Lebensdaten
1607 – 1675
Geburtsort
Lüneburg
Sterbeort
Altona
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Spiritualist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121145905 | OGND | VIAF: 13156393
Namensvarianten
  • Praetorius, Elias (Pseudonym)
  • Baumann, Bernhard (Pseudonym)
  • Montaltus, Christianus (Pseudonym)
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hoburg, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121145905.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jürgen, Tuchmacher;
    M Anna Dieden;
    Lauenburg 1632 Maria ( 1672), T d. Zolleinnehmers|Kaspar Breuer;
    8 K, u. a. Philipp, Drucker in Middelburg u. A., 1676-79 nachweisbar (s. Benzing, Buchdrucker).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Michaelisschule zu Lüneburg und dem Studium der Theologie in Königsberg stand H. in Kirchen- und Schulämtern in Lauenburg und Uelzen. Auf Grund eines selbstverfaßten Kriegsgebetes vertrieben, wurde er nach kurzer Hauslehrertätigkeit in Hamburg Korrektor der Sternschen Druckerei in Lüneburg. Durch kirchenkritische Veröffentlichungen geriet H. in einen literarischen Streit mit den geistlichen Ministerien von Hamburg, Lübeck und Lüneburg, der zu seiner Entlassung führte. Auf Einladung des Pfarrers Joachim Betke begab sich H. 1648 nach Linum bei Fehrbellin. 1649-54 war er Schloßprediger in Cappel (Geldern). Danach wirkte er 16 Jahre als reformierter Prediger in Latum bei Arnheim. Nach erzwungener Amtsniederlegung nahm er 1672 in Amsterdam Verbindung mit Laurens de Geer, Jean de Labadie und Antoinette Bourignon auf. 1673 floh er mit seinem Sohne Philipp von Middelburg nach Altona. Dort diente er den Mennoniten bis zu seinem Tode als Prediger.

    Als „Arndianer“, wie er sich selbst bezeichnete, versuchte H., Johann Arndts evangelisch-mystische „Lehre vom Innern“ für kirchliche Reformen fruchtbar zu machen. Er wandte sich gegen das „verkehrte Spott-Christentum“ seiner Zeit, das sich mit einem veräußerlichten Amtsbegriff und einer verweltlichten Kirchenform begnüge. Dem „Imputier- und Smierwerk“ der lutherischen Rechtfertigungslehre stellte er die mystische Kreuzestheologie als „verborgene Kraft-Theologie“ entgegen. Sein wohl von Schwenckfeld beeinflußter Spiritualismus ließ ihn alle konfessionelle „Particularität“ geringachten und mit seiner Friedenspredigt auch Reformierten und Mennoniten dienen. In Mahnungen an die Regenten und in Warnungen an die Feldprediger spricht sich H.s Kritik am 30-jährigen Kriege aus.

  • Werke

    Bußreizender Herzwecker, 1640;
    Teutsch-Ev. Judentum, 1644;
    Heutiger langwieriger verwirreter teutscher Krieg, 1644;
    Praxis Davidica, 1644;
    Medulla Tauleri, 1644;
    Praxis Arndiana, 1644;
    Spiegel d. Mißbräuche beim Predigtamt im heutigen Christentum, 1644;
    Christ-Fürstl. Jugendspiegel, 1645;
    Teutsch-Ev. ärgerl. Christentum, 1645;
    Heim. Prüfung Vortrab, 1646 (gegen d. Hanauer Theologen Christoph Heim);
    Purgatio Ministerii Lutherani, d. i.: Luther. Pfaffenputzer, 1648;
    Apologia Praetoriana, 1653;
    Postilla Evangeliorum mystica, 1650/63;
    Theologia mystica, d. i.: verborgene Kraft-Theol. d. Alten, 1650/56;
    Lebendige Herzens-Theol., 1661;
    Emblemata Sacra, 1661/81;
    Soliloquia mystica, 1663;
    Regenspurg. Herold, 1664;
    Der unbekannte Christus, 1669/72, ²1727 (mit Biogr. v. S Philipp);
    Drei geistreiche Tractätlein, 1677;
    Christiani Montalti himml. Übungen, 1685;
    Meditationes u. Herzensgespräche, 1696.

  • Literatur

    J. Moller, Cimbria literata II, 1744, S. 337-47;
    E. Seeberg, Gottfried Arnold, 1923, ²1964, S. 343-45;
    R. Windel, Myst. Gottsucher d. nachref. Zeit, 1925, S. 31-34;
    E. Kochs, Das Kriegsproblem in d. spiritualist. Gesamtanschauung C. H.s, in: Zs. f. KG 46, 1927;
    A. Schleiff, Selbstkritik d. luth. Kirchen im 17. Jh., in: Neue Dt. Forschungen 162, 1937;
    M. v. Nerling, C. H.s Streit mit d. geistl. Ministerien v. Hamburg, Lübeck u. Lüneburg, Diss. Kiel 1950 (ungedr.);
    M. Schmidt, Speners Pia Desideria, in: Theologia Viatorum 3, 1951;
    ders., Die spiritualist. Kritik C. H.s an d. luth. Abendmahlslehre u. ihre orthodoxe Abwehr, in: Bekenntnis z. Kirche, Festgabe f. E. Sommerlath, 1959;
    ders., Ch. H.s Begriff d. „Myst. Theologie“, in: Glaube, Geist, Gesch., Festschr. f. E. Benz, 1967;
    RGG², ³ (L).

  • Autor/in

    Winfried Zeller
  • Zitierweise

    Zeller, Winfried, "Hoburg, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 282-283 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121145905.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hohburg: Christian H., mystischer Theolog, 1607 zu Lüneburg geboren und frühzeitig verwaist, bezog, nachdem er sich unter den allergrößten (aus seiner Armuth herrührenden) Hindernissen die nöthigste Schulbildung angeeignet, die Universität Königsberg, wo er sich nur einen kurzen Aufenthalt zu ermöglichen vermochte. Daher verließ er die Universität bald, ohne daß er sich in das Studium der Theologie wirklich hatte vertiefen können. Er übernahm zu Lauenburg die Stelle eines Cantors, mit welcher auch eine Hülfspredigerstelle verbunden war. Hier wurde für ihn sein Studium der Schriften Arndt's und Caspar Schwenckfeld's entscheidend. Schon jetzt befestigte sich in ihm der Gedanke, daß das äußere kirchliche Leben nichts tauge und daß der Geist Gottes in den einzelnen Kirchengliedern unmittelbar ein ganz neues Leben erwecken müsse, wenn der verderbten Kirche geholfen werden sollte. Im J. 1640 als Subconrector und Hülfsprediger nach Uelzen berufen, arbeitete er ein ganz auf diesem Gedanken beruhendes Gebet aus, welches er — zum größten Aergerniß aller orthodoxen Lutheraner — nach jeder Predigt vorzulesen pflegte. Endlich wurde ihm diese liturgische Willkür untersagt. H. gebrauchte jedoch sein Gebet nach wie vor und wurde daher seines Dienstes entlassen. Er lebte nun eine Zeit lang mit seiner Familie erst als Informator in Hamburg, dann als Corrector in der berühmten Sterner Druckerei zu Lüneburg. Ebendamals veröffentlichte er (pseudonym) zwei seiner bedeutendsten Werke, den „Spiegel der Mißbräuche“ (unter dem Namen Prätorius) und das „Aergerliche Christenthum“ (unter dem Namen Bernhard Baumann). Der Herzog August von Wolfenbüttel, der auf ihn aufmerksam geworden, und von einer Probepredigt Hohburg's mächtig erfaßt war, offerirte ihm drei Pfarreien, unter denen er die geringste, im Dorfe Borne, erwählte. Bald aber erhob sich hier von allen Seiten her die lebhafteste Polemik gegen ihn und seine mystische Ketzerei. Auch das Consistorium wollte ihn schließlich nicht länger dulden, so daß ihn der Herzog endlich fallen lassen mußte. Mit großer Rohheit von seinem Amte und aus seinem Hause entfernt, zog er unter sehr zerrütteten Vermögensverhältnissen (die er sich durch seine große Mildthätigkeit zugezogen) aus dem braunschweiger Lande hinweg, fand dann zwar bald bei einem Landedelmann in Geldern Aufnahme, der ihn unter der Bedingung, daß er nur Christum und die Nachfolge Christi predige und sich aller Polemik enthalte, als seinen Schloßprediger anstellte. Doch mußte er, weil er sich nun einmal des Eiferns gegen das äußere Kirchenthum und dessen Gebrechen nicht enthalten konnte, auch diese Stelle bald wieder verlassen, worauf er einem Rufe der reformirten Gemeinde in dem Flecken Latum auf die dasige Perdigerstelle folgte. Sechzehn Jahre war er nun reformirter Prediger; allein seine Mystik und seine seltsamen Reformpläne brachten ihn schließlich auch hier mit der Gemeinde in Conflikt. Vom Amte suspendirt, legte er seine Stelle nieder und wurde, nach einem kurzen Aufenthalt in Amsterdam Prediger der Mennonitengemeinde in Hamburg, als welcher er am 24. October 1675 starb. — Neben den beiden bereits genannten Schriften wollen wir unter den anderen Werken, die H. hinterließ, nur zwei hervorheben, nämlich seine „Theologia mystica“ und seine „Postilla mystica“|(Amsterdam 1665). — H. war ein mystischer Theolog, ohne daß seine Mystik einen bestimmten positiven Charakter gehabt hätte, der ihm in der Geschichte eine bestimmte eigenthümliche Stelle zuweisen könnte. Er sprach von dem verderbten äußeren Kirchenthum und von der Nothwendigkeit einer inneren unmittelbaren Erleuchtung und Heiligung des Menschen ganz ebenso wie zahllose andere Mystiker jener Zeit, verwarf die orthodoxe Lehre von der Rechtfertigung, von der Wiedergeburt, von der Wirksamkeit der Sacramente, vom Predigtamt und von der Pastoralen Sündenvergebung, bekämpfte auch das akademische Promotionswesen und die ganze gelehrte Theologie der Zeit und verfocht die Lehre vom tausendjährigen Reiche. Dabei war aber sein ganzes inneres Leben in einer fortlaufenden Gährung und in einem Kampfe einander widerstrebender Elemente, wobei es niemals zur Ausgestaltung einer klaren festen Mystik kommen konnte.

    • Literatur

      Vgl. Arnold's Kirchen- und Ketzerhistorie, Bd. III. S. 130—136.

  • Autor/in

    Heppe.
  • Zitierweise

    Heppe, Heinrich, "Hoburg, Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 655-656 unter Hohburg [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121145905.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA