Lebensdaten
zwischen 1300 und 1310 – um 1370
Sterbeort
vermutlich Schwäbisch Gmünd
Beruf/Funktion
Werkmeister am Heiligenkreuzmünster zu Schwäbisch Gmünd
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1019549815 | OGND | VIAF: 232416381
Namensvarianten
  • Heinrich Parler
  • Heinrich I. Parler
  • Parler, Heinrich I.
  • mehr

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Parler, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019549815.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Zwischen 1325 und 1330 übernahm P. die Bauleitung des Heiligkreuzmünsters in Schwäbisch Gmünd. Er änderte den Bauplan ab und vollendete das seit 1315 mit basilikalem Querschnitt begonnene Langhaus als Hallenkirche. Die Vorbilder des hier erkennbaren Stils liegen, trotz der möglichen Beziehungen P.s zu Köln, jedoch am Oberrhein. Die Rundpfeiler mit Blattkranzkapitellen und die charakteristischen Verschmelzungsformen im alternierenden Maßwerk sind die ersten greifbaren Zeugnisse der neuen Stilrichtung, die aber erst mit der Grundsteinlegung des Chores 1351 deutlich ausgeprägt ist. Der Chor schließt an die Hallenform des Langhauses an und ist als Umgangschor mit flach zwischen den Strebepfeilern liegenden Kapellen ausgeführt. Die Zahl der Binnenstützen wurde reduziert und damit unabhängig von der Zahl der Pfeiler der Raumgrenze. Diese ist im Innern durch das neue Motiv eines laufgangartigen Gesimses bestimmt, das die Geschosse trennt und die Wanddienste in freier Brechung umläuft. Im Äußeren kontrastiert der trotz der großen Maßwerkfenster geschlossen wirkende Mauerzug des Erdgeschosses wirkungsvoll mit dem reich gegliederten Obergeschoß. Beide Geschosse setzen sich durch horizontale Abschlüsse deutlich ab. Wie im Innenaufriß gibt es keine verschleifenden Elemente. Da P. den Bau nicht mehr einwölben konnte, ist seine Raumkonzeption nur unvollkommen zu erkennen.

    P.s Einfluß auf die Gestaltung des Baues wird in Bauplastik und Skulpturen am Chor deutlich. Letztere – insbesondere die Prophetenfiguren (sog. Jeremias und sog. Isaias) – zeichnen sich durch Betonung der Körperlichkeit und ausdrucksvolle Gesichter aus. P. war, wie damals üblich, neben Schwäbisch Gmünd auch noch für weitere Baustellen verantwortlich. Sehr wahrscheinlich hat er die Frauenkirche in Nürnberg entworfen, wo ihn wohl sein Sohn Peter als Parlier vertrat. Die Beziehungen von Skulptur und Architektur dieser Kirche zu der des Heiligkreuzmünsters sind auffallend eng. Das gilt auch für den 1356 begonnenen Chor des Augsburger Doms. Daß P. identisch ist mit einem in Ulm|genannten Werkmeister Heinrich, der 1377 den ersten Plan zum dortigen Münster entworfen hat, ist aus zeitlichen Gründen ausgeschlossen. Die in Schwäbisch Gmünd gefundene Architekturkonzeption und der neue Skulpturenstil wurden von vielen anderen Steinmetzen aufgegriffen und weiterentwickelt, so daß P. als einer der einflußreichsten Werkmeister des 14. Jh. bezeichnet werden kann.

  • Literatur

    R. Lauer, Das Petersportal am Kölner Dom, in: Die Parler u. d. schöne Stil 1350-1400, Europ. Kunst unter d. Luxemburgern, Ausst.kat. Köln 1978, hg. v. A. Legner, Bd. 1, S. 159-68;
    R. Wortmann, Die Heiligkreuzkirche zu Gmünd u. d. Parlerarchitektur in Schwaben, ebd., S. 315-18;
    ders., Das Ulmer Münster unter den Parlern, ebd., S. 325;
    ders., Die Parlerplastik des Ulmer Münsters, ebd., S. 328-32;
    H. Meurer, Die Skulptur d. Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd, ebd., S. 321-23;
    M. Wundram, Der Chor d. Heiligkreuzmünsters in Schwäbisch Gmünd u. sein Meister, in: Baukunst d. MA in Europa, FS H. E. Kubach zum 75. Geb.tag, 1988, S. 559-68.

  • Autor/in

    Barbara Schock-Werner
  • Zitierweise

    Schock-Werner, Barbara, "Parler, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 70-71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019549815.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA