Bedeutende Leistungen hat H. ferner auch in der Organisation des durch Reichsgesetz vom 15.4.1926 eingesetzten Enquête-Ausschusses (Ausschuß zur Untersuchung der Erzeugungs- und Absatzbedingungen der deutschen Wirtschaft) erbracht, dessen umfangreiche Veröffentlichungen auch heute noch eine sehr wichtige Quelle bilden. H. arbeitete ferner intensiv im Verein für Sozialpolitik, in der Friedrich-List-Gesellschaft und in der Deutschen Vereinigung für Staatswissenschaftliche Fortbildung mit; er ist auch als Herausgeber viel beachteter Sammelwerke (zum Beispiel „Strukturwandlungen der deutschen Volkswirtschaft“, 2 Bände, 1929) sowie wichtiger Schriftenreihen („Probleme der Weltwirtschaft“ seit 1910, „Kieler Vorträge“ seit 1921) hervorgetreten. Die Machtergreifung des Nationalsozialismus führte dazu, daß der als liberaler Politiker bekannte H. sein Amt als Direktor des von ihm geschaffenen Instituts aufgeben mußte; viele seiner wichtigsten Mitarbeiter mußten emigrieren. H. siedelte nach Berlin über, wo ihn die Universität zum Honorarprofessor ernannte. Er konnte jedoch den erzwungenen Abschied von seinem Lebenswerk nicht verwinden und ist in Berlin kurz nach Ausbruch des 2. Weltkrieges gestorben.|

  • Auszeichnungen

    Dr. iur. h. c.

  • Werke

    Weitere W Die holländ. Arbeitskammern, Ihre Entstehung, Organisation u. Wirksamkeit, 1903;
    Die Münz- u. Geldpol. d. Stadt Basel im MA, 1907;
    Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden MA, Qu. u. Stud. z. Basler Finanzgesch., Abt. I: Die Jahresrechnungen 1360-1535, 3 Bde., 1909-13;
    Ferd. Lassalle u. s. Bedeutung f. d. dt. Soz.demokratie, 1909;
    Weltwirtsch. u. Weltwirtsch.lehre, in: Weltwirtsch. Archiv 1, 1913;
    Die Krisis d. Weltwirtsch., ebd. 18, 1922;
    Der Begriff d. Weltwirtsch., ebd. 23, 1926;
    Strukturwandlungen d. Weltwirtsch., ebd. 25, 1927;
    Dtld.s Anteil am Welthandel u. Weltschiffahrt, 1916;
    Völkerrechtl. Sicherungen d. wirtsch. Verkehrsfreiheit in Friedenszeiten, 1918;
    Gegenwartsaufgaben d. dt. Handelspol., 1925.

  • Literatur

    A. Predöhl, in: Weltwirtsch. Archiv 50, 1939;
    ders., in: Hdwb. d. Soz.wiss. V, 1956;
    ders., B. H. u. d. Inst. f. Weltwirtsch., ebd. 92, 1964, S. 2-22;
    E. Schuster, B. H. als Mensch u. Lehrer, ebd., S. 23-30;
    J. Jessen, Das Lebenswerk v. B. H., in: Schmollers Jb. 64, 1939;
    F. Hoffmann, Die Gesch. d. Inst. f. Weltwirtsch. (Von d. Gründung b. z. Ausscheidung d. Gründers), 3 Bde., 1943 (unveröff. Ms.);
    Die Feier d. Einweihung d. wiederaufgebauten Inst.gebäudes, verbunden mit e. Gedenkfeier f. … B. H. am 22.6.1951, Die Reden u. Ansprachen, 1951;
    H. Brügelmann, Pol. Ökonomie in krit. J., Die Friedrich-List-Ges. E. V. v. 1925-35, Mit e. Einl. v. E. Salin (In Memoriam B. H.), 1956;
    Inst. f. Weltwirtsch. an d. Univ. Kiel 1914–64, 1964 (P);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Karl C. Thalheim
  • Zitierweise

    Thalheim, Karl C., "Harms, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 682-683 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701657.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA