Lebensdaten
1791 – 1848
Geburtsort
Móor bei Preßburg (Ungarn)
Sterbeort
Pest
Beruf/Funktion
österreichischer Feldmarschall
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 122110439 | OGND | VIAF: 45174614
Namensvarianten
  • Lamberg, Franz Philipp Graf von
  • Lamberg, Franz Graf von
  • Lamberg, Franz Philipp Graf von
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Zitierweise

Lamberg, Franz Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122110439.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp Joseph (1749–1807), auf Móor, k. k. Kämmerer, S d. Franz Joseph (1708–91) u. d. Maria Theresia Gfn. Hoyos;
    M Barbara (1771–1850), T d. Großgrundbes. Georg Frhr. v. Luszensky u. d. Elisabeth Gfn. Berényi;
    - Wien 1828 Caroline (1811–75), T d. FML Joh. Ernst Gf. Hoyos-Sprinzenstein (1779–1849), auf Drosendorf, u. d. Therese Gfn. v. Schlabrendorf;
    3 S, 4 T, u. a. Heinrich (1841–1929), k. u. k. Gen. d. Kav., Mil.insp. d. k. u. k. Pferdezuchtanstalten.

  • Biographie

    L. ergriff den Offiziersberuf und diente seit 1810 als Leutnant im österr. Ulanen-Rgt. Nr. 3, mit dem er an den Feldzügen 1813/14 in Italien teilnahm. Als Rittmeister trat er 1821 zum Chevauxlegers-Rgt. Nr. 7 über und übernahm als Oberst das Kommando des Ulanen-Rgts. Nr. 2. Als Brigadier kommandierte L. (1834 Generalmajor) in Esseg und seit 1835 in Preßburg, bis er am 16.10.1843 zum Divisionär in Graz – unter Beförderung zum Feldmarschalleutnant – avancierte. Erst jetzt und nach der Versetzung als Divisionär nach Preßburg (1844) sowie der Ernennung zum 2. Inhaber des Husaren- Rgts. Nr. 4 wird auch seine politische Tätigkeit faßbar. Er dürfte – anonym – politische Flugschriften und Zeitungsartikel in der ungar. politischen Zeitschrift „Hirnök“, die 1837 als Organ der Gemäßigten gegründet worden war, publiziert haben. Zu der Broschüre des Herausgebers dieser Zeitschrift, Josef v. Orosz, mit dem Titel „Terra incognita“, verfaßte L. 1841 die Gegenschrift „Még egy terra incognita …“ (d. h. „auch eine unbekannte Gegend“, gemeint waren die Erblande der Habsburgermonarchie). Durch seine Freundschaft mit dem Politiker Lajos Gf. Batthyany und sein Auftreten beim ungar. Landtag 1847 wurde der Hof auf ihn aufmerksam. Als nach den revolutionären Ereignissen von 1848 es dem Palatin Erzhzg. Stephan Victor nicht gelungen war, mit dem seit dem 11. September nach Ungarn vorrückenden kroat. Banus Joseph Jelačić eine Aussprache herbeizuführen, flüchtete er nach Wien. Hier wurde die Frage einer Vertretung des Kaisers (Königs) in Ungarn beraten. Der zurückgetretene Palatin setzte sich bei Ferdinand I. mit seiner Meinung durch, daß nicht Jelačić zum Zivil- und Militärgouverneur von Ungarn ernannt werden sollte, da dies den sofortigen Bürgerkrieg bedeutet hätte. Er erreichte, daß ein versöhnlicher Kurs signalisiert wurde, indem am 25.9. Georg Gf. Majláth zum Statthalter und L. zum Oberkommandanten aller Streitkräfte in Ungarn bestimmt wurden. Diese Ernennungen jedoch entbehrten zunächst der Gegenzeichnung durch den ungar. Ministerpräsidenten Lajos Gf. Batthyany, was von der Seite der Radikalen sofort herausgestrichen wurde; sie wurden aber dennoch publiziert. Indem sich L. um die Kontrasignatur bemühte, reiste er nach Ofen-Pest, während Batthyany ihn in Stuhlweißenburg wähnte und dort aufsuchen wollte. Er brachte allerdings auch ein kaiserl. Manifest vom 22.9. mit, in dem Ferdinand I. gegen „Aufwiegler und Ruhestörer“ Stellung bezog und die Aushebung von Rekruten zum Kampf gegen die kroat.-slowen. Verbände untersagte, ferner einen Aufruf an die Streitkräfte in Ungarn. Vor allem jenes Manifest und die „ungesetzliche“ Publizierung der Ernennung boten neben früheren Maßnahmen des Hofes den Agitatoren der Linken, insbesonders den Kreisen um Lajos Kossuth, Vorwände, die Menge aufzuputschen. L. hatte sich nach seiner Ankunft in Ofen zunächst zum Stadtkommandanten General Hrabowsky begeben. Als er sich zur Pester Redoute fahren lassen wollte, wurde er, bereits von der Pester Nationalgarde|eskortiert, auf der Schiffsbrücke aus dem Wagen gezerrt und grausam ermordet. Sein gewaltsamer Tod hatte ähnliche Auswirkungen wie die Ermordung des Kriegsministers Theodor Gf. Baillet de Latour in Wien am 6.10., nämlich den Abbruch der Brücken von beiden Seiten. Zwei Tage nach dem Tode L.s kam es in Ungarn zum ersten größeren – unentschiedenen – Gefecht zwischen kroat. und ungar. Truppen bei Pákozd.

  • Werke

    Weiteres W Ungarns pol. Zukunft, 1842.

  • Literatur

    ADB 17;
    A. Schütte, Ungarn u. d. ungar. Unabhängigkeitskrieg … I, 1850, S. 137 ff.;
    A. Springer, Gesch. Österr. seit d. Wiener Frieden 1809, II, 1865, S. 535 ff.;
    O. Kielmansegg, Schwarzenberg-Uhlanen 1790-1887, 1887, S. 214 ff.;
    G. Amon-Treuenfest, Gesch. d. k. u. k. Husarenrgts. Nr. 4, 1903, S. 486 f.;
    F. Strobl v. Ravelsberg, Die ungar. Donau-Armee 1848/49, ²1908, S. 5 ff.;
    R. Kiszling, Die Rev. im Kaisertum Österreich 1848/49, I, 1948, S. 218 f.;
    Magyar Életrajzi Lex., 2. Bd., 1969, S. 21;
    G. Rózsa u. G. Spira, Negyvennolc a Kortársak Szemével, 1973, Nr. 397, 398, 401, 403, 573, 602, 603 (Bildl. Darst. d. Mordes u. Flugschr. üb. L.);
    E. Pamlényi, Die Gesch. Ungarns, 1971, S. 316 f.;
    Wurzbach 14.

  • Autor/in

    Peter Broucek
  • Zitierweise

    Broucek, Peter, "Lamberg, Franz Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122110439.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lamberg: Franz Philipp Graf v. L. (der gräflichen Linie zu Ortenegg und Ottenstein), k. k. Feldmarschalllieutenant, geb. zu Moor in Ungarn am 30. November 1791, trat 1810 als Lieutenant in das dritte Uhlanenregiment und war während der Jahre 1813—14 bei der großen Armee in Frankreich. 1834 avancirte er zum Generalmajor, 1842 zum Feldmarschalllieutenant. Der Umstand, daß L. als ungarischer Magnat mit den Verhältnissen Ungarns vertraut war, brachte ihm 1848 den höchst schwierigen, aber auch ehrenvollen Auftrag als kaiserlicher Commissär die friedliche Ausgleichung zwischen König und Volk zu Stande zu bringen. Doch noch vor seinem Eintreffen in Pest hatte Kossuth das Volk zu entschiedener Widersetzlichkeit gegen die bestehenden Gesetze aufgehetzt, die Leidenschaft des Nationalhasses entflammt und in der Sitzung des Landtages vom 27. September den blinden Fanatismus der Menge dahin gelenkt, daß dem zum Commandirenden der Militärmacht und provisorisch zum Palatin von Ungarn ernannten Grafen L. verboten wurde, das Commando zu übernehmen. Selbst an die Armee war die Weisung ergangen, ihm den Gehorsam zu versagen. Tags hierauf kam L. zu Pest an und fuhr nach einer kurzen, resultatlosen Unterredung mit dem General Hrabowsky in einem Fiaker zum Redoutengebäude. Beim Ueberschreiten der Brücke stürzte sich der von des Generals Ankunft schon verständigte Pöbel auf den Wagen, ermordete in gräulicher Weise des Kaisers Abgesandten, verstümmelte den todten Körper und trug selben, auf Sensen gespiest, triumphirend zum Invalidenhause. Später erst wurde das schuldlose Opfer der irregeleiteten Massen bei den P. P. Serviten im Stillen beigesetzt. L. war Soldat im besten Sinne des Wortes, treu seinem Kaiser und der Pflicht, dabei ein Mann von umfassender Bildung. Vor dem Jahre 1848 soll er ein fleißiger Mitarbeiter des Journals „Hirnök“ gewesen sein und als Seitenstück zu Orosz' Broschüre „Terra incognita“ eine zweite Broschüre „Még egg terra incognita“, d. h. auch eine unbekannte Gegend (womit die übrigen österreichischen Länder gemeint sind) geschrieben haben.

    • Literatur

      Wurzbach, Biograph. Lex., 14. Bd., Wien 1865. — Hirtenfeld, Oesterreichischer Soldatenfreund, Wien 1850. —
      Janotyckh, Chronologisches Taschenbuch d. ungar. Revolution, 3. Bd., Wien 1851. —
      Balleydier, Hist. des révolut. de l'empire d'Autriche, 1848/49, 2. Bd. —
      Mailáth, Geschichte der Magyaren, 7. Bd., Regensburg 1853. —
      Meynert, Gesch. d. Ereignisse in d. österr. Monarchie 1848 u. 1849, Wien 1853. — Schütte, Ungarn und der ungar. Unabhängigkeitskrieg, Dresden 1850.

  • Autor/in

    Schz.
  • Zitierweise

    Schz., "Lamberg, Franz Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122110439.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA