Lebensdaten
1262 oder 1263 – 1313
Beruf/Funktion
deutsche Königin ; Herzogin von Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119324660 | OGND | VIAF: 72201509
Namensvarianten
  • Elisabeth von Bayern
  • Elisabeth von Görz-Tirol
  • Elisabeth
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Elisabeth, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119324660.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Meinhard II. ( 1295), Gf. v. Görz-Tirol, Hzg. v. Kärnten;
    M Elisabeth ( 1273), T des Hzg. Otto II. v. Bayern ( 1253), Wwe Kg. Konrads IV. ( 1254);
    B Ludwig ( 1295), Hzg. v. Kärnten, Otto II. ( 1310), Hzg. v. Kärnten, Heinrich VI. ( 1335), Hzg. v. Kärnten, Kg. v. Böhmen;
    Schw Agnes ( 1293, Mgf. Friedrich v. Meißen, 1323); Stiefbruder Konradin ( 1268);
    20.11.1274 Albrecht ( 1308), dt. König (s. NDB I);
    12 K (s. Genealogie Albrecht I.), u. a. Agnes (1281–1364, 1296 Kg. Andreas III. v. Ungarn, 1301), Leiterin des Klosters Königsfelden, ihr bestimmte Meister Eckhart das „Buch der göttlichen Tröstung“ u. die Predigt „Von dem edeln Menschen“.

  • Biographie

    Zur Bekräftigung der Freundschaft zwischen den Vätern als alten Parteigängern der Staufer und gleichgestimmten Territorialherren dem ältesten Sohn Graf Rudolfs von Habsburg, Albrecht, um 1272 verlobt und 1274 vermählt, wurde E., an der Seite des Gemahls von den habsburgischen Erfolgen emporgetragen, 1283 Herzogin von Österreich und Steiermark, 1298 deutsche Königin. Eine offenbar vom Vater ererbte Begabung verhalf ihr zu bedeutender politischer Wirksamkeit. Da sie, glücklich verheiratet, das Vertrauen Albrechts besaß, war sie in den unvermeidlichen Konflikten zwischen landesherrlichem Regiment und lokalen Gewalten die gegebene Vermittlerin. Wenn auch das zeitweilige, um entfernterer Ziele willen geübte überraschende Nachgeben Albrechts von den Zeitgenossen gewiß oft fälschlich auf E.s Einwirkung zurückgeführt wurde, so ist doch nicht daran zu zweifeln, daß sie aus eigener politischer Einsicht um den Ausgleich mit den steierischen und österreichischen Landherren wie mit dem Erzbischof von Salzburg bemüht war.

    Es spricht für die Selbständigkeit ihres Urteils, daß ihre Autorität auch nach dem Tode Albrechts nicht dahinschwand. E. war 1311|maßgeblich an dem Zustandekommen des Vergleichs zwischen Österreich und Bayern beteiligt und bekam im gleichen Jahr im Streit zwischen Friedrich dem Schönen und Heinrich von Kärnten den Schiedsspruch übertragen.

    Aus ihren zahlreichen Stiftungen und den von ihr verliehenen, besonders zur Förderung der Besitzungen ihrer Morgengabe bestimmten Privilegien geht hervor, daß sie das Wesen der Landesherrschaft von Grund auf verstand. Deshalb hielt sie sich für verpflichtet, auch gegen den Landesherrn Partei zu nehmen, als ihr Sohn Rudolf sich über verbriefte Rechte der Bürger von Wiener Neustadt hinwegsetzte. Mit so viel Tatkraft, Klugheit und Verständnis für Zusammenhänge der Politik begabt, war sie Albrechts bevorzugte Statthalterin. Selbst in der Unsicherheit des Jahres 1292, als er sich anschickte, Ansprüche auf die Nachfolge im Reich durchzusetzen, hielt er niemand für besser geeignet, das Regiment in den Herzogtümern zu übernehmen, als seine Gemahlin. Da sie auch als Königin befugt war, wichtige Gesandtschaften zu empfangen, waren ihr auch die Bahnen der großen Politik nicht verschlossen. Der Zorn Papst Bonifaz' VIII. traf sie infolgedessen nicht weniger als den König selbst.

    Vor allem um die Zukunft ihrer Familie besorgt, erschütterte Albrechts Ermordung sie zutiefst. Sie ließ in ihrem Schmerz und – wie die hastigen Sicherungsmaßnahmen anzeigen – in der Furcht vor dem Verlust der habsburgischen Stammlande die Mörder und ihren Anhang mit grausamer Härte verfolgen, bis sie durch den 1309 erfolgten und von ihr mit allen Mitteln versuchten Ausgleich ihrer Söhne mit dem neuen König die Bedrohung der habsburgischen Herrschaft abgewendet sah. Nachdem sie noch einmal mit gewohnter Tatkraft während der Abwesenheit Herzog Leopolds die Verwaltung der Stammlande in die Hand genommen hatte, zog sie sich 1311 ganz nach Österreich zurück. Ihre Leiche wurde 1316 im Doppelkloster Königsfelden, das sie an der Stätte von Albrechts Ermordung zu errichten beschlossen hatte, beigesetzt. – Die Charakterisierung E.s als eine rachsüchtig wütende Furie geht auf Zerrbilder habsburgfeindlicher und vornehmlich späterer Quellen zurück und wird ihrer Persönlichkeit nicht gerecht. Die Tochter des Grafen von Tirol war durch ihre Heirat zu einer leidenschaftlichen Verfechterin der habsburgischen Interessen geworden. Dadurch, daß sie diese mit dem Glück ihrer Familie untrennbar verbunden sah, wurde sie von der Mordtat des Neffen, die sie durch ihre mütterliche Eigensucht gewiß mit heraufbeschworen hat, zu jener verzweiflungsvollen Rache getrieben, die ihr Bild in der Geschichte allzusehr verdüstert hat.

  • Literatur

    ADB VI;
    Regg. Habsburgica I. u. II. Abt. 1, bearb. v. H. Steinacker, 1905/34;
    Die Regg. d. Grafen v. Tirol u. Görz, Herzöge v. Kärnten II, 1, bearb. u. hrsg. v. H. Wiesflecker, 1952;
    A. Huber, Die Geburtsj. einiger Kinder Kg. Albrechts I., in: MIÖG 1, 1880;
    G. Friess, Kgn. E. v. Görz-Tirol, die Stammutter d. Hauses Habsburg-Lothringen, in: Festgabe d. Ver. f. Landeskde. v. Nd.-österr., = Bll. d. Ver. f. Landeskde. v. Nd.österr. NF 24, 1890;
    J. Seemüller, Geneal. Notizen z. Gesch. d. Hauses Habsburg, in: MIÖG 14, 1893;
    O. Redlich, Rudolf v. Habsburg, 1903;
    R. Heuberger, Gf. Meinhard II. v. Tirol u. (V.) v. Görz, (I.) Hzg. v. Kärnten, in: Zs. d. Ferdinandeums 3. Folge, 59, 1915;
    Jbb. d. Dt. Gesch., Albrecht I.;
    G. Boner, Die Gründung d. Klosters Königsfelden, in: Zs. f. Schweizer. KG 47, 1953;
    H. Wiesflecker, Meinhard d. Zweite, 1955, = Veröff. d. Inst. f. österr. Gesch. F 16.

  • Autor/in

    Adolf Gauert
  • Zitierweise

    Gauert, Adolf, "Elisabeth" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 440-441 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119324660.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Elisabeth, die Gattin K. Albrechts I., war eine Tochter des Grafen Meinhard von Tirol, Herzogs von Kärnthen, und Elisabeths, der Tochter des Herzogs Otto II. von Baiern, welche in erster Ehe mit Konrad IV. vermählt gewesen. Vier Söhne und zwei Töchter entsproßten der Ehe; unter diesen war E., die Gattin Albrechts. Weder ihr noch ihrer Geschwister Geburtsdatum wird von den gleichzeitigen Chronisten verzeichnet. Ihre Verlobung mit dem Sohne Rudolfs von Habsburg erfolgte 1271, also noch vor der Wahl des letzteren zum deutschen König. Mein hards, des Vaters der E., Emporkommen bietet manche Analogien mit dem Steigen der habsburgischen Macht. Wie Rudolf von Habsburg, so standen auch Meinhard im Anfange nur geringe Mittel zur Verfügung, wie Rudolf so war auch Meinhard ein eifriger Ghibelline, er besaß wie dieser eine eiserne Ausdauer in dem Bestreben, die Hausmacht zu mehren, und dieses Bestreben ist beiden gelungen. Schon zu bedeutender Macht gelangt, reichten sich beide die Hand zu gleichen Zielen, aus seinen reichen Einkünften zog Meinhard die Summen, durch welche es Rudolf gelang, die österreichischen Lande dem Böhmenkönig Ottokar zu entreißen, und durch Habsburgs Gunst hat Meinhard Kärnthen erlangt. Politischen Gründen entsprang auch die Verschwägerung beider Häuser. In einer Urkunde vom 15. Febr. 1276 erscheinen Albrecht und E. als Vermählte. Die Ehe Albrechts war außerordentlich glücklich, er selbst war ein Beispiel reinster häuslicher Tugend. Der steirische Reimchronist sagt in begeisterter Weise: Wenn Jemand Albrechts Liebe zu seiner Gattin schildern wollte, der müsse die Kunst Wolframs v. Eschenbach oder Hartmanns von Aue besitzen. E. war eine kluge verständige Frau, sie hat es verstanden, das rasche und hitzige Temperament ihres Gatten zu mäßigen. Ihre Einsicht in die politischen Verhältnisse war eine bedeutende, ihr Einfluß auf Albrecht ein großer. Zum Vortheile ihres Gatten und Vaters, ihrer Kinder und Geschwister hat sie an der Politik einen lebhaften Antheil genommen; unter den streitenden Parteien erscheint sie als Vermittlerin und Versöhnerin. So hat sie im Aufstand der Wiener wider den Herzog, im Kampfe desselben gegen das Erzbisthum Salzburg und im Streite gegen den Adel von Steier und Oesterreich vermittelnd gewirkt. Am 16. Nov. 1298|ward sie in Aachen zur Königin gekrönt. Ihre staufische Herkunft galt dem Papste als Gräuel, Bonifaz VIII. vergleicht sie der verruchten Gattin des Ahab — aber der Papst stand damals auf dem Gipfel der Macht, noch ehe sein Sturz erfolgte, erkannte er Albrecht als König an. Als Königin weilte E. viel am Hofe ihres Sohnes Rudolf zu Wien, sie sorgte für das irdische und himmlische Wohl ihres Hauses, zahlreiche Vergabungen kennzeichnen ihren milden Sinn. 32 Jahre hatte sie in glücklicher Ehe gelebt, da ward dieselbe durch die Mörderhand Johanns von Habsburg des „Parricida“ zerrissen. Am 1. Mai 1308 wurde Albrecht ermordet. E. hatte von der Gefahr gehört, welche das Leben ihres Gatten bedrohte, sie eilte von Rheinfelden herbei, auf dem Wege zu ihr ereilte diesen sein Schicksal. In lebhaften Farben schildert der Reimchronist den Seelenschmerz der unglücklichen Wittwe, er entschuldigt damit die grausame Rache, welche sie an den Mördern genommen. Auf der Stätte der That ließ sie später das Kloster Königsfelden errichten. Auch als Wittwe besaß sie in ihrer Familie das unbestrittenste Ansehen, in dem Streite der Habsburger mit dem Herzog Heinrich von Kärnthen um die böhmische Krone hat sie auf das Verlangen beider Parteien den Schiedsspruch gefällt. Für das Wohl des Landes blieb sie bis an ihr Lebensende thätig. Den Rest ihrer Tage verlebte sie in Oesterreich. Ihr Witthum umfaßte den größten Theil des heutigen Salzkammergutes: ihr gehörte Lauffen und Gmunden, in Aussee und Ischl übte sie mit ihren Söhnen gemeinsame Rechte. Diesem Lande wurde sie eine rechte Wohlthäterin, denn sie hat in Hallstadt, wie die Urkunde sagt, „mit ihrem Gute vom wilden Gebirg und grünen Wasen“ das Bergwerk gebaut und gestiftet. Zwölf Pfannstätten wurden errichtet und zu Lehen gegeben, die Bürger von Hallstatt erlangten Marktfreiheit und das Recht des Handels mit dem gewonnenen Salze. Das Erträgniß ward bald so bedeutend, daß E. an acht Gotteshäuser reiche Schenkungen machen konnte. Sie starb 50 Jahre alt am Tage der Apostel Simon und Juda (28. October) 1313 und ward in ihrer Stiftung Königsfelden begraben.

    • Literatur

      Ottokar von Steiermark. Kurz, Oesterreich unter Ottokar und Albrecht I. Kurz, Oesterreich unter Friedrich dem Schönen. Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg 1—3. Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde 1—3. Lorenz, Deutsche Gesch. im 13. und 14. Jahrhundert.

  • Autor/in

    Loserth.
  • Zitierweise

    Loserth, Johann, "Elisabeth" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 8-9 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119324660.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA