Lebensdaten
1779 – 1829
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Theaterleiter ; Dramatiker ; Komiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 136423248 | OGND | VIAF: 1933918
Namensvarianten
  • Korntheuer, Joseph
  • Korntheuer, Friedrich Joseph
  • Korntheuer, Joseph
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Zitierweise

Korntheuer, Friedrich Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136423248.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin ( 1818), Wachshändler, Weinhauer, Hauermann, S d. Wachshändlers Jacob u. d. Eva N. N.;
    M Theresia (1749–1813), T d. Müllermeisters Joh. Michel Schindl u. d. Maria Anna N. N.

  • Biographie

    Vom Vater für die Beamtenlaufbahn bestimmt, erhielt K. eine sorgfältige Erziehung. Seine Liebe zum Theater ließ ihn jedoch schon 1803 in Klagenfurt in Kotzebues „Verleumder“ als Schauspieler debütieren. Ein Jahr später gelangte er an die Wiener Burg, wo die Liebhaber sein Rollenfach wurden. 1809-11 arbeitete er als Regisseur am Ständischen Theater in Brünn, dessen Direktor er 1813-15 war. 1816-21 führte K. Regie in Pest und spielte zuweilen im Theater an der Wien. 1821-28 gehörte er – neben Raimund, Ignaz Schuster und Therese Krones – dem Leopoldstädter Theater an; hier bewährte er sich nicht nur auf dem Gebiet des Volkstheaters, sondern auch im klassischen Fach. Vor allem war K. jedoch ein unverwüstlicher Komiker und Mimiker. Er verfügte über schlagfertigen Witz, der ihn zuweilen dazu verführte, seine Rollen auf seine Persönlichkeit zu verändern. In Szenen, in denen er nicht die Hauptrolle spielte, pflegte K., der außerordentlich ehrgeizig war, durch komische Mimik die Aufmerksamkeit von der eigentlichen Handlung weg auf sich zu lenken. Selbst von außergewöhnlich hohem, schlaksigem Körperwuchs, bevorzugte er martialische Rollen sowie solche in der Art Staberls und die Pantoffelhelden des Lokalstücks. Er war ein Proteus der Volksbühne und zu seiner Zeit der klassische Gisperl in „Gisperl und Fisperl“, Herr von Freydum in „Fee aus Frankreich“, Longimanus in „Geisterkönig“, Fabian in „Ballnacht“, Tutu in „Barometermacher“ und so weiter. K. war ein sanguinischer Phlegmatiker, ein Meister der Maske. Er gehörte zu den berühmtesten Komikern seiner Zeit und mit Raimund zu den Hauptvertretern österreichischer Charaktertypen. Als Theaterschriftsteller verfaßte er nicht weniger als 20 Stücke, darunter ein Ritterstück, Lokal- und Zauberpossen sowie Lustspiele im Geschmack seiner Zeit.

  • Literatur

    ADB 16;
    K. Gladt, F. J. K., Diss. Wien 1934 (ungedr., mit Verz. d. Rollen. Rollenbilder u. W);
    O. Rommel, Die Altwiener Volkskomödie, 1952;
    Kosch, Theater-Lex. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Stadtbibl. Wien u. Nat.bibl. Budapest.

  • Porträts

    S. Reden-Esbeck, Dt. Bühnen-Lex., 1879, S. 352.

  • Autor/in

    Rolf Badenhausen
  • Zitierweise

    Badenhausen, Rolf, "Korntheuer, Friedrich Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 597 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136423248.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Korntheuer: Friedrich Joseph K., geb. am 15. Febr. 1779 zu Wien, das. am 28. Juni 1829. Wer eine Geschichte der Winer Komik zu schreiben hätte, dürfte so wenig wie Raimund und die Krones, K. und Schuster vergessen. Bildeten doch diese vereint jenes Vierblatt komischer Talente, das der Leopoldstädter Bühne eine Zeit lang den lustigsten und heitersten Anstrich gab. K. hatte eine gute Erziehung genossen, dann war er Beamter gewesen, bis er eines schönen Tages das Pult seines Büreaus schloß, die Feder auswischte und guten Muthes am 3. Januar 1808 zu Klagenfurt in Kotzebue's „Verläumder“ sich dem Publikum als angehender Jünger der dramatischen Kunst vorstellte. 1804 kam er bereits an die Wiener Burg, an der er als Baron Rosenzweig, Jude Baruch und Hanns Buller debütirte und bis 1809, wie später von 1811 bis 1813 gesetzte Liebhaber darstellte. Von 1809 bis 1811 war er Regisseur des ständischen Theaters in Brünn gewesen, an das er auch 1813 zurückkehrte, um ihm bis 1815 als Director vorzustehen. Von 1816 bis 1821 führte er die Regie in Pesth und spielte zwischendurch auch eine kurze Zeit an dem Theater an der Wien. Aber der Tag seiner vollen darstellerischen Entfaltung brach erst im J. 1821 an, als er Mitglied des Leopoldstädter Theaters wurde und hier mit seiner unverwüstlichen Komik, seinem scharf charakterisirenden, lebenswahren Spiel, seinem schlagfertigen Witz alle Wiener Freunde des Humors zu seinen Verehrern machte. Er band sich nicht streng an seine Rolle, im Gegentheil er modelte sie nach seinem Belieben und flocht Witze aller Art in das Gegebene ein. Oft lenkte er in Scenen, in denen er nichts zu thun hatte, mit stummen Scherzen die Aufmerksamkeit auf sich. Bald schien er einer Fliege nachzujagen, die ihn zu peinigen schien, bald tippte er sich auf die Schulter und sah sich dann um, erstaunt niemand zu finden, der ihm das gethan haben könnte, oder er hielt sich die Augen zu, und geberdete sich als ob ein Anderer, den er zu errathen strebe, ihm dies thue etc. Mit Recht sagt Bäuerle in dem Nachruf, den er K. in seiner Theaterzeitung (1829 S. 330) widmete, er sei der Proteus der Volksbühne, der Devrient des lokalen Theaters, der Agent aller heiteren Charaktere und der Anwalt der komischen Skizzen, da in seiner Hand auch die unbedeutendste Zeichnung ein mit allen Schattirungen reich ausgestattetes Bild werde. Unübertroffen war er in Rollen wie „Rauterl" (Schlimme Liesel), „Gisperl“ (Gisperl und Fisperl), „Herr von Freydum“ (Fee aus Frankreich), „Longimanus" (Geisterkönig), „Schullehrer" (Sylphide), „Fabian" (Ballnacht), „Georgi“ Moderne Wirthschaft) und „Tutu“ (Barometermacher). Noch muß erwähnt werden, daß K. auch Verfasser verschiedener Dramen ist.

  • Autor/in

    Joseph Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Korntheuer, Friedrich Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136423248.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA