Lebensdaten
1746 – 1809
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Topograph ; Kartograph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119528568 | OGND | VIAF: 20492977
Namensvarianten
  • Riedel, Adrian von
  • Riedl, Adrian von
  • Riedel, Adrian von
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Zitierweise

Riedl, Adrian von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119528568.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Castulus (s. 1);
    M Maria Anna Theresia;
    B Michael (s. 3);
    1) München 1768 Maria Walburga Kurz ( 1808), 2) München 1808 Maria Anna (* 1784), T d. Johannes Carl Schleich, Kupferstecher in Augsburg, u. d. Thecla Heßler;
    1 T aus 2).

  • Biographie

    R. besuchte das Münchner Jesuitengymnasium und wurde frühzeitig von seinem Vater in dessen Aufgabengebiet eingeführt. Seit 1762 wurde seine Ausbildung vom Staat finanziell unterstützt; 1764 fiel er Gelehrten der Bayer. Akademie der Wissenschaften durch eine selbständige kartographische Umsetzung der Ergebnisse von Vermessungen auf, die der franz. Kartograph César François Cassini de Thury (1714–84) 1761/62 in Bayern durchgeführt hatte. Nach einer Prüfung durch die Akademie wurde R. 1766 zum kfl. Landgeometer ernannt und erhielt 1769 den Auftrag zur Aufnahme des bayer. Straßennetzes. Er füllte zunehmend die Funktionen seines Vaters aus (1771 Hofkammerrat, 1772 Wasser-, Brücken- u. Straßenbaukommissar) und trieb zusammen mit dem Generalbaudirektor Joseph Aloys v. Hofstetten die Institutionalisierung und Professionalisierung des Bau- und Vermessungswesens voran, u. a. durch die Gründung eines Allgemeinen Plankonservatoriums und einer Kopierwerkstatt. Neben den dienstlichen führte R. auch privat finanzierte Vermessungen als Grundlage für eine Neukartierung Bayerns durch und erlangte dafür 1785 ein kfl. und ein ksl. Druckprivileg. Das Vorhaben wurde zunächst durch Unstimmigkeiten zwischen Verwaltung und Ständevertretung behindert, verband sich aber seit 1788 mit dem Ziel der Regierung, eine neue Karte als Grundlage für die weitere Ausgestaltung des bayer. Straßen- und Zollwesens zu erhalten. Nach seinem Aufstieg zum Direktor der Straßen- und Wasserbauverwaltung 1790 konzentrierte sich R. auf die weitere konzeptionelle Verbesserung des Straßen- und Wasserbaus sowie auf die Durchführung größerer Projekte, u. a. die Trockenlegung des Donaumooses bei Ingolstadt sowie Schutzmaßnahmen an Donau und Isar. Unter den Straßenbauten ragt die mittels Sprengungen erbaute Chaussee an der Donau bei Abbach heraus, die mit Gedenktafeln und Löwenstandbildern monumental ausgestaltet wurde. Seit 1796 war R. als Oberst für das Marsch- und Quartierwesen in Bayern während der Koalitionskriege zuständig. Er wirkte kurzzeitig auch an der von Österreich betriebenen militärischen Kartierung von Süddeutschland (sog. „Schmittsche Karte“) mit. Sein eigenes Kartenprojekt hingegen verzögerte sich aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen sowie auch konzeptioneller Schwächen immer mehr. Unter der seit 1799 amtierenden Regierung von Kf. Max IV. Joseph wurde R. zunächst als Leiter des Bau- und Vermessungswesens bestätigt. Kritik am zähen Vorankommen und den hohen Kosten seines Kartierungsprojekts schwächte vorübergehend seine Position; an der 1801 einsetzenden modernen Landesvermessung war er jedoch wieder an leitender Stelle beteiligt. In seinen letzten Lebensmonaten leitete R. das „Statistisch-Topographische Bureau“. Als Summe seiner sich in ca. 400 handgezeichneten Landkarten und Plänen widerspiegelnden Tätigkeit gab er die beiden Druckwerke „Reise-Atlas“ (5 Bde., 1796–1805, P) und „Stromatlas von Baiern“ (1806-08) heraus, in denen er – als Ersatz für die gescheiterte Gesamtkarte – die vorhandenen Einzelaufnahmen von Straßen und Gewässern in weiterverarbeiteter Form publizierte. R. ist die herausragende Gestalt innerhalb einer Familientradition, die für das Bau- und Vermessungswesen in Bayern über 75 Jahre bestimmend war. –|Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1796); russ. St. Anna-Orden (1808).

  • Werke

    Schlacht bey Hohenlinden im Monat Dec. 1800, o. J.;
    Geograph. Conspect d. baier. u. oberpfälz. Chausséen wie sich selbe mit denen angränzenden Ländern verbinden, 1805 (mit G. Schleich als Stecher);
    Plan d. unter d. Cultur stehenden churfürstl. Schrobenhausener oder Donauer Lehen Mooses, 1792 (mit J. M. Mettenleiter als Stecher);
    Akadem. Rede über d. Fortgang d. baier. Topogr. u. ihren Nutzen, 1803.

  • Literatur

    ADB 28;
    R. Finsterwalder, Zur Entwicklung d. bayer. Kartogr. v. ihren Anfängen bis z. Beginn d. amtl. Landesaufnahme, Diss. München 1967, S. 34-37;
    ders., A. v. R. u. d. erste bayer. Straßen- u. Gewässeratlas, in: H. Wolff (Hg.), 400 J. Mercator, 400 J. Atlas, Ausst.kat. München 1995, S. 105-16;
    K. Winschiers, 500 J. Vermessung u. Karte in Bayern, Mitt.bl. d. DVW-Bayern, 1982, S. 128 f. u. passim;
    H. Wolff, Cartographia Bavariae, Ausst.kat. München 1988, S. 155 f. u. passim;
    E. Maderholz, in: Archiv f. Postgesch. in Bayern 20, 1989-91, S. 114-25;
    A. Habermeyer, Die topograph. Landesaufnahme v. Bayern im Wandel d. Zeit, 1993, S. 20-25 u. passim;
    Leidel u. Franz, Altbayer. Flußlandschaften (s. L zu 1);
    Schlögl, Der planvolle Staat (s. L zu 1);
    Franke u. Kleinschroth, Kurzbiogrr., S. 96 f. (s. L zu 1); |

  • Quellen

    Qu Bayer. HStA; Österr. Haus-, Hof- u. StA; Archiv d. Erzbistums München u. Freising.

  • Porträts

    Ölgem. v. Carl, 1796 (Ingolstadt, Bayer. Armeemus.) u. M. Franck, 1800 (München, Bayer. Ak. d. Wiss.);
    Porträtrelief v. J. Albani (ebd., Bayer. Natmus).

  • Autor/in

    Daniel Schlögl
  • Zitierweise

    Schlögl, Daniel, "Riedl, Adrian von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 575-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119528568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Riedl: Adrian v. R., Topograph und Kartograph, geboren am 6. Mai 1746 in München, daselbst im Februar 1809. Der Vater, Castulus R., war kurfürstlich bairischer Straßenbaucommissar und lehrte mehrere Jahre hindurch Mathematik an der Adelsakademie zu Ettal, er unterrichtete seinen Sohn in der ihm anvertrauten Wissenschaft, so daß derselbe, kaum den Knabenschuhen entwachsen, schon als Feldmesser und Ingenieur sich nützlich machen konnte und nach einer vorzüglich durchgeführten Grenzberichtigung des Hochstiftes Eichstädt mit 26 Jahren dasselbe Amt übertragen erhielt, welches sein Vater bekleidet|hatte. 1772 trat er als Hofkammerrath und Wasser-, Brücken- und Straßen- baucommissar in bairische Dienste, in welchen er sich vortrefflich bewährte. 1790 wurde er zum Generaldirektor der ihm übertragenen Ingenieurarbeit und kurz darauf in den Adelstand erhoben. In diese Zeit politischer Ruhe und wieder aufblühenden Wohlstandes Baierns fallen seine größten Arbeiten, von denen die Regulirung der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt, der Isar bei Tölz und München, die Austrocknung des Neuburg-Schrobenhauser Donaumooses hervorzuheben sind. Die Ernennung zum Obersten und zum Obermarschcommissar im J. 1796 bezeichnet das Ende von Riedl's großartiger Thätigkeit im Wasser- und Straßenbau. Wir finden ihn im J. 1797 in letzterer Function im Hauptquartier der österreichischen und Reichsarmee zu Friedberg, 1799 in demjenigen der durchziehenden Russen, und dabei nahm er auch regen Antheil an der 1799 unmittelbar durch die Kriegsereignisse hervorgerufenen Begründung eines topographischen Büreaus für Baiern, zu dessen Director er 1808 ernannt ward. R. war eine thätige, energievolle Natur, dabei wissenschaftlich und technisch gleich wohl beanlagt. Sein Hauptfehler war, daß er zuvieles Verschiedene begann, was er dann nicht so vollkommen, wie er es entworfen, durchzuführen vermochte. Wohl würde er in minder unruhigen Zeitläuften Vollendeteres geleistet haben. Sein originellstes Werk, das immer mit Achtung genannt werden wird, den „Stromatlas“ (1806) unterbrach der Tod; aber auch sein nächstgrößeres Werk, der „Reiseatlas von Baiern“ (1796), ist in den Karten und im Text ungleich und macht einen fragmentarischen Eindruck. Sehr schöne Blätter waren für ihre Zeit die Karte des Donaumooses in 4 Blättern, der Schlachtplan von Hohenlinden, die hydrographische Karte von Baiern, besonders aber einzelne Blätter der genannten Atlanten. Auch der Conspectus der baltischen und oberpfälzischen Chausseen ist nennenswerth. Die Münchener Akademie, deren Mitglied R. seit 1794 war, krönte seine Arbeit über die Vorbeugung großer Ueberschwemmungen und in ihr las er seine Abhandlung von der Topographie in Baiern. Riedl's Wirksamkeit bezeichnet eine Epoche in der Entwicklung der Topographie und Kartographie Baierns. Doch geht sein Verdienst erheblich weiter, denn seine zahlreichen Kartenblätter stellen den ersten großen Fortschritt über Apian's Landtafeln (deren Holzstöcke uns durch Riedl's Fürsorge erhalten sind) dar, sie gehören daher zu den frühesten Zeugnissen einer beginnenden wissenschaftlicheren Behandlung der Kartographie und beruhen, wie die Seeprofile im Stromatlas, auf der Anwendung von Messungsmethoden, welche R. wenigstens in diesem Gebiete zuerst anwandte. Riedl's oft vorzügliche Strichmanier in der Terrainzeichnung stempelt ihn zu einen Vorläufer Lehmann's. Zeitgenossen priesen R. auch als deutschen Patrioten und als edelsinnigen Menschen.

    • Literatur

      Nekrolog von C. R. in den Neuen Ephemeriden. XXIX, (1809). Ebendaselbst Riedl's Bildniß. — H. Lutz, Zur Geschichte der Kartographie in Baiern Jahresbericht der Geogr. Gesellsch. München f. 1886.

  • Autor/in

    Friedrich Ratzel.
  • Zitierweise

    Ratzel, Friedrich, "Riedl, Adrian von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 535-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119528568.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA