Lebensdaten
1695 – 1765
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Admont
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118752634 | OGND | VIAF: 42633516
Namensvarianten
  • Stammel, Josephus Antonius (Taufname)
  • Stämbl, Josef
  • Stämel, Josef
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Zitierweise

Stammel, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752634.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes Georg (um 1660–1707, aus Eschenlohe (Bayern), Bildhauer in G., S d. Thomas, aus Dürnhausen, u. d. Margaretha Zais, aus Eschenlohe;
    M Maria Katharina (1667–1739, 2] Bartholomäus Ort[h]ner, 1751, aus Tirol, Bildhauer in G., s. ThB), T d. Andreas Marx († 1701), aus Eggenberg, Hofbildhauer in G. (s. ThB); ledig.

  • Biographie

    S. ging vermutlich zunächst bei seinem Vater in die Lehre und nach dessen Tod bei dem Gesellen und späteren Stiefvater Bartholomäus Ortner; seine weitere Ausbildung absolvierte er seit 1712 bei Johann Jakob Schoy (1686–1733). Wohl 1718 bis um 1724 /26 unternahm er eine Studienreise nach Italien und besuchte u. a. Venedig, Padua, Bologna, Mailand, Florenz, Genua, Rom und Neapel. Weitere Studienreisen dürften ihn später auch nach Wien, in den nieder- und oberösterr. Raum, nach Preßburg und Bayern geführt haben.

    Von 1724/26 bis zu seinem Tod war S. fast ausschließlich für das steir. Benediktinerstift Admont und dessen zahlreiche inkorporierte Pfarr- und Filialkirchen tätig. Trotz seiner engen Beziehung zu Admont strebte S. nicht den damals durchaus üblichen Status eines „familiaris“ an, um gegen Unterkunft und Kost seine Arbeiten dem Kloster zu überlassen, sondern wohnte in Graz, wo er vermutlich auch ein Atelier betrieb.|Mit der Darstellung dreier lebensgroßer Pferde am Hochaltar der Schloßkirche St. Martin in Graz (1738/40) schuf S. ein Unikat in der barocken Altarbaukunst. Einen weit über die Landesgrenzen hinausgehenden Namen machte er sich mit der skulpturalen Ausstattung der Admonter Stiftsbibliothek um 1746–60; am bekanntesten ist die Gruppe der „Vier letzten Dinge“ (um 1755–60). Erhalten sind auch drei Krippenwerke, deren weitläufige Szenerien und ausdrucksstarke Figuren von S.s ausgeprägter Fabulierlust und Ideenreichtum zeugen. Die größte dieser Arbeiten befindet sich im „Barbaraaltar“ der Stiftskirche Admont (um 1753–55) und gehört zu den bedeutendsten Krippendarstellungen des alpenländischen Barocks.

    S.s Schaffen ist durch die Verschmelzung von alpenländ. und süddt. Tradition mit ital. Formengut gekennzeichnet; der reiche Formen- und Motivschatz wird dabei immer wieder etwas variiert. S.s Meisterschaft in der bühnenhaften Inszenierung wird besonders in seinen Figurenszenerien deutlich. S. beherrschte den Umgang mit verschiedenen Materialien wie Holz, Wachs oder Stein virtuos und bewältigte zugleich die durch unterschiedlichste Formate bedingten Anforderungen. Als einer der bedeutendsten Vertreter der österr. Barockskulptur hinterließ er ein Werk von europ. Rang.

  • Werke

    Weitere W Marienaltar in d. Stiftskirche v. Admont, um 1726/27;
    Wachskrippe, um 1733 (Privatbes.);
    ehem. Gnadenaltar in d. Wallfahrtskirche Frauenberg b. Admont, 1736–um 1742;
    Reliefzyklus im Benediktinerstift Seitenstetten, um 1748/ 49.

  • Quellen

    Stadtpfarre z. Hl. Blut in Graz (Taufbuch); Pfarre Admont (Tauf-, Trauungs- und Totenbuch); A. Blumenschein, Beschreibung versch. Bibliotheken in Europa, Admont, vor 1779 (Ms., Wien, Österr. Nat.bibl., Hs. Cod. Ser. n. 2808, S. 159–64).

  • Literatur

    ADB 35 (falscher Vorname);
    J. v. Sandrart, Teutsche Ac. d. Bau-, Bild- u. Mahlerey-Künste, 2 Bde., 1675–79;
    A. Mayr, Die Werke d. Plastikers J. Thaddäus S. in Admont u. anderen Orten, 1912;
    K. Woisetschläger u. P. Krenn, J. Thaddäus S., Ausst.kat. Alte Gal. am Landesmus. Joanneum Graz, 1965 (L);
    R. Ahlgrimm-Siess, J. S. (1695–1765), Leben u. Werk, Diss. Graz 2000;
    H. Schweigert, Die Barockbildhauer Johannes Georg u. J. S., Eine stilkrit. u. rezeptionsgeschichtl. Unters., 2004;
    ThB;
    BBKL 22 (W, L).

  • Autor/in

    Regina Ahlgrimm-Siess
  • Zitierweise

    Ahlgrimm-Siess, Regina, "Stammel, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 47-48 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752634.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Stammel: Thaddäus St., Bildhauer, wurde zu St. Martin bei Graz, einem dem Benedictinerstifte Admont gehörigen Gute, als Kind armer Bauersleute geboren (Geburtsjahr und -Tag unbekannt); als Knabe zum Hüten des Viehes verwendet, verfertigte er Schnitzwerke, wodurch er die Aufmerksamkeit des Gutsherrn, des Abtes von Admont, Anton v. Mainersberg (1718—1751), auf sich lenkte; dieser nahm sich des talentvollen Knaben an und sorgte für seine Ausbildung. Zuerst arbeitete St. bei den Bildhauern Zeillinger und Johann Jacob Schoy in Graz; da der letztere 1733 starb und St., als er lernend bei ihm arbeitete, sich wahrscheinlich in dem Alter von 18—24 Jahren befunden haben mag, so wird er zwischen 1709 und 1715 das Licht der Welt erblickt haben. Die. stets Kunst und Wissenschaft fördernden Benedictiner von Admont sorgten noch weiter für den Kunstjünger; Abt Anton bestritt die Kosten der Reise und des Aufenthaltes Stammel's nach und in Rom, wo er sich zur weiteren Ausbildung längere Zeit aufhielt. Von dort zurückgekehrt wurde er Stiftsbildhauer in Admont, blieb es bis zu seinem dortselbst am 20. December 1765 erfolgten Tode und lohnte den Großsinn der würdigen Benedictiner durch Schaffung zahlreicher Werke für das Stift selbst und andere Kirchen. „St. ist als echter Gebirgssohn Holzschnitzer geblieben, selbst der parische Marmor der vaticanischen Statuen brachte ihn nicht aus seinem Geleise: er blieb bei seinem Materiale, verstand es aber, wie kein Zweiter, demselben Geist und Leben einzuhauchen. Er hat die Aufgabe gelöst, auch im Holze monumental zu bilden. Er war aus dem Volke und ist stets volksthümlich geblieben. Die höchsten Flüge in das Reich der Phantasie und die drolligsten Burlesken, weihevolle, andachterregende Stimmung und beißender Witz, olympische Schönheit und bäuerliche Derbheit, lagen bei ihm in einem Topfe vereinigt.“ (Wastler.)

    Die Zahl seiner Werke ist eine große; es können daher nur die bedeutendsten hier genannt werden. In der Kirche zu St. Martin bei Graz steht auf dem Hochaltare in Lebensgröße, aus Holz, die Reiterstatue des heiligen Martin, zu dessen Füßen der Bettler, mit dem er den Mantel theilt, rechts und links davon Saulus wird Paulus, auch zu Pferde, und der heilige Eligius heilt dem Pferde den abgebrochenen Fuß an. In Admont: zwei große Reliefs, Salomon's Urtheil und die Königin von Saba in einer Darstellung und Christus im Tempel lehrend; acht große Medaillonreliefs: Elias, Moses, Petrus, Paulus, Marcus, Lucas, Matthäus und Johannes Evangelista; vier Statuetten: Veritas, Sapientia, Prudentia, Scientia; endlich des Künstlers größtes Werk, vier Colossalgruppen, die letzten Dinge, der Tod, das Gericht, die Hölle, der Himmel, großgedachte Compositionen, welche die Genialität ihres Schöpfers bezeugen. Von Stammel's wenigen Arbeiten in Stein sind nur mehr zwei Doppelgruppen,|Franz Borgia mit Stanislaus Kostka und Ignatius mit Franz Xaver, im Home zu Graz erhalten. Sie stehen an Werth entschieden seinen Holzschnitzwerken nach. Bei dem großen Brande des Stiftes Admont (1865) gingen mehrere seiner Werke zu Grunde. St. war im Leben ein Sonderling, in Admont erzählt man noch jetzt zahlreiche Anekdoten über ihn. Sein Schädel ist in der Prälatur dieses Stiftes aufbewahrt.

    • Literatur

      Steiermärkische Zeitschrift (1833) 11. Heft, S. 97. — Schreiner, Grätz S. 165 und 219. Grätz 1843. —
      Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon XVII, 213. München 1847. —
      Fuchs, Kurzgefaßte Geschichte des Benedictinerstistes Admont S. 172. 178. 182—183. Graz 1859. —
      Wichner, Geschichte des Benedictinerstiftes Admont vom Jahre 1466 bis auf die neueste Zeit S. 358. 364. 368—369. Graz 1880. — Wastler, Steirisches Künstlerlexikon S. 158—160. Graz 1883.

  • Autor/in

    Franz Ilwof.
  • Zitierweise

    Ilwof, Franz, "Stammel, Josef" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 434-435 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752634.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA