Lebensdaten
1813 – 1864
Geburtsort
Meinhard-Schwebda
Sterbeort
Gießen
Beruf/Funktion
Geologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 124031862 | OGND | VIAF: 15694361
Namensvarianten
  • Gutberlet, Wilhelm Karl Julius
  • Gutberlet, Wilhelm Carl Julius
  • Gutberlet, W. C. J.

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Gutberlet, Wilhelm Karl Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124031862.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Gutberlet: Wilhelm Karl Julius G., Geologe, geb. am 5. Aug. 1813 zu Schwebda bei Eschwege, gest. 17. Septbr. 1864 zu Gießen, erhielt als Sohn eines Pfarrers den ersten Unterricht im Vaterhause, wobei die Lieblingsneigung des Vaters zu naturwissenschaftlichen, besonders mineralogischen Studien sich auf den Sohn vererbt zu haben scheint. Schon sehr frühzeitig Doppelwaise zog er als zwölfjähriger Knabe mit dem älteren Bruder Ernst, der damals Theologie studirte und sich der Erziehung seines jüngeren Bruders eifrig annahm, mit nach Marburg und folgte demselben später auch auf die Pfarre Rotenburg. Hier reifte der Entschluß Gutberlet's, sich dem Bergfache zu widmen.|Er begann 1830 den praktischen Curs in den Riechelsdorfer Bergwerken. So vorbereitet bezog G. 1832 die Universität Göttingen, wo ihn besonders Hausmann fesselte. Hier gewann er sich bald die Gunst dieses berühmten Mineralogen und Geognosten, der ihn zu seinen Arbeiten heranzog. Nach Vollendung seiner theoretischen Studien suchte G. sich zunächst bis zu seinem Staatsexamen durch Privatunterricht seinen Lebensunterhalt zu verdienen und legte dadurch den Grund zu seiner zukünftigen Laufbahn als Lehrer. Nach gutbestandenem Examen erhielt er nämlich sogleich den Auftrag, eine Realschule in Fulda zu errichten. Dieser von ihm gegründeten und zu einer gedeihlichen Entwickelung gebrachten Anstalt stand er später bis zu seinem Tode als Realschulinspector vor. Mit seiner Wirksamkeit als Lehrer verband G., seiner alten Neigung folgend, einen großen Eifer zu naturwissenschaftlichen, besonders geologischen Studien, wobei die Umgebung von Fulda sowie das nahe Rhöngebirge und das Vogelsgebirge die günstigste Gelegenheit boten. Er widmete sich demgemäß hauptsächlich dem Studium der vulkanischen Gesteine, der Basalte, Trachyte, Phonolithe etc. und deren Beziehungen zu einander. Seine ersten wissenschaftlichen Publicationen beschäftigten sich mit den Phonolithen und Trachyten der Rhön (N. Jahrb. f. Min. etc. 1845. S. 129), insbesondere mit den Basalten, deren Einschlüssen und Wechselbeziehungen zu dem Nebengestein in der Rhön und im Vogelsgebirge, worüber eine große Anzahl von Abhandlungen und kurzen Notizen in verschiedenen Fachzeitschriften besonders im „Neuen Jahrbuch f. Min. Geogn. und Petrefactenkunde“, seit 1845 (darunter bemerkenswerth: „Ueber die Rhön"; „Schichten im Röth“, 1846, S. 49; „Ueber Lias bei Hebel"; „Kalk im Basalt des Bemchesküppel, Phonolith im Basalt bei Hersfeld", 1847, S. 324; „Ueber bunten Mergel zwischen Kupferschiefer und buutem Sandstein", 1847, S. 453; „Einschlüsse im Basalt des Calvarienberges", 1853, S. 658; „Sphen im Trachyt etc."; „Pseudomorphosen nach Steinsalz", 1853, S. 680; „Ueber Psilomelan im bunten Sandstein", 1853, S. 802; „Verbreitung und Ursprung der Phonolith-Trümmer im Ulsterthale, Hebung dieses Gebirgs", 1854, S. 161; „Sphärosiderit und Bohnerz in Basalt-Gesteinen", 1855, S. 168; „Die Zeitfolge der höheren Oxydation des Mangan- und Eisenoxyduls", 1854, S. 430; „Phonolithe, Trachyte und Basalte der Rhön", 1856, S. 24; „Ueber den Unterschied zwischen scheinbaren und wirklichen Geschieben“, 1859. S. 769; „Phonolithe, Basalte und Trachyte im Kreise Hünfeld“, 1859, S. 803; „Krystallinische Sandsteine in Hessen“, 1861, S. 860) erschienen sind. Ferner publicirte er Aufsätze verwandten Inhalts in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1852 und 1853 ("Ueber das relative Alter der Gesteine der Rhön“, „Ueber Schwarzbraunstein im Trachytporphyr der Rhön"); in der Darmstädtischen Vereinsschrift für Erdkunde etc. 1859 ("Kurze Mittheilungen über die Kartenwerke der großherzogl. hessischen Landesvermessung"); im Jahresbericht der oberhessischen Gesellschaft zu Gießen ("Studien über Genese und Metamorphose des Basaltes"); in der gemeinnützigen Wochenschrift des polytechnischen Vereins zu Würzburg 1856 ("Ueber die volkswirthschaftlichen Zustände der Rhön und ihre Beziehung zum Walde") etc. Selbständige Werke sind: „Einschlüsse in vulkanoidischen Gesteinen“, 1853, und „Geognostische und geologische Beobachtungen über den Calvarienberg bei Fulda“. Außerdem publicirte G. gemeinschaftlich mit Tasche im Auftrage des mittelrheinischen geologischen Vereins: „Geologische Karte der Section Herbstein-Fulda“, mit Text etc., 1863. Eine ähnliche Arbeit, die Section Lauterbach-Salzschlief, wurde gleichfalls druckfertig dem Verein übergeben und erschien 1869 in einer von Ludwig besorgten Ueberarbeit. Außer den vielfachen Nachweisen über die Verbreitung der Gesteine in den genannten Untersuchungsgebieten, welche er durch Herstellung verschiedener geognostischer Karten bethätigte, versuchte G. namentlich der Idee Geltung zu verschaffen, daß die tertiären Eruptivgesteine, die er wegen ihrer Verwandtschaft mit den Erzeugnissen jetzt noch thätiger Vulkane als vulkanoidische bezeichnete, eine bestimmte Altersfolge ihres Auftretens nach einander erkennen lassen. In diesem Sinne unterschied er z. B. im Rhöngebiete, einen älteren Phonolith, auf den zuerst ein älterer, Hornblendebasalt, dann wieder ein jüngerer trachytischer Phonolith und schließlich ein jüngerer Basalt folge. In letzterem glaubte er wiederum zwei Reihen verschiedenen Alters annehmen zu dürfen, so daß im Großen drei verschiedene Basalteruptionen stattgefunden hätten. Auch vertheidigte G. die schon früher von Anderen ausgesprochene Ansicht, daß die in den Basalten eingeschlossenen Olivinbrocken als abgerissene und bei dem Aufsteigen der Eruptivmasse mit emporgetragene, in den Basaltstein eingewickelte Fragmente von in der Tiefe vorhandenem Olivingestein angesehen werden müßten. Viele gelehrte Gesellschaften, unter anderen die Jenaer mineralogische Gesellschaft, die Marburger Gesellschaft für Förderung der Naturwissenschaften, die Wetterauer Gesellschaft, der mittelrheinische geologische Verein zu Darmstadt zählten G. zu ihren Mitgliedern. Bei dem Besuch der allgemeinen deutschen Naturforscherversammlung, bei welcher er sich öfter betheiligte, ereilte ihn plötzlich in Gießen ein frühzeitiger Tod.

    • Literatur

      I. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Fulda, 1870, S. 71.

  • Autor/in

    C. W. Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Gutberlet, Wilhelm Karl Julius" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 213-215 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124031862.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA