Lebensdaten
um 1445 – 1527
Geburtsort
Bamberg (?)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 123911117 | OGND | VIAF: 59269465
Namensvarianten
  • Finck, Heinrich
  • Finck, Henri
  • Finck, Henricus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen in der ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Finck, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123911117.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Groß-N Hermann (1527–58), Musiktheoretiker, Komponist u. Organist (s. ADB VII).

  • Biographie

    Nach der theoretischen Schrift seines Großneffen soll F. sich schon im Jünglingsalter in Polen, vermutlich an der Hofkapelle zu Krakau, aufgehalten haben. Im Sommer 1482 ist der „bonus cantor“ an der Leipziger Universität immatrikuliert, muß aber später nach Polen zurückgekehrt sein. Seinem Brief vom 7.4.1492 an Konrad Celtis zufolge suchte er 10 Jahre danach vergeblich einen neuen Wirkungskreis. Unter den polnischen Königen Johann Albert, Alexander und Sigismund ist er wiederum am polnischen Hof tätig. Erst 1510 wird er mit hohem Gehalt als Kapellmeister der herzoglichen Kapelle nach Stuttgart verpflichtet. Nach deren Auflösung scheint er sich 1514 der kaiserlichen Kapelle angeschlossen zu haben. 1524 war er Komponist des Salzburger Domkapitels, fühlte sich aber offensichtlich in dieser Position nicht wohl. Wenig später half er bei der Gründung einer Kantorei im Wiener Schottenkloster. 1527 wird er in den Kapellakten als Kapellmeister der Hofkapelle Ferdinands I. geführt, verstarb aber schon im gleichen Jahr. Aus der theoretischen Schrift des J. Zangerus geht hervor, daß F. Priester war. – Das wechselvolle Leben F.s scheint nicht nur Ausdruck der Zeitumstände zu sein, sondern spiegelt sicherlich auch zum Teil Charakterzüge einer unruhevollen und eigenwilligen Künstlernatur wider. Die Gedenkmedaille zeigt einen markanten Kopf mit fliehender Stirn, gewaltiger Hakennase und vollen, sinnenhaften Lippen. Sonderbare, mit der Zeit kaum in Einklang zu bringende satztechnische Züge, die schon Ulrich Brätel am Anfang des 16. Jahrhunderts als „seltzam arth, verkarth auff frembd manier“ bezeichnet hat, lassen sich in vielen seiner Kompositionen nachweisen. Man wird sie mitunter als Ausdruck seiner Persönlichkeit werten müssen, selbst wenn man die auf den zahlreichen Stationen seines langen Lebens empfangenen musikalischen Eindrücke genügend berücksichtigt. – F. hat in den drei um 1500 herrschenden musikalischen Formen, der Messe, der Motette und des Liedes, hervorragende Beispiele seines Könnens hinterlassen. Die 3 erhaltenen Messen gewähren Einblick in seine künstlerische Entwicklung. Ausgangspunkt bildet der 3stimmige Satz mit stark kontrastierenden, häufig ungemein schwierig auszuführenden Teilen, oft harten Zusammenklängen und virtuos geführter Altstimme. Die wahrscheinlich 1511 komponierte 6stimmige Prunkmesse zeichnet sich dagegen durch einen vollklingenden Satz aus, wenngleich auch ihr konsequent ein Cantus firmus zugrunde liegt. Die „Missa dominicalis“ mit ihrem betont konstruktiven Aufbau und ihrer gemäßigten, ausgeglichenen Stimmführung ist offensichtlich ein Alterswerk. Ähnliche Entwicklungsstufen lassen sich auch in F.s Motetten erkennen, in seinen bedeutsamen Responsoriumsvertonungen, den Motetten zum Proprium Missae und den Hymnen. Zu den ausgewogensten Kompositionen F.s gehört die 7teilige Motette „O Domine Jesu Christe“, ein Werk, das schon Ambros mit Dürers „Passion“ verglichen hat. Auch F.s deutsche Liedsätze sind vermutlich Kompositionen der Spätzeit, sorgfältig im Textvortrag, durchdacht und an niederländischen Vorbildern geschult in der imitationsreichen Führung der Stimmen. Die Breite und Qualität seines Schaffens, das in vieler Hinsicht eng mit der Tradition des 15. Jahrhunderts verbunden ist, aber noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Mitteleuropa weite Verbreitung fand, und die eigenwilligen Züge seiner Persönlichkeit lassen F. als einen der bedeutendsten deutschen Musiker um 1500 erscheinen. – Als Schüler F.s haben sich Johannes Zangerus und Rupr. Unterholzer bekannt. Die nachhaltigsten Spuren seines Schaffens finden sich in den Werken des kongenialen Thomas Stoltzer. Ob dieser bei F. unmittelbar gelernt hat, ist noch nicht erwiesen. Älteren, noch unbestätigten Quellen zufolge soll er mit F. eng verwandt gewesen sein.

  • Werke

    Weitere W u. a. Schöne auserlesne lieder d. hoch berümpten H. F.s …, Nürnberg 1536 (30 dt. Lieder);
    Sacrorum Hymnorum Liber I, ed. Rhau, Wittenberg 1542 (22 Jat. Hymnen);
    Neuausgg.: 35 versch. Komp., hrsg. v. R. Eitner, in: Publ. d. Ges. f. MusikF VIII, 1879;
    Missa de beata|Virgine, hrsg. v. O. Kade, in: A. W. Ambros, Gesch. d. Musik V, ³1911;
    Missa in Summis, in: Das Chorwerk 21, 1932, ²1954;
    22 Hymnen, hrsg. v. R. Gerber, in: Das Erbe dt. Musik 23, 1942, 25, 1943;
    Ausgew. Werke (Messen u. Motetten), hrsg. v. L. Hoffmann-Erbrecht, ebd. (in Vorbereitung);
    Einzelwerke in Drucken d. 16. Jh. u. Hss. s. MGG. – Zu Groß-N Herm.: Practica Musica, Wittenberg 1556.

  • Literatur

    ADB VII;
    A. W. Ambros, Gesch. d. Musik III, ³1891, S. 377-80;
    G. Bossen, Die Hofkantorei unter Hzg. Ulrich, in: Württ. Vjschr. f. Landesgesch. 25, 1916;
    H. J. Moser, Gesch. d. dt. Musik I, ⁴1926, S. 414-17;
    ders., Musikgesch. in 100 Lb., 1952, S. 45-53;
    O. zur Nedden, Zur Gesch. d. Musik am Hofe Kaiser Maximilians I., in: Zs. f. Musikwiss. 15, 1932/33, S. 24-32;
    G. Reese, Music in the Renaissance, New York 1954;
    H. Albrecht, in: MGG IV, Sp. 205-16 (W, L. P, auch f. Groß-N Herm.);
    L. Hoffmann-Erbrecht, Thomas Stoltzer (im Druck). – Zu Groß-N Herm.: P. Matzdorf, Die Practica Musica Herm. F.s, Diss. Frankfurt 1957.

  • Porträts

    Medaille mit Altersbildnis (London, Brit. Mus.), Abb. in MGG.

  • Autor/in

    Lothar Hoffmann-Erbrecht
  • Zitierweise

    Hoffmann-Erbrecht, Lothar, "Finck, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 149-150 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123911117.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Finck: Heinrich F. Ort und Jahr der Geburt und des Todes dieses deutschen Componisten sind nicht bekannt geworden. Er erhielt seine Ausbildung hauptsächlich in Polen, wo er auch in den Dienst der Könige Johann Albert (1492), Alexander (1501—1506) und Sigismund I. (1506—1546) trat. Das Verhältniß Finck's zu seinem gekrönten Dienstherrn scheint wie das Josquin's zu Ludwig XII. ein ganz gemüthliches gewesen zu sein. Dafür spricht die bekannte von Valentin Herberger in seiner Herzpostilla (Dom. cant. p. 370) erzählte Anekdote, wie König Alexander sich scherzend über Finck's hohe Besoldung beklagte: „Wenn ich einen Finken in einen Käfig setze, so kostet er mir jahrüber kaum einen Ducaten und singt mir auch.“ 30 von ihm componirte Lieder zu 4 Stimmen enthält das 1536 in Nürnberg bei Hieronimus Formschneider gedruckte Werk: „Schöne außerlesene Lieder, des hochberümpten Heinrici Finckens, sampt andern newen Liedern, von den fürnemsten diser Kunst gesetzt, lustig zu singen, vnd auff die Instrument dienstlich, vor nie im druck außgangen.“ Die große Hymnensammlung von G. Rhau: „Sacrorum hymnorum lib. I.“ (Wittenberg 1542) enthält 22 Bearbeitungen alter lateinischer Kirchenhymnen von H. F. Auch in einigen anderen Sammelwerken des 16. Jahrh. sind Compositionen dieses Meisters enthalten (vgl. Bibliographie der Musiksammelwerke des 16. und 17. Jahrh. von R. Eitner, Berlin 1877). Herrmann F. urtheilt im ersten Abschnitte seiner Practica musica über seinen Großonkel folgendermaßen: „Henricus Finck, quinon solum ingenio, sed praestanti etiam eruditione excelluit, durus vero in stylo.“ Ambros im 3. Bande seiner Geschichte der Musik (Breslau 1868) bezeichnet H. F. in seiner reckenhaften Tüchtigkeit, in seiner anspruchslosen Größe, sogar in seinen gelegentlichen Schroffheiten und Härten als echt deutschen Meister.

  • Autor/in

    Fürstenau.
  • Zitierweise

    Fürstenau, Moritz, "Finck, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 12-13 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123911117.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA