Lebensdaten
vermutlich um 683 – vermutlich 756
Sterbeort
Füssen (Allgäu)
Beruf/Funktion
Missionar im Allgäu ; Heiliger ; Mönch des Klosters St. Gallen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118865870 | OGND | VIAF: 224046418
Namensvarianten
  • Mang
  • Magnus
  • Magnus von Füssen
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Zitierweise

Magnus von Füssen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865870.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Über Leben und Wirken M.s berichtet die Vita S. Magni, die in einer um 1067 vom St. Emmeramer Mönch und Magister Othlo erstellten Fassung sowie in einigen anderen, von diesem unabhängigen Versionen des 11. und 12. Jh. überliefert ist. Während Othlo vermutlich auf eine im 9. Jh. vom Ellwanger Mönch und Schriftsteller Ermenrich anläßlich der Erhebung der Gebeine des Heiligen überarbeitete Vorlage zurückgegriffen hat, ist in sämtlichen übrigen Versionen Theodor, der Gefährte M.s, als Verfasser genannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß auch die älteste, von Ermenrich „nach dem Maße seines Wissens“ verbesserte Lebensbeschreibung auf Theodor zurückging. Die historische Gestalt M.s ist im Kleid der Legende jedenfalls nur noch umrißhaft erkennbar.

    Wahrscheinlich war M. ein Zeitgenosse Otmars, des Gründerabtes eines zunächst der strengen Kolumban-Regel folgenden „monasterium“ bei der Galluszelle, und um 730 „monachus“ unter diesem Abt. In den Profeßlisten von St. Gallen, die wohl erst nach Einführung der Benediktinerregel 747 angelegt worden sind, erscheint sein Name jedoch nicht. Wie seine Abstammung (Alemanne oder Rätoromane), so liegen auch Jugend und frühe Mannesjahre im dunkeln. Um 730 aber scheint er dem Ruf des damals in Epfach (am bayer. Ufer des Lechs) residierenden Augsburger Bischofs Wikterp zur Missionierung des ostalemann. Gebietes zwischen oberer Iller und Lech gefolgt zu sein. Möglicherweise standen Bitte des Bischofs und Entsendung durch den Abt im Zusammenhang mit dem Kampf der Alemannen und Bayern um ihre Unabhängigkeit von den Franken, dessen geistiges Zentrum im alemann. Raum St. Gallen unter Abt Otmar bildete.

    Geleitet vom Priester Tozzo, der Wikterps Ansuchen in St. Gallen vorgetragen hatte, gelangten M. und sein mit ihm ziehender Gefährte Theodor auf der alten Römerstraße über Bregenz nach Kempten. Hier blieb Theodor zurück, um die dortigen Bewohner im christlichen Glauben zu unterweisen und eine Zelle zu errichten, aus der das nachmals von den Karolingern mächtig geförderte Kloster Kempten hervorging. M. selber zog nach Epfach weiter und ließ sich von Wikterp mit der Mission leohaufwärts beauftragen. Von Wikterp wurde er auch zum Priester geweiht. Mit welcher Entschiedenheit M. den Kampf gegen das im Allgäu noch tief verwurzelte Heidentum aufnahm, veranschaulicht die Vita im Bild der Drachen, die M. erschlägt, und der Dämonen, die er beschwört. Erste Stationen seiner missionarischen Wirksamkeit waren Roßhaupten und das benachbarte Waltenhofen, wo er unter tatkräftiger Mithilfe der Einwohner eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter und des hl. Florian (oder des hl. Florinus) erbaute. Im wilden Lechschlund („Fauces“) fand er einen einsamen Ort zur Gründung einer Zelle. Mit Tozzo zusammen baute er auch hier ein Gotteshaus, eine kleine Salvatorkapelle, die, ebenfalls von Wikterp geweiht, Keimzelle des Klosters Füssen wurde. 25 Jahre, bis zu seinem Tod, soll M. an diesem Ort gewirkt haben, unter dem Schutz Kg. Pippins die Christianisierung des Allgäus vollendend und der Heranbildung einer um ihn sich sammelnden Mönchsgemeinschaft hingegeben. Um der bei seiner Klosterzelle entstehenden Siedlung eine Erwerbsquelle zu erschließen, soll M. auf dem Säuling nach abbaufähigen Eisenadern gesucht haben und fündig geworden sein (ursprünglich vielleicht eine kelt. Eisenerzgrube).

    M. starb nach der Überlieferung 73jährig an einem 6. September, der auf einen Sonntag fiel, vermutlich nicht, wie meist angenommen, 772, sondern 756 (Tüchle). Die Reste des bei den Einfällen der Ungarn verwüsteten Grabes wurden in einer nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) erbauten und heute noch unter St. Mang in Füssen erhaltenen Krypta geborgen.

  • Literatur

    ADB 20. - Vita:
    M. Coens, La vie de Saint Magne de Füssen par Othlo de Saint-Emmeran, in: Analecta Bollandiana 81, 1963, S. 159-227;
    ders., Une vie panégyrique de Saint Magne de Füssen, ebd., S. 321-32. -
    Festschr. z. 1200j. Jubiläum d. hl. M., 1950;
    A. Bigelmair, Der hl. M., in: Lebensbild(er) Bayerisch Schwaben II, 1953, S. 1-46 (Qu., L);
    E. Gebele, Der hl. M. v. Füssen, Diss. München 1953 (ungedr.);
    F. Zoepfl, Das Bistum Augsburg u. s. Bischöfe im MA, 1955;
    ders. u. W. Volkert, Die Regg. d. Bischöfe u. d. Domkapitels v. Augsburg I, 1, 1955;
    R. Bauerreiß, Eine Augsburger Hs. d. 11. Jh. in Paris, Ein Btr. z. M.legende, in: StMBO 75, 1964, S. 163-82;
    K. Schmid, Bischof Wikterp in Epfach, in: J. Werner (Hrsg.), Stud. z. Abodiacum-Epfach, 1964, S. 99-139;
    G. Spahr, Der hl. M., Leben - Legende - Verehrung, 1970 (mit dt. Übers. d. Othlo-Textes);
    H. Tüchle, Der hl. M., in: G. Schwaiger (Hrsg.), Bavaria Sancta, Zeugen christl. Glaubens in Bayern II, 1971, S. 52-65;
    H. Schwarzmaier, Ein Reichenauer Passionar d. 10. Jh., Zur Vita Sancti Magni u. ihrer Erforschung, in: ZGORh 121, 1973, S. 297-306;
    A. Borst, Mönche am Bodensee 610-1525, 1978;
    Helvetia Sacra, Abt. III: Die Orden mit Benediktinerregel I, 2, 1986;
    LThK².

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Magnus von Füssen" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 670-671 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865870.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    St. Magnus, Mönch und Glaubensbote im 8. Jahrhundert (Heiligentag 6. September). Wegen der in sehr zweifelhafter Gestalt vorgebrachten Erzählung des Lebens dieses Heiligen war dem geschichtlichen Vorhandensein der geschilderten Persönlichkeit selbst noch in neuester Zeit ernsthaftes Bedenken gegenüber gestellt worden (vgl. auch vom Verf. d. Art. Bd. VIII S. 346); doch ist ganz vorzüglich neuerdings (1876 und 1877) durch Steichele, Das Bisthum Augsburg, Bd. IV S. 338—369 (wo auch eine kritische Uebersicht der ganzen einschlägigen Litteratur S. 349 ff.) und Baumann, Geschichte des Allgäu's, Bd. I S. 93—98, eine Beleuchtung dieser Fragen gebracht worden, welche die Aufnahme eines biographischen Artikels über diesen Missionär des östlichen Allgaues rechtfertigt. — Ein seinem Namen nach deutscher Mönch Maginold und sein Gefährte Theodo hatten 613 den Iren Gallus in die von demselben gewählte Einsamkeit begleitet und dann noch lange über dessen Tod hinaus hier an der Steinach sich aufgehalten. Ein Mönch romanischer Geburt, Magnus, dagegen folgte gegen Mitte des 8. Jahrhunderts, in der Zeit des Abtes Otmar, als nach dem nun in klösterlicher Weise wohl geordneten St. Gallen eine Einladung des ersten geschichtlich feststehenden Augsburger Bischofs Wichbert kam, dem Rufe desselben und begab sich mit einem Begleiter Theodo (oder Dieto) nach dem Allgau hinaus. Theodo blieb in Kempten, während M. nach der entlegeneren, noch im Heidenthum verharrenden Lechgegend vordrang. Da gründete er in Füßen eine Zelle, welche erst ein Jahrhundert später sich von St. Gallen löste und durch die Bischöfe von Augsburg zu einem eigenen Kloster gemacht wurde; um die Mitte des 8. Jahrhunderts starb M. zu Füßen. — Als, eben etwa 851, Bischof Lanto die Gebeine des Heiligen feierlich erhob, wurde das Bedürfniß zu Füßen lebhaft empfunden, eine Lebensgeschichte desselben zu besitzen. So wurden die im Volke durch mündliche Verbreitung haftenden Erzählungen und Sagen aufgezeichnet, dabei die im Mittelalter nicht seltene Beglaubigung erdichtet, das ganze Buch sei nur eine verbesserte Abschrift einer neben den Gebeinen bei der Erhebung gefundenen Schrift, welche von Theodo, dem Begleiter des M., verfaßt gewesen sei. Doch als um 898 der Abtbischof Salomon III. zu St. Galten die St. Magnuskirche (St. Mang) errichtete und vom Augsburger Bischof Adalbero Reliquien sich erbat, wobei ohne Zweifel auch die Füßener Lebensbeschreibung mitkam, machte man sich auch in St. Gallen über das Buch. Man wußte aus der Legende des eigenen Klosterstifters von jenem Maginold, wurde durch den Namensanklang, durch die Gleichnamigkeit — Theodor — des Theodo des 7. und des Theodo des 8. Jahrhunderts, der beiden begleitenden Persönlichkeiten noch mehr verwirrt, zog alle Maginold betreffenden Stellen und noch Weiteres aus den Lebensgeschichten des St. Columban und St. Gallus aus und setzte so aus jener Füßener Schrift und diesen neu gewonnenen Bestandtheilen ein neues Ganzes zusammen, die jetzt sogenannte Vita s. Magni, welche selbstverständlich|die sonderbarsten chronologischen Unglaublichkeiten in sich aufnehmen mußte. Diese in St. Gallen zurecht gemachte, zwei Persönlichkeiten getrennter Jahrhunderte in eine einzige Vita vermengende Arbeit ist im St. Galler Codex Nr. 565, noch ohne Eintheilung in zwei Bücher, enthalten (Goldast gab sie dann kurzweg als ein Werk des bekannten Ellwanger Mönches Ermenrich heraus); im 11. Jahrhundert redigirte Otloh von St. Emmeram auf Bitte des Füßener Abtes Adalhelm die Vita neu und gab ihr noch Erweiterungen. Daß also alles auf Maginold Bezügliche, das in dem biographischen Werke vorangeht, von M. abzutrennen ist, versteht sich von selbst. Aber auch das Bild des Füßener Glaubensboten selbst erscheint in dem glaubwürdigen Theile schon legendarisch umhüllt: so ist der Besieger des Heidenthums zum Erleger eines Drachen gemacht.

    • Literatur

      Vgl. auch schon v. Verf. d. Art. den Artikel Magnus in Bd. IX von Herzog's Realencyklopädie, 2. Aufl. (1881).

  • Autor/in

    Meyer von Knonau.
  • Zitierweise

    Meyer von Knonau, "Magnus von Füssen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 74-75 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865870.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA