Lebensdaten
1710 – 1789
Geburtsort
Bayreuth
Sterbeort
Aurich
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11870009X | OGND | VIAF: 68964754
Namensvarianten
  • Hähn, Johann Friedrich
  • Hähn, Johann Friedrich
  • Haehn, Ioannes Fridericus
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Hähn, Johann Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11870009X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Heinr. (1668–1724), Bäckermeister, S d. Bäckermeisters Hans in B. u. d. Magdalena Fischer;
    M Eva Marg. Schrödtel ( 1720); ledig.

  • Biographie

    Dieser für die praktische Unterrichtsarbeit in den niederen Schulen und die Lehrerbildung im 18. Jahrhundert recht bedeutsame theologische Pädagoge begann nach dem Besuch des Gymnasiums Bayreuth und einem Theologiestudium an der Universität Jena seine Tätigkeit als Lehrer und Erzieher 1736 in Klosterberge bei Magdeburg, wo er 1738 in den Konvent des Klosters eintrat und eine Anstellung als Scholasticus und damit die Aufsicht über die Seminaristen und die vom Abt Steinmetz gegründete Armenschule erhielt. 1749 berief ihn Friedrich II. als Feldprediger zum Regiment Gens d'Armes nach Berlin. Dort gewann ihn Hecker für seine Realschule, deren Inspektor H. nach seiner Ernennung zum Pastor adjunctus an der Dreifaltigkeitskirche (1753) wurde. Der Realschule gab er sein Gepräge durch das Praktizieren der Buchstabenmethode, durch das Heranschaffen von Bildern und Modellen und die eigens erfundene Literal- oder Tabellarmethode, mit der er den Text in Tabellen setzte, um so das Auswendiglernen zu erleichtern. Das Amt des Oberdompredigers in Stendal und das des Generalsuperintendenten der Altmark und Prignitz hatte er von 1759 an nur drei Jahre inne. Dann wurde er zum Abt von Klosterberge gewählt und war damit gleichzeitig Generalsuperintendent und Konsistorialrat des Herzogtums Magdeburg. Als Abt von Klosterberge nahm er sich besonders der niederen Schulen und der Lehrerbildung an. Es war erstmalig in der preußischen Schulgeschichte, daß man in den Sommermonaten wöchentlich zweimal die Lehrer in Magdeburg versammelte und sie für die Schulen fortbildete. Mit der Berufung als Generalsuperintendent nach Ostfriesland trat er 1771 das letzte Amt in seinem Leben an.

  • Werke

    Jena. Rechenbuch, 1737;
    Agenda scholastica od. Vorschläge, welche z. Einrichtung guter Schulanstalten abzielen, 10 Stücke, Berlin 1750/52;
    Slg. kleiner Schrr. f. Eltern u. Kinder, Berlin 1754;
    Die Möglichkeit u. Nutzbarkeit e. curriculi scholastici, 1754;
    Geometrie in Tabellen, Berlin 1754;
    Latein. Syntax in Tabellen, 1754;
    Die Glaubenslehren u. Lebenspflichten d. Christen in Tabellen, Berlin 1754;
    Berliner ABC-, Buchstaben- u. Lehrbüchlein, ebd. 1757;
    Unters., was Gründlichkeit vornehmlich in Schulsachen heißt, 3 Stücke, ebd. 1757/59;
    Trigonometrie in Tabellen, ebd. 1760;
    Ausführt. Abh. d. Literalmethode, ebd. 1777;
    Berliner Schulpädagogie u. Schuldisziplin, 1775.

  • Literatur

    ADB X;
    J. Ch. G. Schumann, Gesch. d. Volksschulwesens in d. Altmark, 1871;
    H. Fechner, Die Methoden d. ersten Leseunterrichtes, 1882;
    H. Holstein, Gesch. d. ehem. Schule zu Kloster Berge, 1886;
    A. Heubaum, Gesch. d. dt. Bildungswesens I, 1905;
    F. Wienecke, in: Brandenburgia 19, 1910;
    A. Schmid, Enz. d. gesamten Erziehungs- u. Unterrichtswesens III, 1880.

  • Porträts

    Kupf. v. J. D. Schleuen, 1762.

  • Autor/in

    Georg Schindler
  • Zitierweise

    Schindler, Georg, "Hähn, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 432 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11870009X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hähn: Johann Friedrich H., der Erfinder der sogenannten Litteralmethode, geb. zu Baireuth am 16. August 1710, gest. zu Aurich am 4. Juni 1789. Sohn eines Bäckermeisters, gewann er in seiner Vaterstadt gute Grundlagen für wissenschaftliche Bildung, die er seit 1733 auf der Universität Jena zu glücklicher Entwicklung brachte. Die pädagogische Anwendung des Gelernten begann er als Hofmeister der Söhne des Grafen Hohenthal in Dresden, dessen volksfreundliche Gesinnung es gern sah, daß der junge Mann auch auf den gräflichen Gütern dem Schulwesen seine Aufmerksamkeit zuwandte. Die eigenthümliche Methode, welche er sich ausgedacht hatte, wornach alle wissenswürdigen Dinge in tabellarischer Form den Lernenden dargestellt und das so zunächst an die Wandtafel Geschriebene wieder abgekürzt (mit den Anfangsbuchstaben) zu leichter Einprägung vorgehalten wurde, erregte allmählich auch in weiteren Kreisen Theilnahme und bewirkte dann, daß H. 1743 auf Betrieb des Abtes Steinmetz in Kloster Bergen bei Magdeburg als Conventual und Prediger Stellung erhielt. Auch als Feldprediger eines preußischen Regiments (seit 1749) setzte er seine auf Verbesserung des Unterrichtswesens gerichteten Bemühungen unermüdlich fort, wie er damals schon mit der von Hecker in Berlin begründeten Realschule eine Verbindung angeknüpft hatte. So schrieb er mit Rücksicht auf die Bedürfnisse dieser Anstalt die beachtenswerthe Schrift „Agenda scholastica oder Vorschläge, welche zur Einrichtung guter Schulanstalten abzielen“ (10 Stücke). In die engste Verbindung mit der Realschule kam er, als er 1752 dem rastlosen Gründer derselben als zweiter Prediger und Schulinspector an die Seite trat. Er gab jetzt noch andere Schriften für Empfehlung der Litteralmethode heraus: „Die Völkerhistorie des Alten Testaments" (1754), „Untersuchung, was Gründlichkeit hauptsächlich in Schulsachen heiße" (1757 f., 3 Stücke), „Trigonometrie in Tabellen" (1760), „Geometrie in Tabellen", „Lateinische Syntaxis“, „Die Glaubenslehren und Lebenspflichten der Christen in Tabellen“ etc., und leugnen läßt sich nicht, daß er durch diese Schriften mannichfach anregend auf weitere Kreise gewirkt hat, wie denn der Zusammenhang seiner Methode mit der von Felbiger in Sagan und dann in Oesterreich zu großer Geltung gekommenen ganz unzweifelhaft ist (s. v. Helfert, Die Gründung der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia, 86 ff.). Besondere Sorgfalt wandte H. an der Realschule auf Anlegung und Erweiterung der „großen realen Sammlung“, worin Modelle von Gebäuden und Schiffen, von Säulen der verschiedenen Ordnungen, aber auch von Pflügen und Butterfässern, von allerlei Kunstproducten, wie sie in den Handel kommen (z. B. von 100 verschiedenen Lederproben) als Anschauungsmittel vereinigt waren. Wie sehr Friedrich II. den wackeren Mann schätzte, gab er auch dadurch zu erkennen, daß er ihn damals dem Prinzen Friedrich Wilhelm als Instructor beigab, worauf er ihn 1759 zur Würde eines Generalsuperintendenten der Altmark und Priegnitz mit dem Wohnsitze in Stendal und 1763 zu der eines Consistorialraths und Generalsuperintendenten des Herzogthums Magdeburg erhob, zugleich auch zum Abt und Director in Kloster Bergen ernannte. Wie eifrig er hier auch der äußerlichsten Dinge sich annahm, zeigt seine Erfindung eines besonderen Koch- und Bratofens zum Nutzen und Gebrauch der Oekonomie zu Kloster Bergen. Weil er jedoch in dieser Stellung durch seine Hinneigung zum Pietismus einen nachtheiligen Einfluß auf die in der berühmten Erziehungsanstalt vereinigte Jugend zu üben schien, versetzte ihn der König 1771 als Generalsuperintendenten nach Ostfriesland, wo er zugleich die Leitung des Gymnasiums in Aurich übernahm. Hier wirkte er bis zu seinem Tode. — Seine Methode hatte sehr bald ihr Ansehen verloren; schon Fr. Gedike hat sie sehr entschieden (Schulschriften I. 433 ff.) verurtheilt.

    • Literatur

      Fikenscher, Beitrag zur Gelehrtengeschichte und Nachrichten von Zöglingen des Gymnasiums zu Bayreuth (1793), 265 f.

  • Autor/in

    H. Kaemmel.
  • Zitierweise

    Kämmel, Heinrich, "Hähn, Johann Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 373-374 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11870009X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA