Lebensdaten
um 1568 oder 1570 – 1623
Geburtsort
Reckershausen bei Göttingen
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128941286 | OGND | VIAF: 55212848
Namensvarianten
  • Harnisch, Otto Siegfried
  • Harnisch, Oth. Sigfridus
  • Harnisch, Ott Siegfried
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Harnisch, Otto Siegfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128941286.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Fam. stammt vermutl. aus Thüringen;
    1) N. N. ( 15.9.1597), 2) N. N.; mindestens 1 S, 4 T.

  • Biographie

    H. besuchte zunächst die Lateinschule, vermutlich in Göttingen, und studierte 1585-93 (mit Unterbrechungen) in Helmstedt. Seine erste Anstellung führte ihn nach Braunschweig, wo er zeitlich nicht genau fixierbar, etwa zwischen Weihnachten 1586 und Ostern 1588, das Kantorat am Domstift Sankt Blasius innehatte. Vom 13.6.1593 bis Anfang März 1594 ist er nachweisbar als Kantor an der Partikular-Schule zu Helmstedt und 1594-1600 als Kantor an der Großen Schule zu Wolfenbüttel. In Wolfenbüttel leitete H. vermutlich gleichzeitig seit 1597 am Herzogshof den Gesang der Kantoreiknaben in der Schloßkirche unter der Oberleitung von Th. Mancinus, dem Hofkapellmeister und Amtsvorgänger des berühmteren Michael Praetorius. Von Wolfenbüttel aus wurde er als Kapellmeister an den Hof Herzog Philipp Sigismunds zu Braunschweig und Lüneburg berufen. Die Hofkapelle Philipp Sigismunds ist in Iburg bei Osnabrück nachweisbar. Von 1603 bis zu seinem Tode war H. 3. Lehrer am Göttinger Pädagogium und zugleich Kantor an der Sankt Johanniskirche daselbst. Er starb wahrscheinlich an der Pest. – Der überwiegende Teil in H.s kompositorischem Schaffen entstand während seiner Studentenzeit im Umkreise der Helmstedter Universität (vorwiegend weltliche Vokalkompositionen), die Passion, unmittelbar beeinflußt durch Mancinus, in Wolfenbüttel und offenbar nur ein verhältnismäßig kleiner Teil in den Göttinger Jahren. Reine Instrumentalwerke sind von ihm nicht überliefert. – Stilistisch zählt H. zur Lasso-Nachfolge, speziell im Hinblick auf die motettische Komposition. In bezug auf die Kanzonette und das von ihm sehr intensiv gepflegte Tricinium sind die Vorbilder bei Jacob Regnart und in der musikalischen Formenwelt Italiens zu suchen. Er war durchaus nicht einer unter vielen, sondern läßt im Rahmen der kleinen Formen melodische Frische und detaillierte Rhythmen als seine persönliche Handschrift erkennen.

  • Werke

    Motetten, Madrigale, Oden, Kanzonetten, Passionshistorie, Auferstehungshistorie, Cantiones gregorianae (Schulgesänge), Artis musicae delineatio. - Ausgg. s.
    MGG.

  • Literatur

    ADB X;
    R. Gerber, Das Passionsrezitativ bei Schütz u. s. stilgeschichtl. Grundlagen, 1929;
    F. Bösken, Musikgesch. d. Stadt Osnabrück, 1937;
    H. O. Hiekel, in: MGG V, Sp. 1718 ff. (W, L);
    ders., O. S. H., Leben u. Kompositionen, Diss. Hamburg 1959 (ungedr., W-Verz., L);
    Riemann.

  • Autor/in

    Hans Otto Hiekel
  • Zitierweise

    Hiekel, Hans Otto, "Harnisch, Otto Siegfried" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 692-693 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128941286.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Harnisch: Otto Siegfried H., ein guter Musiker des 16. Jahrhunderts, der eine hübsche Anzahl weltlicher und geistlicher Lieder hinterlassen hat, die aber alle noch in den alten Stimmbüchern ruhen. Sein erstes opus, ein weltliches deutsches Liederbuch, gab er noch als Student der Universität zu Helmstädt 1587 heraus, es sind dies dreistimmige Lieder mit sehr lustigen Texten, wie es einem Studenten geziemt, unter denen sich auch ein sächsisch plattdeutsches Gedicht befindet und eine etwas frivole Travestie des alten Liebesliedes: „Ich stund an einem Morgen heimlich an einem Ort“. Letztere ist aber gerade wieder musikalisch interessant, da sie das Liebeslied von einem Vorsänger allein singen läßt und der dazwischen tretende Chor das Liebespaar mit neckenden Einwürfen unterbricht. Im Februar 1588 war er bereits wohlangestellter Cantor des Domstiftes in Braunschweig und gab er hier den zweiten Theil der dreistimmigen Lieder heraus. Im J. 1591 finden wir ihn als Musikus in der Kapelle des Grafen Simon zur Lippe in Rinteln, 1604 als fürstl. braunschweigischen Kapellmeister, 1617 als dritten Lehrer am Gymnasium zu Göttingen, der zugleich den Musikunterricht und die Direction des Chores zu leiten hatte und im J. 1630 starb er als Kapellmeister in Celle. Er hinterließ außer den deutschen Liedern, von denen er auch ein Heft vier- bis achtstimmig componirte, noch zwei Passionen, ein Heft Psalmen und Motetten. Seine Stimmenführung ist außerordentlich fließend und gesangreich und man erkennt überall den gewandten und reichbegabten Künstler. Rob.

  • Autor/in

    Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Harnisch, Otto Siegfried" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128941286.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA