Lebensdaten
erwähnt 551, gestorben 554
Sterbeort
in Venetien
Beruf/Funktion
fränkischer Heerführer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 136664822 | OGND | VIAF: 80971042
Namensvarianten
  • Leuthari

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Leuthari, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136664822.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Alemann. Herkunft;
    V N. N.;
    M N. N.;
    B Butilin, Heerführer.

  • Biographie

    Während L.s Bruder Butilin schon beim Italienzug des Frankenkönigs Theudebert 539 als Heerführer bezeugt ist, begegnet L. erst beim Italienzug Theudebalds 553/54. Er ist möglicherweise identisch mit dem Gesandten Leuthart, den Theudebald um 551 nach Byzanz geschickt hatte. – 553 erhielten die Ostgoten im Kampf gegen die Byzantiner aktive Unterstützung durch die Franken. Die alemann. Heerführer L. und Butilin zogen mit starken|militärischen Kräften über die Alpen, besiegten eine byzantinische Heeresabteilung am Po bei Parma, unternahmen aber nun einen eigenmächtigen Beutezug bis Apulien und Kalabrien. Die dadurch verursachten Kirchenfrevel werden von Agathias den „heidnischen“ Alemannen zugeschrieben. Im Frühsommer 554 kehrte L. nach Oberitalien zurück und riet auch dem Bruder zum Abbruch des militärischen Raubzuges. Auf seinem Rückmarsch erlitt er empfindliche Verluste bei einem Zusammenstoß mit einem byzantin. Heer. Im fränk. besetzten Venetien brach dann eine verheerende Seuche aus, der L. und angeblich sein ganzes Heer zum Opfer fielen. Nach Paulus Diaconus starb L. im Gebiet um den Gardasee. In der Forschung ist strittig, ob er fränk. Heerführer und nur herkunftsmäßig Alemanne oder ob er bereits alemann, dux (Herzog) war. Agathias, der Hauptgewährsmann für die Geschichte L.s, betont zwar den Kriegsdienst L.s im Auftrag des fränk. Königs, doch wird bei der Schilderung des Raubzugs nach Süditalien sichtbar, daß im Heer L.s zumindest viele Alemannen waren.

  • Literatur

    ADB 51;
    Agathias, Historien I 6 + 7, 14 + 15, II, 1 + 2;
    Gregor v. Tours, Historiarum libri decem III, 32;
    Paulus Diaconus, Hist. Langobardorum II, 2;
    Procop, Gotenkriego IV;
    G. Löhlein, Die Alpen- u. Italienpol. d. Merowinger im VI. Jh., 1932;
    E. Zöllner, Gesch. d. Franken b. z. Mitte d. 6. Jh., 1970;
    B. Behr, Das alemann. Herzogtum bis 750, 1975.

  • Autor/in

    Wilhelm Störmer
  • Zitierweise

    Störmer, Wilhelm, "Leuthari" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 382-383 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136664822.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Leuthari, alamannischer Herzog, wie sein Bruder Butilin, c. a. 550. Es ist doch zweifelhaft, ob Beide wirklich in der Heimath alamannische Stammesherzoge waren, obwol Agathias, der Fortsetzer Prokop's, das anzudeuten scheint, wenn er sagt, der Merovingenkönig Theudibald (s. den Artikel a. 548—555) habe ihnen die mächtigste Stellung in ihrem Volke gewährt;|zwei gleichzeitige Herzoge in Alamannien kommen sonst in dieser Zeit (anders später, inbezug auf das Elsaß) nicht vor und ihr abenteuerndes Auftreten fern in Italien paßt wenig zu dem Herzogsamt und dessen Pflichten im Lande. Wie dem sei, der junge König konnte oder wollte nicht hindern, daß die beiden Brüder mit gewaltigen Scharen von Alamannen und Franken — angeblich 72 000—75 000 Mann — dem Hülferuf der letzten, von Narses nach Teja's Untergang (s. den Artikel) schwer bedrängten Ostgothen in Italien folgend, in Venetien eindrangen: offen und von Reichswegen gegen die Byzantiner Krieg zu führen scheute sich der Meroving doch, da ja sein Vater Theudibert I. (a. 533—548, s. den Artikel) wie von den Gothen auch vom Kaiser für versprochene Waffenhülfe reiche Zahlungen erhalten hatte (was jenen freilich nicht abgehalten hatte, beide Kämpfenden anzugreifen und für sich selbst auf der Halbinsel Eroberungen zu machen).

    Sobald die Brüder mit ihren starken Streitkräften sich in der Aemilia und in Ligurien zeigten, schlossen sich die Gothen in diesen Provinzen an sie, so daß des Narses Feldherrn bis nach Faënza und Ravenna zurück weichen mußten. Einen Winterfeldzug gegen die nordischen Feinde, die sich in einem italischen Winter gar wohl fühlten, vermied Narses: er zählte — wie der Erfolg lehrte, mit Recht! — auf die Hitze, die Erschlaffung, die Seuchen des Sommers. Nachdem der große Feldherr ihnen bei Rimini durch verstellte Flucht eine Schlappe beigebracht, ging er in Winterquartiere nach Rom, wobei er freilich nicht hindern konnte, daß die Uebermächtigen sich noch im Winter, dann im Frühjahr entlang der Ost- und der Westküste der Halbinsel verheerend noch über Rom hinaus bis tief in den Süden ergossen: Butilin mit dem größeren Haufen entlang dem tyrrhenischen Meer durch Campanien, Lucanien, Bruttien bis an die Meerenge von Rhegium, L. mit geringeren Kräften entlang dem jonischen Busen durch Apulien und Calabrien bis Hydruntum (Otranto): dieser wollte mit seiner reichen Beute nach Hause ziehn und dem Bruder von dort neue Hülfsscharen senden: denn Butilin hatte den Gothen versprochen, mit ihnen den Kampf gegen Byzanz auszufechten, nach dem Sieg sollte er ihr Königthum in Italien wieder aufrichten. L. verlor aber auf dem Rückweg im Picentinischen an dem Saum der Küste bei Pisaurum durch Ueberfall einen großen Theil seiner Vorhut, wandte sich dann westlich, zog entlang den Apenninen in die Aemilia, überschritt mit Mühe den Po, ward dann aber zu Ceneta in Venetien mit seinem ganzen Heer von bösen Fiebern und Seuchen hingerafft. Inzwischen zog Butilin aus dem verheerten Süden wieder die Halbinsel aufwärts; auch seine Haufen wurden — es war jetzt Spätsommer — durch die Ruhr gelichtet, die der unmäßige Genuß von Trauben und Most erzeugt hatte: er zählte nur noch 30 000 Mann, als er bei Capua von Narses eingeschlossen „und wie in einem Netz verstrickt mit seinem ganzen Heer erwürgt wurde"; nur fünf Mann sollen (angeblich) entkommen sein.

    • Literatur

      Quellen und Litteratur: Dahn, Die Könige der Germanen II, 1862. — Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker I, 2. Aufl. 1899, S. 284; über die Stellung der damaligen Herzoge in Alamanien Könige IX. 1, 1901.

  • Autor/in

    Dahn.
  • Zitierweise

    Dahn, Felix, "Leuthari" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 677-678 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136664822.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA