Lebensdaten
1800 – 1869
Geburtsort
Truden bei Cavalese (Südtirol)
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Bauingenieur ; Mineraloge
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118728172 | OGND | VIAF: 74648161
Namensvarianten
  • Liebener von Monte Cristallo, Leonhard (seit 1868)
  • Liebener, Leonhard
  • Liebener von Monte Cristallo, Leonhard (seit 1868)
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Zitierweise

Liebener, Leonhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728172.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die italienischsprachige Fam. Liebener (Libener) ist seit d. 16. Jh. in Cavalese (Fleimstal) nachweisbar. - V Johann (1749–1828) aus Cavalese, Pächter der Gastwirtschaft „Zur Pausa“ auf d. Paßhöhe zw. Fleims- u. Etschtal, S d. Francesco Antonio in Cavalese;
    M Maria Braito (ca. 1760–1828) aus Dajano;
    Ov Francesco, Forstbeamter in Primör, 1796 Führer e. Schützenkompanie in 2 siegreichen Gefechten mit d. Truppen Napoleons;
    - Trient 1828 Giulia Menapace (ca. 1807–96), Kaufm.-T aus Bozen;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    Seit dem 8. Lebensjahr scheint L. die höhere Schule in Bozen besucht zu haben. 1818 trat er bei der dortigen Baubehörde als Praktikant ein, legte 1821 die Ingenieurprüfung ab und wurde 1824 als Kreisingenieursadjunkt in Bozen angestellt. 1834 wechselte er in gleicher Stellung nach Trient. 1838 unternahm L. eine dreimonatige Studienreise über Mailand, Genf und Lyon nach Paris und dann weiter über Brüssel und Antwerpen nach London. Von dieser Reise hat er in Briefen ausführlich berichtet, die seine Faszination durch das Erlebnis alter und neuer Architektur belegen. Nach seiner Rückkehr wurde L. Kreisingenieur für das Oberinntal mit Sitz in Imst, wo er sich mit der Neuanlage bzw. dem Ausbau wichtiger Straßen beschäftigte, darunter der Straße von Nassereith zum Fernpaß und der Finstermünzstraße. 1840 kehrte er nach Südtirol zurück, wo er die Etschdurchstiche bei Centa, Nomi und Marco sowie weitere Regulierungen leitete, wurde aber noch im selben Jahr als Baudirektionsadjunkt ins Gubernium nach Innsbruck versetzt, von wo aus er die schon genannten Straßenbauten im Umkreise des Inntals weiter betreute und neue in Angriff nahm. Von seinen Bauten ist vor allem die Brennerstraße zwischen Innsbruck und Matrei mit der Stefansbrücke, der damals größten steinernen Brücke der Monarchie, zu nennen. 1843 wurde L. Nachfolger des berühmten Straßen- und Brückenbauers Josef Duile und übernahm 1848 die Leitung der Baudirektion. Das Handelsministerium betraute ihn 1849 mit der Reorganisation des Baudienstes und der Bauämter in Tirol und Vorarlberg, die er erfolgreich durchführte. 1850 wurde L. Vorstand der Landesbaudirektion und nach deren Vereinigung mit der Statthalterei 1863 Vorstand des Landesbaudepartements. 1862 unternahm er eine zweite Reise nach England, wo er die Londoner Weltausstellung besuchte, und nach Frankreich. Gesundheitlich geschwächt, trat er 1868 in den Ruhestand.

    L. war vielseitig gebildet, in italienischer wie deutscher Sprache und Literatur bewandert, zudem ein hervorragender Zeichner und Kupferstecher. Bedeutung erlangte er vor allem auch als Mineraloge. Von früher Jugend an betrieb er unter der Anleitung seines Onkels Francesco auf ausgedehnten Wanderungen durch die Tiroler Bergwelt mineralogische und geognostische Studien. 1852 gab er gemeinsam mit J. Vorhauser das Werk „Die Mineralien Tirols“ heraus (Nachtrag 1866), die erste wissenschaftliche Darstellung ihrer Art. Er war auch Mitherausgeber der ersten geognostischen Karte von Tirol (1849), von der er eine handliche Volksausgabe herstellen ließ. L. hat mehrere bis dahin unbekannte Mineralien entdeckt, darunter das nach ihm benannte „Liebenerit“. Seinen Namen tragen auch die Versteinerungen „Pleurotomaria Liebenerii“ und die Liebenerspitze in den Ötztaler Alpen. Seine umfangreiche Sammlung von Mineralien und Versteinerungen wurde z. T. von der geologischen Reichsanstalt in Wien und vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum übernommen, dessen Verwaltungsrat er angehörte und in dessen geologisch-mineralischer Abteilung er als Fachdirektor fungierte. Den verbleibenden Bestand erwarb die Harvard University in Cambridge (Massachusetts/USA).

  • Literatur

    ADB 18;
    G. Hohenauer, Drei Lb. aus Südtirol, Gottlieb Putz, Joh. Baptist Foresti, L. L., 1954, S. 55-95 (P);
    ders., L. L., e. Pionier d. Technik in Tirol, in: Bll. f. Technikgesch. H. 31, 1969, S. 1 ff.;
    F. Attlmayer, Tiroler Pioniere d. Technik, 1968, S. 48 ff.;
    ÖBL (L).

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Liebener, Leonhard" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 476 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728172.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Liebener: Leonhard L. von Monte Cristallo, k. k. Landesbaudirector in Innsbruck, ein um die Mineraltopographie Tirols verdienstvoller Forscher, ist am 20. Januar 1800 zu Pausa am Eingang des Fleimsee-Thales geboren. Er erhielt die erste Bildung bei seinem Oheim Franz Liebener, k. k. Forstinspektor in Primör, in dessen Haus zugleich der frühzeitig bei L. erwachte Sinn für die Natur reiche Nahrung fand. Kaum 18 Jahre alt erhielt er eine Verwendung als Baupraktikant in Bozen, um sich theoretisch und praktisch für das Staatsexamen des Baufachs vorzubereiten. Nach glücklich bestandener Prüfung wurde L. 1824 als Kreis-Ingenieur-Adjunkt in Bozen angestellt, siedelte dann unter stufenweiser Vorrückung in seiner Dienstesstellung 1833 nach Trient, 1835 nach Imst und endlich nach Innsbruck über, wo er 1850 die einflußreiche Stelle eines Oberbauinspectors und Vorstandes der k. k. Landesbaudirection von Tirol und Vorarlberg erlangte. Die mit seinem Dienste verknüpften zahlreichen Reisen in allen Theilen seines Vaterlandes verschafften ihm in Verfolgung seiner Jugendneigung reichlich Gelegenheit zu Beobachtungen über das Vorkommen von Mineralien und zum Einsammeln derselben, sodaß er bereits 1853 in Verbindung mit seinem Freunde, dem Bauinspector Johann Vorhauser eine sehr geschätzte Schrift: „Die Mineralien Tirols“, veröffentlichen konnte, welche er 1866 durch einen Nachtrag wesentlich bereicherte und vervollständigte. Die Wissenschaft verdankt ihm die Entdeckung von vier neuen Mineralspecies, des Brandesits, Vorhauserits, Prägrattits und eines zur Ehrung des Entdeckers Libernerit genannten Minerals. Gleichzeitig sammelte L. Beobachtungen über die geognostischen Verhältnisse seines Landes und nahm wesentlichen Antheil an der Herstellung der 1849 herausgegebenen großen geognostischen Karte von Tirol, sowie insbesondere an der bald darauf erschienenen, aus der großen Karte reducirten geognostischen Uebersichtskarte von Tirol und Vorarlberg. In seiner dienstlichen Stellung führte L. großartige Bauten aus, unter denen besonders die einbogige kühne Stephansbrücke der Schönbergstraße zwischen Innsbruck und Matrei, die Kunststraßen in Valsugana, der Finstermünz, der Tüll bei Meran, des Farnpasses, der Katzenbergstraße bei Reutte, dann die namhaften Etschdurchschnitte bei Centa, Nomi und Marco genannt zu werden verdienen. 1868 trat L. nach 50jähriger Dienstzeit in den Ruhestand zurück und wurde bei dieser Veranlassung in Anerkennung seiner bautechnischen|und wissenschaftlichen Verdienste in den erblichen Adelstand mit dem Prädicate „von Monte Cristallo“ erhoben. Zahlreiche gelehrte Gesellschaften ehrten ihn durch Ernennung zu ihrem Mitgliede, sowie auch zum bleibenden Andenken an seine Verdienste um die Topographie des Landes ein Berg der Oetzthalergruppe den Namen: Liebener Spitze erhielt. Die von ihm zusammengebrachte reiche Mineraliensammlung, welche wegen ihrer vorzüglichen Exemplare aus Tirol und wegen schöner Krystalle berühmt war, ging in den Besitz des Harward College der Universität Cambridge in Nordamerika über. Kurz nach seiner Versetzung in den Ruhestand ereilte ihn am 9. Febr. 1869 in Innsbruck inmitten der Vorbereitungen für die in diesem Jahre in Innsbruck stattfindende Naturforscherversammlung der Tod.

    • Literatur

      Briefl. Original-Mittheilungen.

  • Autor/in

    Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Liebener, Leonhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728172.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA