Lebensdaten
1614 – 1668
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Amsterdam
Beruf/Funktion
Kaufmann ; Abenteurer ; Reisender ; Zeichner
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 122807561 | OGND | VIAF: 12379363
Namensvarianten
  • Wagenaer, Zacharias
  • Wagner, Zacharias
  • Wagener, Zacharias
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Zitierweise

Wagener, Zacharias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122807561.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Zacharias (1582–1658), Maler, 1609 Bürger in D., Stadtrichter ebd., Rel.amtsverw. (s. ThB);
    M N. N.;
    1 B, 3 Schw;
    Batavia 1648 Maria aux Brebis (1600–66, 1] Adriaen Daniel de Bucquoijm, 2] Adriaen Anthonijsz, 3] Jacob Sweers, Kaufm., B d. Salomon Sweers, 1611–74, Buchhalter, Rat d. niederl. Ostindischen Ges., u. d. Isaac Sweers, 1622–73, niederl. Admiral, s. NNBW);
    Stief-T Maria de Bucquoy ( n. 1662 / 75, Cornelius Voorburgh).

  • Biographie

    Die Grundzüge von W.s Leben gibt ein von unbekannter Hand angefertigter Auszug aus seinem verschollenen Tagebuch wider. W. wuchs als Sohn eines angesehenen Dresdener Kunstmalers auf. Wohl um seine Fähigkeiten im Zeichnen und Kupferstechen weiterzuentwickeln, ging W. Mitte 1633 über Hamburg zu dem renommierten Verleger und Kupferstecher Willem Blaeu (1570–1638) nach Amsterdam, zog aber schon 1634 als Soldat der niederl. Westindien-Kompanie (WIC) nach Niederl.-Brasilien. Dort war der Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–79) mit der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Erschließung der den Portugiesen entrissenen nordöstlichen Küstenregion befaßt. W. diente als Küchenschreiber an dessen Hof, begleitete den Statthalter bei einem Feldzug nach San Salvador (1638) und einer Inspektionsreise durch die niederl. Besitzungen (1639). Dank dieser Reisen machte er Beobachtungen, die Moritz’ Hofmalern Georg Marggraf (1610–44), Albrecht Eyckhout (1607–65 / 66) und Frans Post (um 1612–80) nicht möglich waren. In diesen Jahren entstand sein „Thier Buch“ (Kupf.kab. Dresden) mit 109 Aquarellen der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Einwohner mit ihren Trachten, Bräuchen und Wohnstätten.

    1641 kehrte W. nach Dresden zurück, um im Frühjahr 1642 in Diensten der niederl. Ostindien-Kompanie nach Batavia zu segeln. Dank seiner Erfahrungen und Fähigkeiten wurde er bald mit kaufmännischen und handelspolitischen Aufgaben betraut. Die Eheschließung mit Maria aux Brébis, der Witwe hochrangiger Bediensteter der Ostindischen Kompanie, unterstreicht W.s sozialen Aufstieg. 1651 reiste er in die niederl. Niederlassungen in Tonkin, „Quinam“ (Guangnan) und Formosa. Zurück in Batavia, erhielt er einen Sitz im „Raad van Justitie“, dem obersten Organ der Rechtsprechung in Niederl.-Ostindien. 1653 folgte eine Gesandtschaft nach Kanton, die einen Handelsvertrag mit dem chin. Kaiserreich anbahnen sollte, aber erfolglos zurückkehrte. 1656 übernahm W. für ein Jahr die Leitung der Niederlassung Dejima (Deshima) in Nagasaki (Japan). Als er im folgenden Frühjahr nach Edo (heute Tokio) zog, um dem Shogun im Namen der Kompanie für die Handelserlaubnis in Japan zu danken, überlebte er mit seiner Entourage nur knapp eine der größten Brandkatastrophen jenes Jahrhunderts. Arnoldus Montanus (um 1625–83) gibt umfangreiche Auszüge aus dem Diensttagebuch W.s wider. Zurück in Batavia machte W. auf die Kaolin-Vorkommen und hochwertigen Porzellane von Arita aufmerksam. 1659 reiste er erneut nach Japan und leitete mit einer umfangreichen Bestellung den Export der in Europa bald begehrten „Imari-Porzellane“ ein.

    1660 schloß W. für die Kompanie mit dem König von Makassar einen Friedens- und Freundschaftsvertrag. Wegen seines langen Gichtleidens gab er das ihm 1661 übertragene Amt des Oberbaumeisters auf und wurde Gouverneur der 1651 durch Jan van Riebeeck (1619–77) gegründeten Niederlassung am Kap der Guten Hoffnung. Nach dem Tod seiner Frau 1666 regelte W. die Nachlaßfragen und reichte sein Abschiedsgesuch ein. Ende 1667 brach er als Vizeadmiral der „Retourflotte“ nach Europa auf. Doch schon drei Monate nach der Ankunft starb er in Amsterdam.

    Die „Kurzen Beschreibungen“ sind die nüchterne Rekapitulation eines abenteuerlichen Lebens. In den Diensttagebüchern der japan. Niederlassung Dejima wie auch den Berichten zur Gesandtschaft nach China hingegen tritt W. als hartnäckiger, oft ungeduldiger Vertreter der Kompanie auf. Seine Aquarelle aus Südamerika gelten heute als wertvolle Quellen zum Leben in Niederl.-Brasilien. Ein im Edo-Tokyo Museum (Tokio) gehütetes Aquarell ist das einzig authentische Bildzeugnis der Brandwüste von 1657.

  • Werke

    |Thier Buch, darinnen viel unterschiedlicher Arter der Fische vögel vierfüssigen Thiere Gewürm, Erd- und/ Baumfrüchte, so hin undt wieder in Brasilischen bezirck, und gebiethe, Der Westindischen Compagnie zu schauwen undt anzutreffen und daher in den Teutschen landen fremde und unbekant, o. J., Ms.;
    Kurtze Beschreibung der 35-jährigen Reisen und Verrichtungen, welche Weyland Herr Zacharias Wagner in Europa, Asia. Africa und America, meistentheils zu Dienst der Ost- und West-Indianischen Compagnie in Holland, rühmlichst gethan und abgeleget, aus des Seeligen gehaltenen eigenhändigen Journal, o. J. (n. 1668), Ms., beide Kupf.kab. Dresden.

  • Literatur

    |ADB 40;
    A. Montanus, Denkwürdige Gesandtschafften d. Ost-Indischen Ges. in d. Vereinigten Niederländern an unterschiedl. Keyser v. Japan, 1669;
    J. Neuhof, Die Gesantschaft d. Ost-Indischen Ges. in d. Vereinigten Niederländern an d. Tartarischen Cham u. Sinischen Keyser, 1669;
    Lebensbeschreibung, hg. v. P. E. Richter, in: FS z. Jubelfeier d. 25-j. Bestehens d. Ver. f. Erdkde. zu Dresden, 1888, S. 59–91;
    S. Pfaff, Z. W. (1614–1668), 2001;
    R. van Gelder, Das ostindische Abenteuer, Deutsche in Diensten d. Vereinigten Ostindischen Kompanie d. Niederl. (VOC) 1600–1800, 2004;
    ThB.

  • Autor/in

    Wolfgang Michel
  • Zitierweise

    Michel, Wolfgang, "Wagener, Zacharias" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 192-193 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122807561.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Wagner: Zacharias W., namhafter sächsischer Reisender, wurde am 10. Mal 1614 zu Dresden als Sohn des Stadtrichters geboren. In seiner Jugend widmete er sich weniger den gelehrten Studien, als vielmehr dem Zeichnen und Kupferstechen. Um sich in diesen Künsten weiter auszubilden, begab er sich im Alter von 19 Jahren nach Amsterdam, arbeitete hier einige Monate in der Werkstatt des durch seine Atlanten berühmten Kartographen Wilhelm Blaeuw und ließ sich darauf im Sommer 1634, von Abenteuerlust getrieben, als Soldat für die holländisch-westindische Handelsgesellschaft anwerben. Noch in demselben Jahre wurde er nach Brasilien geführt, das die Holländer seit 1630 theilweise beseht hatten. Als man seine Geschicklichkeit im Zeichnen erkannte, verwendete man ihn nicht mehr als Soldat, sondern als Musterschreiber. Der Statthalter Graf Johann Moritz von Nassau-Siegen beschäftigte ihn nebst anderen Deutschen, unter denen Georg Marggraf, Georg Cralitz und Wilhelm Glimmer zu nennen sind, mit wissenschaftlichen Untersuchungen und mit der Anfertigung von Karten. Höchst wahrscheinlich war er Mitarbeiter an Marggraf's Atlas Brasiliensis, möglicherweise hat er auch die Karten entworfen, welche Barlaeus, der Geschichtschreiber der holländischen Herrschaft in Brasilien, seinem Werke Rerum per octennium in Brasilia et alibi nuper gestarum historia einfügte. Auf mehreren Zügen in das Innere des Landes fand er Gelegenheit, allerlei merkwürdige Thiere und Pflanzen, sowie eingeborene Wilde verschiedener Stämme abzuzeichnen. Er brachte auf diese Weise ein Sammelwerk von 109 sauber illuminirten Blättern zusammen, das den Titel führt: „Thier Buch, Darinnen viel unterschiedene Arten der Fische Vögel vierfüßigen Thiere Gewürm Erdt- undt Baumfrüchte, so hin undt wider in Brasilischen|bezirck undt gebiethe der Westindischen Compagnie zu schauwen undt anzutreffen“. Jeder Abbildung fügte er eine kurze Beschreibung bei. Dieses Werk Wagner's, dessen Text an Hans Stadens Reisebuch erinnert, ist ein würdiges Seitenstück zu der Historia rerum naturalium Brasiliae (Lugd. Bat. 1648) seines Freundes Georg Marggraf, das in 429 Holzschnitten die wichtigsten Naturgegenstände Brasiliens, namentlich Pflanzen darstellt und vermuthlich unter Wagner's Mitwirkung entstanden ist. 1641 verließ W. den Dienst der Westindischen Compagnie und kehrte in seine Vaterstadt zurück. Da es ihm aber hier nicht gelang, einen geeigneten Wirkungskreis zu finden, begab er sich bereits im Frühling des folgenden Jahres wieder nach Amsterdam. Hier ließ er sich als Cadet für die Ostindische Handelsgesellschaft anwerben und segelte mit der Herbstflotte nach Batavia, wo er zunächst der Garnison zugetheilt wurde, bis er durch seine Leistungen im Kartenzeichnen die Aufmerksamkeit des Generalgouverneurs Anton van Diemen erregte, der ihn zum Schreiber ernannte. Da er Gewissenhaftigkeit und Fleiß mit seltener Auffassungsgabe vereinigte, stieg er rasch empor, wurde wegen seiner Gewandtheit in der Buchführung und in diplomatischen Unterhandlungen auch zu Kaufmanns- und Gesandtschaftsdiensten verwendet und trat 1648 durch eine Heirath in verwandtschaftliche Beziehungen zu der höheren holländischen Colonialbeamtenwelt. 1651 ging er als Gesandtschaftssecretär nach Tonking und Formosa, zwei Jahre später, nachdem er unterdessen die Würde eines ordentlichen Justizraths erhalten hatte, als bevollmächtigter Gesandter nach Canton, um hier mit dem chinesischen Vicekönig Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrags anzuknüpfen. Obwol dieses Unternehmen im wesentlichen ohne Erfolg blieb, da er unterlassen hatte, die chinesischen Beamten durch Bestechungsgelder zu gewinnen, wurde er 1656 mit ausgedehnten Vollmachten nach Japan geschickt, um auch hier günstigere Bedingungen für den Handel der Compagnie zu erwirken. Er kam an den Kaiserhof nach Jeddo, erwarb sich hier durch Austheilung reichlicher Geschenke die Gunst der maßgebenden Personen, hatte aber das Unglück, bei einem Brande, der den größten Theil der Stadt mit dem kaiserlichen Palaste verzehrte, seine Papiere und sonstigen Habseligkeiten einzubüßen. Er begab sich deshalb wieder nach Batavia, kehrte aber bald mit neuen Instructionen zurück und erledigte glücklich die ihm aufgetragenen Geschäfte. 1660 reiste er als Commissar des Generalgouverneurs nach der Insel Celebes, wo er mit dem König von Makassar einen Friedens- und Freundschaftsvertrag abschloß. Im nächsten Jahre wurde er Oberbaumeister für Indien, da ihn aber dieses Amt zu häufigen beschwerlichen Dienstreisen nöthigte, die ihm ein anhaltendes Gichtleiden zuzogen, sah er sich nach kurzer Zeit gezwungen, um eine anderweite Verwendung im Colonialdienste zu bitten. 1662 erhielt er die verantwortliche und einfußreiche Stellung eines Gouverneurs der Capcolonie, die er fast fünf Jahre hindurch bekleidete. Nachdem er 25 Jahre lang der Compagnie gedient hatte, beschloß er, seinen Lebensabend in der Heimath zu verbringen. Er nahm deshalb seinen Abschied und traf als Viceadmiral einer von Batavia heimkehrenden holländischen Flotte im Juli 1668 in Amsterdam ein. Doch ehe er die Weiterreise nach Deutschland antreten konnte, befiel ihn ein Fieber, dem er am 18. October desselben Jahres erlag. Sein oben erwähntes „Thier Buch“, sowie eine „Kurtze Beschreibung der 35-jährigen Reisen und Verrichtungen, welche Weyland Herr Zacharias Wagner in Europa, Asia. Africa und America, meistentheils zu Dienst der Ost- und West-Indianischen Compagnie in Holland, rühmlichst gethan und abgeleget, aus des Seeligen gehaltenen eigenhändigen Journal“ befinden sich in der Bibliothek des kgl. Kupferstichcabinets zu Dresden.

    • Literatur

      Festschrift zur Jubelfeier des 25jährigen Bestehens des Vereins f. Erdkunde zu Dresden, 1888, S. 57—71. — Ambassades de la Compagnie hollandoise des Indes d'Orient vers l'Empereur du Japon. Vol. II. La Haye 1696. — Charlevoir, Histoire et description générale du Japon. Paris 1763. VII.

  • Autor/in

    V. Hantzsch.
  • Zitierweise

    Hantzsch, Viktor, "Wagener, Zacharias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 585-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122807561.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA