Lebensdaten
um 1700 – nach 1763
Geburtsort
im Anhaltischen (Bernburg ?, Köthen ?)
Beruf/Funktion
preußischer Finanzfachmann ; Kriegs- und Domänenrat
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118911384 | OGND | VIAF: 62347251
Namensvarianten
  • Eckhart, Johann Gottlob von
  • Eckhart, Johann Gottlieb (bis 1736)
  • Eckhart, Johann Gottlob (bis 1736)
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Eckhart, Johann Gottlieb von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118911384.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Seinem ursprünglichen Berufe nach Färber (?), fand E. die Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms I. von Preußen durch den Bau einer nicht rauchenden Art von Kaminen, was ihm im Volksmund später den Namen „Kaminrat“ eintrug. Der König wollte die technischen Fähigkeiten E.s nutzen und beauftragte ihn Anfang 1737 mit der Überprüfung sämtlicher kurmärkischen Domänenbrauereien, nachdem er ihm schon im September 1736 Sitz und Stimme in der märkischen Kammer sowie den Titel eines Kriegs- und Domänenrates verliehen hatte. Durch eine Reihe von Betriebsverbesserungen erreichte E. eine Rationalisierung dieser staatlichen Wirtschaftsbetriebe, doch wandte er sehr bald rein fiskalische Methoden an, erhöhte willkürlich die Abgaben der Brauereipächter und erzwang als königlicher Kommissar auch auf anderen Gebieten der Finanzverwaltung eine merkliche Steigerung der Steuereinkünfte. Hochfahrend und unliebenswürdig, geriet er dabei in scharfen Gegensatz zum Generaldirektorium sowie zu den Kammerbehörden, doch nahm Friedrich Wilhelm den Emporkömmling, dessen finanzielle Erfolge ihn beeindruckten, gegen alle Angriffe in Schutz, verlieh ihm 1738 zugleich mit dem Orden de la générosité den Adel und schenkte ihm in Berlin ein völlig eingerichtetes Palais. Friedrich der Große dagegen entsetzte E. unmittelbar nach Übernahme der Regierung aller Ämter und Ehren. Im Oktober 1740 verwies er den allgemein verhaßten „Plusmacher“ des Landes, ohne daß diesem eigentliche Rechtswidrigkeiten nachzuweisen waren. E. ging dann wieder nach Anhalt und wurde am 24.2.1746 in Bernburg zum Hof- und Kammerrat ernannt. – E. gilt „als die Personifikation einer bis auf die Spitze getriebenen Fiskalität“, jedoch war er durch erstaunliche Arbeitskraft und scharfe Beobachtungsgabe ausgezeichnet. Sein Hauptverdienst ist die erstmals 1754 in Jena erschienene und bis 1810 wiederholt aufgelegte „Vollständige Experimental-Oeconomie“, die zu den ersten modernen systematischen Lehrbüchern der Landwirtschaft gehört.

  • Literatur

    ADB V;
    Acta Borussica, Denkmäler d. Preuß. Staatsverw. im 18. Jh., 1894 ff., bes. Behördenorg. V, 2 u. VI, 1, Getreidehandelspol. III;
    A. Skalweit, Die Entlassung d. Plusmachers E., in: FBPG 22, 1909, S. 594-602;
    H. Traub, Ausschnitt aus d. „öffentl. Meinung“ zum Sturz d. „Kaminraths“ v. E., in: Mitt. d. Ver. f. d. Gesch. Berlins 49, 1932, S. 24-27. – Qu.: Landesarchiv Oranienbaum, Abt. Bernburg.

  • Autor/in

    Jörg Jacoby
  • Zitierweise

    Jacoby, Jörg, "Eckhart, Johann Gottlieb von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118911384.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eckhart: Johann Gottlob E. (auch Eckhardt oder Eckart), preußischer Staatsökonom und Finanzmann im Dienste Friedrich Wilhelms I. Er stammte aus Bernburg, war in jüngeren Jahren als Wirthschaftsbeamter in niederen Stellungen an verschiedenen Stellen thätig gewesen, hatte als ökonomischer Projectenmacher einiges Aufsehen erregt und durch eine Schrift unter dem Titel „Experimentalökonomie“ sich einen Namen gemacht, bis ihm endlich eine bedeutendere Lebensstellung dadurch zu Theil wurde, daß er sich dem König Friedrich Wilhelm I. durch eine von ihm erfundene Verbesserung der Kamine empfahl, die zugleich dem Rauchen derselben abhalf und eine wesentliche Holzersparniß ermöglichte. Der Berliner Volkswitz legte ihm später in Erinnerung an diesen Ursprung seines Einflusses den Spottnamen „Kaminrath“ bei; der König aber, in seiner lebhaften Empfänglichkeit für alles, was Ersparnisse verhieß, nahm E. in seine Dienste und beauftragte ihn, seine Erfindung überall auf den königlichen Domainen für die Brauereien und Branntweinbrennereien durchzuführen. Der Erfolg war günstig; E. erzielte erklecklichen Mehrgewinn für die königlichen Cassen; auch eine von ihm in Potsdam für den König angelegte Bierbrauerei hatte gute Resultate, und er erhielt in Folge dessen den Auftrag, die Brauereien in allen königlichen Domanialämtern der Mark nach seiner Methode umzugestalten (1737). Diese Arbeit brachte ihn in die Lage, sich auch mit den Verhältnissen der märkischen Städte genauer bekannt zu machen und auf die größeren Einnahmen hinzuweisen, die der König aus ihnen ziehen könne, wenn er die Ueberschüsse der städtischen Kämmereicassen für die königlichen Cassen in Anspruch nehme. Friedrich Wilhelm ging auf diese Pläne ein, die sich ihm, auf Kosten der Städte, sehr vortheilhaft erwiesen und E. in seiner Gunst immer mehr befestigten. Er erhob ihn in den Adelstand (1738), verlieh ihm den Orden de la générosité, ernannte ihn zum geheimen Kriegs- und Domainenrath, der sogar mit Uebergehung der Centralbehörde des Generaldirectoriums seine Berichte unmittelbar an den König selbst richten durfte. Er schenkte ihm ein stattliches neuerbautes Palais in Berlin das nachmalige Seehandlungsgebäude), und es soll sogar seine Absicht gewesen sein, E. als Vicepräsident des Generaldirectoriums an die Spitze der gesammten Verwaltung zu setzen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß Friedrich Wilhelm in einseitiger Berücksichtigung seiner fiscalischen Interessen den Werth des thätigen und projectenreichen Mannes sehr überschätzte. Von den Zeitgenossen hören wir sonst fast nur ungünstige Urtheile über ihn; Friedrich der Große nennt ihn: „un homme obscur d'un esprit malfaisant et rusé, une espèce d'adepte qui faisoit de l'or pour les souverains aux dépens de la bourse des sujets“. Nach Emporkömmlingsweise mißbrauchte er wol nicht selten die ihm von der Gunst des Königs anvertraute Gewalt durch übermüthiges und brutales Verfahren; die öffentliche Meinung legte ihm vieles von dem zur Last, was in den|letzten Jahren Friedrich Wilhelms als steigende Belastung der Unterthanen empfunden wurde. In Pommern und in Preußen, wohin er zuletzt geschickt wurde, um die in der Mark erprobten Reformen auch dort einzuführen, gerieth er mit den Behörden in die lebhaftesten Conflicte, wobei der König, auch wenn er ihm Mäßigung anempfahl, sich doch prinzipiell durchaus auf seine Seite stellte. Mit dem Tode Friedrich Wilhelms aber nahm die Macht des Günstlings ein rasches Ende. Während Friedrich der Große im übrigen die Räthe seines Vaters zunächst beibehielt, wurde E. sofort von ihm entlassen, seiner Aemter und Ehren beraubt und des Landes verwiesen (Juni 1740). Von da an verschwindet er uns aus den Augen; er soll im Anhaltischen in dürftigen Verhältnissen gestorben sein.

    König, Berlin, Theil I. (Benckendorf), Charakterzüge Friedrich Wilhelms I., Sammlung 3 und 11. Pöllnitz, Mémoires T. I. Stenzel, Gesch. des preuß. Staates III. 683 ff.

    Erdmannsdörffer.

    E. hat sich in dem oben genannten Werke: „Vollständige Experimentalökonomie über das vegetabilische, animalische und mineralische Reich“ etc. unter den auf Empirik sich stützenden Experimentalökonomen jener Zeit hervorgethan. In diesem Werke behandelte E. die Kenntniß vom Acker, die Lehre vom Feld- und Wiesenbau, von der Behandlung und Verwerthung der Früchte, von der Viehzucht und den technischen Nebengewerben, sowie die Haushaltungskunst, die Hofcameralökonomie und den Bergbau.

    Sein Verdienst war es, eine große Summe von Kenntnissen und Erfahrungen, welche er sich auf vielen Reisen sowie in einer ausgebreiteten cameralistischen Praxis erworben hatte, in jenem Werke niedergelegt und darauf wohlerwogene Rathschläge gebaut zu haben. Entging ihm die naturwissenschaftliche Kenntniß, um sich über die Empirie des Landbaues jener Zeit zu erheben, so hatte er doch seiner Lehre von der Viehzucht und dem Bergbau durch sein scharfsinniges Urtheil und das Streben, alle Mängel in den bezüglichen Einrichtungen bloszustellen, einen wahren Schatz von werthvollen Grundsätzen und Regeln mitgegeben. Seine Experimentalökonomie erschien in mehreren Auflagen, nach Eckhart's Tode nochmals in einer von L. Suckow umgearbeiteten Ausgabe (1782), welche bis gegen Ende des Jahrhunderts in Ansehen blieb.

  • Autor/in

    Leisewitz.
  • Zitierweise

    Erdmannsdörffer, Bernhard, "Eckhart, Johann Gottlieb von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 631-632 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118911384.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA