Lebensdaten
1472 – 1538
Geburtsort
Sedan
Sterbeort
Lüttich
Beruf/Funktion
Bischof von Lüttich ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118839357 | OGND | VIAF: 20477461
Namensvarianten
  • Eberhard
  • Erhard von der Mark
  • Eberhard von der Mark
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Zitierweise

Erhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118839357.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    E. stammt aus dem Hause v. der Mar(c)k, das der jüngere S des Gf. v. der Mar(c)k, Engelbert, 1299 durch Heirat mit der Erbtochter Mechtild der Herren v. Arenberg (in der Eifel) begründet hatte (s. NDB I);
    V Robert I. v. der Mar(c)k, Herr v. Sedan ( 1487);
    M Johanna v. Marley, Herrin v. Saulcy, Jametz u. Florange.

  • Biographie

    E. wurde 1483 an der Universität Köln immatrikuliert, wo Remigius von Malmedy sein Lehrer war. 1499 war er Domherr in Trier und Tours, 1505 in Lüttich, dessen Kapitel ihn am 30.12.1505 zum Bischof wählte; die Verleihung der Regalien durch Kaiser Maximilian erfolgte am 22.4.1509. Das Pontifikat E.s wird bestimmt durch die Bedeutung, die das Fürstentum Lüttich in der Auseinandersetzung zwischen den Habsburgern und dem französischen Königshause hatte. Dem wegen seiner Lage von beiden Umworbenen verschaffte der französische König das Bistum Chartres (1507) und die Administration der Abtei Beaulieu. E. betrieb indessen zunächst eine neutralistische Politik, bis er zu Karl V. überging (Bündnisvertrag von Sint Truiden vom 27.4.1518). Er wurde eine wichtige Stütze Karls V., dessen Wahl zum Kaiser er in entscheidender Weise förderte, dabei die Versuche Franz I. von Frankreich, die Kaiserwürde zu erlangen, bekämpfend (E. war Mitglied der zu den Kurfürsten entsandten Wahlgesandtschaft). Er erließ als erster deutscher Reichsfürst ein Edikt gegen Luther. Karl V. bestellte ihn als eine der drei Persönlichkeiten, die mit dem Nuntius Hieronymus Aleander (der vorher Kanzler E.s in Lüttich gewesen war) über die Ausführung der am 15.6.1520 gegen Luther erlassenen Bulle verhandeln sollten. E. begleitete Karl V. zum Reichstag nach Worms, wo er als unerbittlicher Gegner Luthers Aleander gegen die lutherfreundlichen Fürsten unterstützte. Der Kaiser verschaffte ihm zum Dank das Erzbistum Valencia (1520) und erbat für ihn die Erhebung zum Kardinal (unter dem Titel des heiligen Chrysogonus, geheime Erhebung 1520, veröffentlicht 1521). 1530 war er mit Karl V. auf dem Reichstag in Augsburg. E. nahm auch an der Wahl Ferdinands und an dessen Krönung teil (1531). Die Geschichtsschreibung Lüttichs feiert ihn als den ersten modernen Fürsten des Fürstbistums: Er sorgte in dem im 15. Jahrhundert schwergeprüften Land für Ruhe und Ordnung, insbesondere bemühte er sich um das Gerichtswesen. Das Land erlebte einen wirtschaftlichen Aufstieg, die Bischofsstadt war zu E.s Zeit eine Pflegestätte des Humanismus und der Kunst, von der noch der bedeutsame Palast, den E. erbauen ließ, Zeugnis ablegt.

  • Literatur

    ADB V (unter Eberhard); J. Paquier, Jérome Aléandre et la principauté de Liége, Paris 1896;
    J. de Chestret de Haneffe, Hist. de la maison de la Marck y compris les Clèves de la seconde race, Lüttich 1898, S. 147-51 (P);
    P. Kalkoff, Die Anfänge d. Gegenref. in d. Niederlanden, in: Schrr. d. Ver. f. Ref.gesch. Jg. 21, 1903/04, 2, S. 11 ff.;
    ders., Der Wormser Reichstag v. 1521, 1922, S. 60 ff.;
    J. Lyna, De gesta van de Luiksche prinsbisschoppen E. v. d. M., Cornelis van Bergen en Joris van Oostenryk, in: Bydragen tot de Geschiedenis XVI, Antwerpen 1925;
    L. E. Halkin, L'élection du prince-évêque de Liége Erard de la Marck, in: Bull. de l'Inst. archéol. liégeois 52, Lüttich 1927;
    ders., Le plus ancien texte d'édit promulgué contre les Luthériens, in: Revue d'hist. ecclésiastique 25, Löwen 1929, S. 73 ff.;
    ders., Réforme protestante et Réforme catholique au diocèse de Liége, Le cardinal de la Marck …, Lüttich u. Paris 1930;
    ders., Nouveaux documents sur l'élection d'É. de la Marck, in: Bull. de l'Inst. archéol. liégeois 71, Lüttich 1955/56, S. 233 ff.;
    Recueil des ordonnances de la principauté de Liége, promulguées par É. de la Marck …, ed. E. Fairon, in: Bull. de la Commission royale des anciennes lois et ordonnances de Belgique XIII, Brüssel ²1930;
    E. Buchin, Le règne d'É. de la Marck, = Bibl. de la Faculté de Philosophie et lettres de l'Univ. de Liége 47, 1931;
    E. de Moreau, Hist. de l'église en Belgique IV, Brüssel 1949, S. 199-207; Schottenloher (unter Lüttich).

  • Porträts

    Kopf als Bleistiftzeichnung (Stadtbibl. Arras), Lichtdruck b. Chestret de Haneffe (s. L).

  • Autor/in

    Heinrich Neu
  • Zitierweise

    Neu, Heinrich, "Erhard" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 577-578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118839357.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eberhard von der Mark, Bischof von Lüttich und Cardinal, geb. in Sedan 1472, stammte aus einer in den Ardennen sehr begüterten Familie, der unter anderm auch das Fürstenthum Sedan und das Herzogthum Bouillon gehörte. Dieselbe wirkte für die Interessen Frankreichs, während die Familie Horn die Sache Burgunds und später Oesterreichs vertrat, woraus für Lüttich eine lange Reihe von Bürgerzwisten entstand. Als E. 1506 zum Bischof gewählt war, legte er die Streitigkeiten bei und arbeitete von nun an rastlos für die intensive und extensive Vergrößerung seiner Macht. Zuerst verschönerte er Lüttich, wo er eine Anzahl von Prachtbauten aufführen und beginnen ließ, so das schöne bischöfliche Palais. Mit Ludwig XII. von Frankreich stand E. auf sehr vertrautem Fuß, der erstere schickte ihn sogar als Gesandten zu Maximilian, damit dieser dem Frieden von Cambrai treu bleibe; zum Lohn wurde er zum Electoral-Bischof von Chartres und zum Administrator der reichen Abtei de Beaulieu in Argonne ernannt. Seine Bemühungen, durch Franz I. den Cardinalshut zu|bekommen, scheiterten hauptsächlich durch die Intriguen der Herzogin von Angoulême, aber von diesem Augenblicke an war er ein ebenso entschiedener und verbissener Gegner Frankreichs, wie er vorher dessen Vertheidiger gewesen war. Seinen Bemühungen ist es hauptsächlich zuzuschreiben, daß Franz I. sich vergeblich um die durch den Tod Maximilians erledigte kaiserliche Würde bewarb, indem sich E. an Karl V. anschloß und auch die bedeutendsten Mitglieder seiner Familie auf dessen Seite zu ziehen wußte. Karl zeigte sich auch höchst dankbar, indem er ihm den Purpur verschaffte. Als der deutsche Kaiser den Protestantismus mit den Waffen bekämpfte, säumte E. nicht, die strengen Religionsplacate des letztern auch in seiner Diöcese einzuführen und die Inquisition wurde daselbst strenger als in irgend einer andern niederländischen Provinz gehandhabt. Der Zucht- und Sittenlosigkeit des niederen Klerus suchte er vergeblich zu steuern, dagegen erwarb er sich durch Einführung einer schnelleren und wohlfeileren Justiz den Dank Lüttichs. Wie Leo X. und Franz I. setzte auch er eine Ehre darein, Gelehrte an seinen Hof zu ziehen; Unterhandlungen, die er mit Erasmus angeknüpft hatte, zerschlugen sich, weil dieser in der Umgebung eines so fanatischen und intoleranten Fürsten nicht leben wollte. In administrativer Hinsicht ist er der Wohlthäter Lüttichs geworden, und würde sein Charakterbild nicht durch blutdürstige Grausamkeit und Fanatismus entstellt, so würde E. unter die ausgezeichnetsten Fürsten seines Jahrhunderts gehören. Eine bizarre Gewohnheit dieses Bischofs war es, daß er während seines Lebens jedes Jahr feierlich seine Exequien in der St. Lambertskirche feiern ließ, wobei er sich während des für seine Seelenruhe gesungenen Requiems in einen in der Mitte der Kirche stehenden Sarg legte. Er starb 16. Februar 1538.

    • Literatur

      Biographie Liégeoise par le Comte de Becdelièvre. Tom. I. p. 196.

  • Autor/in

    Wenzelburger.
  • Zitierweise

    Wenzelburger, Theodor, "Erhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 548-549 unter Eberhard [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118839357.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA