Lebensdaten
um 1430 – 1493
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Verleger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12146556X | OGND | VIAF: 85050452
Namensvarianten
  • Sorg, Anton d. J.
  • Sorg, Anton
  • Sorg, Anton d. J.
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Zitierweise

Sorg, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12146556X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton d. Ä., Kartenmacher;
    M N. N.;
    N. N.;
    K u. a. N. N. ( Hans Schobser [Johann Schopser], um 1460–1530, Buchdrucker in München, s. Augsburger Stadtlex.; LGB²); Verwandte (?) Georg, Wolfgang, beide Drucker.

  • Biographie

    Zwischen 1466 und 1476 übte S. – wie viele Inkunabeldrucker – den Beruf eines Brief- und Kartenmalers aus. Bevor er 1475 in Augsburg eine eigene Druckerwerkstatt gründete, war er zunächst in der Offizin des Klosters St. Ulrich und Afra tätig, dessen Abt Melchior von Stainhaim die neue Technologie entscheidend gefördert hatte; S.s Drucktype 1 ist identisch mit Type 2 der Klosterdruckerei. Der erste seiner etwa 240 Drucke (Augustinus, „Quinquaginta“) ist auf den 1.2.1475 datiert, der letzte (Thomas von Kempen, „Nachfolge Christi“) erschien am 9.12.1493. Der Umstand, daß mehrere Exemplare dieser Ausgabe S.s Schwiegersohn Johann Schobser als Drucker nennen, legt den Schluß auf eine Zusammenarbeit mit dessen Werkstatt in der letzten Schaffensphase S.s nahe.

    Obgleich S.s Offizin – eine der produktivsten des 15. Jh. – auch lat. Werke, vorwiegend Erbauungsliteratur, publizierte, setzte sich das Verlagsprogramm hauptsächlich aus deutschsprachigen Drucken zusammen; weniges, so z. B. die Fabeln Aesops, erschienen in lat. und dt. Fassungen, die Verlagsanzeige von 1483/84 enthält nur dt. Titel. Die Schwerpunkte seiner gezielt auf das Publikumsinteresse zugeschnittenen Produktion dt. Drucke liegen bei Erbauungsschriften und theologischer Gebrauchsliteratur (z. B. Johannes Nider, „Das Passional“, 1478; Otto von Passau, „Die 24 Alten“, 1483); 1477 hatte S. den siebten dt. Bibeldruck herausgebracht|(Neufl. 1480). Es folgten Prosaromane (z. B. „Tristant und Isalde“, 1484) und Übersetzungen lat. Novellen (z. B. Boccaccio, „Decamerone“, 1490) sowie Reisebeschreibungen, wie diejenige Marco Polos (1481), historiographische Texte (z. B. Twinger, „Chronik“, 1480), Rechtsliteratur („Schwabenspiegel“, 1481), populäre Wissensliteratur (z. B. Konrad v. Megenberg, „Buch der Natur“, 1482), ferner medizinische Texte (z. B. Ortolf von Baierland, „Arzneybuch“, 1479; „Regimen sanitatis“, 1490) und Praxisliteratur (z. B. erstes Jagdbuch, 1480; „Ars memorativa“, 1490).

    Mit der bildlichen Ausstattung von mehr als 100 seiner ca. 240 Drucke bediente S. auch ökonomisch klug einen neu entstehenden Markt für den sich etablierenden literarischen Funktionstyp „deutschsprachige Druckprosa“. Darunter befanden sich üppig illustrierte Produkte wie die Bibeln 1477 und 1480 (76 Holzschnitte) und die „Konstanzer Konzilschronik“ (1100 Schnitte, davon zahlreiche Wappen). Er beschäftigte mehrere Reißer, darunter den Bämler-Meister (z. B. für „Wilhelm v. Österreich“, 1481), den Sorg-Meister (z. B. für d. Bibeln, „Spiegel menschlicher Behaltnis“, 1476; „Herzog Ernst“, 1476; „Alexander“, 1480) und den Columna-Meister (z. B. Guido de Columnis, „Historia Troiana“, 1482; „Heiligenleben“, 1486); sie arbeiteten auch für andere Augsburger Werkstätten und kopierten, oft spiegelverkehrt, für S. häufig Holzschnitte aus Augsburger Vorgängerdrucken, v. a. solchen Günter Zainers ( 1478) und Johann Bämlers ( 1503). S. konnte auch über originale Druckplatten aus den Offizinen Zainers und Bämlers verfügen, wie deren Wiederverwendung in manchen seiner Inkunabeln belegt.

    Der große Erfolg der Offizin, zu der auch eine Papiermühle gehörte, ist auch an der Vermögensentwicklung abzulesen: In den 1480er Jahren wurde S. mit 1400 fl. veranlagt. Als gebildeter Drucker-Verleger hat er auf die Gesetze des Buchmarkts nicht nur reagiert, sondern sie mit seiner Produktion auch wesentlich beeinflußt und damit das Profil der volkssprachlichen Literatur in der 2. Hälfte des 15. Jh. entscheidend mitbestimmt. So hat er auch Walter Burleys „Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum“, den er 1490 unter dem Titel „Das bůch von dem leben vnd sitten der heydnischen maister“ druckte, selbst übersetzt, wie er im Kolophon mitteilt (Neuaufl. Sigmund Grimm u. Marx Wirsung, Augsburg 1519).

  • Werke

    Weitere W u. a. Erbauungslit.: Johannes Nider, Die vierundzweinczig guldin harpffen, 1476;
    Der sele trost, 1478;
    Der Heiligen Leben, Sommer- u. Winterteil, 1478;
    Buch d. heiligen Altväter, 1482;
    Evangelien u. Episteln, 1477;
    Außlegung d. heyligen Messe, 1484;
    Beichtbüchlein, 1482;
    Prosaromane:
    Johann Hartlieb, Alexander, 1478;
    Grideldis, 1480;
    Melusine, 1484;
    Überss.:
    Eneas Silvio Piccolomini, Lucretia und Euralio, 1489;
    Reisebeschreibungen:
    Johann Mandeville, Reise n. Jerusalem, 1481;
    Bernhard v. Breydenbach, Reise z. hl. Grab, 1488;
    historiograph. Texte:
    Valerius Maximus, Gesch. d. Römer, 1489;
    Konstanzer Konzilschronik, 1483;
    Krönung d. ( . . . ) Maximilianus erczherczog zu österreich, 1486;
    Rechtslit.:
    Jacobus de Theramo, Belial, 1479;
    Bayr. Landrecht, 1482.

  • Literatur

    ADB 34;
    A. Schramm, Der Bilderschmuck d. Frühdrucke 4: Die Drucke v. A. S. in Augsburg, 1921;
    Adolf Schmidt, Bücheranzeige v. A. S. in Augsburg 1483/84, in: Gutenberg-Jb. 1930, S. 119–25;
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker I, 1968, S. 139–42;
    R. Wedler, Walter Burleys „Liber de vita et moribus philosophorum poetarumque veterum“ in zwei dt. Bearbb. d. Spätma., Diss. Heidelberg 1969;
    Helmut H. Schmid, Augsburger Einzelformschnitt u. Buchill. im 15. Jh., 1971, S. 73–105;
    I. Leipold, Unterss. z. Funktionstyp ,Frühe dt.sprachige Druckprosa`, Das Verlagsprogr. d. Augsburger Druckers A. S., in: DVjs 48, 1974, S. 264–90;
    S. Corsten u. R. W. Fuchs (Hg.), Der Buchdruck im 15. Jh., Eine Bibliogr. I, 1988, S. 393 f.;
    J. Vorderstemann, Augsburger Bücheranzeigen d. 15. Jh., in: H. Gier u. J. Janota (Hg.), Augsburger Buchdruck u. Verlagswesen, 1997, bes. S. 61–63 u. 66–68;
    Rolf Schmidt, Die Klosterdruckerei v. St. Ulrich u. Afra in Augsburg, ebd., bes. S. 148 f.;
    N. H. Ott, Frühe Augsburger Buchill., ebd., bes. S. 207 f. u. 214 f.;
    J.-D. Müller, Augsburger Drucke v. Prosaromanen im 15. u. 16. Jh., ebd., bes. S. 344–50;
    H.-J. Künast, „Getruckt zu Augspurg“, Buchdruck u. Buchhandel in Augsburg zw. 1468 u. 1555, 1997;
    Augsburger Stadtlex.;
    Vf.-Lex. MA² (L);
    LGB².

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Sorg, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 598-599 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12146556X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sorg: Anton S., Buchdrucker zu Augsburg — er selbst nennt sich civis Augustensis et artis impressoriae magister — in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Von seinen Lebensverhältnissen wissen wir nur so viel, daß er vom Jahre 1475—93 in der schwäbischen Reichsstadt thätig war und mit außerordentlichem Fleiße und hervorragender Geschicklichkeit zahlreiche und vortreffliche Druckwerke hergestellt hat. Die neue Kunst hatte in ihm einen tüchtigen und vorwärts schreitenden Vertreter; er selbst rühmt mit Genugthuung am Schlusse seines 1477 vollendeten Werkes: „Lumen animae": daß dieses „liber etc. etc. stagneis karakteribus primum est in lucem productus“. Von seinen Werken, welche (siehe unten) Burger S. 307 ff. alle aufgeführt hat, nennen wir zunächst die deutsche Bibel. Die erste stammt aus dem Jahre 1477: „Diß durchleuchtigest werk der ganzen Heyligen geschrift genannt die Bybel .... hat gedruckt und volbracht Anthoni Sorg am freytag vor sant Johannsentag des teuffers, als man zalt nach Christi unsers Herrn gepurt tausent vyerhundert und in dem syben und sybentzigesten jare", die zweite „vor all ander vorgedruckt teutsch Bibeln lauterer, klärer und warer nach rechtem gemeynen teutsch" aus dem Jahre 1480. Von andern Werken erwähnen wir „Epistel und Evangelien", „Historie von Alexander" (wiederholt), den „Schwabenspiegel", den „Lucidarius" (wiederholt), „Das Leben der Heiligen“, „Hans Tuchers Reise in das heilige Land“, „Die Reformation des Kaisers Sigmund", „Die Nachfolgung Christi", „Die Passion Christi nach den vier Evangelien", „Das Landrecht", „Aesop's Fabeln“, „Boccaccio's Decamerone“ und desselben „De claris mulieribus“, „Ovids Buch von der Liebe“ u. a.

    • Literatur

      Zapf, Augsburg's Buchdruckergeschichte. — Burger, Ludwig Hain's Repertorium bibliographicum.

  • Autor/in

    Wilhelm Vogt.
  • Zitierweise

    Vogt, Wilhelm, "Sorg, Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 693 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12146556X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA