Lebensdaten
um 1560 – nach 1622
Beruf/Funktion
kaiserlicher Rat ; österreichischer Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136952542 | OGND | VIAF: 81211466
Namensvarianten
  • Hanniwald von Eckersdorf, Andreas
  • Hannewalt, Andreas
  • Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136952542.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. ist seit d. späten 15. Jh. in Bunzlau (Schlesien) nachweisbar, z. T. gemeindepolitisch tätig;
    V Simon (Reichsadel 1569, 1599), Rat d. schles. Stände in Breslau, auf Rothsürben u. Pilsnitz, kaiserl. Rat;
    M Eva Wolf;
    Ov Bartholomäus, Sekr. d. Reichskanzlei seit 1566;
    B Adam (1567–1621), kaiserl. schles. Kammerrat;
    - 1) N. N. ( 1608), T d. Andreas v. Erstenberger ( 1592), Reichshofrat (s. L), 2) 4.5.1609 Magdalena Helena verw. Michalowitsch geb. Freiin v. Waldstein.

  • Biographie

    H. hatte zunächst in der Kanzlei des Erzherzogs Maximilian und des Bischofs Andreas von Breslau gedient und war als Sekretär Maximilians in diplomatischer Mission Ende 1588 an den Kaiserhof in Prag gekommen. 1590 wurde er dort als Hofsekretär angestellt. Seit 1593 läßt sich seine Tätigkeit als Sekretär des geheimen Rats verfolgen. 1594 machte er sich auf dem Regensburger Reichstag bereits sehr um die kaiserliche Politik verdient und wurde dort zum Rat und Reichshofsekretär ernannt. Er verstand es, in den folgenden Jahren die Reichsgeschäfte mehr und mehr an sich zu ziehen. Am 4.9.1596 wurde er in den Reichshofrat eingeführt. Die Vorbereitung des Reichstags von 1597, auf dem er selbst als Assistenzrat tätig war, lag ganz in seinen Händen. Seit 1601 unternahm er in kaiserlichem Auftrag auch öfters diplomatische Reisen zu den verschiedenen Reichsständen. Auf dem Reichstag von 1603 zeigte sich die entscheidende Bedeutung H.s, der sämtliche Schriftstücke entwarf, die von Erzherzog Matthias als kaiserlichem Stellvertreter ausgingen, und die Geschäfte in straffer Führung hielt. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildete die Ernennung zum Geheimen Rat, die er Mitte Dezember 1606 auf Antrag Stralendorfs erhielt. Dieser hatte die Annahme des Reichsvizekanzleramtes davon abhängig gemacht, da er H.s Arbeitskraft zu schätzen wußte, wenn auch ihre politischen Ansichten bisweilen divergierten. H. trat damit an die Stelle des beim Kaiser vorübergehend in Mißgunst geratenen Geheimsekretärs Barvitius. Außer einer vorübergehenden Krise im Juni 1607 verstand er es, sich die Gunst Rudolfs II. bis zuletzt zu erhalten. Sein überragender Einfluß auf die kaiserliche Politik machte sich auf dem Reichstag von 1608 geltend, wo er – nach Ritter vermutlich Konvertit – zu den profiliertesten Gegnern der protestantischen Forderungen gehörte. Sein Eintreten für die Rückführung der Stadt Donauwörth zum Katholizismus zog ihm einerseits den Haß der protestantischen Partei zu und brachte ihn andererseits in engere Beziehung zu Herzog Maximilian von Bayern. Jedoch zog er sich dessen Kritik zu, als er im Interesse der Reichspolitik dem Kaiser zu nachgiebigem Verhalten in Böhmen riet und den Majestätsbrief befürwortete. Hier wie in seiner Haltung zur Badischen Frage, in der er die Partei des protestantischen Markgrafen Ernst Friedrich und seines reichstreuen Bruders Georg Friedrich vertrat, zeigte sich sein Sinn für politische Realität, der ihm erlaubte, klug abzuschätzen, wenn es konfessionspolitische Grundsätze zugunsten der Reichspolitik zurückzusetzen galt. Schon das zeitgenössische Urteil konnte ihn daher sowohl zur „columna catholicae religionis“ als auch zu einem „zimblichen gueten Macchiavellisten“ stempeln. Seinem persönlichen Auftreten war seine Trinkleidenschaft wenig förderlich, die seine lebhafte Natur öfters zu heftigen Temperamentsausbrüchen und einer bisweilen zu weit gehenden Redseligkeit hinriß. Undurchsichtig und wohl nicht ganz frei von Erwägungen persönlichen Vorteils bleibt seine Haltung im österreichischen Hausstreit. Matthias' Marsch auf Prag hatte im März 1611 H.s Verhaftung zur Folge, die jedoch im Juni wieder aufgehoben wurde. Mitte Juli brachte die Ernennung zum kaiserlichen Gesandten für den bevorstehenden Kurfürstentag in Nürnberg seine Rehabilitierung. Nach Rudolfs Tod wurde er im September 1612 als Geheimer Rat von Matthias in die Regierung übernommen und mit der Vorbereitung des kommenden Reichstags betraut. Sein Wirken läßt sich bis zum Juli 1613 verfolgen. Danach bricht seine politische Tätigkeit am Kaiserhof ab. Erst 1621/22 findet sich sein Name nochmals am Rande des politischen Geschehens.

  • Literatur

    ADB X;
    Briefe u. Akten z. Gesch. d. 30j. Krieges I-XI, 1870-1909;
    A. Gindely, Rudolf II., Bd. 1, Prag 1863, S. 193 f., 319 f., 332 f.;
    L. v. Ranke, Zur Dt. Gesch., 1869, Anh. 4, S. 276 ff.;
    F. Stieve, Der Kampf um Donauwörth, 1875, S. 51, 259 f., 387;
    E. Wernicke, in: Herold 14, 1886, S. 445 ff.;
    H. v. Egloffstein, Der Reichstag zu Regensburg i. J. 1608, 1886, S. 28 ff., 35, 81;
    S. Riezler, Gesch. Bayerns V, 1903, S. 63, 76;
    L. Groß, Die Gesch. d. Dt. Reichshofkanzlei, 1933, S. 375 ff.;
    O. v.|Gschließer, Der Reichshofrat, 1942, S. 167 (f. Schwieger-V Erstenberger: S. 147);
    H. Schwarz, The Imperial Privy Council in the 17th century, Cambridge 1943, S. 237 ff.;
    M. D'Addio, II Pensiero Politico di Gaspare Scioppio e il Machiavellismo del Seicento, Mailand 1962, S. 627, 739.

  • Autor/in

    Franziska Landfried
  • Zitierweise

    Landfried, Franziska, "Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136952542.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hannewalt: Andreas H., Staatsmann am Hof Kaiser Rudolfs II., geboren um 1560. Von seinen äußeren Lebensumständen ist wenig bekannt. Gleich Strahlendorf, Klesl und so vielen andern Vertretern der katholischen Reaction unter Rudolf II. scheint er ursprünglich Protestant gewesen zu sein. Als apostata et persecutor sui ordinis wird er in einer Reichstagsrelation der churbrandenburgischen Gesandten (15. September 1613) bezeichnet. Beim Reichstag von 1594 finde ich ihn zum ersten Mal in der Umgebung Rudolfs II. Vielleicht gehörte er damals schon dem Reichshofrath an, in welchem er einige Zeit später als Secretär erscheint. Als die Politik des Kaisers mehr und mehr zu den entscheidenden Conflicten mit den protestantischen Parteien, sowol im Reich wie in den österreichischen Landen, hintrieb, und man furchtlose Vertreter der katholischen Ansprüche und der kaiserlichen Machtvollkommenheit gebrauchte, wurde H. — Ende 1606 — in den kaiserlichen geheimen Rath aufgenommen. Mit dem gleichzeitig zur Würde des Reichsvicekanzlers erhobenen Leopold v. Strahlendorf übte er fortan den maßgebenden Einfluß in den Reichsangelegenheiten aus, und mit ihm zusammen erwarb er sich durch seine Haltung in den großen Streitfragen über Donauwörth, Jülich und den Reichstag von 1608 den vornehmsten Haß der protestantischen Reichsstände. Nicht minder groß war sein Einfluß auf die den österreichischen Verhältnissen zugewandte Politik des Kaisers, welche seit 1606 zu den verhängnißvollen Conflicten desselben mit seinem Bruder Matthias führte. Während man von kaiserlicher Seite die Hauptschuld dieser Streitigkeiten dem Bischof Klesl zuschob, wollte Klesl den Ursprung derselben in den Rathschlägen Hannewalt's erkennen. Der Prager Vertrag vom Juni 1608 sollte das Verhältniß der beiden Brüder und der österreichischen Lande in Ordnung bringen. Als aber bald darauf neue Anschläge zur Erniedrigung des Königs Matthias und zur Erhebung des Erzherzogs Leopold am Hof des Kaisers begannen, um mit dem Sturz der Herrschaft Rudolfs zu enden, war H. denselben abermals nicht fremd. Es zog ihm dies, als Matthias im März 1611 in Prag einzog, eine kurze Verhaftung und Untersuchung zu. Noch vor Ablauf des J. 1611 erscheint er indeß wieder unter den Mitgliedern der kaiserlichen Gesandtschaft am Nürnberger Kurfürstentag: allerdings um sich gleich darauf von den Geschäften zurückzuziehen. Am 9. December 1611 siedelte er nach Regensburg über. Am 24. December schreibt er von dort aus: Klesl suche ihn in die Dienste des Königs Matthias zu ziehen, mit der Drohung, daß andernfalls seine Sicherheit gefährdet sei. „Ich habe“, sagt er, „albereit das 52. Jahr meines Alters erreicht, bin müde und wol abgearbeitet; bitte Gott um zeitliche und ewige Ruhe.“ Völlige Ruhe scheint ihm jedoch nicht gewährt zu sein. Nach Angabe der churbrandenburgischen Reichstagsgesandten ist die Proposition des Reichstags von 1613 von ihm verfaßt, worauf er denn bald nachher (vor September 1613) gestorben sei.

    • Literatur

      Notizen über ihn bei Gindely, Rudolf II., und Stieve, Der Kampf um Donauwörth, S. 51.

  • Autor/in

    Ritter.
  • Zitierweise

    Ritter, "Hannewaldt von Eckersdorf, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 522-523 unter Hannewalt [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136952542.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA