Lebensdaten
1716 – 1794
Geburtsort
Reutte
Sterbeort
Reutte
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11933660X | OGND | VIAF: 69736678
Namensvarianten
  • Zeiller, Franz Anton
  • Zeiler, F. A.
  • Zeiler, Franz Anton
  • mehr

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Zeiller, Franz Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933660X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Zeiller *)Zu Bd. XLIV, S. 784.: Franz Anton Z., geboren am 3. Mai 1716 zu Reutte, 1794 ebenda. — Der Zweig der Zeiller’schen Familie, aus der er, ein Vetter des Johann Jacob, hervorging, war unbemittelt. Auch verlor er seine Eltern früh. Er lernte die Elemente der Malerei bei Paul Zeiller und bei Balthasar Riep von Kempten, der sich in Reutte niedergelassen hatte. Dann kam er nach|Augsburg, wo er zwei Jahre zu seinem großen Nutzen bei seinem berühmten Landsmann Johann Holzer und nach dessen Tode einige Jahre bei Bernhard Götz beschäftigt war. Von dem Verdienst bei letzterem ersparte er sich einige 100 fl., die er zuerst zum Ankauf des Holzer’schen Nachlasses verwenden wollte, bis er sich entschloß, eine Reise nach Italien davon zu bestreiten. Zunächst wandte er sich nach Rom, wo er anfangs zwei volle Monate sich nur der Betrachtung der Kunstschätze widmete, worauf er in das Atelier des Carlo Corrado, eines Schülers des Solimena eintrat und dort zwei Jahre blieb. Darauf hielt er sich fünf Jahre lang in Venedig auf, wo er nach Gemälden des Tizian, Sebastiano Ricci und besonders wohl auch des Paolo Veronese und G. B. Tiepolo Studien und Copieen machte. „In Franz Anton Z. lebte die Tradition eines Paolo Veronese und mehr noch eines Tiepolo fröhlich fort; sie wurde ihm vermittelt durch seinen Lehrer Holzer und die Augsburger Malerschule des 18. Jahrhunderts, sodann aber besonders durch seinen fünfjährigen Aufenthalt in Venedig. In der heiteren Lebhaftigkeit seines silbertönigen Colorits, in der rosigen, blühenden Zartheit der Fleischtöne, in der leichten, malerischen Anordnung seiner in kühner Perspective gezeichneten Figuren, in der Freude an der Schilderung exotischer Gestalten und Costüme, in den prächtigen Säulenhallen seiner Scenerieen werden wir entschieden an die Richtung der venetianischen Freskomalerei erinnert, welche von Paolo Veronese ihren Ausgang nahm.“ (H. Semper, Wanderungen und Kunststudien in Tirol.) Denifle hebt mit Recht auch hervor, daß er besonders „in weiblichen, englischen und Kinderfiguren äußerst angenehm und lieblich“, sowie daß sein Colorit „satt, saftig, markig, keck aufgetragen“ war. Doch hatten seine Farbentöne stets etwas mehr ins Lichte, Kühle gehende als die kräftigeren, wärmeren Töne seines Vetters J. Jacob.

    Die früheste Arbeit nach seiner Rückkehr in die Heimath, die wir bestimmt datiren können, sind die Freskomalereien in der Pfarrkirche zu Stams im Oberinnthal, einer Filiale des anliegenden Cistercienserklosters Stams. Dieselben entstanden um 1755, als der Abt Rainerius die Kirche erneuerte. Im Presbyterium stellte der Maler die Verklärung Christi, im Langhaus drei Scenen aus dem Leben des Täufers, seine Geburt, die Predigt in der Wüste, sowie seine Enthauptung dar. Die Fresken sind sehr farbenreich, frisch, etwas unruhig in der Composition, dabei aber voll unmittelbaren, vielfach genrehaften Lebens, mit schönen landschaftlichen Fernsichten und architektonischen Perspectiven. Für dieselbe Kirche führte er außerdem zwei Altarblätter aus, das Hochaltarblatt mit der Taufe Christi, sowie das Seitenaltarblatt an der Evangelienseite, den hl. Bernhard mit den Leidensinstrumenten Christi darstellend, während ihm die hl. Jungfrau erscheint. Darunter deutet ein Bienenstock die schnelle Vermehrung der klösterlichen Stiftungen, die den Namen dieses Heiligen führen, an. (Topogr.-statist. Beschreibung der Diöcese Brixen III, 276.) Um dieselbe Zeit, in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts mag er auch die Kirche in Oberhofen im Oberinnthal ausgemalt haben. Dieselbe war Anfang der 40er Jahre neu umgebaut worden, wurde aber im J. 1805 abermals erweitert, und später wieder restaurirt, wobei Zeiller's Gemälde geopfert wurden.

    Ende der 50er oder Anfang der 60er Jahre dürfte er gemeinsam mit seinem Vetter Johann Jacob im Benedictinerkloster zu Füssen thätig gewesen sein, wo außer dem bezeichneten Plafondölbild der Verklärung des hl. Magnus in der Magnuscapelle daselbst auch noch manche andere Gemälde der großartigen, decorativen Ausstattung des Stiftes und seiner Kirche ihm zuzuweisen sein werden.

    In die Jahre 1763 und 1764 fallen sodann die Arbeiten, welche er gleichfalls neben seinem Vetter für das Benedictinerstift Ottobeuren ausführte, und|zwar (nach Denifle) ein Deckengemälde der hl. Felicitas mit ihren sieben Kindern, in der Hauptkuppel die Sendung des heiligen Geistes (in Gemeinschaft mit J. J. Zeiller). Auch zunächst dem Hauptportal führte er mehrere Fresken (Stifterbilder) aus. Endlich stellte er zwei Altargemälde für die Stiftskirche her; in der Johanniscapelle mit der Darstellung des hl. Nepomuk zu Maria betend, in der Martinscapelle ein Altarblatt mit dem hl. Martin auf dem Todbette.

    Etwa im J. 1765 dürfte Franz Anton Z. die Freskogemälde, sowie die drei Altarblätter für die Kirche des fürstbischöflichen Seminars in Brixen gemalt haben, indem im J. 1764 mit dem Neubau genannter Kirche begonnen wurde. 1766 führte er, zusammen mit P. Denifle, die Deckengemälde in der Kirche von Milland bei Brixen zur Verherrlichung Maria's aus. Um dieselbe Zeit malte er auch die Kirche der englischen Fräulein in Brixen aus, indem dieselbe schon 1768 geweiht wurde. Leider gingen seine dortigen Gemälde durch eine Feuersbrunst im J. 1839 zu Grunde, welche einen gänzlichen Neubau der Kirche nothwendig machte. Dasselbe gilt von den Fresken, die er in der Pfarrkirche von Dölsach im Pusterthal um 1767 ausführte und welche 1853 durch Brand ganz zerstört wurden.

    Durch Decret vom 1768 wurde ihm vom Fürstbischof von Brixen der Titel eines fürstbischöflichen Hofmalers verliehen, und zwar in Anerkennung nicht nur seines „sittlichen Aufführens", sondern auch seines Ruhmes in der „Mahlerkunst“ und besonders weil er „mehrere gemählde verschiedener Gottshäußer in unserem Bistum, und selbs dergleichen in unserer Residenzstadt Brixen, und zwar vorzüglichen in deßselbigen Seminaris und bei dem Englischen Institut-Hauß mit aller Vergnügen glücklichen ausgeführt hat“. (Dr. Jele. Tirol. Bote 1898. 1530.)

    Im nämlichen Jahre 1768 vollendete er auch die Fresken, womit er die Kuppel der stattlichen Rundkirche zur hl. Dreifaltigkeit bei Straffen im Pusterthale ausschmückte. Ihren Urheber bezeichnet die Inschrift: Franz Anton Zeiller invenit et pinxit 1768. Da er sich hier noch nicht pictor aulicus brixinensis nennt, wie später oft, so dürften diese Fresken unmittelbar vor seiner Auszeichnung mit diesem Titel vollendet worden sein. Diese Fresken gehören zum besten, was Franz Anton Z. geschaffen und zeigen ihn auf der Höhe seines Könnens. Die Kuppel ist durch 8 rippenartige Bänder in ebenso viele Felder getheilt, in denen vier Scenen aus dem Marienleben und vier Wunder des hl. Franz Xaver dargestellt sind. Dieselben zeichnen sich durch reiche Erfindung, frisches, blühendes Leben, heitere Farbenpracht aus. (Näheres in meiner Schrift: Wanderungen und Kunststudien in Tirol. Innsbruck, Wagner, 1894, S. 66—70.) In dieselbe Zeit fallen auch die trefflichen Deckengemälde, welche er in der 1768 in Rococostil erneuerten Pfarrkirche von Taisten im Pusterthal ausführte. (Siehe meine Schrift: Wanderungen und Kunststudien, S. 103 ff.)

    Anfang der 70er Jahre malte er, gemeinsam mit seinem Gehülfen P. Denifle (seinem nachmaligen Biographen) die Pfarrkirche von Toblach im Pusterthal aus, welche 1769 neugebaut und 1782 zu Ehren des Täufers geweiht wurde. Die Altäre wurden 1774 von Joh. Perger aus Sterzing hergestellt; die Deckengemälde dürften jedenfalls vorher ausgeführt worden sein. In das Jahr 1775 fallen die noch wohl erhaltenen, prächtigen Deckengemälde in Zell am Ziller, welche er mit seinem Namen bezeichnete. Einige Jahre später, im J. 1778, führte er laut Inschrift die Fresken in der Curatiekirche von Ranggen im Oberinnthal aus, welche in dem Gewölbe über dem Sängerchor die himmlische Versammlung, in der Hauptkuppel Mariä Tempelgang mit prachtvoller Architektur und Figurenscenerie und in der Halbkuppel des Chores die Verklärung des Kirchenpatrons, des hl. Magnus, darstellen. In der Sakristei hinter dem Chor|ist das Gewölbe mit der Verehrung Christi durch S. Magnus und andere Heiligen geschmückt. Die Fresken sind voller Farbe, Leben und perspectivisch meisterhaft durchgeführt. Besonders fesseln die schönen Engelgestalten. (Im Tiroler Künstlerlexicon von Lemmen werden die Fresken irrthümlich dem Joseph Anton Zoller zugeschrieben, der vielmehr nur, laut Aufschrift, die viel schwächeren Altarblätter in dieser Kirche in den Jahren 1782 und 1783 ausführte.) Bis zum Jahre 1783 entstanden sodann die Freskomalereien der Pfarrkirche von Windischmatrei im Pusterthal, deren Neubau 1777 begönnen ward, während 1779 schon Gottesdienst darin abgehalten wurde. (Topograph.-statist. Beschreib, der Diöc. Brixen I.) Auf dem großen Felde des Langhausgewölbes sehen wir die Speisung der Fünftausend dargestellt und dabei die Inschrift: F. Ant. Z. pictor aulicus brixinensis invenit et pinxit 1783. Christus sitzt in einer Landschaft, von seinen Jüngern und zahlreichem Volk umgeben und speist sie mit 2 Broten und 5 Fischen. In den Lüften hält ein Engel ein Buch mit der Inschrift: „Joh. Cap. 11“. In der Hochkuppel am Ende des Langhauses ist die Versammlung der Seligen, in der Mitte Gottvater, weiter unten Christus und Maria dargestellt. Die Halbkuppel des Chores schmückt ein Engelreigen. Die wunderbare Brotvermehrung stellte unser Künstler zwei Jahre später (1785) noch einmal in dem Gewölbe des Presbyteriums der Pfarrkirche von Bichelbach bei Reutte bar (bezeichnet: „Franz Anton Z. junior Pictor Aulicensis Brixinensis fecit 1785"), deren Langhausgewölbe sieben Jahre früher von seinem Vetter Joh. Jacob Zeiller mit Scenen aus der Laurentiuslegende geschmückt worden war. — Die in einer südlichen Landschaft mit Felsen und Palmen um Christus versammelte Volksmenge ist malerisch gelagert, mit flotter breiter Pinselführung, farbig und lebendig ausgeführt, zeigt aber neben bedeutenden Schönheiten auch große Flüchtigkeiten.

    Mit seinen Arbeiten für diese Kirche schlug er auch wieder seinen dauernden Aufenthalt in seiner Heimath Reutte auf, nachdem er etwa 20 Jahre, von 1765 bis 1785 in Brixen und Pusterthal verbracht hatte. Im J. 1786 schmückte er die Pfarrkirche von Wängle im Lechthal mit zwei großen Freskobildern aus, das eine, im Presbyterium, stellt die Einsetzung des hl. Cacramentes in lebhafter Gruppirung und Färbung in einer majestätischen Säulenhalle dar, während die Mannalese im Gewölbe des Langhauses ein noch farbenreicheres, mannichfacher bewegtes, allerdings rein genrehaftes in den Costümen des 18. Jahrhunderts aufgefaßtes Bild à la Watteau darstellt. Auch der reiche ornamentale Freskoschmuck der Kirche dürfte von Franz Anton Z. hergestellt sein. P. Denifle erwähnt endlich Freskogemälde, welche Franz Anton Z. im hohen Alter unentgeltlich für den Chor der Pfarrkirche von Reutte gemalt haben soll, allein da eine solche überhaupt nicht vorhanden ist, noch je vorhanden war, so dürfte auch diesmal eine Verwechslung des P. Denifle vorliegen, deren Richtigstellung unmöglich ist.

    Franz Anton Z. blieb unverheirathet, wie sein Vetter und war ein leutseliger, rechtlicher Mann, fröhlicher Gesellschafter und theilnehmender Lehrer, der zahlreiche Schüler ausbildete und auch von seinem Vetter übernahm. Ohne besonders zu sparen, erwarb er sich doch ein großes Vermögen und starb allgemein geehrt zu Reutte am 4. März 1794.

  • Autor/in

    H. S.
  • Zitierweise

    Semper, Hans, "Zeiller, Franz Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 649-652 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933660X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA