Lebensdaten
1452 – 1510
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Abt von St. Ulrich und Afra in Augsburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136418201 | OGND | VIAF: 80764982
Namensvarianten
  • Mörlin, Konrad
  • Mörlin, Konrad
  • Mörlin, Conrad
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Zitierweise

Mörlin, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136418201.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad. aus Ulmer Fam., Bürger v. A.;
    M N. N. Ridler;
    Schw Anna ( Mang Ferber aus Ulm), Brigida, Dominikanerin in St. Katharina in A.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Klosterschule zu St. Ulrich und Afra trat M. 1472 diesem Konvent bei. Kurze Zeit später hielt er sich während eines Jahres im Kloster Tegernsee auf. Hingezogen zu einer strengeren monastischen Lebensform, begann er bei den Kartäusern in Buxheim ein zweites Noviziat, kehrte aber in sein angestammtes Kloster nach Augsburg zurück. Hier förderte er die Verehrung des Augsburger Bischofs Sintpert ( um 807), der seit 1450 im klösterlichen Heiligonkalender geführt wurde und dessen Gebeine 1492 in die Abteikirche St. Ulrich und Afra umgebettet wurden. M., der sich nach Kräften für diese Translation verwendet hatte, sammelte durch Bettelpredigten die Summe von 800 Gulden und ließ für die Aufbewahrung der Kopfreliquie ein kostbares Brustbild des Heiligen herstellen.

    Am 30.1.1496 wurde M., der bereits zweimal das Amt eines Priors innegehabt hatte, zum 43. Abt von St. Ulrich und Afra gewählt (infolge Uneinigkeit unter den Mönchen „per compromissum“). Er bemühte sich, die seit dem Konzil von Konstanz in Gang gekommene Reform des Ordenslebens weiterzuführen, und schloß mehrere Gebetsverbrüderungen, so mit Irsee (1496), Steingaden und mit der Karmeliterprovinz (1504). Als Mitglied der „Sodalitas litteraria Augustana“ machte sich der Abt überdies verdient um die Rezeption des humanistischen Gedankengutes und ermöglichte zwei Mitbrüdern das Studium an der 1472 gegründeten Univ. Ingolstadt. 1496 wurde die Verwaltung der Klostergüter durch Anlegung zweier neuer Urbare reorganisiert, und 1499 erfuhr das Archiv mit seinem Bestand von 5800 Urkunden eine beispielhafte Neuordnung. M. vermochte an die Tradition des seit Mitte des Jahrhunderts blühenden „Klosterhumanismus“ anzuknüpfen; in dessen Pflege erwarb sich die Reichsabtei St. Ulrich und Afra eine führende Stellung.

    Beim Umgang mit Geld erwies M. sich als zu unvorsichtig, insbesondere der Aufwand für den Ankauf von silbernen Pretiosen und wohl auch für Festgelage wuchs stetig. 1506 und 1508 durchgeführte Visitationen machten deutlich, daß die Sammelleidenschaft in Prunk und Verschwendung auszuarten drohte, was das Kloster auf Dauer nicht verkraften konnte. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Abt und Konvent; auch der Bischof von Augsburg schaltete sich durch direkte Einflußnahme auf die Vermögensverwaltung des Klosters ein, ohne das Problem indes lösen zu können. Bei seinem Tod hinterließ M. eine Schuldenlast von 14 000 Gulden. Dieser Umstand warf einen schweren Schatten auf sein erfolgreiches Wirken zugunsten der Pflege von Frömmigkeit und Wissenschaft.

  • Literatur

    ADB 22;
    C. Khamm, Hierarchia Augustana chronologica tripartita in partem cathedralem, collegialem et regulärem, II, 1719, S. 103-09;
    W. Wittwer, Catalogus Abbatum monasterii SS. Udalrici et Afrae Augustensis. in: A. v. Steichele (Hrsg.), Archiv f. d. Gesch. d. Bisthums Augsburg 3, 1860, S. 359-67, 404-37;
    W. Liebhart, Die Reichsabtei Sankt Ulrich u. Afra zu Augsburg. Stud. zu Besitz u. Herrschaft (1006–1803), 1982, S. 145-61.

  • Autor/in

    Markus Ries
  • Zitierweise

    Ries, Markus, "Mörlin, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 680 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136418201.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mörlin: Konrad M., Abt des Benedictinerklosters von St. Ulrich und Afra zu Augsburg. M. war 1452 zu Augsburg geboren als Sohn ehrsamer Eltern, welche sich zu den „Herren“ hielten, ohne diesen anzugehören. Er besuchte die Klosterschule von St. Ulrich und zeichnete sich dort durch seinen Eifer und seine Kenntnisse aus. Im J. 1472 trat er unter dem Abte Melchior v. Stamham in den Benedictinerorden ein. Später hielt er sich eine Zeit lang in dem Kloster zu Tegernsee auf, von dessen Gebräuchen er nachmals als Abt mancherlei auch bei St. Ulrich einzuführen suchte. Der Wunsch, in den Kartäuserorden überzutreten, ward ihm rasch verleidet, da die Strenge dieses Ordens seiner lebensfrohen Natur wenig zusagte. Als im J. 1496 der Abt Johann von Giltlingen starb, wurde M. zu seinem Nachfolger erwählt. Unter seiner Leitung erfuhr die künstlerische und bauliche Thätigkeit, welche in jenen Jahren unter den Mönchen des St. Ulrichsklosters so lebhaft war, die kräftigste Unterstützung und Aufmunterung. Aber auch die wissenschaftlichen Bestrebungen wurden von M. gefördert, so daß das damalige Klosterleben als ein durchaus frisches und vorwärts strebendes bezeichnet werden mußte. Von Maximilian I. wesentlich gefördert und zum kaiserlichen Rath ernannt, wußte M. auch in weltlicher Hinsicht den Vortheil des Klosters zu wahren. Trotzdem hinterließ er, als er im Jahre 1510 starb, das Kloster arg verschuldet.

    • Literatur

      Vgl. Wilhelm Wittwer, Catalogus Abbatum monasterii SS. Udalrici et Afrae Augustensis, herausgeg. von Anton von Steichele im Archiv für die Geschichte des Bisthums Augsburg. Augsburg 1860, Bd. III., p. 359 ff.|und 404 ff. Einen kurzen Auszug des dort Berichteten giebt A. Woltmann, Holbein und seine Zeit, 2. Aufl., Leipzig 1874, Bd. 1, S. 72 ff.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Mörlin, Konrad" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 324-325 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136418201.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA